Nullnummer-mit-Stilvorlage.qxp:wb-extra2008 24.6.2008 8:28 Uhr Seite 1 Daniel Wismer, Yakbauer aus Embd: «Ich bin so stur wie die Walliser» 26. Juni bis 7. August 2008 — Nr. 13 Spezial Sommertipps — ein Koffer voller Ideen Neue Berufschancen Das «Couture-Lehratelier Wallis» öffnet schon bald seine Pforten Nullnummer-mit-Stilvorlage.qxp:wb-extra2008 24.6.2008 8:28 Uhr Seite 3 Inhalt «Ich habe einen harten Kopf» Daniel Wismer kam vor vierzehn Jahren mit einer Vision ins Oberwallis. Er wollte hier dieselben Tiere züchten, die sich die Menschen im Himalaya auf über 5000 Metern über Meer halten: Yaks. Auch wenn er von vielen schief angesehen wurde, Daniel Wismer zog seine Idee durch. Der Erfolg gibt ihm und seiner Partnerin Sonja Mathis Recht. 4—8 Früh übt sich Zämu gwinnu Die Präventionskampagne der SLRG soll Kindergärtner zum Schwimmenlernen animieren und sie auf die Risiken im und am Wasser aufmerksam machen. Farbenfrohes und multikulturelles Treffen an der EUrro.08 in der DSM- Arena in Visp. 32—33 21—22 4—8 Freizeittipp Sommermarkt, Saas-Fee Musikwochen, Ernen Zällätä va Leigg, Leuk-Stadt 3. Dorffest, Saas-Grund Raiffeisen Open, Zermatt Kinder-Open-Air, Oberems 9 14 28 30 31 36 Gesundheit Die Komplementärmedizin bleibt ein wichtiges Standbein im Gesundheitswesen 10—11 Ausbildung Eröffnung der «Ecole de Couture» in Siders 12—13 Spezial 21—22 Sommertipps 15—24 «WB extra» Sommerpause 25 Fernsicht Der Pfarrer von San José 26—27 Vernetzt Windows, Linux oder Mac OS — das Betriebssystem ist das A und O jedes Computers 29 Prix Sommet Arval SA, Conthey 34—35 Kreuzworträtsel Rätsel, Gewinner und Horoskop 32—33 37 Veranstaltungen Wo ist was los im Oberwallis 38 Impressum: «WB extra» ist die Beilage des «Walliser Boten» Erscheinungsweise: 2-wöchentlich, 8. Jahrgang Verlagsleitung: Ferdinand Mengis Redaktion: Monica Jurt, Chefredaktorin (jmo), Daniel Schmid (das), Ruth Seeholzer (see) Grafik: Patrick In-Albon (pin) Adresse: WB extra, Terbinerstrasse 2, 3930 Visp, Telefon 027 948 30 71, Telefax 027 948 30 33, [email protected] Herausgeber und Verlag: Mengis Druck und Verlag AG, Telefon 027 948 30 30 Druck+Fotolithos: Mengis Druck und Verlag AG, 3930 Visp Auflage: 36 548 Exemplare. Gratis an alle Haushaltungen im WB-Frühverteilgebiet und die ausserkantonalen WB-Abonnenten Inseratenannahme: Mengis Annoncen, Terbinerstrasse 2, 3930 Visp, Telefon 027 948 30 40, Fax 027 948 30 41, [email protected] WB EXTRA 13.08 | 3 Schweizer Daniel Wismer | Persönlich Daniel Wismer: «Ohne meine Partnerin Sonja wäre die Arbeit auf der ‹Roten Flüo› kaum mehr zu bewältigen.» «Es war ganz komisch. Irgendwie hatte ich sofort das Gefühl, dass diese mächtigen Tiere ebenso gut in der Schweiz leben könnten.» Doch von diesem ersten Gedankenblitz bis zu seiner Verwirklichung sollten noch etliche Jahre ins Land ziehen. Nur drei Monate in der Schweiz, zog es den gelernten Forstwart wieder in die Fremde. Diesmal von Ägypten über den Sudan nach Pakistan und wieder zurück in den Himalaya, zum höchsten Gebirge der Welt. Doch während all der Jahre des Reisens und der Suche blieb sein Elternhaus in Rotkreuz im Kanton Zug seine Basis, obwohl seine Eltern damals schon nicht mehr lebten. Daniel Wismer verlor sie, als er 14 Jahre alt war. Doch darüber mag er heute nicht sprechen. «Es ist, wie es ist. Meine Brüder und ich sind schon zurechtgekommen.» Liebe auf den ersten Blick Nach seinen ausgedehnten Reisen lebte und arbeitete Daniel Wismer wieder in der Schweiz. Doch die starken Eindrücke, die er aus Tibet und Nepal mitgebracht hatte, die blieben. Und die Idee von den Yaks liess ihn nicht mehr los. Er machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort, wo er seine Idee einer Yak-Ranch umsetzen konnte. «Ich suchte überall: in der Innerschweiz, im Tessin und in Graubünden.» Es musste einfach irgendwo in den Bergen sein. Und abgeschieden. 