K mpass karriere Wie war das noch mit der Motivation? Die Produktivität leidet enorm, wenn der Chef nicht auf seine Mitarbeiter eingeht. Es braucht Vertrauen und Einfühlungsvermögen, damit es im Betrieb rund läuft. Oder das Orchester harmoniert, wie ein Motivationsexperte aus den Niederlanden sagt. „Einem Virtuosen brauche ich nicht viel zu erklären, er kann gut mit Kritik umgehen, er braucht sie sogar“, erklärt der Experte. Anders ist das beim Anfänger. Der benötigt viel Unterstützung, viel Information und kann bei Kritik schnell verletzt sein. De Hoop kommt wieder auf seinen Instrumentenvergleich zurück. Jemand, der Bass spielt, ist der disziplinierte, bodenständige Typ, der brav Aufträge erfüllt. „So jemand braucht weniger Aufmerksamkeit als ein Trompetenspieler“, sagt der Motivationstrainer. „Das ist ein extrovertierter Mensch, ein Netzwerker. Jemand, auf den ich mich als Chef stärker konzentrieren muss.“ Damit hängt auch zusammen, auf die Stärken des einzelnen eingehen zu können, Talente zu fördern und treffend einzusetzen. „Nur, wenn jeder am richtigen Platz agiert, kommt die Leidenschaft am Arbeiten zustande.“ Eine Führungskraft sollte also in seinem Konzertssaal eine Bandbreite von Instrumenten spielen lassen und ein harmonisches Orchester formen. Aber auch das Zusammenspiel mehrerer Musikrichtungen muss passen: Etwa, wenn ein Abteilungsleiter auf Rock’n’Roll setzt, ein anderer auf Klassik. „Das kann gut klingen, aber die beiden müssen sich abstimmen.“ Neben Einfühlungsvermögen und Aufmerksamkeit braucht es aber auch Mut zur Realität und die richtige Form des Feedbacks. „Dabei sollte der Chef nicht auf die Person an sich eingehen, sondern immer auf das Verhalten in bestimmten Situationen.“ Mitarbeitern rät er, sich oft untereinander über Ziele und Perspektiven auszutauschen. Dann klappt das Verständnis besser. „Es ist unglaublich, wie wenig sich Chefs auf Mitarbeiterbene bewegen“ Richard de Hoop (51) ist als Motivations- und Teambuilding-Coach europaweit gefragt, zu seinen Kunden zählen etwa SAP oder Ernst & Young de hoop INSERAT ◆ Ein guter Chef fördert die Talente seiner Mitarbeiter intensiv – das ist mühsam, zahlt sich aber aus fotolia M an kennt das ja. Diese Unlust, sich zum Job zu bewegen. Eine weltweite Studie der Talentmanagement-Beratung DDI zeigt jetzt: In Mitarbeitern steckt enormes Potenzial – das sie aber nicht abrufen, weil ihnen die Unterstützung durch den Chef fehlt. Die Mehrheit der über 1000 befragten Arbeitnehmer gab an, dass sie deswegen nur halb so produktiv arbeiten können. 37 Prozent sagten, sie seien selten oder niemals motiviert. Woran liegt das nun? „Das Grundübel ist der Mangel an 14 Vertrauen“, sagt Richard de Hoop. Der Niederländer hat selbst zwei Unternehmen geführt und ist heute gefragter Redner für Meetings und Veranstaltungen großer Firmen. Schwerpunkt: Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterführung und Teambuilding. Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden Mitarbeiter immer vorsichtiger, gehen nicht mehr offen miteinander um, aus Sorge um den Arbeitsplatz. Hier gilt es, das „emotionale Bankkonto“ auf den Tisch zu legen. „Auf dieses Konto zahlt man ein und hebt ab“, sagt de Hoop. Mit Einzahlen meint er Aufmerksamkeit und Komplimente, mit Abheben mangelnde Information oder den Umstand, das jemand über einen und nicht mit einem spricht. „Mindestens einmal am Tag sollten die Mitarbeiter aufschreiben und besprechen, was alles von diesem und auf dieses Konto gebucht wird. Daran sieht man, was die Leute bewegt.“ Fingerspitzengefühl De Hoop vergleicht die Charaktere von Menschen mit Musikinstrumenten, um ihre Vielfalt darzustellen. Die Führungskraft ist der Dirigent. „Er muss in den Augen seiner Musiker ein Strahlen entdecken. Sie sollten es genießen, zusammenzuspielen.“ Um das zu erreichen, muss er aber viel investieren. De Hoop: „Ein guter Chef kümmert sich um Mitarbeiter, nimmt sich Zeit und eilt nicht nur von Meeting zu Meeting.“ Was einen guten Chef außerdem auszeichnet, ist die Fähigkeit, wie seine Mitarbeiter zu fühlen. Oder verstehen zu können, in welcher Entwicklungsphase sich ein Arbeitnehmer befindet. 15
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