OFFENE SENIORENARBEIT 4. OFFENE SENIORENARBEIT Soziale Einbindung – Soziale Netzwerke Familie hat für Menschen heute wie in früheren Zeiten große Bedeutung. Wer aber zur Familie gehört und was unter Familie verstanden wird, hängt stark von der jeweiligen gesellschaftlichen Wirklichkeit ab. Die individuellen Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume in der Lebensplanung sind größer geworden. Dementsprechend ist die Gegenwart von einer großen Vielfalt der Familienformen geprägt.1 In Bezug auf die älteren Generationen sind dabei insbesondere Haushaltsformen, familiärer Austausch und (informelle) soziale Netzwerke von Interesse, da sie in besonderem Maße die Lebensqualität und Lebenszufriedenheit älterer Menschen beeinflussen. Sie entscheiden wesentlich darüber, ob ältere Menschen ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Häuslichkeit führen können oder nicht. Aus der einschlägigen sozialgerontologischen Forschung ist bekannt, dass der Ressourcenaustausch zwischen älteren Menschen und ihren Kindern ungebrochen intensiv ist und eine wesentliche Quelle des verfügbaren Hilfepotenzials für Senioren darstellt. Allerdings sind familiäre Beziehungen grundsätzlich „ambivalent“, d. h. sie sind nicht nur von Solidarität und Sympathie geprägt, sondern auch von latenten Spannungen und unterschiedlichen Norm- und Wertvorstellungen.2 Es wird aber in Zukunft wichtiger denn je sein, außerfamiliäre Netzwerke aufzubauen. Dieser Aufforderung nachzukommen, ist in einer Lebenssituation, die beiläufige Kontakte nicht selbstverständlich herstellen kann, umso schwieriger. Um nicht isoliert zu sein, ist der Einzelne mit der Aufgabe konfrontiert, sich „soziale Netzwerke“ aufzubauen, indem er auf andere zugeht, selbst initiativ und aktiv wird. 4.1. Vorbereitung auf die 3. Lebensphase Die alleinige Verantwortung älterer Menschen für ein Lebensalter, das u.U. von Einschränkungen geprägt ist, erfordert, dass sie sich rechtzeitig und umfassend mit den Themen Wohnen, Dienstleistungen bei Hilfe- und Pflegebedarf, Kosten und finanzielle Vorsorge auseinandersetzen. Dies ist aktuell recht selten der Fall. Ältere Menschen sind auf ihren 3. Lebensabschnitt schlecht vorbereitet. Vermeidung des „Pensionsschocks“ und des Verlustes der sozialen Identität sind Aufgaben, die es bereits vor dem Ende der Berufstätigkeit zu lösen gilt. Es geht darum, sich mit seiner eigenen Lebensgestaltung im Alter auseinander zu setzen. Begriffe wie Kreativität, Reife im Alter, produktives Alter, lebenslanges Lernen müssen aufgegriffen werden: sich kompetent für sein eigenes Alter machen! Vielerlei Institutionen, von der Volkshochschule bis zum Altenkreis, bearbeiten dieses Thema und leisten einen wichtigen Beitrag. Angesichts der Zahl der älteren Menschen ist es allerdings ein sehr geringer Anteil, der sich bislang mit Vorsorge-Themen auseinandersetzt. „Krisensituationen“ offenbaren, dass viele Ältere nicht erkannt haben, dass sich für das Alter – genau wie für frühere Phasen des Lebens – Entwicklungsund Planungsaufgaben stellen. BESTAND Die Praxis der Frühverrentung der letzten Dekaden ist nicht ohne Folgen geblieben. In den neunziger Jahren waren in Deutschland nur noch knapp 40 % der 55- bis 64Jährigen beschäftigt. Aber auch die Beendigung der Familienphase und die geringen Chancen, eine Arbeit zu finden führte in Esslingen zu einer Zunahme von Informationsund Beratungsanfragen bei der Altenhilfe-Fachberatung. Durchgeführte Maßnahmen: 1993 – 1997: Durchführung von fünf Spurwechsel-Kursen (für Frauen nach Beendigung der Familienphase) in Kooperation mit der Familien-Bildungsstätte (FBS). Die Kurse waren ausgebucht, es nahmen insgesamt 60 Personen teil. 15 Umso vereinzelter und isolierter wir leben, umso wich tiger werden soziale Kontakte. Studien zeigen, dass Zufriedenheit, Selbstwertgefühl und sogar unsere Gesundheit ganz wesentlich von diesem „Sozialkapital“ abhängen. Das Leben fügt Jahre hinzu. Der Mensch muss sie mit Leben füllen. OFFENE SENIORENARBEIT 1993 – 1997: Durchführung von sechs Kursen/Informationsveranstaltungen zur Vorbereitung auf den Ruhestand in Kooperation mit der FBS, der VHS, Gewerkschaften und den Evang. und Kath. Bildungswerken. Es nahmen insgesamt ca. 120 Personen teil. 1994 bis heute: „Kunst mit Menschen ab der Lebensmitte“ in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat. Ziel war es, das kulturelle Angebot für Menschen ab der Lebensmitte zu erweitern. Fünf Werkstätten sollten Mut machen, sich auf neue kreative Bereiche einzulassen mit der Erfahrung, Neues zu erlernen. Insgesamt nahmen ca. 95 Personen daran teil. Werkstatt: Literatur besteht bis heute und hat ein kleines Buch mit dem Titel „HerbstZeit Los“ herausgebracht. Träger ist jetzt die FBS. Werkstatt: Erlebte Malerei hat sich 1998 aufgelöst, einige Teilnehmer treffen sich weiterhin, andere haben sich zu Folgekursen angemeldet. Werkstatt: Bildhauerei. Nach