Wie beeinflusst Schülermitbestimmung im - Blog.de

Wie beeinflusst Schülermitbestimmung im Biologieunterricht intrinsische Motivation
und Wissenserwerb? ( Katrin Bätz, Ludmilla Beck, Laura Kramer, Jessica Nestradt und
Matthias Wilde)
Die Autoren dieses Textes heben hervor wie wichtig es ist den Schülern die Möglichkeit zur
Selbststeuerung zu gewähren, was vor allem in projektorientiertem Unterricht gewährleistet
werden kann. Allerdings muss man vorsichtig sein, da über die Jahre verschiedene
Definitionen für selbstgesteuertes Lernen formuliert wurden.
1) Weinert 1982: nur die direkte und wirkliche Einflussnahme
2) Reinmann & Mandel 2006: verfolgen konstruktivistischen Ansatz → tatsächliche
Handlungskontrolle und das Gefühl des Lerners eingeschränkt bzw. nicht eingeschränkt zu
sein
3) Deci & Ryan: wahrgenommen Autonomie wird als Impuls für intrinsisches und
extrinsisches Handeln angesehen; sie leiten dies aus der Selbstbestimmungstheorie ab
Viele sehen es als schwierig an Schülermitbestimmung in unserem Bildungssystem
umzusetzen, da man ebenfalls darauf achten muss die Anforderungen des Bildungsplanes
zu erfüllen. Die Autoren des Artikels stellen zunächst verschiedene Theorien vor, die sich mit
Schülermitbestimmung beschäftigen, stellen dann Hypothesen auf, untersuchen diese in
einem Versuch und ziehen letztendlich ein Fazit, das ebenfalls Aspekte für die Umsetzung in
der Schule anspricht.
•
Gemäßigter Konstruktivismus:
Der gemäßigte Konstruktivismus stellt eine Mischform der technologischen Auffassung des
Unterrichtens und der konstruktivistischen Grundannahme dar. Während die technologische
Auffassung den Lehrer als aktiven Part und den Lernen als passiven Part definiert ist dies im
konstruktivistischen Ansatz umgekehrt, da hier der Lernende aktiv werden soll, während der
Lehrende nur auf das Verhalten des Lernenden unterstützend reagiert.
Als zentrales Merkmal der Mischform dieser beiden Extreme zeichnet sich die
Selbststeuerung der Schüler aus. Allerdings kann man in der Untersuchung, um die sich
vorliegender Artikel dreht, nicht unterscheiden, ob die tatsächliche Einflussnahme der
Schüler oder die gefühlte Autonomie den Lernprozess unterstützt.
•
Selbstbestimmungstheorie:
Diese Theorie die auf den Untersuchungen von Deci und Ryans basiert begründet sich
darauf, dass motiviertes Verhaltens auf Grundbedürfnisse nach sozialer Einbindung,
Kompetenz und Autonomie zurückzuführen sind. Hierbei wird aber zwischen intrinsischer
und extrinsischer Motivation unterschieden. Erstere wird von einem freien Willen und
Spontanität gekennzeichnet. Die extrinsische Motivation dagegen ist eine Handlungsweise,
die aufgrund einer instrumentellen Absicht ausgeführt wird, also intensiv zielgerichtet ist.
•
Flow-Theorie:
Der Begriff „Flow“ wird verwendet, wenn man den Zustand erreicht in einer bestimmten
Tätigkeit vollkommen aufzugehen. Die betreffende Person ist sich während der Ausführung
der Handlung sich selbst nicht direkt bewusst und konzentriert sich nur auf das Geschehen,
so dass nicht über eventuelle Konsequenzen nachgedacht wird, da keine innere Reflexion
stattfindet.
•
Selbstbestimmungstheorie und Flow-Theorie:
Sowohl die Selbstbestimmungstheorie und die Flow-Theorie wurden dazu konstruiert um
intrinsische Motivation besser erklären und verdeutlichen zu können. Allerdings kann
intrinsische Motivation nur dann vollständig betrachtet werden, wenn man beide genannten
Theorien miteinander verknüpft. Denn die Selbstbestimmungstheorie konzentriert sich auf
die Ziele einer Handlungsart, während die Flow-Theorie sich direkt mit der Handlungsart
selbst beschäftigt.