1994 war die «Roti Flüo» in einer landwirtschaftlichen Zeitung ausgeschrieben. Daniel Wismer kam nach Embd – und entschloss sich sofort, das stotzige Heimet zu kaufen. «Es war Liebe auf den ersten Blick.» Und die Leute im Dorf? Wie haben sie reagiert auf ihn? «Tja, das war schon nicht so einfach. Sie hatten halt auch schon andere erlebt, die den Bettel bald wieder hingeworfen haben.» Doch Daniel Wismer hat den Bettel nicht hingeworfen. Trotz des Misstrauens, das ihm von den Embdern entgegenschlug. «Ich habe einen harten Grind, genau wie sie auch», lacht Wismer. WB EXTRA 13.08 | 7 Persönlich | Daniel Wismer Daniel Wismer und Sonja Mathis: Zusammen zum Erfolg. Buddhistische Gebetsfahnen Und dann endlich: Das Ziel naht. Schon von Weitem wird man begrüsst vom Schrei eines prächtigen Pfaus. Die Häuser des Weilers «Roti Flüo» sind zum Teil sehr alt. Das älteste wurde 1796 erbaut. Doch überall sieht man die Spuren einer sanften Renovation. Hier wurde ein Steindach neu gedeckt. Und dort ein Unterstand angebaut. An jeder halbwegs ebenen Stelle sind kleine Gärten angelegt. Sogar ein paar Reben wachsen an einer Südmauer. Am auffallendsten jedoch sind die im Wind flatternden buddhistischen Gebetsfahnen. «Eine Erinnerung an meine Reise nach Tibet», erklärt Daniel Wismer. Der gross gewachsene Innerschweizer kommt mit einem freundlichen Lachen auf die Ankömmlinge zu. «Willkommen bei uns.» Sonja Mathis, seine Lebenspartnerin, bringt ein kühles Glas Wasser. Tauben gurren auf dem Dach des «Yak Tsang Ling», was übersetzt «Ort der Yaks» bedeutet. Tief unten im Tal windet sich die Strasse nach Zermatt. Gegenüber auf einer Terrasse liegt Grächen. Und doch fühlt man sich hier auf der «Roten Flüo» wie in einer anderen Welt. reist. «Die Schweiz wurde mir zu eng.» Eine erste Reise führte ihn während über einem Jahr nach Indien, Tibet und in viele weitere Länder Asiens. Die ersten Yaks in seinem Leben sah Daniel Wismer, als er unterwegs war nach Lhasa, der Hauptstadt von Tibet. Daniel Wismer Geburtsdatum: 31.10.64 Zivilstand: ledig, aber in festen Händen Beruf: Forstwart, Yakbauer Hobbys: die Geschichte der «europäischen» Yaks erforschen Lieblingsessen: Yakfilet im Teig, Augstbordschnitzel auf der Moosalp Lieblingsgetränk: Rimuss, äthiopischer Kaffee Stärken: Ordnungssinn, Durchhaltewillen Schwächen: ungeduldig (das Leben ist zu kurz) Lebensmotto: Lebe so, dass du dir im Spiegel in «Es ist, wie es ist» Daniel Wismer ist in seiner Jugend schon weit ge- 6 | WB EXTRA 13.08 die Augen sehen kannst. Daniel Wismer | Persönlich Seit vierzehn Jahren lebt der Innerschweizer Daniel Wismer (44) in seinem Heimet «Roti Flüo» hoch ob Embd. Er war kein gern gesehener Ankömmling im kleinen Bergdorf. Ein «Grüezi», dazu mit langen Haaren und ganz komischen Ideen — das war den Einheimischen nicht geheuer. Doch der Yakbauer ist zusammen mit seiner Partnerin Sonja Mathis seinen Weg gegangen. Und der Erfolg gibt ihnen heute Recht. Das Fleisch seiner Yaks gehört schweizweit zu den landwirtschaftlichen Spitzenprodukten. Ruth Seeholzer Embd kann man nicht gerade als «lägund» bezeichnen. Steil windet sich die Strasse hinauf ins abgeschiedene Bergdorf. Und trotzig erheben sich die schönen Walliser Häuser am Hang über der Kirche. Doch ein Spaziergang ist der Weg nach Embd, wenn man sich erst zu Fuss aufmacht hinauf zur «Roten Flüo». Stotzig führt der gut ausgeschilderte Pfad geradewegs den Berg hinauf. Der nasse Juni hat den Bergwiesen gutgetan. Überall am Wegrand blüht und grünt es. Und schon bald trifft man auf das erste Schild: «Sie befinden sich auf Yakgebiet. Bitte halten Sie sich an die Weisungen.» Man soll sich den aus dem Himalaya-Gebiet stammenden Tieren nur bis fünfzehn Meter nähern, den Hund an die Leine nehmen und sich auch sonst in Acht nehmen. Nanu, sind das denn so gefährliche Tiere? Schnell beruhigt sich