Buchbesprechung Oktober 2007 45 Wie aus einem Kölner Szeneroman ein Stück Luxemburger Weltliteratur wurde Manuel Andrack entdeckt Guy Helmingers ersten Roman Die Ruhe der Schlammkröte neu In der deutschsprachigen Literaturszene findet Guy Helminger zunehmend Beachtung: Seine Präsenz in Form von Lesungen und anderen literarischen LivePräsentationen ist beachtlich, er erzählt im NDR-Kulturfernsehen von seiner Heimatstadt Esch, seine neueren Texte werden bei Suhrkamp im Hardcover verlegt. Kiepenheuer & Witsch hat in diesem Frühjahr seinen bereits 1994 veröffentlichten Romanerstling Die Ruhe der Schlammkröte als Taschenbuch neu aufgelegt, diesmal allerdings herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Manuel Andrack, den man als ,Counterpart‘ von Harald Schmidt aus dessen „Late-Night-Show“ im Ersten Deutschen Fernsehen kennt.1 Zusammengeführt hat beide die 1989 gemeinsam in der Kölner Punk-Kneipe Station verbrachte Zeit: Helminger hinter der Theke, Andrack davor. Natürlich kann ein Roman, der von einer lokalen Kölner Punk-Kneipe, ihrem Personeninventar und diversen Formen des Überschreitens alkoholischer und sexueller Normalitätsgrenzen handelt, nostalgisch rückblickend als Schlüsselroman einer ,Szene‘ gelesen werden. Ebenso wird man ihn auf der Folie der inzwischen erschienenen Texte lesen und etwa entdecken, dass das für die Erzählungen des Bandes Etwas fehlt immer2 so charakteristische Prinzip der unerwarteten Wendung auch schon in der „Schlammkröte“ genutzt wurde. Nach der (Wieder-)Lektüre stellt man sich als Leser aber unwillkürlich auch die Frage, ob man es bei die- Rolf Parr ist Professor für Literaturwissenschaft/Literaturdidaktik an der Universität Bielefeld. sem Buch noch mit dem lediglich neu gerahmten alten Text oder schon einem ganz neuen zu tun hat. Denn hinzugekommen sind die dem eigentlichen Romantext vorangestellte E-Mail-Korrespon denz zwischen Autor und Herausgeber, ein mehr als einhundert Fußnoten umfassender Anmerkungsteil sowie diverse, teils simulierte Materialien und ein Dutzend Fotos von Ute Behrend. Dabei adaptieren die in einem quasi-wissenschaftlichen Ton verfassten Kommentare und Anhänge des gelernten Germanisten Andrack das Vorbild kritischer Editionen und parodieren es zugleich, etwa die Materialien zur Aufarbeitung des Werks im histori schen Kontext. Alles also nur ein großer Spaß, den sich das Gespann Andrack/Helminger mit seinem Publikum erlaubt und sich selbst bereitet hat? Sicherlich, aber vielleicht nicht nur. Rolf Parr Buchbesprechung 46 Für den französischen Literaturtheoretiker Gérard Genette haben solche, den eigentlichen Kerntext begleitenden, ihn rahmenden „Paratexte“ nämlich die wichtige Funktion, als rezeptionssteuernde Schwellen bzw. Membranen zu fungieren.3 Im Falle der Neuauflage der „Schlammkröte“ scheint mir diese Funktion darin zu liegen, Helminger nicht nur als einen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt erfolgreichen und tendenziell sogar ‚internationalen‘ Autor, sondern zugleich auch als einen spezifisch Luxemburger Autor auszuweisen, also die Verankerung Helmingers in Luxemburg und als Luxemburger zu übernehmen. Damit ist ein Double-bind markiert, das für eine ganze Reihe der erfolgreicheren Luxemburger Autoren konstitutiv ist: Sie müssen (und wollen) sich einerseits luxemburgisch verankern, möchten sich andererseits aber auch über Luxemburg hinausreichende Leserkreise erschließen und müssen dies in ökonomischer Hinsicht sogar. In dieser Situation können die Luxemburger Schriftsteller erstens entweder ganz auf Luxemburg (und damit auf dauerhafte Subvention) setzen und sich vom europäischen Markt abkoppeln oder zweitens ausschließlich auf das Leserpotenzial einer der beiden großen Bezugssprachen setzen, wofür aber die Luxemburger Spezifika weitgehend ausgeblendet werden müssen, oder drittens solche Kompromisse eingehen, die darauf hinauslaufen, das eine zu tun ohne das andere zu lassen. Genau das leisten im Falle der Neuausgabe von Helmingers „Schlammkröte“ die hinzugekommenen Paratexte. Etwas darf auf keinen Fall fehlen, nämlich der den Autor als Luxemburger verankernde Hinweis, der für nicht auf Luxemburg hin orientierte Leser allerdings auch nicht weiter störend wirken darf [...] Luxemburg-Verankerungen Exponiert wird die Luxemburgfrage von Andrack, und zwar so direkt, dass es fast schon wie ein Test auf die nationale Position Helmingers wirkt: „Dass ich als Kölner Urgestein irgendwann zum Liebhaber der Station geworden bin, war ja eigentlich nur logisch. Aber hast du, lieber Guy, nicht ab und zu die heimatliche Scholle in Luxemburg vermisst? [...] Dabei hast du – so ist mir zu Ohren gekommen – doch schon das Bundesverdienstkreuz des Herzogtums verliehen bekommen? Also wie ist dein Verhältnis zu Luxemburg und wieso hat es dich [...] dauerhaft nach Köln verschlagen?