Hypothesen, die angestellt wurden:
1) Schülermitbestimmung führt zu einem höheren Wissenszuwachs
2) Schülermitbestimmung fördert die intrinsische Motivation
3) Schülermitbestimmung begünstigt ein Flow-Erleben
Der Versuch lief folgendermaßen ab – insgesamt an 96 Realschüler wurden mit Hilfe eines
Prä-Posttest-Designs geprüft inwiefern Selbststeuerung den Lernprozess und somit
Wissenszuwachs verbessern kann. In der Versuchsgruppe wurde abgestimmt über den
Unterrichtsinhalt und Methoden. Nach dem Ergebnis der Abstimmung wurde dann der
Unterricht sowohl in Versuchsgruppe als auch in der Kontrollgruppe durchgeführt, in der
allerdings keine Mitbestimmung stattfand. Erstaunlich war, dass die Schüler die
mitbestimmen durften zufrieden mit der Durchführung des Unterrichts waren selbst wenn ihre
persönliche Abstimmung aufgrund der Mehrheitsentscheidung nicht durchgesetzt wurde. Es
zeigt sich also, dass Schüler bei einer Transparenz der Abstimmungsergebnisse es
akzeptieren, wenn sie überstimmt wurden und deshalb der Unterricht nicht nach ihren
Vorstellung gestaltet wird. Ein Problem an diesem Versuch stellen zwei nicht zu
vernachlässigende Faktoren dar. Zum einen kann man nicht überprüfen, ob die
Kontrollgruppe bei einer durchgeführten Abstimmung nicht ähnliche Präferenzen angegeben
hätte. Zum anderen wird in diesem Versuch nicht getestet ob die tatsächliche Mitbestimmung
oder nur der subjektive Eindruck der Schüler, dass sie mitbestimmen konnten entscheidend
für die späteren Ergebnisse waren.
Die Ergebnisse der der Studie belegen, dass die Versuchsgruppe, die mitbestimmen durfte
eine höhere intrinsische Motivation aufwies und ebenfalls einen höheren Wissenszuwachs
erzielte. Somit ist also wissenschaftlich erwiesen, dass Schülermitbestimmung sich positiv
auf das Lernen auswirken kann. Allerdings bleibt die Frage offen ob nur das
Autonomiegefühl oder die tatsächliche Mitbestimmung diese positiven Auswirkungen
begünstigt. Deshalb widmete sich diesem Aspekt eine weitere Studie.
Nützliche Elemente von Schülermitbestimmung im Biologieunterricht für die
Verbesserung intrinsischer Motivation (Inga Meyer-Ahrens, Manuel Moshage, Janina
Schäffer, Matthias Wilde)
Folgender Text sagt aus, dass man vor allem beim kompetenzorientierten Unterrichten auf
die Lerner im Hinblick auf ihre Motivation und Interessen zu achten. Durch diese Beachtung
der Vorlieben und Anliegen der Schüler wird das Schülerengagement gesteigert, da das
allgemeine Interesse höher ist. Da es aber nicht umsetzbar ist nur nach reinem Interesse der
Schüler vorzugehen stellt sich die Frage, wie man trotzdem die Motivation der Schüler
effektiv steigern kann.
Ein
wichtiger
Faktor
für
die
Entstehung
von
intrinsischer
Motivation
stellt
ein
Autonomieempfinden dar. Allerdings war bisher unklar ob das Autonomieempfinden schon
die intrinsische Motivation begünstigt, wenn man allein mitbestimmen kann oder ob diese
Mitbestimmung tatsächlich umgesetzt werden muss um einen Fortschritt des Interesses zu
erzielen.
Diesen Aspekt betrachtete diese Studie genauer. Der Versuch lief ab wie folgt – eine
Versuchsgruppe war dazu berechtigt abzustimmen, allerdings war schon vorab festgelegt
welches Unterrichtsthema durchgeführt wird. Die Schüler der Versuchsgruppe waren aber in
dem Glauben, dass ihre Stimme Einfluss auf das spätere Unterrichtsgeschehen hat. In der
Kontrollgruppe wurde der selbe Unterricht durchgeführt, mit dem Unterschied, dass diese
Gruppe nicht dazu berechtigt war darüber im Vorfeld abzustimmen. Vor der Studie wurden
folgende Hypothesen aufgestellt:
1. Selbst die Scheinwahl führt zu einer Erhöhung der intrinsischen Motivation
2. Klassen die sich für das Thema bei der Abstimmung entschieden hatten weisen eine
höhere intrinsische Motivation auf, als Klassen die das Thema nicht favorisiert hatten
3. Wie in Hypothese zwei, kann man nochmals diese Hypothese auf einzelne Schüler
betrachtet anstellen
Die Ergebnisse des Versuches zeigten, dass die erste Hypothese verifiziert werden konnte,
während die anderen beiden Hypothesen falsifiziert wurden. Dies zeigt also, dass es nicht
wichtig ist ob die Umsetzung der Mitbestimmung stattfindet. Entscheidend ist vorrangig
zunächst, dass die Schüler ein Autonomieempfinden erhalten. Um Störfaktoren zu
vermeiden, wurde vor der gesamten Studie noch bei der Versuchs- und Kontrollgruppe ein
Test zur Messung des relativen Autonomieempfindens durchgeführt. Hierbei wurde ermittelt,
dass beide Gruppen ein gleiches relatives Autonomieempfinden hatten. Somit konnte man
ausschließen, dass das Ergebnis durch Ungleiches wahrnehmen der Autonomie das
Ergebnis verfälscht wurde.
