18 Praxisführung und Geld Medical Tribune • 34. Jahrgang • Nr. 49 • 4. Dezember 2002 Praxisführungs-Serie „Nie wieder Kopfschmerzen“ / Teil 3 Wie sich der erfolgreiche Arzt am besten präsentiert Foto: Angelika Berndt WIEN – Wie sieht es in Ihrer Ordination bei der Mitarbeiter führung und beim Marketing aus? Wie präsentieren Sie sich nach außen? In der dritten Folge unserer großen MT-Serie, die wir in Zusammenarbeit mit !mprove (Health Care Marketing & Management Consulting) gestalten, kommen wir zu einer Anamnese Ihres Aufgaben- und Verantwortungsbereiches als Ordinationsleiter. Foto: MT Wenn man in Bereichen wie Buchhaltung, Steuerfragen oder Recht das Angebot externer Dienstleister gerne in Kauf nimmt, so hält sich die Bereitschaft zu professioneller Unterstützung bei nicht minder wichtigen Prozessen deutlich in Grenzen. Doch Mitarbeiterführung, Marketing, QualitätsmanageDr. Roman Haas über Qualitätsmanagement: „Es geht nicht um Bürokratismus und Einengung der Entscheidungsfreiheit.“ ment sowie PR sollten da – gerade im Rahmen zukunftsorientierter Überlegungen – nicht so einfach als „nolite me tangere“ vom Tisch gefegt werden. Sind doch Arztpraxen künftig dem zunehmenden Konkurrenzdruck vermehrt ausgesetzt: Unsere Praxis als Gesamtunternehmen unterliegt somit mehr und mehr den Beurteilungskriterien der Patienten. „Und unser Unternehmenserfolg hängt wiederum in zunehmendem Maß von der so genannten guten medizinischen Qualität und einem modernen Management ab“, betont der auf Praxisführungen spezialisierte Arzt und Unternehmensberater Dr. ROMAN HAAS von !mprove. pierkrieg“ Korrespondenz und Formularwesen sowie Ordinationssoftware und Zeitmanagement betrifft), andererseits darf dabei die Schiene Menschlichkeit wie etwa Gesprächsführung, Einwandbehandlung, nonverbale Kommunikation oder Supervision nicht auf der Strecke bleiben. Über allem schweben und viel Staub aufwirbeln... Wie sieht Ihr Management-Stil aus? Mitarbeitergespräche einmal im Jahr Damit können auch klare Zielvorgaben – „Was wird denn vom Mitarbeiter erwartet?“ – in einer Stellenbeschreibung oder besser in jährlichen Zielvereinbarungen definiert werden. Gerade die Mitarbeitergespräche, abseits von jeglicher Hektik und Routine, etwa einmal im Jahr unter vier Augen in freundlicher Atmosphäre geführt, bringen Erwartungen und Bedürfnisse der Mitarbeiter zu Tage, wie sie auch erbrachte Leistungen oder das Verhältnis zum Chef beleuchten sollen. Und dann gibt es noch die kleinen Dinge – der Fachmann spricht von so genannten Anreiz- oder In- Ihre Mitarbeiter hegen und pflegen Ihre Patienten haben einfach das „G´spür“ für das Klima in Ihrer Ordination. Sie merken sofort, ob Ihre Mitarbeiter wirklich freundlich, unfreundlich, kompetent oder inkompetent sind. Darüber hinaus soll sich Ihr Team auch seiner Werte bewusst sein, um das „Unternehmen“ – die Ordination – nach außen hin als kompakte Einheit in Erscheinung treten zu lassen: So macht es eben keinen guten Eindruck, wenn ein Patient von zwei Mitarbeitern (oder von einem und von Ihnen) gänzlich unterschiedliche Antworten auf eine und dieselbe Frage erhält. Doch da sind wir auch schon bei der Ausbildung des Ordinationspersonals angelangt, die durchaus zweigleisig – diese Bahn wirkt – fahren sollte: Einerseits auf der Schiene Kompetenz (was den „Pa- Verschiedene Management-Stile zum Schmunzeln Management by: U Helikopter: Über allem schweben, ab und zu auf den Boden kommen, viel Staub aufwirbeln, dann wieder ab in die Wolken. U Ping Pong: Jeden Vorgang so lange hin- und herschieben, bis er sich von selbst erledigt. U Crocodile: Bis zum Hals im Dreck stecken, aber das Maul weit aufreissen. U Gänseblümchen: Entscheidungsfindung nach dem Prinzip „Soll ich – soll ich nicht – soll ich – soll ich nicht...