Neue Bücher Ein Pionier der Meteorologie wie - Hans Steinhagen

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Neue Bücher
Ein Pionier der Meteorologie
wie der Polarforschung
Hans Steinhagen: Max Robitzsch. Polarforscher
und Meteorologe. - 200 S., 86 s-w Fotos, Jacobsdorf (VerlagsService Oder Spree) 2008
ISBN 978-3-939960-06-5 · Preis: 16,80 €
Max Robitzsch ist in eine Reihe zu stellen mit
Männern wie Arthur Berson, Wilhelm von
Bezold, Richard Aßmann sowie Kurt und Alfred
Wegener. Sein Talent zeigte sich früh. Erste
systematische Wetterbeobachtungen mittels
selbstgebauter Instrumente unternahm er mit
15, die erste wissenschaftliche Publikation folgte mit 16. 1910 hörte er Vorlesungen bei Alfred
Wegener in Marburg und erlebte wenig später,
mittlerweile Assistent, dortselbst die Anfänge
der Kontinentdrifttheorie. Mit Wegener unternahm er auch zwei wissenschaftlichen Zwecken
dienende Ballonfahrten in die Hochatmosphäre.
1912/13 überwinterte Robitzsch mit Kurt Wegener in der von ihnen in Spitzbergen aufgebauten
Station Ebeltofthafen. Die verabredeten gleichzeitigen Terminbeobachtungen mit Alfred Wegener während dessen Grönlanddurchquerung
waren zusammen mit den nur wenige Jahre
zuvor am ostgrönländischen Danmarkshavn gewonnen Daten der Beginn der systematischen
Wetterbeobachtungen in artischen Gebieten.
Ab 1914 war Robitzsch für fast 2 Jahrzehnte am
Observatorium Lindenberg tätig und wurde ein
Fachmann auf dem Gebiet der Atmosphärensondierung. Darüber hinaus machte er sich einen
Namen auf dem Gebiet des wissenschaftlichen
Gerätebaus und konnte somit Alfred Wegener
vor dessen Grönlandexpedition gerätetechnisch
beraten.
1935 wurde wurde er in das neugeschaffene
Reichsamt für Wetterdienst (RfW) berufen,
durch welches die Tätigkeit des in dutzende von
Einrichtungen und Dienstellen zersplitterten
Wetterdienstes in Deutschland zentralisiert wer-
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den sollte. Zugleich hielt er fast bis zum Kriegsende Vorlesungen an der Berliner Universität.
Aus zunächst halbjähriger amerikanischer (bei
Attichy in der Picardie) und anschließender
dreijähriger russischer Kriegsgefangenschaft
(zunächst in dem von den Kriegssiegern weiterbetriebenen KZ Sachsenhausen, dann im westsibirischen Omsk) kehrte Robitzsch 1949 an das
Observatorium Lindenberg zurück und wurde
dessen Direktor, bevor er als Professor mit Lehrstuhl für Geophysik an die Universität Leipzig
berufen wurde.
Das fessend geschriebene Buch, dessen
Erscheinen durch das AWI gefördert wurde, entstand unter Verwendung von hier erstmals veröffentlichten autobiographischen Aufzeichnungen. Es setzt dem Pionier der Meteorologie wie
der Polarforschung ein verdientes Denkmal und
ist uneingeschränkt zu empfehlen.
Ulrich Wutzke, Ahrensfelde
GMIT · NR. 35 · MÄRZ 2009
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19.01.2009, 19:32