Nicht das Ergebnis einer Abstimmung sondern der Prozess des Wahlganges scheint für die
Schüler zunächst entscheidend für ihre intrinsische Motivation zu sein. Jedoch muss man an
dieser Stelle hinzufügen, dass es keinesfalls ethisch wäre die Schüler bewusst ständig zu
täuschen um ihre intrinsische Motivation zu erhöhen. Schüler sollten ernst genommen
werden und deshalb auch die Abstimmungsergebnisse möglichst umgesetzt werden. Sollte
man es trotzdem auf ein mehrmaliges Täuschen der Schüler anlegen, erkennen dies die
Schüler selbstverständlich und es kommt mit Sicherheit zu einer Schädigung des SchülerLehrer-Verhältnisses.
Außerdem hat es auch niemand nötig bewusst die Schüler zu täuschen, denn im spezielle im
Biologieunterricht bieten sich genug Möglichkeiten um die Schüler tatsächlich mitbestimmen
zu lassen. Wer denkt, dass die Schülermitbestimmung nicht funktioniert aufgrund der
Heterogenität der Schülermeinungen liegt falsch. Denn es hat sich gezeigt, dass Schüler
durchaus schon in der Lage sind Mehrheitsentscheidung zu akzeptieren. Es ist hierbei nur
wichtig die Abstimmungsergebnisse wirklich transparent zu machen.
Als Fazit ist festzuhalten ist, dass es sich durchaus lohnt Schülermitbestimmung in den
Unterricht einfließen zu lassen. Vor allem das Fach Biologie bietet sich gut an um den
Schülern eine Mitbestimmung zu gewähren. Geeignet ist dieses Fach, weil grundlegende
Prinzipien und Phänomene der Biologie an zahlreichen Beispielen betrachtet und erarbeitet
werden können.
Interesse von Jungen und Mädchen an naturwissenschaftlichen Themen am Ende der
Sekundarstufe I (Nina Holstermann, Susanne Bögeholz)
In dieser Veröffentlichung wird die internationale Studie „ROSE“ (The Relevance of Science
Education) beschrieben und auf die Ergebnisse eingegangen.
Es ist wichtig zu wissen, dass innerhalb der Interessenforschung zwischen zwei Formen des
Interesses zu unterscheiden ist – zwischen dem situationalem Interesse und dem
individuellem Interesse. Das situationale Interesse tritt auf, wenn etwas in einer gewissen
Situation, was selbstverständlich auch eine Lernsituation sein kann, Aufmerksamkeit auf sich
zieht. Das individuelle Interesse hingegen hängt von den Ansichten der jeweiligen Person ab
und ist somit auch eng mit dessen Emotionen verknüpft.
Die Rose-Studie beschäftigt sich mit Motivation und affektiven Aspekten in den
naturwissenschaftlichen Disziplinen. Sie ist ebenfalls eine der ersten Studien die diesen
Sachverhalt mit weltweit 40 beteiligten Nationen zu betrachten und somit die Möglichkeit des
internationalen Vergleichs zu bieten. Mit Hilfe der Ergebnisse soll es gelingen die Curricula
auch vermehrt auf die Motivation der Schüler und Schülerinnen abzustimmen, um einen
besseren Lernerfolg erzielen zu können.
Auf den Ablauf der Studie werden wir nicht genauer eingehen, dies könnt ihr im Artikel selbst
nachlesen, allerdings werden wir die Ergebnisse und Schlussfolgerungen kurz wiedergeben.