“ U Harakiri: Souveräne, andauernde und unbeeinflussbare Missachtung aller Gegebenheiten. U Robinson: Warten auf Freitag. centivesystemen – deren Wirkung oft ungeahnte Effekte zeitigt: Blumen am St. Valentinstag, Krapfen zu Faschingsbeginn oder dann und wann eine Jause, zu der sich dann auch die Frau Doktor und der Herr Doktor hinzugesellt. Ab und zu Blumen sprechen lassen Ein wenig differenzierter sind da schon etwaige finanzielle Anreize für die Mitarbeiter zu beurteilen. Diese sollten allerdings im Einzelfall besprochen werden. Übrigens, wie man gesehen hat, führt nicht das Gehalt das Ranking der Mitarbeitererwartungen an! Im Patientenbereich ist auch die Zufriedenheit der „Kunden“ mit Ihrer Leistung eine durchaus messbare Größe. Fragebögen oder der bereits in unserer letzten Folge angesprochene „Postkasten“ sorgen in Ihrer Ordination (unter dem Deckmantel der Anonymität) für den erwünschten Feedback-Mechanismus: Wünsche der Patienten – wird doch dabei auch vielleicht „aktives“ Zuhören Ihrer Mitarbeiter angesprochen – werden so gezielt erfragt. Und so nebenbei bemerkt, wird auch ein Umdenken in Richtung Vertragspartner (zum Beispiel Abbau des Feindbildes Sozialversicherungen) künftig vonnöten sein. PR: Tue Gutes und rede darüber... Marketing, Corporate Identity (CI) und PR als zweifelsohne effektivste einsetzbare Instrumente für eine moderne Praxisführung, finden heute noch viel zu wenig Beachtung. Kommt doch dem CI „Wie präsentieren wir uns nach außen?“ beispielsweise bei Drucksorten, Bekleidung oder Namensschilder der Mitarbeiter, erhöhte Aufmerksamkeit zu. Und was wir für unser Image tun können, wartet abrufbe- reit in den beiden Buchstaben PR. Ebenfalls im Bereich Struktur angesiedelt ist die (technische) Einrichtung der Praxis, deren Raumanordnung sowie das ganze „Drumherum“, um nicht gleich Ambiente zu sagen, was von den Patienten teils bewusst oder unbewusst wahrgenommen wird. Kann doch eine positiv erlebte Atmosphäre Ihrer Ordination sehr wohl auch einen Beitrag zur Minimierung der Schwellenangst Ihrer Patienten sein. Deshalb benötigt ein Unternehmen, so wie die Praxis eines ist, eine mittelfristige Unternehmensvision: Wohin soll sich mein Betrieb entwickeln? Was soll in fünf Jahren anders werden als es heute ist? Was machen meine Konkurrenten? Sind sie schlechter oder besser (Qualität) als ich? Höre ich dabei auch meinen Patienten zu, die vorher in der Behandlung eines anderen Kollegen/ Kollegin standen? Prozesse statt Strukturen Primär orientieren sich heute moderne Unternehmen nach bestimmten Prozessen, nicht nach Strukturen. Prozesse sollen auch allen Mitarbeitern in der Praxis bekannt sein. Zumindest müssen sie im Wesentlichen besprochen, festgehalten wie auch laufend verbessert werden. „Diese Prozessorientierung erfordert somit auch Qualitätsmanagement, wobei es hier nicht um Bürokratismus oder gar Einengung der ärztlichen Entscheidungsfreiheit geht. Qualitätsmanagement ist ein Betriebsführungsund Betriebssteuerungskonzept“, so Dr. Haas. Wenn Sie, liebe Frau Doktor, lieber Herr Doktor, in 14 Tagen Ihre Medical Tribune zur Hand nehmen, dann stehen Risiken einer (Praxis-) Überorganisation im Mittelpunkt der nächsten Folge: „…es fragte einst die Frau Schnecke…“ PWB
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