Beendigung des Kurses hat sich die Mehrheit der Teilnehmer bei der begleitenden Künstlerin zu Folgekursen angemeldet. Werkstatt: Musik besteht bis heute. Daraus hat sich das Ensemble Plus Minus Fünfzig gebildet, das in der städtischen Musikschule seine Proben abhält. Das Ensemble besteht aus 25 Teilnehmern und tritt auch öffentlich auf. Werkstatt: Theater. Auch diese Gruppe besteht heute noch, wenn auch in anderer Zusammensetzung. Jedes Jahr tritt das Seniorenensemble – Träger ist die Württembergische Landesbühne Esslingen – mit einem neuen Stück auf und erfreut sich bei Jung und Alt großer Beliebtheit. Das Ziel, dass die Gruppen nach Beendigung des Kurses bestehen bleiben und sich selbst organisieren, konnte erreicht werden. Einige der Gruppen sind heute an das Forum Esslingen, Im Heppächer 23, angebunden und werden von der AltenhilfeFachberatung je nach Bedarf organisatorisch begleitet und unterstützt. Durchgeführte Veranstaltungen in Kooperation mit Bildungsträgern zur Vorbereitung auf den Ruhestand und Spurwechsel-Kurse haben gezeigt, dass ein zunehmender Bedarf besteht, insbesondere bei Menschen, die vorzeitig in den Ruhestand geschickt worden sind. Hierbei ging es auch um die psychische Verarbeitung der nicht gewollten Freistellung und um eine Neuorientierung. Das Interesse, sich zu engagieren, ist bei dieser Gruppe überdurchschnittlich hoch, jedoch benötigt sie Unterstützung bei der Suche nach neuen sinnvollen Betätigungsfeldern. Um diesem Bedarf nachzukommen, wurde 1997 von der Altenhilfe-Fachberatung die Freiwilligenagentur „Esslinger Börse BürgerEngagement“ gegründet. Diese berät und vermittelt zwischen Menschen, die sich engagieren wollen und Institutionen, die bürgerschaftlich Engagierte suchen. Ergänzend dazu wurden bisher fünf Mentorenkurse zum Bürgerschaftlichem Engagement (pro Kurs nahmen im Durchschnitt 22 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahre teil) durchgeführt. BEDARF Ein zunehmender Informationsbedarf besteht im Bereich der vorsorgenden Verfügungen wie z. B. Patientenverfügung, Generalvollmacht, über Interessengruppen, Bildungsangebote wie PC-Angebote, dem Betreuten Wohnen und alternativen Wohnformen. Mit Einführung der Pflegeversicherung ist auch der Bedarf zu Fragen der Versorgung und deren Finanzierung gestiegen. Insgesamt ist festzustellen, dass die Altenhilfe-Fachberatung und die Beratungsstelle für Ältere von den Esslinger Bürgern telefonisch und persönlich stark frequentiert werden. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit in der Presse und durch die Herausgabe des Postmichel-Briefs – eine Zeitung für Personen ab 50plus zu Themen, die das Älterwerden betreffen – zeigen ihre Wirkung, sowie auch gut besuchte Informationsveranstaltungen. Als präventive Aufgabe im Hinblick auf ein erfülltes und sozial gesichertes Alter ist zusammen mit den Bildungseinrichtungen ein Konzept zu entwickeln, das Menschen aller Bevölkerungsschichten in ihrer weiteren Lebensplanung unterstützt. Immer bedeutsa16 OFFENE SENIORENARBEIT mer sind Informationen zum Älterwerden, über Wohnformen, gesundheitliche Vorsorge, Bürgerschaftliches Engagement, die Bedeutung sozialer Netzwerke sowie über alle Arten von Hilfeangeboten. Kooperationspartner sollten u. a. auch die Krankenkassen sein, die nach § 20 SGB V seit dem Jahr 2000 die Aufgabe haben, „den Gesundheitszustand der Versicherten unter deren aktiver Beteiligung zu verbessern und gesundheitlichen Beeinträchtigungen frühzeitig und wirksam entgegenzuwirken, anstatt sie kostenintensiv zu kurieren“.3 Es ist in der kommunalen Öffentlichkeitsarbeit darauf hinzuwirken, dass ältere Menschen ihre eigene Verantwortlichkeit erkennen. Die Chance einer Vorbereitung auf das Alter wird bisher von nur wenigen Menschen genutzt. Eine Sensibilisierung für dieses Thema und die Entwicklung von anspruchsvollen, die Eigenaktivität anregenden Beratungs- und Kursangeboten können dazu beitragen, dass mehr Menschen gut vorbereitet den Anforderungen und Problemen des Alters gegenübertreten. Maßnahmen Entwicklung bzw. Fortschreibung eines präventiven Bildungs- und Angebotskonzepts für Ältere in Kooperation mit Bildungsträgern, Krankenkassen und Firmen. Kurse zur Vorbereitung auf den Ruhestand. Weiterführung des Beratungsangebots der Freiwilligenagentur Esslinger Börse BürgerEngagement, regelmäßige Durchführungen von Mentorenkursen. Weiterführung der Herausgabe des Postmichel-Briefes. Kurse zur individuellen Entfaltung und zur Integration in soziale Netzwerke. 4.2. Bildung im Alter Mit älteren Menschen werden sehr häufig die Begriffe „verkalkt, verwirrt und bildungsunfähig“ in Zusammenhang gebracht. Dies trifft aber auf den Großteil der Alten nicht zu und noch weniger auf die jungen Alten. Die kognitive Leistungsfähigkeit und Informationsverarbeitung nimmt im Alter zwar ab, aber die erfahrungs- und wissensgebundenen Fähigkeiten (Lebensweisheit) sind altersunabhängig. (Gedächtnis-)Training verbessert auch im Alter noch die geistige Leistungsfähigkeit. Dies ist bei der zu erwartenden hohen Demenzrate besonders zu beachten. 