Im
Allgemeinen
kann
man
festhalten,
dass
Jugendliche
sich
vor
allem
für
naturwissenschaftliche Phänomene interessieren und begeistern können, die ihren eigenen
Alltag betreffen oder einen lebenspraktischen Nutzen haben. In den Fächern Physik, Chemie
und Biologie zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern was das
Interesse betrifft. In Chemie zeigen sowohl Schüler als auch Schülerinnen Interesse, auch
wenn innerhalb des Faches sich dann unterschiedlich Interessen in den Themen aufweisen
lassen. In Physik und Biologie ist das Fachinteresse allerdings geschlechtlich geteilt – für
Physik interessieren sich eher die Jungen und für Biologie dafür die Mädchen mehr. Bislang
gab es kaum Studien, die die Interessen von deutschen Jugendlichen fächerübergreifend
untersucht
haben,
wobei
allerdings
versucht
naturwissenschaftlichen Fächer voranzutreiben.
wird
vernetztes
Unterrichten
der
Innerhalb der Studie wurden die zehn interessanten Themen getrennt für Jungs und
Mädchen ermittelt. Hierbei fällt im internationalen Vergleich auf, dass sich doch einige der
Themen in ihrer Rangfolge deutlich unterscheiden. Dies wurde selbstverständlich auch mit
den am wenigsten interessanten Themen für beide Geschlechter entsprechend durchgeführt.
Die wichtigsten Erkenntnisse hieraus waren, dass beide Geschlechter aller Jugendlichen
sich definitiv für körperbezogene Themen interessieren. Dies ist vermutlich auf die
Alltagsrelevanz zurückzuführen – die Schüler können die behandelten Themen besser
nachvollziehen. Die großen Überschneidungen der Ergebnisse von England, Schweden und
Deutschland können möglicherweise auf den ähnlichen kulturellen Hintergrund zurückgeführt
werden.
Als Fazit dieses Artikels über die ROSE-Studie würden wir hervorheben, dass es definitiv
wichtig ist bei der Unterrichtsplanung das Interesse der Schüler und Schülerinnen zu
betrachten und einfließen zu lassen. Somit wird die Motivation, also auch der Lerneffekt, für
die Klasse höher sein. Selbstverständlich gibt es auch Themen die unumgänglich sind,
obwohl sie nicht von größtem Interesse ist. In solchen Lehrsituationen sollte man versuchen
den zu behandelnden Inhalt mit etwas im Interesse der Schüler zu verknüpfen oder in
alltagsbezogene Kontexte einzubetten.
„Sind die süß! - Der Einfluss des unterrichtlichen Einsatzes lebender Zwergmäuse auf
Wissenserwerb, Motivation und Haltungswunsch (Matthias Wilde & Katrin Bätz)
Hierbei wurde untersucht inwiefern Originalobjekte, in der Studie selbst Beispielsweise
Zwergmäuse, Einfluss auf die intrinsische Motivation haben. Es ist durchaus bekannt, dass
durch hohe Eigenaktivität und reales Erleben Lernprozesse begünstigt werden. Deshalb
wurde überprüft, ob dies damit zusammenhängt, dass die intrinsische Motivation durch
solche Erlebnisse gefördert wird. Bei der Versuchsdurchführung gab es drei Gruppen:
1. Schüler, die im Unterricht durch Medien etwas über Zwergmäuse lernten
2. Schüler, die im Unterricht Originalobjekte betrachten konnten
3. Schüler, die über eine längere Zeit sich mit den Tieren beschäftigt hab, indem sie die
Tiere im Klassenzimmer hielten und sich um sie kümmern mussten
Folgende Hypothesen wurden aufgestellt:
a) „Schüler die Unterricht unter Verwendung lebender Zwergmäuse erhalten, lernen besser
als Schüler, denen lediglich eine mediale Vermittlung geboten wird.“
b) „Schüler, die lebende Zwergmäuse im Unterricht erleben, weisen ein höheres Maß
intrinsischer Motivation auf als die Kontrollgruppe ohne originale Objekte.“
c) „Schüler, die mehrere Wochen die Haltung von Zwergmäusen übernehmen, haben im
Durchschnitt einen geringeren Haltungswunsch als Schüler, die sie lediglich punktuell im
Biologieunterricht erleben.“
Die Hypothesen a) und b) konnten deutlich verifiziert werden, während Hypothese c) zwar
ansatzweise verifiziert werden konnte, allerdings fiel dieses Ergebnis nicht so deutlich aus,
wie die der ersten beiden Hypothesen.
