Was ist eine Freie Alternativschule? Wie Schulen erfunden werden.

Was ist eine Freie Alternativschule? Wie
Schulen erfunden werden.
Prof. Dr. Jutta Wiesemann
Ringvorlesung: Lehren-Lernen-Unterrichten für die
Sekundarstufen im WS 07/08,
28. Januar 2008
Freie Schule Untertaunus,
gegründet 1986:
Die Schulstufen
IV. Schulstufe:
9. - 10. Klasse
III. Schulstufe:
6. - 8. Klasse
II. Schulstufe:
3. + 5. Klasse
I. Schulstufe:
0. - 2. Klasse
Kindergruppe von 2 bis 5 Jahren
Schulzeiten
Montag
13.00-14.00
Mittwoch
Donnerstag
Ankommen
8.00*-8.30
8.30-12.30
Dienstag
Projektund
Ausflugstag
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Gruppenzeit
Morgenkreis
Wochenplan/ Tagesplan
Arbeitsgruppen
Kleingruppen
Projekte
Mittagessen
Teamsitzung
+
14.00-15.30
Arbeitsgruppen und Projekte
Supervision
15.30-16.00
*7.30 Frühdienst
Aufräumen und abholen
Freitag
Was sind freie Alternativschulen? Wie
Schulen erfunden werden.
Was sind FaS und welche Bedeutung haben sie in
der aktuellen Schullandschaft?
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Wie werden Schulen erfunden?
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Motive für die Gründung einer FaS – „damals“ und
heute.
Warum müssen sich FAS selbst erfinden
Welche Schule brauchen wir heute?
Zur bildungpolitischen Rolle
Persönliches Fazit
„Die Idee war irgendwie erst mal nur ne Idee. Was sich dann im Laufe der Zeit
halt eingestellt hat war, dass das ganze zur Institution wurde ... Es ist durchaus
was anderes als das was es am Anfang mal war. Im ursprünglichem Konzept
steckte fast so was drin wie an und für sich überhaupt keine Schule machen zu
wollen. Also einfach zu sagen, ok. es gibt überall was zu lernen...dann waren
plötzlich Lehrer da.
Dann sah das ganze schon anders aus weil die natürlich auch Vorstellungen
hatten, die hatten was gelernt, die hatten Methoden und so weiter. Und es war
schon ein längerer Prozess glaube ich, dass die Leute, die ursprünglich diese Idee
hatten verstanden haben, dass es einfach nicht so geht, wie sie es sich vorgestellt
haben.
Aber das was jetzt dabei rausgekommen ist mit dem bin ich immer noch zufrieden
und werde auch meine jüngste Tochter – wenn die Schule dann so weiter besteht
auch noch hier herschicken.“
Freie Alternativschulen sind...
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Schulen im Prozess (Köhler/ Krammling-Jöhrens, 2000)
Experimentalschulen (Negt 1997)
Aushandlungsschulen (Scholz 1991)
Freie Alternativschulen sind Schulen, die ...
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Lernzeiten
Lernräume
Lernthemen
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Ohne Zensuren und ohne „Sitzenbleiben“
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Die Namensgebung
Freie Reformschulen
„ Freie Versuchsschulen
„ Freie autonome Schulen
„ Freie Alternativschulen
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Als Lehrer und Erzieher verpflichte ich mich,
den Willen des Kindes nicht zu brechen - auch nicht, wo
er unsinnig erscheint; ihm vielmehr dabei zu helfen, seinen
Willen in die Herrschaft seiner Vernunft zu nehmen; es
also den mündigen Verstandesgebrauch und die Kunst
der Verständigung wie des Verstehens zu lehren...
(aus: Der sokratische Eid von Hartmut von Hentig)
Daten und Fakten...
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ca. 80 FAS und 16 Initiativen
FAS sind Schulen in Freier Trägerschaft (private
Schulen), einige aber auch in kommunaler Trägerschaft.
24 Schulen haben eine Primarstufe und eine
Sekundarstufe, und es gibt 2 reine SekundarstufenSchulen. Die übrigen Schulen sind Grundschulen.
FAS sind einzügig, häufig mit jahrgangsgemischten
Gruppen
insgesamt etwa 4.500 SchülerInnen in Deutschland
FAS sind Ganztagsschulen, oft mit Kita.
FAS sind keine Eliteschulen, Elternbeiträge werden
einkommensabhängig erhoben.
Das bildungspolitische Selbstverständnis (1986)
Teil I:
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Die gesellschaftlichen Probleme der Gegenwart und
Zukunft sind nur von Menschen zu lösen, die
Eigenverantwortung und Demokratie leben
können.
Alternativschulen sind Schulen, in denen Kindheit
als eigenständige Lebensphase verstanden wird.
Alternativschulen schaffen einen Raum, in dem
Kinder ihre Bedürfnisse und ihre Ideen entfalten
können.
Alternativschulen verzichten auf Zwangsmittel zur
Disziplinierung von Kindern.
Das bildungspolitische Selbstverständnis (1986)
Teil II:
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Lerninhalte bestimmen sich aus den Erfahrungen der
Kinder und werden mit den Lehrern gemeinsam
festgelegt.
Alternativschulen wollen neue und ungewohnte
Erkenntniswege eröffnen.
Alternativschulen sind selbstverwaltete Schulen.
Alternativschulen sind für alle Beteiligten ein Raum, in
dem Haltungen und Lebenseinstellungen als veränderbar
und offen begriffen werden können.
Motive für die Gründung einer FaS – „damals“ und heute
60ger Jahre (Studentenbewegung, antiautoritäre
Erziehung...)
....Schule verändert Gesellschaft...
„ 80er (Alternativbewegung, Bsp.: Hessen, Rot
Grün)
.... Wir verändern die Schule...
„ Mauerfall (Welle der Neugründungen im Osten)
„ Heute (Pisaschock)
...Wir machen unsere Schule...
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Warum müssen FAS sich selbst erfinden?
Der Verzicht auf Noten und der Verzicht auf
Zwangsmaßnahmen zur Teilnahme am Unterricht
stellt die Grundpfeiler der Schule des letzten
Jahrhunderts in Frage.
Mein persönliches Fazit:
1.
2.
3.
Lerntempo, Lernwege und Lerninteresse sind
verschieden. Wer Lernen erfolgreich gestalten will
muss diese Individualität respektieren!
Kinder brauchen zum Lernen vor allem andere
Kinder. Wenn schulisches Lernen gelingen soll, muss
Kindern die Chance gegeben werden, miteinander um
die Sache, um das Lernen und die Regeln des
Miteinanders zu ringen!
Kinder brauchen für ihr Lernen Erwachsene, die
bereit sind, sich ihren Fragen und ihren Antworten zu
stellen!
mit anderen Worten...
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weg von der Konsumierung von gutem oder
schlechten Unterricht hin zur aktiven Gestaltung
des eigenen Lernprozesses!
weg von der Belehrung hin zur Beratung und
Supervidierung von Lernprozessen!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!