4 Ziel muss es sein, ein Bildungsverständnis zu schaffen, das es älteren Menschen ermöglicht, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu lernen. Lebenslanges Lernen zielt nicht mehr auf eine berufliche Qualifizierung ab, sondern bietet Chancen, lang gehegte Wünsche zu erfüllen oder sich für den neuen Lebensabschnitt neu zu orientieren. Die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens wird jedoch nicht nur als Chance erlebt: Bei der rasanten Entwicklung des Internets und den damit verbundenen Anforderungen erleben insbesondere ältere Menschen Weiterbildung als schmerzhafte Notwendigkeit.5 Durch die Eigeninitiative von älteren Menschen wird Bildung zur Lebensbereicherung und führt daher fast unausweichlich zu Lebenszufriedenheit. Bildung im Alter kann auf vielfältige Weise stattfinden. Hierbei sind u. a. folgende Bereiche zu nennen: Veranstaltungen, Kurse, Seminare, Seniorenstudium, Vorträge zu bestimmten Themen (Gesundheit, Körperpflege, Ernährung, Haushalt usw.), Gesprächskreise, Seniorenreisen, Ausflüge und Theaterfahrten. Diese Bildungsangebote werden von unterschiedlichsten Institutionen und Organisationen angeboten. Hierbei sind die Grenzen zur allgemeinen Freizeitgestaltung oder zum Bürgerschaftlichen Engagement fließend. Eher rückläufig ist im Alter die Fähigkeit, sich neues Wissen anzueignen. Aber durch gezieltes Training ist auch das möglich. Wichtig ist dabei, Bildung im Alter als einen ganzheitlichen Prozess zu sehen, der durch ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand vorangebracht werden kann.6 17 „Die neue Hirnforschung und die gerontologische Forschung besagen, dass Lernen bis ins hohe Alter möglich ist, dass „aktives“ Alter(n) die beste Gesundheits-vorsorge darstellt und die besten Lerneffekte erreicht werden, wenn Lernen, in Anknüpfung an vorhandenes Wissen und vorhandene Erfah rungen, im menschlichen Miteinander erfolgt“. Carmen Stadelhofer OFFENE SENIORENARBEIT Spezielle Bildungsangebote für ältere Menschen sollten deshalb Hilfestellungen auf drei Ebenen bieten: Individuelle Einstellung zu reflektieren, Anpassungsprozesse an veränderte Bedingungen zu fördern, Hilfe zur Gestaltung der Lebensphase.7 BESTAND In der Stadt Esslingen führen Bildungseinrichtungen, Krankenkassen, Einrichtungen der Seniorenarbeit und Altenhilfe, das Forum Esslingen und die Altenhilfe-Fachberatung Bildungsangebote für Ältere durch. Die Angebote reichen von themenbezogenen Informationsveranstaltungen und Vorträgen über Kurse und Wochenendseminare bis zu Seniorenreisen. Auch die Bildungsund Freizeitangebote der Altenhilfe-Fachberatung, wie Gedächtnistraining, Seniorentänze, Spaziergänge und Wanderungen erfreuen sich einer großen Nachfrage. Auf besonders großes Interesse bei jüngeren Senioren sind die Workshops von Balance gestoßen. Hier geht es nicht primär um die Vermittlung von Wissen, sondern um das gegenseitige Kennen lernen und die Knüpfung neuer Kontakte. In den Stadtteilrunden wurde immer wieder der Wunsch nach Bildungsangeboten im Stadtteil ausgesprochen. Insbesondere wird ein Bildungsbedarf im Bereich der neuen Medien gesehen. Weiterbildung und Umgang mit den neuen Medien Hierbei geht es um den sicheren Umgang mit den sich rasant entwickelnden Kommunikations- und Informationstechnologien. Eine Schlüsselstellung kommt dabei dem Internet zu. Neue Möglichkeiten der Informationsgewinnung (z. B. World Wide Web), Veränderungen in der Kommunikationskultur (z. B. E-Mail) sowie die zunehmende Bedeutung internetbasierter Interaktion (z. B. Online- bzw. Homebanking, E-Commerce oder Online-Beteiligungsverfahren) sind Bestandteile dieser Entwicklung. Ältere Menschen müssen die Kernkompetenz besitzen, mit den neuen Technologien umzugehen, um ihnen eine Teilhabe an der Gesellschaft auch in Zukunft zu sichern. Spätestens in der Phase des Ruhestandes werden diese Anpassungsleistungen an veränderte gesellschaftliche Bedingungen aber nicht mehr automatisch über die Berufstätigkeit gefordert. Ältere Menschen können nur dann aktiv und gestaltend an einer Informationsgesellschaft teilhaben, wenn sie zumindest über Grundkenntnisse im Umgang mit Internetanwendungen verfügen. Alle aktuellen Studien zur Internetnutzung zeigen hohe prozentuale Steigerungsraten bei der Internet-Nutzung von Menschen über 50 Jahren (vgl. z. B. (N)onlineratlas 2004, aktuelle @facts-Studien oder ARD/ZDF-Online-Studie). Auch bei den über 60-Jährigen ist ein kontinuierlicher Zuwachs zu verzeichnen, jedoch ausgehend von einem deutlich niedrigeren Niveau. Laut dem (N)onlineratlas 2004 nutzen aktuell 17,4 % der über 60-Jährigen das Internet.8 Trotz dieser Zuwachsraten sind nach wie vor deutlich mehr als zwei Drittel der 29 Millionen Menschen über 50 Jahre in Deutschland nicht „online“ (71,8 %, laut (N)onlineratlas 2004, bzw. 74,6 % laut ARD/ZDF-Online-Studie 2003). Auch der Frauenanteil ist in dieser Nutzergruppe wesentlich geringer, wie die @factsZahlen vom Januar 2004 zeigen: 18 OFFENE SENIORENARBEIT Nach der Bewertung der Zahlen aus der letzten ARD/ZDF-Online-Studie 2003 kam Michael Doh vom Deutschen Zentrum für Alternsforschung zu dem Schluss, dass die Kluft zwischen Alt und Jung bezogen auf die Internetanteile weiter zugenommen hat: Im Jahr 2002 waren 64,3 % der 14 bis 49-Jährigen und 17,6 % der über 50-Jährigen im Internet aktiv, 2003 waren es 75,8 % bzw. 25,4 % der jeweiligen Altersgruppen. Betrug der Abstand 2002 damit 46,7 Prozentpunkte, waren es 2003 50,4 Prozentpunkte! „Trotz hoher Zuwächse bleibt also die Problematik der so genannten ,digitalen Spaltung’ zwischen Alt und Jung mehr denn je bestehen“, so Doh.9 Schon im Jahr 2000 wurde das Thema „Digitale Spaltung“ in Esslingen aufgegriffen. Im Rahmen des Bundesforschungsprojekts MediaKomm wurde nach einem Ansatz gesucht, die Überwindung des digitalen Grabens zu unterstützen. Daraus ist das Projekt „buerger-gehen-online“ entstanden, das mittlerweile zahlreiche „Bürger-PC-Treffpunkte“ im gesamten Stadtgebiet betreut. Bereits an den konzeptionellen Überlegungen zu diesem Projekt und bei der Suche nach geeigneten Standorten war die Altenhilfe-Fachberatung beteiligt. Das im Projekt realisierte Konzept zur Begleitung der bürgerschaftlich engagierten Mentorinnen und Mentoren wurde von dieser Stelle maßgeblich beeinflusst. Seit dem Ende der Forschungsphase im Dezember 2002 wird das Projekt von der Stadt Esslingen weitergeführt. Mittlerweile sind ca. 90 freiwillig tätige Mentorinnen und Mentoren im Projekt engagiert. Zu festgelegten Zeiten unterstützen sie die Besucher der Bürger-PC-Treffpunkte bedarfsbezogen bei der Nutzung der Geräte und Programme. Die Besucher entscheiden über den zeitlichen Umfang und die konkreten Inhalte bei der Beschäftigung mit neuen Fragestellungen. Das Projekt arbeitet erfolgreich und verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum der Nutzungszahlen. Die Auswertung des vorliegenden Datenmaterials zeigt, dass mit dem Ansatz des Projekts ältere Menschen besonders gut erreicht werden; der Frauenanteil liegt über 50 %. 19 OFFENE SENIORENARBEIT Der überwiegende Teil der Besucher hat keine oder wenig Erfahrung in der Nutzung des Internet, ein Großteil auch wenig Erfahrung im Umgang mit dem PC überhaupt. 16 - 18 19 - 2 5 2,2% bi s 15 k e i ne 8 ,0 % A nga b e n 0,2 % 3,2% Die Begleitung wird auch von Menschen nachgefragt, die (zu Hause) einen PC haben, im Umgang damit aber auf Probleme stoßen. Dies unterstreicht die These, dass der „Digitale Graben“ nicht in gerader Linie zwischen PC-Besitzern und Menschen ohne Zugang zu diesem Medium verläuft, sondern dass zusätzlich das Thema Medienkompetenz – also unter anderem die Fähigkeit, den PC vielfältig nutzen zu können – von besonderer Bedeutung ist. üb e r 7 5 26 - 35 7,2% 10 , 4 % 66 - 75 36 - 45 17 , 9 % 11, 2 % 56 - 65 29,4% 46 - 55 10 , 2 % Nutzungsbefragung an den betreuten Standorten (aktuell 402 Fragebögen) Die Auswertung der Befragung und das positive Feedback der Nutzer gegenüber den Mentoren zeigen, dass der gewählte Lernansatz als hilfreich eingeschätzt wird und dass die Besucher wieder kommen, nachdem sie das Angebot kennen gelernt haben. hilfreich 89,30% nein 0,00% nein wenig hilfreich 0,50% wurde heute nicht benötigt 6,72% keine Angaben 3,48% 0,25% weiß noch weiß noch nicht 4,98% nicht 8,71% ja keine 89,80% Angaben 1,24% ja 89,80% keine Angaben 5,22% Finden Sie die Unterstützung Werden Sie dieses Angebot Werden Sie dieses Angebot durch Mentoren hilfreich? nochmals nutzen? weiter empfehlen? Nutzungsbefragung an den betreuten Standorten (402 ausgewertete Fragebögen) Die Besucher schätzen die individuelle Betreuung durch die Mentoren. Sie betonen, dass auf ihre Fragen und Probleme direkt und in einer verständlichen Sprache eingegangen wird („kein Fachchinesisch“). Vor allem ältere Gäste beschreiben es außerdem als sehr hilfreich, dass sie nicht unter Zeitdruck stehen. Ein erheblicher Teil der Besucher, die zum ersten Mal kommen, wurde durch positive Berichte von Bekannten auf das Angebot aufmerksam. BEDARF Die Alten-Generation der Zukunft kann es sich zu großen Teilen nicht mehr leisten, die Organisation des Alltags an Familienangehörige zu delegieren. Wer sich nicht kundig macht, wie Fahrkarten- und Bankautomaten funktionieren, wie Anrufbeantworter oder Notruf-Systeme zu bedienen sind oder wie Dienstleistungen aller Art abgerufen werden, verliert die Möglichkeiten des selbstbestimmten Lebens und der Teilhabe an der Gesellschaft. Bildungsarbeit für Ältere schafft gesellschaftliche Chancengleichheit und bietet Hilfe zur Alltagsbewältigung. Eine besondere Herausforderung in der hier skizzierten Bildungsarbeit stellen so genannte bildungsferne Gruppen dar. In dem Maß, wie Weiterbildung auch im Alter zu einem zentralen Faktor für eine befriedigende Teilhabe am Leben in der Gesellschaft wird, muss verstärkt nach Wegen gesucht werden, um auch diesem Personenkreis einen Zugang zu solchen Bildungsangeboten zu eröffnen. Eine ähnliche Herausforderung stellt die verstärkte Öffnung von Bildungsangeboten für Menschen mit Migrationshintergrund dar. Besondere Aufmerksamkeit sollte hier auf eine Kooperation mit den verschiedenen Seniorengruppen gelegt werden. 