Es ist also sinnvoll Originalobjekte in den Unterricht einzubinden wann immer es geht.
Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass durch punktuelles zeigen der Tiere der
Haltungswunsch sehr groß ist, was Daheim zu Diskussionen führen kann. Deshalb ist es an
sich geeigneter die Tiere über einen längeren Zeitraum von den Schülern betreuen zu
lassen, allerdings kann man dies aufgrund des Aufwandes eher selten mit den Schülern
realisieren.
Self-determination Theory and the Faciliation of Intrinsic Motivation, Social
Development, and Well-Being (Richard M. Ryan and Edward L. Deci, University of
Rochester)
Diese weiterführende Literatur wurde auf Englisch verfasst. Wir geben euch allerdings einen
kurzen Überblick des Inhalts auf Deutsch. Ryan und Deci stellten fest, dass es drei
„angeborene“ psychologische Bedürfnisse gibt, die unsere Motivation beeinflussen. Da gibt
es die Bedürfnisse nach Tüchtigkeit, Autonomie und Verbundenheit. Werden diese drei
natürlichen Bedürfnisse gestillt ist ein optimal funktionierendes Aufwachsen ermöglicht, des
weiteren wird die Sozialeinbindung und das persönliche Wohlbefinden bestärkt.
Um dies weiter zu erläutern gehen die Autoren zunächst auf die Motivation an sich ein. Sie
stellen die Motivation als zentralen Punkt dar und schreiben ihr die Fähigkeit zu Dinge
entstehen zu lassen und Personen zu Taten zu bringen. Allerdings muss man zwischen
intrinsischer und extrinsischer Motivation unterscheiden, die sich gegenüberstehen. Es gibt
auch noch Abstufungen zwischen den zwei Extremformen, die ebenfalls wieder eine andere
Qualität vorzeigen. Auf diese „Skala“ sind wir schon im Teil über die Sitzung an sich genauer
eingegangen, weshalb ich auf diesen Aspekt nicht genauer eingehen werde.
Innerhalb des Textes wird sehr oft noch darauf eingegangen wie wichtig das soziale Umfeld
und verschiedene Bindungen, wie zum Beispiel zum Lehrer oder den Eltern, die intrinsische
Motivation beeinflussen. Je positiver die Umwelt auf einen eingeht umso eher hat man ein
hohes Level der intrinsischen Motivation und somit einen größeren Lerneffekt. Ein weiterer
Punkt der untermauert wird ist, dass Motivation auch immer von Natur aus im Menschen liegt
aufgrund seines Hangs zur Neugier. Der Antrieb ist also in der Ausgangssituation immer
gegeben, es bleibt nur die Frage was mit der Motivation während den Handlungen
beziehungsweise den Lernprozessen dann geschieht.
Biologie lernen ohne Frustration
Schaffung
von
Lernarrangements
zur
Förderung
positiver
ausgerichteter
Einstellungsänderungen zu Schule und Biologieunterricht
Zusammenfassung
-
Alle SuS sollen möglichst optimal gefördert werden im naturwissenschaftlichen
Unterricht
-
Situationales Interesse soll hervorgerufen + erhalten werden durch Befriedigung der
„basic
needs“,
stellt
erforderliche
Motivation
für
positiv
ausfallende
Einstellungsänderungen dar
-
U-Konzeption entwickelt (nach Upmeier zu Belzen & Christen):
o
Mischform der Unterrichtskonzeption Lernfreude-Typ + Unterrichtskonzeption
Zielorientierter Leistungs-Typ
o
Variation der Organisationsform, Instruktion/ Beratung, Autonomieerleben
o
Ergebnis: Wechsel der SuS zwischen Einstellungsprägung
o
Einleitung
-
Befragungen durch Upmeier zu Belzen & Christen (2004) an HS+ RS+ Gymnasium
der Einstellung zu Schule + Bio-U  4 Einstellungstypen
o
Lernfreude-Typ
o
Zielorientierter- Leistungs-Typ
o
Gelangweilter –Typ
o
Frustrierter-Typ
-
Einstellungsprägungen lassen sich gezielt verändern
-
„basic needs“ müssen berücksichtigt werden, um anhaltendes situationelles Interesse
zu behalten
-
Konkreter U ist hierfür entscheidend (didaktisch-methodische Ausgestaltung + Grad
der
Unterstützung
der
Bedürfnisse
nach
Autonomie,
Kompetenz,
soz.
