Wie war das noch mit der Motivation? - Richard de Hoop

K
mpass
karriere
Wie war das
noch mit der
Motivation?
Die Produktivität leidet
enorm, wenn der Chef
nicht auf seine Mitarbeiter eingeht. Es braucht
Vertrauen und Einfühlungsvermögen, damit
es im Betrieb rund läuft.
Oder das Orchester
harmoniert, wie ein
Motivationsexperte aus
den Niederlanden sagt.
„Einem Virtuosen brauche
ich nicht viel zu erklären, er
kann gut mit Kritik umgehen, er
braucht sie sogar“, erklärt der
Experte. Anders ist das beim
Anfänger. Der benötigt viel Unterstützung, viel Information
und kann bei Kritik schnell verletzt sein. De Hoop kommt wieder auf seinen Instrumentenvergleich zurück. Jemand, der
Bass spielt, ist der disziplinierte,
bodenständige Typ, der brav
Aufträge erfüllt. „So jemand
braucht weniger Aufmerksamkeit als ein Trompetenspieler“,
sagt der Motivationstrainer.
„Das ist ein extrovertierter
Mensch, ein Netzwerker. Jemand, auf den ich mich als Chef
stärker konzentrieren muss.“
Damit hängt auch zusammen, auf die Stärken des einzelnen eingehen zu können, Talente zu fördern und treffend
einzusetzen. „Nur, wenn jeder
am richtigen Platz agiert,
kommt die Leidenschaft am Arbeiten zustande.“ Eine Führungskraft sollte also in seinem
Konzertssaal eine Bandbreite
von Instrumenten spielen lassen und ein harmonisches Orchester formen. Aber auch das
Zusammenspiel mehrerer Musikrichtungen muss passen:
Etwa, wenn ein Abteilungsleiter auf Rock’n’Roll setzt, ein anderer auf Klassik. „Das kann gut
klingen, aber die beiden müssen sich abstimmen.“
Neben Einfühlungsvermögen und Aufmerksamkeit
braucht es aber auch Mut zur
Realität und die richtige Form
des Feedbacks. „Dabei sollte der
Chef nicht auf die Person an
sich eingehen, sondern immer
auf das Verhalten in bestimmten Situationen.“ Mitarbeitern rät er, sich oft untereinander über Ziele und Perspektiven auszutauschen. Dann
klappt das Verständnis besser.
„Es ist unglaublich,
wie wenig sich Chefs
auf Mitarbeiterbene
bewegen“
Richard de Hoop (51) ist als Motivations- und
Teambuilding-Coach europaweit gefragt, zu seinen
Kunden zählen etwa SAP oder Ernst & Young de hoop
INSERAT
◆ Ein guter Chef
fördert die Talente
seiner Mitarbeiter
intensiv – das ist
mühsam, zahlt
sich aber aus fotolia
M
an kennt das ja. Diese
Unlust, sich zum Job
zu bewegen. Eine weltweite Studie der Talentmanagement-Beratung DDI zeigt
jetzt: In Mitarbeitern steckt enormes Potenzial – das sie aber
nicht abrufen, weil ihnen die
Unterstützung durch den Chef
fehlt. Die Mehrheit der über
1000 befragten Arbeitnehmer
gab an, dass sie deswegen nur
halb so produktiv arbeiten können. 37 Prozent sagten, sie
seien selten oder niemals motiviert.
Woran liegt das nun? „Das
Grundübel ist der Mangel an
14 Vertrauen“, sagt Richard de
Hoop. Der Niederländer hat
selbst zwei Unternehmen geführt und ist heute gefragter
Redner für Meetings und Veranstaltungen großer Firmen.
Schwerpunkt: Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterführung
und Teambuilding.
Vor allem in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten werden
Mitarbeiter immer vorsichtiger,
gehen nicht mehr offen miteinander um, aus Sorge um den
Arbeitsplatz. Hier gilt es, das
„emotionale Bankkonto“ auf
den Tisch zu legen. „Auf dieses
Konto zahlt man ein und hebt
ab“, sagt de Hoop. Mit Einzahlen meint er Aufmerksamkeit
und Komplimente, mit Abheben mangelnde Information
oder den Umstand, das jemand
über einen und nicht mit einem
spricht. „Mindestens einmal
am Tag sollten die Mitarbeiter
aufschreiben und besprechen,
was alles von diesem und auf
dieses Konto gebucht wird. Daran sieht man, was die Leute
bewegt.“
Fingerspitzengefühl
De Hoop vergleicht die Charaktere von Menschen mit Musikinstrumenten, um ihre Vielfalt
darzustellen. Die Führungskraft ist der Dirigent. „Er muss
in den Augen seiner Musiker ein
Strahlen entdecken. Sie sollten
es genießen, zusammenzuspielen.“ Um das zu erreichen, muss
er aber viel investieren. De
Hoop: „Ein guter Chef kümmert
sich um Mitarbeiter, nimmt
sich Zeit und eilt nicht nur von
Meeting zu Meeting.“ Was einen guten Chef außerdem auszeichnet, ist die Fähigkeit, wie
seine Mitarbeiter zu fühlen.
Oder verstehen zu können, in
welcher
Entwicklungsphase
sich ein Arbeitnehmer befindet.
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