20 OFFENE SENIORENARBEIT Die vorliegenden Daten zur Internet-Nutzung älterer Menschen zeigen, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis eine „Digitale Integration“ erreicht ist. Außerdem ist zu erwarten, dass sich die Kommunikations- und Informationstechnologien weiterhin rasch entwickeln werden, was immer neue Anpassungsleistungen erfordert. Es werden daher auch längerfristig Unterstützungsangebote in diesem Bereich notwendig sein. Wichtig wird es zudem sein, die Diskussion über das grundsätzlich technisch Mögliche und das gesellschaftlich Sinnvolle kritisch zu begleiten und hier auch die Sichtweisen älterer Menschen einzubringen. Dieses Bildungssegment bietet neben den zahlreichen Herausforderungen jedoch auch viele Ansatzpunkte, um positive Erfahrungen mit dem Thema „Lebenslanges Lernen“ zu ermöglichen. Die Internet-Technologien sind gleichzeitig ein eigenständiges Lernfeld und ein Werkzeug, mit dem für andere Bildungsbereiche Wissen erschlossen werden kann. Sie eröffnen auch in anderen Lebensfeldern (Lern-)Möglichkeiten, die früheren Generationen verschlossen geblieben sind. Mit dem Projekt „buerger-gehen-online“ wurde ein Lernansatz etabliert, der selbstgesteuerte Lernprozesse unterstützt. Es handelt sich um ein offenes Angebot, bei dem es bisher nur wenige Berührungspunkte zu den Kursangeboten bestehender Bildungseinrichtungen gab. Für die Zukunft wird es wichtig sein, die Erfahrungen aus beiden Lernansätzen (Kursarbeit und offener Lernort) zusammenzuführen und gemeinsame Angebote zu entwickeln. Sowohl aus dieser Kooperation wie auch durch die generell verstärkte Erfahrung mit selbstorganisierten Lernprozessen ist weiterhin vorstellbar, dass – gestützt auf die Erfahrungen im Projekt „buerger-gehen-online“ – (computergestützte) offene (selbstorganisierte!) Lernprojekte zu unterschiedlichen Themen entstehen. Die Bürger-PC-Treffpunkte in den Stadtteilen könnten hier einen Kristallisationspunkt darstellen, an dem solche Gruppen sich finden und an dem die Infrastruktur für die gemeinsame Arbeit vorhanden ist. Maßnahmen Erfassung aller Bildungsangebote und deren Veröffentlichung im Wegweiser und Postmichel-Brief. Anregung neuer Bildungsangebote mit der Durchführung im Stadtteil. Erhalt der Bürger-PC-Standorte in den Stadtteilen und Sicherstellung der fachlichen Begleitung für die bürgerschaftlich Engagierten im Projekt „buerger-gehenonline“. Aufbau von Kooperationsprojekten zwischen Bildungsträgern wie der Volkshochschule und dem Projekt „buerger-gehen-online“ und seinen Projektstandorten in den Stadtteilen. Entwicklung und Umsetzung von Konzepten, um gezielt „bildungsferne Gruppen“ und Personen mit Migrationshintergrund für die Beteiligung an Bildungsangeboten für ältere Menschen zu gewinnen. Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, um das bestehende Angebot bekannt zu machen. Gewinnung von weiteren bürgerschaftlich Engagierten, um die bestehenden Projekte verstärken und zur Weiterentwicklung von Ansätzen, wie sie oben skizziert wurden. Förderung von selbstorganisierten Lernprozessen durch die Bereitstellung der Infrastruktur und durch die Unterstützung der jeweiligen Startphase möglicher Lern-/Arbeitsgruppen. 21 OFFENE SENIORENARBEIT 4.3. Vorbereitung auf die 4. Lebensphase Unterstützungs- und Hilfenetze durch Familie und Verwandtschaft verlieren heute an Gewicht, etwa durch Wegzug der jungen Familien in Richtung ihrer Arbeitsplätze. Zusätzlich reduziert sich das soziale Netz älterer Menschen häufig durch Berufsende, durch Verlust des Partners sowie durch Kleinerwerden des Mobilitätsradius. Kommunikation mit anderen ist nicht mehr selbstverständlich in den Alltag integriert. Um Einsamkeit und Isolation zu verhindern, stellt sich (nicht nur) älteren Menschen damit die Aufgabe, aktiv und aus eigener Initiative „soziale Netzwerkpflege“ zu betreiben. Aus dem Umstand, dass ältere Menschen häufig in Einzelhaushalten leben, ist nicht zu schließen, dass sie generell einsam sind. Sie pflegen in der Regel lebhafte Kontakte mit Verwandten, Freunden, Nachbarn. In der Natur des Alterns liegt es aber auch, dass manchem dieser Kontakte durch den Tod ein Ende bereitet wird. Immer wieder braucht es daher Neuanfänge und die entsprechenden Möglichkeiten neue Kontakte zu schließen und neue Freunde zu gewinnen.10 4.3.1. Kommunikations- und Freizeitangebote In naher Zukunft verändern sich die Kommunikationsund