Wie geschaffen für Künstlerhand

AN T RIEBSTECH NIK
Wie geschaffen für Künstlerhand
DC-Kleinstmotoren beweisen ihre Vielseitigkeit
Andreas Knebel, Ellen-Christine Reiff
Tätowierungen und Permanent-Make-up gelten als modern. In beiden
Fällen werden die gewünschten Motive über Nadeln mit Tinte oder anderen Farbmitteln eingebracht. Dank moderner Kleinstmotoren sind die
Maschinen, mit denen Tätowierer und Kosmetikinstitute heute arbeiten,
klein, leicht und ergonomisch in der Handhabung. Die Behandelten
profitieren von Präzision und Laufruhe.
Dipl.-Ing. Andreas Knebel, Dr. Fritz Faulhaber
GmbH & Co. KG, Schönaich
Ellen-Christine Reiff, M.A.
Redaktionsbüro Stutensee
42 Der Konstrukteur 11/2013
Eine Tätowiermaschine funktioniert im
Prinzip ähnlich wie eine Nähmaschine:
Eine oder mehrere Nadeln oszillieren und
punktieren dabei die Haut. Mit mehreren
Tausend Stichen pro Minute gelangt die
Farbe an die gewünschte Körperstelle. Ein
geübter Tätowierer sticht weder zu oberflächlich noch zu tief: Ideal ist, wenn er die
mittlere Hautschicht trifft. Denn bleibt er zu
oberflächlich, ist das Tattoo nicht dauerhaft, sticht er zu tief, kommt es zu Blutungen, die den Verlauf der eingebrachten
Farbe beeinflussen. Tätowierer müssen also
ihr Handwerk beherrschen. Gleichzeitig
sind sie Künstler, die eine Jahrtausende alte
Tradition weiterführen; ihre Tätowiermaschinen sind das Werkzeug, mit dem sie
ihre Kunst verwirklichen. Dabei sind die
Anforderungen an die eingesetzte Technik
recht hoch und decken sich mit denen
vieler anderer Bereiche.
Hightech in Künstlerhand
Da ein großflächiges Tattoo durchaus mehrere Stunden pausenlose Arbeit bedeutet,
müssen die Maschinen leicht und funktionell sein, damit ein ermüdungsfreies Arbeiten möglich ist. Ein vibrationsarmer und
leiser Betrieb ist dabei natürlich ebenfalls
Die DC-Kleinstantriebe
sind bei hoher Leistungsdichte
kompakt und leicht
wünschenswert. Kein Wunder also, dass
sich DC-Kleinstmotoren aus dem Faulhaber-Programm auch dieses eher etwas ungewöhnliche Einsatzfeld erschlossen
haben. Bei Tätowiermaschinen der jüngsten Generation, den sogenannten RotaryMaschinen, treiben sie die Nadeln an. Für
den Einsatz sprechen gleich eine ganze
Reihe von Argumenten:
Bild 2: Aufbau der DC-Kleinstantriebe, wie sie in den
Tätowiermaschinen eingsetzt werden
Die DC-Kleinstantriebe sind bei
hoher Leistungsdichte kompakt
und leicht. Im Gegensatz zu anderen
DC-Antrieben ist ihr Rotor nicht auf einen Eisenkern gewickelt, sondern besteht
aus einer freitragenden, in Schrägwicklung
hergestellten Kupferspule. Dieser als Glockenanker bezeichnete Rotor wiegt dadurch
wenig und überzeugt durch sehr geringes
Trägheitsmoment und rastmomentfreien
Lauf. Dadurch bieten die Motoren hohe Dynamik und präzisen Gleichlauf. Dank ihrer
linearen Charakteristik lassen sie sich zudem einfach regeln. Da sie nur wenig Bau-
raum benötigen, ist die Integration
in den handlichen und sehr
kompakten Tätowiermaschinen gut realisierbar.
Im Prinzip bestehen die
neuen Rotary-Maschinen
aus einem gewinkelten
Handstück und dem auswechselbaren Aufsatz mit dem eigentlichen Tätowierwerkzeug. Der Motor sitzt im Querstück des
Handgriffs und treibt eine Exzenter-Mechanik an, um die Injektionsnadel linear oszillieren zu lassen. Benötigt werden hierbei
kurze Motoren. Diese gibt es in unter-
Körperkunst mit Geschichte
Tätowierungen, also das Anbringen von Bildern auf der Haut hat in den verschiedensten Kulturen eine jahrtausendealte Tradition. Zahlreiche Tätowierungen hat
man beispielsweise auf dem rund 5300 Jahre alten Steinzeitmenschen „Ötzi“
gefunden. Tätowierungen identifizierten Archäologen auch auf der 4000 Jahre alten
Mumie der ägyptischen Priesterin Amunet. Die archaischen Methoden des Tätowierens waren allerdings äußerst schmerzhaft, da die Motive in die Haut geritzt wurden.
Heutzutage sind die Prozeduren weniger schmerzhaft und vor allem auch
hygienischer. Besonders gilt das für die modernen Tätowiermaschinen, die dank der
im Text beschriebenen Kleinstantriebe sehr präzise arbeiten und eine ergonomische
Handhabung ermöglichen.
AN T RIEBSTECH NIK
Bild 3:
Schlanke DC-Kleinstmotoren
für den Einsatz in kugelschreibergroßen Geräten fürs
Permanent-Make-up
schiedlichen Varianten und Technologien.