das vor Aufregung und mehr noch vor Anstrengung pochende Herz. Der Wanderweg ist beidseits gut ausgezäunt. Die Zaunbänder laufen schnurgerade und in dreifacher Form von einem massiven Pfosten zum nächsten. In den Wiesen stehen sauber gezimmerte und blitzblanke Futterstände. «Die sind für die Winterfütterung», wird Daniel Wismer später erklären. Und zudem herzlich lachen über unsere Ängstlichkeit. «Die Yaks sind schon etwas unberechenbar. Aber mir gegenüber sind sie handzahm. Darum haben wir auch überall gute Elektrozäune montiert. Die Weisungen sind zum Schutz der Tiere und der Menschen.» Spitzenfleisch aus Embd WB EXTRA 13.08 | 5 Persönlich | Daniel Wismer Genügsame Tiere Auf der «Roten Flüo» wartete viel Arbeit auf den damals 30-Jährigen. Es musste alles vorbereitet werden für die Ankunft der ersten Yaks. Diese liessen allerdings auf sich warten. Erst ein Jahr später kamen sie, per Lastwagen direkt aus einem Zoo in Deutschland. Denn Yaks, das war für alle Beteiligten Neuland. Auch für die Beamten, die die Einfuhr zu bewilligen hatten. Daniel Wismer, wieso waren Sie schon damals der festen Überzeugung, dass eine Yakhaltung in den Walliser Bergen erfolgreich sein kann? «Yaks sind sehr genügsame Tiere. Sie benötigen keinerlei Kraftfutter. Sie finden auf den steilsten Matten genügend Futter.» Zudem kann er die Tiere bis tief in den Winter draussen auf den Weiden lassen. «Selbst bei einem halben Meter Schnee kommen die noch zu ihrem Futter.» Das heisst natürlich auch, dass die Yaks dadurch weniger Heu benötigen. «Yaks brauchen nur einen Drittel der Heumenge, welche eine Kuh braucht.» 50 dieser für Schweizer noch immer exotischen Tiere hat er heute. 35 Hektaren Land (inklusive Pacht) gehören zum Heimet «Roti Flüo». Der Hof ist in die Berglandwirtschaftszone vier eingeteilt: Das heisst höchste Subventionsstufe. Ja, richtig, die Yakhaltung wird subventioniert wie die Rindviehhaltung. «Natürlich nehmen wir das Geld gerne», so Wismer. Yakfleisch von der «Roten Flüo». 120 Franken kann Wismer für ein Kilogramm Yakfilet verlangen. Und auch das – mittlerweile preisgekrönte – Yak-Trockenfleisch gibt gutes Geld ab. «Wir kommen mit der Nachfrage nach Yakfleisch kaum mehr nach», so Wismers Partnerin Sonja Mathis. «Doch wir stossen an unsere Kapazitätsgrenzen.» Denn für mehr Yaks müsste das erfolgreiche Aussteiger-Paar jemanden anstellen. «Und dafür reicht dann das Auskommen wieder hinten und vorne nicht», so Wismer. Den beiden passt es so, wie es jetzt ist. Dass sie auch nach vierzehn Jahren noch immer auf dem richtigen Weg sind, beweisen die Preise, welche die beiden in letzter Zeit erhalten haben: 2004 den Innovationspreis von Agro-Wallis, 2007 den «Prix d’innovation agricole suisse d’or» für ihr Yak-Trockenfleisch und ebenfalls 2007 den «Raiffeisen-Kulturpreis» der Kulturstiftung der Raiffeisenbank Mischabel-Matterhorn. Daniel Wismer freut sich: «Mit diesem Preisgeld werden wir uns ein Heugebläse anschaffen können. Bis jetzt haben wir alles Heu ‹geburdinut›. Dies wird uns eine grosse Erleichterung sein.» Daniel Wismer und Sonja Mathis sind überzeugt, dass ihre Art der Landwirtschaft längerfristig praktisch die einzige Möglichkeit sein wird, auch in Zukunft in den höheren Steillagen des Wallis existieren zu können. «Uns wundert nur, dass wir noch nicht mehr seriöse Nachahmer gefun■ den haben.» Auszeichnung um Auszeichnung Daniel Wismer ist einer der letzten Vollerwerbs-Bauern in Embd. Obwohl Yakhaltung zur extensiven Landwirtschaft gezählt wird, haben Wismer und seine Partnerin alle Hände voll zu tun mit ihrem Hof. Denn die Nachfrage nach Yakfleisch ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Vor allem nach dem 8 | WB EXTRA 13.08 Daniel Wismer und Sonja Mathis beim Essen zusammen mit Gästen draussen vor ihrem Heim «Yak Tsang Ling».
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