Freizeitbedürfnisse älterer und alter Menschen. Für entsprechende Angebote sorgt in erster Linie die „offene Altenarbeit“: Man trifft sich in Seniorenclubs von Kirchengemeinden, Firmen, politischen Parteien etc., organisiert Freizeitangebote: wie Gymnastik, Tanz, Ausflüge, Kaffeetreffen, Bildungstage und vieles mehr. Es ist kennzeichnend für die traditionelle offene Altenarbeit, dass sie sich im Bezug auf Ideologie und Milieu eng mit der jeweils anbietenden Institution verbindet und dann einen mehr oder weniger geschlossenen Charakter aufweist. Generell gilt: wenige organisieren – viele konsumieren. Schon jetzt zeigt sich aber, dass solch traditionelle Formen von Geselligkeit allein nicht mehr den Bedürfnissen der nachwachsenden Generation entsprechen. Ein zentraler Gedanke neuerer Konzepte ist es, mehr Beteiligung zu fördern und Kooperationen mit anderen Organisationen zu suchen. Bürgerschaftliches Engagement, intergenerative und interkulturelle Arbeit eröffnen hier eine Vielfalt an Möglichkeiten, kleinräumige Altenarbeit zu gestalten. 4.3.2. Begegnung und Freizeit Dieser Bereich der Altenhilfe ist dadurch gekennzeichnet, dass an Treffpunkten und in Begegnungsstätten im Stadtteil Freizeit- und Bildungsangebote stattfinden. Sie ermöglichen der Zielgruppe, sowohl soziale Kontakte zu knüpfen und Kommunikation zu pflegen, als auch Wissen und Kompetenzen zu erweitern. Beides erhöht die Lebensqualität und beugt der Isolation vor. Die offene Seniorenarbeit leistet keine pflegerische Versorgung, hat aber starke präventive Bedeutung. Die freiwillig tätigen Mitarbeiter stellen in diesem Bereich ein wichtiges Standbein dar. Die Seniorenkreise sind wichtigster Bestandteil der offenen Seniorenarbeit. Je nach Trägerschaft treffen sich die Seniorenkreise in Pfarreien/Gemeindesälen, bei Verbänden, Vereinen oder in Bürgerhäusern und Gaststätten. Im Normalfall entscheiden die Teilnehmer selbst über die angebotenen Aktivitäten. Sie werden dabei meist von bürgerschaftlich Engagierten unterstützt. Das weit verbreitete Vorurteil, Altentreffs seien nur „Kaffee und Kuchen-Veranstaltungen“, stimmt nicht. Das Spektrum an Aktivitäten ist beeindruckend vielfältig und auf die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten. Es handelt sich bei der Zusammensetzung der Teilnehmer nicht generell um homogene Gruppen. Die offene Seniorenarbeit muss sich zurzeit mit zwei wesentlichen Problemen auseinandersetzen: Zum einen bewirkt ein negatives Image, dass die jungen Alten solche Angebote von vornherein ablehnen, zum anderen sind es die meist festgefahrenen Strukturen, die eine Integration neuer Teilnehmer erschweren.11 22 OFFENE SENIORENARBEIT BESTAND In der Stadt Esslingen engagieren sich 43 Seniorenkreise für Begegnungsmöglichkeiten, Informationsaustausch, Unterhaltung, kulturelle und sportliche Aktivitäten für ältere Mitbürger. Neben den 29 kirchlichen Gruppierungen lassen sich 14 weitere Seniorenkreise zählen, die sich auf bestimmte Mitgliedergruppen beziehen. Die Kreise gewinnen kaum jüngere Teilnehmer und Helfer dazu, d. h. sie altern und reduzieren sich zunehmend. Regelmäßige Treffs entwickeln sich häufig zu festen, geschlossenen Kleingruppen, bei denen Neuinteressierte es schwer haben, aufgenommen zu werden. Das durchschnittliche Alter liegt zwischen 70 und 85 Jahre. Im Blick auf die sich reduzierende Mobilität der Älteren und ihre wohnumfeldnahe Integration sind die Seniorenkreise im jeweiligen Stadtteil von großer Wichtigkeit. Allerdings finden selten sozial Benachteiligte, isoliert lebende, kontaktarme evtl. auch psychisch beeinträchtigte Menschen von sich aus den Weg zu den Seniorenkreisen. Die jungen Alten (55 bis 70-Jährigen) fühlen sich von diesen Treffen häufig nicht angesprochen. Auch ältere Migranten finden sich nicht in den Gruppen, obwohl die Zahl der ausländischen Ruheständler in Esslingen angewachsen ist. Der aktuelle Bestand der Seniorenkreise wurde im Rahmen einer repräsentativen Umfrage erhoben. Insgesamt wurden von 43 verschickten Fragebögen 32 ausgefüllt und ausgewertet. In der Stadt Esslingen werden diese Seniorenkreise von unterschiedlichen Organisationen und Institutionen angeboten. Zu nennen sind dabei die kirchlichen, privaten, institutionellen, verbandlichen, parteilichen und gewerkschaftlichen Seniorenkreise. In jedem Stadtteil Esslingens gibt es einen oder mehrere Seniorenkreise. Diese werden in den meisten Fällen von Frauen geleitet. Gemischte Leitungsteams sind eher selten. Die Anzahl der Teilnehmer variiert sehr stark. Kleine Seniorenkreise haben durchschnittlich 5 bis 15 Teilnehmer, große dagegen bis zu 120 Teilnehmer. Der Durchschnitt liegt bei ca. 35 Personen. Die Angaben der Leiter von Seniorenkreisen besagen, dass die aktuelle Teilnehmerzahl, verglichen mit der vor fünf Jahren, tendenziell rückläufig ist. Es gibt aber auch Seniorenkreise, bei denen die Teilnehmerzahl konstant ist bzw. sogar