Eingebundenheit)
-
Projekt PEIG
Das Interessenkonstrukt
-
Interesse beinhaltet die Beziehung einer Person zu einem Gegenstand (PersonGegenstands-Relation)
-
Es gibt zwei trennbare Zustände der Interesse:
o
Person-Gegenstands-Beziehung
(Person
handelt
nach
Kontakt
mit
Umweltbereich)
o
Person-Gegenstands-Bezug
(durch
Wiederholte
Person-Gegenstands-
Beziehung kann sich ein Person-Gegenstands-Bezug herausbilden)
-
Wird die Beziehung zwischen Person und Gegenstand von „innen“ veranlasst,
handelt es sich um „aktualisierte Interesse“, wird sie von „außen“ angeregt, handelt
es sich um „situationales Interesse“
-
Bei situationalem Interesse gibt es Bedingungen, die diese Auslösen („catch“) und
Bedingungen, die das situationale Interesse halten („hold“).
Motivation
-
Motivation ist ein zentrales Konstrukt der Verhaltenserklärung
-
Es werden fünf varianten der Motivation unterschieden:
o
Intrinsische Motivation:
Handlungen, die von Interesse bestimmt sind, sie braucht keine externen
Anstöße, Drohungen oder Versprechungen
o
Vier Formen der extrinsischen Motivation:
Haben instrumentelle Absichten, um eine Konsequenz zu erlangen, brauchen
einen externen Anstoß

Externale
Regulation
(Streben nach externer Belohnung oder
Entgehen einer Strafe)

Introjizierte Regulation (innerer Druck)

Identifizierte Regulation (Identifizieren mit zugrunde liegenden Zielen
und Werten)

Integrierte Regulation (Ziele und Werte in individuelles Selbstkonzept
integrieren)
-
Die Handlung lässt sich auf drei Quellen zurück führen: psychologische Bedürfnisse
(„basic needs“), physiologische Bedürfnisse, Emotionen
Einstellung
-
Einstellung ist eine Tendenz, Personen, Objekte oder Verhalten zu bewerten und zu
evaluieren
-
Es sind zur Zeit zwei Definitionen für Einstellung vorhanden:
o
Einstellung als mehrdimensionales System: geht von drei konzeptuell
unterschiedlichen Reaktionen aus (kognitiv, affektiv, verhaltensbezogen)
o
Einstellung als eindimensionales System: hier treten verhaltensbezogene
Elemente in den Hintergrund
-
Untersuchungen von Fishbein & Ajzen haben das Einkomponentenmodell zur
Grundlage, in diesen werden Einstellungsprägungen für die Sekundarstufe I skaliert:
o
Lernfreude- Typ (LFT)
o
Zielorientierter- Typ (ZLT)
o
Gelangweilter Typ (GT)
o
Frustrierter Typ (FT)
Rahmenkonzeption und Forschungshypothesen
-
Nach der Intervention sollte der „frustrierte Typ“ nicht mehr anzutreffen sein
-
Die Konzeption des Unterrichts sollte sich positiv auswirken auf die Typen
Zielorientierter Leistungs-Typ und Lernfreude-Typ
Methodik
Untersuchungsinstrumente
-
um die Schülereinstellungen zu erfassen wurden Fragebögen verwendet mit
fünfstufigen Ratingskalen (von „stimmt nicht“ bis „stimmt genau“)
Untersuchungsdurchführung
-
Es wurde eine 10. Jahrgangsstufe befragt mit 19 Schülern zwischen 16 und 19
Jahren
-
Ihre Leistung lag im mittleren Bereich
Unterrichtskonzept
-
Es wurde ein Unterrichtskonzept entwickelt, dass den Lernfreude-Typ (verlangt gut
strukturierten Unterricht und klare Anweisungen) und Zielorientierter Leistungs-Typ
(verlangt viel Selbständigkeit ohne ständige Instruktionen) einplant
-
Im Konzept muss hohe Selbstständigkeit und Autonomie als auch eine starke
Strukturierung und Instruktion vorhanden sein
-
Konsequenzen:
o
In Unterrichtsstunden, in denen viel autonom gearbeitet wird sollen klare
Inhaltsstrukturen gegeben werden, die durch gestufte Lernhilfen gestützt
werden
o
Transparente
Zielerwartungen,
eindeutige
Aufgabenstellungen
und
vorbereitete Lernumgebungen sollen vorhanden sein
o
Durch Wahlfreiheit der Sozialform kommt es zu höherer Autonomie
o
Eine Alltags- und Zukunftsrelevanz ist wichtig
o
Lerninhalte sollten interessant aufbereitet sein und Spaß machen
Ergebnisse und Diskussion
Ergebnisse des FES
-
Der Frustrierter-Typ war nach der Intervention nicht mehr vorhanden