Sie sind bei Durchmessern zwischen
17 mm lediglich 22 mm lang und wiegen je
nach Modell lediglich 20 bis 60 g. Dennoch
liefern sie aufgrund der hohen Wirkungsgrade von bis zu 86 % die für die RotaryMaschinen notwendige Leistung.
Dank der eingesetzten DC-Motoren
arbeiten diese jetzt besonders laufruhig,
liegen durch ihr geringes Eigengewicht, zu
dem die Kleinstantriebe wesentlich beitragen, gut in der Hand und sind obendrein
auch noch deutlich leiser als die bisher
üblichen Spulenmaschinen.
Präzision im
Kugelschreiber­format
Ebenso wie der Tätowierer profitieren auch
Kosmetiker und Kosmetikerin, die ein Permanent-Make-up auftragen, von einem
leichten, handlichen Gerät, das sie feinfühlig
führen können. Die mikrofeinen Farbpig-
mente werden mit einer oszillierenden
Nadel in die Hautoberfläche implantiert,
wobei im Gegensatz zum Tätowieren nur
die obersten Hautschichten behandelt werden und das darunter liegende, lebende
Gewebe unverletzt bleibt. Die eingesetzten
Geräte müssen allerdings sehr präzise und
zuverlässig arbeiten. Da an empfindlichen
Körperteilen wie etwa dem Auge hantiert
wird, ist eine besondere Laufruhe notwendig.
Auch hier lässt sich von den leistungsfähigen DC-Kleinstantrieben profitieren. Da
die fürs Permanent-Make-up verwendeten
Geräte eher länglich und für eine gute Handhabung etwa so groß wie ein Kugelschreiber
sein sollten, haben sich hier schlanke
DC-Kleinstmotoren mit Durchmessern
zwischen 13 mm und 15 mm bewährt.
Sicherlich ist der Einsatzbereich Kosmetikstudio oder Tattoo-Shop für die anpassungsfähigen DC-Kleinstmotoren eher ungewöhnlich, die hier geforderten Eigenschaften sind jedoch auch für viele andere
Branchen interessant, zumal die kompakten edelmetallkommutierten Ausführungen eine Lebenserwartung von bis zu
10 000 Betriebsstunden haben.
Die Motoren mit Durchmessern
zwischen 6 bis 22 mm werden ergänzt
durch eine umfangreiche Auswahl an Standardkomponenten wie hochauflösende
Encoder, Präzisionsgetriebe und Steuerungen. Für besondere Applikationsanforderungen lassen sich die Standardprodukte
außerdem jederzeit modifizieren. Zu den
gängigen Anpassungen zählen z. B. Vakuumtauglichkeit, erweiterter Temperaturbereich, modifizierte Wellen, Spannungen,
Anschlüsse oder Stecker und vieles mehr.
Typische Anwendungen finden sich deshalb z. B. in Medizintechnik, Präzisionsoptik und Telekommunikation ebenso wie
in Bestückungsautomaten oder Robotik sowie in der Luft- und Raumfahrt.
Faulhaber
www.vfmz.net/1004710
Berührungslose Drehgeber
Synchronmotor
Zwei weitere Ausgangssignalvarianten
Hohe Leistungsdichte
Turck ergänzt seine berührungslose, induktive
Dreh­geberreihe RI360P-QR24 um zwei weitere Ausgangssignalvarianten: eine Version mit inkremen­
tellem Ausgang und eine weitere mit klassi­schem
Spannungs-/Strom-Ausgang mit 0…10 V oder
4…20 mA. Damit sind die hochauflösenden, verschleißfreien und magnetfeldresistenten Drehgeber
jetzt für zahlreiche weitere Applikationen verfügbar.
Wie bei den anderen QR24-Modellen sind Sensor
und Positionsgeber komplett vergossen und als
zwei unabhängige, absolut dichte Einheiten konstruiert, denen Vibrationen
oder Schläge der Welle nichts anhaben können. Verschleißanfällige Kugellager
oder Dichtungen sind bei dem RI360P-QR24 nicht erforderlich, ein Vorteil
gegenüber optischen und auch magnetischen Drehgebern.
Der dauerhaft dichte IP69K-Drehgeber lässt sich mit Hilfe von Adapterringen
auf allen gängigen Wellen-Durchmessern bis 20 mm montieren. Neben den
neuen Varianten bietet der Hersteller den Encoder auch als Multi- oder
Singleturn-Version mit SSI-Ausgang an.
Mit den Abmessungen eines Schrittmotors leistet
dieses Powerpäckchen eines Synchronmotors von
Küenle die Arbeit eines fast dreimal so großen
Drehstrom-Motors. Seine
Aufgabe: Geldscheine
vernichten. Der perma­
nenterregte Synchron­
motor der Reihe KSSM
erzielt ein außergewöhnlich günstiges Verhältnis
zwischen Dimension und
Wirkung. In den Abmessungen von 130 mm im
Durchmesser und 80 mm in der Tiefe erreicht er die
Leistung von 880 W. Ein weiteres Merkmal dieses
Sondermotors in Serie KSSM ist der Anschluss durch
den kundenspezifischen Stecker. Die Montage ist mit
wenigen Handgriffen geschehen.
Turck
Küenle
44 Der Konstrukteur 11/2013
www.vfmz.net/p08002
www.vfmz.net/p08006