ansteigt. Der geschätzte Altersdurchschnitt liegt bei 70 bis 85 Jahren. Der Anteil Frauen (81,8 %) überwiegt dabei sehr deutlich. Die Themen, Aktionen und Fragestellungen, die bei den einzelnen Seniorenkreisen im Mittelpunkt stehen, sind sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen sind es Vorträge zu Themen, die ältere Menschen betreffen, dicht gefolgt von Kaffeenachmittagen oder Ausflügen. Es finden aber auch Kultur- und Sportangebote statt. Darüber hinaus sind Singen, Literatur, Politik, Spiele, Erfahrungsaustausch, Religion, Gedächtnistraining, und Feste Bestandteile des Programmangebotes. BEDARF Nach Angaben der Seniorenkreis-Leiter ändern sich die Ansprüche und Erwartungen der Besucher in den nächsten Jahren dahingehend, dass der Bedarf nach Fahrdiensten zunimmt, mehr Krankenbesuche erforderlich werden und Fragen zur Renten- und Gesundheitsversorgung immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Aber auch die Nachfrage nach Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten steigt. Die Frage, wie die Seniorenkreis-Leiter die Zukunft ihres Seniorenkreises einschätzen, wird sehr unterschiedlich beantwortet. Über die Hälfte (60 %) sehen der Zukunft ihres Seniorenkreises positiv und optimistisch entgegen. Sie gehen davon aus, dass ihr Seniorenkreis auch noch in fünf Jahren bestehen wird. Sie erwarten ein weiterhin steigendes Interesse der Senioren und somit einen Zuwachs an Teilnehmern. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Insbesondere ältere Senioren sind dankbar für das Angebot der Begegnung und Unterhaltung, ebenfalls für die Auseinandersetzung mit Themen. Sie freuen sich auf die regelmäßigen Treffen. 23 Seniorenkreise in den Stadtteilen sind unverzichtbar. Sie müssen sich aber in ihrer Angebotsstruktur und Konzeption verändern. OFFENE SENIORENARBEIT Die Angebote sind vielseitig und die Teilnehmer kommen gerne. Viele Seniorenkreise bestehen schon seit vielen Jahren und sind für viele regelmäßiger Bestandteil der Alltagsgestaltung geworden. Ein motiviertes Leitungsteam zieht auch neue Teilnehmer an. Die demographische Entwicklung. Weiterentwicklung der Seniorenkreise durch Zusammenlegung bzw. Kooperation mit anderen Seniorenkreisen. Andere Leiter sehen die Zukunft der Seniorenkreise eher pessimistisch. Für sie ist es ungewiss, ob ihr Seniorenkreis in dieser Form auf Dauer Bestand haben wird. Eine Vermutung, warum die Teilnehmerzahl abnehmen könnte, ist, dass die nachfolgenden Generationen mobiler sind und weniger den Bezug zu den „alten“ Seniorenkreisen haben. Es wurde berichtet, dass sich eher neue Seniorenkreise bilden, die ganz andere Interessen verkörpern und aus der Altersgruppe der 60 bis 70-Jährigen bestehen. Ihnen geht es um gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Reisen, Sport und das Engagement im Stadtteil. Das Interesse der Seniorenkreis-Leiter an Fortbildung ist groß. Über 70 % nehmen regelmäßig an Fortbildungsveranstaltungen teil. Es geht dabei um Themen wie Gesundheit, Sozialpolitik, Rente, Sport, Gewerkschaftsarbeit, PC-Kurse. Angeboten werden diese Fortbildungen von Kirchen, Verbänden, Gewerkschaften und Bildungseinrichtungen. Interesse bestünde an Fortbildungen zu folgenden Themen: Pflegeversicherung, Lebenshilfen für ältere Menschen, Methoden der Seniorenarbeit für 50 bis 60-Jährige, Programmgestaltung für Seniorenkreise, Gewinnung neuer Teilnehmer und Helfer sowie Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus besteht der Wunsch nach einem regelmäßigen Informationsaustausch mit Beteiligung der Altenhilfe-Fachberatung. Groß war der Wunsch, das Angebot der Seniorenkreise in der Öffentlichkeit noch mehr bekannt zu machen. Die persönliche Betreuung der Besucher (z. B. Fahrdienst organisieren, unterstützende Maßnahmen wie Toilettengang, Bedienung, Hilfe beim An- und Auskleiden) in den Seniorenkreisen muss zunehmende Beachtung finden. Die Stärke der Seniorenkreise wird in ihrer Bekanntheit als regelmäßiges Angebot im Stadtteil gesehen. Es ist davon auszugehen und es ist zu unterstützen, dass es auch in Zukunft weiterhin Seniorenkreise geben wird. Maßnahmen Organisation und Durchführung von regelmäßigen Austauschtreffen und Schulungen in Kooperation mit Bildungsträgern und kirchlichen Stellen. Hilfestellung bei konzeptionellen Veränderungen. Stärkere Einbeziehung und Vernetzung der Seniorenkreise mit den Einrichtungen der Altenhilfe. Förderung von Teambildung in der Leitung und Vermeidung von „Einzelkämpfertum“. 