-
Lernfreude-Typ und Zielorientierter Leistungs-Typ erhielten Zuwachs
„Basic needs“
-
Kompetenzerleben konnte gefördert werden, wenn die Schüler voneinander lernen
konnten im Blick auf inhaltliche als auch organisatorische Aspekte
Fazit
-
Differenzierungsmaßnahmen
im
Unterricht
sind
nötig,
um
allen
Einstellungsausprägungen gerecht zu werden, dies beinhaltet Differenzeirung in den
Sozialformen und in den Leistungen
-
Schüler sollen selbst aktiv werden können und Entscheidungsmöglichkeit über den
Gebrauch von Lernhilfen haben
Interessen und Nicht-Interessen bei Grundschulkindern
Theoretische Basis der Längsschnittstudie PEIG
Kurzfassung
•
Lernen ist ein Ganzheitlicher Prozess
•
Interesse bzw. Nicht-Interesse sind einflussreiche motivationale Bedingungsfaktoren
beim Lernprozess
•
Beeinflusst durch Eltern (Vorschulalter) und Lehreperson
•
Kontrolle
der
Selbstbestimmungstheorie:
Wirkung
auf
Person-Gegenstands-
Auseinandersetzung analysiert zur Entwicklung von U-Modellen durch die positive
Interesse entwickelt wird
Einleitung
•
Bildungsgeschehen: Kontextmerkmale wirken zusammen mit konkreten U-Merkmalen
•
Es wirken sich verschiedene Faktoren auf Erleben schulischer Lernsituationen aus
(Einstellung, Emotion, Motivation, Selbstwirkungsüberzeugung)
•
Lernen im motivationalen Bereich: wird begleitet von Interesse oder Desinteresse/
Ablehnung  beeinflusst Leistung
•
Ausbildung von Interesse: Ziel von U + Bestandteil von Bildung
•
Aufgaben
des
Bio-U:
Interessenentwicklung
fördern,
vorhandenes
Interesse
berücksichtigen, Interessenverfall entgegenwirken, gegen Desinteresse arbeiten
o
Konkreter Unterricht von Bedeutung: didaktisch-methodische Ausgestaltung +
Grad der Unterstützung der Bedürfnisse (nach Autonomie, Kompetenz, soz.
Eingebundenheit)
Theoretische Grundlagen
•
Artikel „Theorie des Interesses“ geht diesem Artikel voraus
•
Bei Nicht-Interesse wird in zwei unterschiedliche Ausprägungen eingeteilt:
o
Desinteresse
o
Abneigung
2.1 Spektrum Interesse bis Nicht-Interesse
•
Es
geht
allgemein
darum,
ob
sich
aus
einer
Person-Gegenstands-
Auseinandersetzung eine mögliche Person-Gegenstands-Relation oder Beziehung
oder einem Bezug entwickelt.
2.1.1 Interesse
•
Interesse ist ein Konstrukt, das aus mehreren Dimensionen besteht und auf einer
Person-Gegenstands-Konzeption basiert
•
Der Gegenstand beinhaltet die drei folgenden Facetten: Tätigkeit, Kontext und Inhalt
•
Es lassen sich bei Interesse zwei Zustände unterschieden:
o
Peron-Gegenstands-Beziehung

o
Beziehung ist zeit- und situationsspezifisch  „situationales Interesse“
Person-Gegenstands-Bezug

Verankert sich langfristig in der Persönlichkeitsstruktur  „individuelles
Interesse“
•
Will
man
interessenorientierte
Handlungen
beschreiben
werden
folgende
Merkmalskategorien verwendet: kognitive Ausprägung, emotionales Tönung und
Wertaspekte, Selbstintentionalität
•
Es kann sich aus einem situationalen Interesse ein individuelles Interesse entwickeln
•
Wird ein bedeutungsvoller Bezug zu einem bestimmten Gegenstand hergestellt, kann
dieser wiederum Internalisierungsprozesse aktivieren und zu individuellem Interesse
führen
•
Auf drei Ebenen kann Internalisierung statt finden:
o
„Introjektion“: Beschäftigung mit einem Gegenstand, da es von der Umwelt
angeregt bzw. gefordert wurde (nicht intrinsisch motiviert)
o
„Identifikation“: Beschäftigung mit einem Gegenstand, da diesem persönlichen
ideellen Wert zugeschrieben wird, meist temporär
o
„Integrationsebene“:
Umgang
mit
Gegenstand,
da
dieser
in
eigene
Wertestruktur integriert wurde und permanenter Bestandteil der eigenen
Identität wird
2.1.2 Indifferenz
•
Indifferenz tritt auf, wenn noch kein Kontakt zu einem bestimmten Gegenstand
vorhanden war und die Ausgestaltung gegenüber diesem Gegenstand neutral
ausfällt.