4.3.3. Begegnungsstätten Begegnungsstätten sind Orte im Stadtteil, die Begegnung und Kommunikation ermöglichen, Fürsorge geben und damit einer Vereinsamung entgegenwirken. Die Begegnungsstätte ist eine an mehreren Wochentagen geöffnete Einrichtung für alte Menschen, die deren Bedürfnis nach Kommunikation, Freizeitgestaltung, Information und Bildung dient. Sie verfügt über Fachkräfte – hauptamtlich oder freiwillig Tätige – und bietet außer zwangloser Begegnung und entsprechenden Veranstaltungen auch Beratung zur Überwindung persönlicher und sozialer Schwierigkeiten an.12 Alten-Begegnungsstätten informieren im Bedarfsfall auch über Hilfen anderer Träger (z. B. pflegerische, hauswirtschaftliche und Mobilitätshilfen, spezielle Fachdienste), um neben der Erfüllung ihrer psychosozialen Aufgaben den Besuchern die Fortsetzung ei24 OFFENE SENIORENARBEIT nes Lebens in relativer Selbstständigkeit zu ermöglichen. Die Alten-Begegnungsstätten sind Treffpunkte, die gelegentliche oder regelmäßige Kontakte zwischen den alten Menschen selbst und anderen Gruppen und Generationen fördern. BESTAND Ökumenisches Zentrum der Malteser in Esslingen-Weil Café Zeitlos (Altenpflegeheim Obertor) Café Meisennest (Altenpflegeheim Berkheim) Café Lerche (Gemeindehaus der Martinskirchengemeinde Oberesslingen) Kennenburger Forum Treffpunkt Neckarhalde (Ev. Krankenpflegeverein Sulzgries e.V.) Die Begegnungsstätten in Esslingen sind in der Trägerschaft von Wohlfahrtsorganisationen, Kirchengemeinden und stationären Einrichtungen. Das Programm der o. g. Einrichtungen wird aus den Bereichen Bewegung (Gymnastik, Seniorentanz, Spaziergänge), kreatives Arbeiten, Vorträge, Musik, Gesprächsrunden, Gedächtnistraining und Feste aus dem Jahreskreis gestaltet. Als ein wichtiges Angebot in den Begegnungsstätten hat sich in den letzten Jahren der gemeinsame Mittagstisch entwickelt. Er stellt für viele Ältere eine Alternative zu dem Essen zuhause dar und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Einige der Begegnungsstätten bieten Generationen übergreifende Angebote an. BEDARF Die Begegnungsstätten sprechen insbesondere die über 75-Jährigen an, Menschen, die in ihrer Mobilität beeinträchtigt sind und in der Nähe wohnen. Wichtig ist es, besonders diejenigen alten Menschen zum Besuch zu ermutigen, die beispielsweise auf Grund von Kontaktschwäche und Vereinsamung nicht von sich aus eine solche Einrichtung aufsuchen würden. Alten Menschen könnte der Besuch durch Fahr- und Begleitdienste erleichtert werden. Die Integration neuer Besucher und der Abbau allgemeiner Hemmschwellen bedürfen besonderer Anstrengungen (z. B. entsprechende Darstellung und Öffnung nach außen). Die Begegnungsstätten sind ein wichtiges Feld für die persönliche Beratung und können Wegbereiter für aufsuchende Hilfen sein. Die Qualität der Arbeit und die Attraktivität einer Begegnungsstätte werden entscheidend durch die Beteiligung und das Engagement der alten Menschen selbst bestimmt. Entsprechende Angebote sollten deshalb gemeinsam mit den alten Menschen entwickelt werden und deren Lebenssituation und Biografie berücksichtigen. Eine flexible Gestaltung dieser Angebote ist im Hinblick auf die sich verändernden Bedürfnisse neuer Altersgenerationen und der steigenden Demenzrate besonders wichtig.13 Maßnahme Öffentlichkeitsarbeit zur besseren Transparenz der Angebote. 1 Thomas Klie (Hrsg): Fürs Alter planen, Seite 174, Forschungs- und Projektbericht 18, Freiburg: Kontaktstelle für pra xisorientierte Forschung e.V. 2002. 2 Studienbrief 5 Funkkolleg Altern, Studieneinheit 14, Soziale Netzwerke im Alter. 3 Altenhilfeplanung Landkreis Esslingen: Vorsorge und Ambulante Versorgung, Seite 20, Teilplan 2002. 4 Deutsches Institut für Fernstudienforschung an der Universität Tübingen (Hg.): Funkkolleg ALTERN. Studienbrief 2, Tübingen 1996. 5 Bubolz-Lutz, Elisabeth: Bildung im Alter. Eine Analyse geragogischer und psychologisch-therapeutischer Grundmodelle. Freiburg 1984. 6 Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA) (Hg.): Rund ums Alter: Alles Wissenswerte von A bis Z. München 1996. 25 OFFENE SENIORENARBEIT 7 Landesseniorenrat Baden-Württemberg (Hg.): „im blick“. Informationen vom Landesseniorenrat Baden-Württem berg, 03/2000. 8 TNS Emnid und Initiative D21, (N)onlineratlas 2004, www.nonliner-atlas.de @facts SevenOne Interactive, http://www.atfacts.de (aktuelle Daten) und http://www.sevenoneinteractive.de/ (Archiv) ARD/ZDF-Online-Studie 2003, http://www.daserste.de/service/studie.asp Forschungsgruppe Wahlen, http://www.fgw-online.de/Ergebnisse/Internet-Strukturdaten/ 9 Doh, Michael: „Trotz hoher Zuwächse bei 50plus bleibt ‚digitale Kluft’ zwischen Alt und Jung bestehen“, in Stiftung Digitale Chancen, (www.digitale-chancen.de) Rubrik Senioren/Statistik (http://www.digitale-chancen.de/content/stories/index.cfm/key.1634) 10 Lade, Eckhard: Ratgeber Altenarbeit, Teil 8: Die Lebenssituation älterer Menschen, Fachverlag für Altenarbeit, Juni 2002. 11 Lade, Eckhard: Ratgeber Altenarbeit: Teil 5: Offene Altenhilfe, Fachverlag für Altenarbeit, Juni 2002. 12 Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA) (Hg.): Rund ums Alter: Alles Wissenswerte von A bis Z. München 1996. 13 Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit. Stuttgart; Berlin; Köln 2002. 26
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