•
Durch Fremdleitung kommt es in diesem Fall zu einer Person-GegenstandsAuseinandersetzung
2.1.3 Nicht-Interesse
•
Es gibt zwei unterschiedlich starke Ausprägungen:
o
Desinteresse: Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit, ohne vorhandene PersonGegenstands-Relation
o
Abneigung: Antipathie, Widerwille, ist eine negative Auseinandersetzung mit
Gegenstand vorrausgegangen
•
Unterschied zwischen Desinteresse und Abneigung ist der Bewusstseinsgrad im
Umgang mit dem Gegenstand, der bei Desinteresse eher wenig reflektiert ist, bei
Abneigung aktiv handeln lässt
2.2 Situationales Interesse im Unterricht – ein wünschenswertes Ziel
•
zu situationalen Interesse tragen zwei Aspekte bei, solche die das Interesse auslösen
(„catch“) und solche, die zum Anhalten („hold“) der Interesse führen
2.3 Selbstbestimmungstheorie und Identität
•
•
diese Theorie beinhaltet drei angeborene psychische Grundbedürfnisse:
o
Bedürfnis nach Kompetenz oder Wirksamkeit
o
Bedürfnis nach Autonomie oder Selbstbestimmung
o
Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit oder Zugehörigkeit
Intrinsische Motivation kann somit durch die Umgebung hervorgerufen werden indem
das
Bedürfnis nach
Autonomie
und
Kompetenz unterstützt
werden
durch
Wahlmöglichkeiten, die Äußerung anerkennender Gefühle
•
Eher unförderlich sind folgende Punkte: materielle Belohnungen, Strafdrohungen,
Bewertungen, aufgezwungene Ziele
Identität
•
Ausbildung von Interesse und Nicht-Interesse trägt zur Weiterentwicklung der
Identität bei
•
Da sich Menschen über Dinge definieren, die sie gut und wichtig finden oder
ablehnen
•
Die Entwicklung von Interesse und Nicht-Interesse geschieht im Zusammenwirken
von außerschulischen und schulischen Einflüssen, d.h. Familie, Peers und
Lehrpersonen
2.4
Zusammenhang
zwischen
Interesse
und
Nicht-Interesse
mit
der
Selbstbestimmungstheorie und der Identität
•
Eltern, Erzieherinnen und Lehrpersonen nehmen maßgeblich Einfluss auf die
Entwicklung von Kindern
•
Doch das Erleben und Verarbeiten finden bei den Kindern selber statt und kann von
Schülergruppe zu Schülergruppe verschieden ausfallen
Hypothesen und Fragestellungen des Projektes PEIG:
Hypothesen:
•
Neue soziale Kontexte beeinflussen Person-Gegenstands-Relation
•
Interesse im Vorschulalter bringt neues Interesse im späteren Alter
•
Im Vorschulalter fast immer Interesse vorhanden
•
Lehrpersonen können Person-Gegenstands-Auseinandersetzungen beeinflussen
•
Das Interesse wird beeinflusst durch Lehr- bzw. Bezugspersonen
Ergebnisse:
Interesse:
•
Wurde fast ausnahmslos durch Personen angeregt, am meisten von Eltern
•
Schülerinteresse deckt sich nicht mit Lehrerinteresse
•
Interessen aus Kindergartenzeiten werden später weiter ausgebaut und teilweise
spezialisiert
Nicht-Interesse:
•
Im Vorschulalter ist kein ausgeprägtes Nicht-Interesse vorhanden
•
Negative Bewertungen waren in allen Altersgruppen vorhanden, welche jedoch nicht
von den Eltern übernommen wurden
•
Abneigung kam vor bei Dingen, mit denen früher eine Person-GegenstandsAuseinandersetzung statt fand