“ (S. 18) Natürlich gibt es in Luxemburg kein Bundesverdienstkreuz, sondern es ist der Helminger 2006 verliehene Prix du mérite culturel de la forum 270 Ville d’Esch gemeint. Aber genau das ist eine der Schreibstrategien, um die Luxemburger Spezifik zwar einerseits aufzurufen, sie aber andererseits zugleich auch in die Vorstellungshorizonte eines größeren deutschsprachigen Publikums zu ,übersetzen‘, um so allen Anschein von unweigerlich negativ konnotierter Regionalität zu vermeiden, der das potenzielle Lesepublikum einschränken würde. Daher versucht Helminger parallel dazu jegliche Verortung auch in der Kölner Regionalität zu vermeiden und beteuert sogar explizit, nie ein Konzert von BAP oder den Bläck Föss gehört zu haben. Das verschiebt ihn zunächst einmal auf eine Position der jenseits der Luxemburger und überhaupt jenseits aller Regionalität angesiedelten Autoren, um ihn dann jedoch sofort wieder ins Land zurückzuholen. Genau diese Bewegung in zwei Richtungen realisiert dann auch Helmingers Antwort, und zwar in gleich mehrfachem Wechsel der Bezugsrichtungen: „An Luxemburg oder an meine dortige Heimatstadt Esch habe ich wenig gedacht, muss ich zugeben. Ich habe mich schon immer als Nomade gefühlt und damit überall zu Hause [das zielt in Richtung Internationalität]. Aber die Ehrungen meiner Geburtsstadt lass ich nicht veräppeln, hörst du [das holt ihn wieder nach Luxemburg zurück]. Ich meine, hätte jemand mir damals erzählt, dass Esch-sur-Alzette mir eines Tages den ,Prix du mérite culturel‘ verleihen würde, hätte ich ihn nach Merheim in die Klapse geschickt [hier ver ortet sich Helminger durch Lokalwissen wieder regio nal]. Eigentlich hatte ich nie vor, in meine Heimat zurückzukehren. Da ich nur noch Deutsch schrieb, war mir klar, dass ich auch in Deutschland leben muss. [...] Heute fahre ich regelmäßig zu Besuch nach Esch, sage meinen Eltern hallo, treffe Freunde [alles das geht wiederum in Richtung Luxemburger Identität], aber nach ein paar Tagen ist mir alles wieder zu klein und ich freu mich auf Köln [da setzt schon wieder die Absetzbewegung ein].“ (S. 19f.; Kommentare hinzugefügt, R.P.) Auch Andrack als Autor der rezeptionssteuernden Paratexte liefert solche Luxemburgverankerungen, nutzt beispielsweise die Anmerkung zu einer Figur dazu, auf den Prime Club in Köln hinzuweisen, der sich – wie könnte es anders sein – „auf der Luxemburger Straße“ (S. 50 in Anm. 30) befindet. Natürlich ist das Zufall, nicht aber, dass genau diese Information unter hundert denkbaren anderen ausgewählt und im Text realisiert wird. Dieses Verfahren der Verankerung des Autors in Luxemburg sowie die Ambivalenzen zwischen „Köln mit Weltanschluss“ und „Luxemburg mit ,Einöde‘“ finden sich auch in anderen Texten Helmingers, etwa dem Gedicht Intercity (Ein Schweigen) von 1995, in dem die beiden polar angelegten Lokalisationen „Köln“ und „Luxemburg“ als erste und letzte Zeile den übrigen Gedichttext rahmen, die dazwischen liegende Zugfahrt beide Pole verbindet, also den Übergang ermöglicht.4 In Umkehr Buchbesprechung Oktober 2007 des Titels einer Sammlung von Erzählungen Helmingers lässt sich daher sagen: Etwas darf auf keinen Fall fehlen, nämlich der den Autor als Luxemburger verankernde Hinweis, der für nicht auf Luxemburg hin orientierte Leser allerdings auch nicht weiter störend wirken darf, ja durch solche kulturellen Transfers wie ,Bundesverdienstkreuz‘ sogar in die Horizonte eines anderen Landes eingerückt werden kann. Welt-Anschlüsse Dienen die neu hinzugekommenen Paratexte also der Luxemburg-Verankerung, so referiert Helminger demgegenüber im eigentlichen Romantext häufig auf Autoren wie Goethe, Shakespeare und viele weitere, wobei das Selektionskriterium diesmal das der ,Weltliteratur‘ ist. Der Klappentext annonciert dieses intertextuelle Verfahren ironisierend als „Essenz der gesamten abendländischen Literatur seit Shakespeare“ (S. 3). Auf dieser Ebene erfolgt also keine spezifisch Luxemburger Lokalisation, was zeigt, dass wir es insgesamt mit einem Schreiben zu tun haben, das sich hinsichtlich solcher ,Anrufungen‘ von Autoren der Weltliteratur nur punktuell regional-luxemburgisch orientiert, jenseits der die Rezeption steuernden Paratexte, also im eigentlichen Kerntext, aber durchgängig auf ein größeres deutschsprachiges Lesepublikum hin ausgerichtet ist mit einem Auge wohl auch schon auf Übersetzungen schielt. Wir haben also einmal die Strategie der Verortung in Luxemburg und eine gegenläufige zweite, die nur in Richtung größere Leserkreise geht. Ohne die Verweise auf Luxemburg in einem Roman, der ansonsten mit Luxemburg nur wenig zu tun hat, hätte sich Helminger nur schwer als Luxemburger Autor ausweisen können. Und umgekehrt: Ohne die Öffnung auf ein breiteres deutschsprachiges Publikum hin hätte er kein über Luxemburg hinaus erfolgreicher Autor werden können, der mit einiger Resonanz verlegt wird. Ein Einzelfall? Solche Strategien der doppelten Anschlüsse in zwei Richtungen scheinen über Helminger hinaus durchaus typisch für viele der erfolgreicheren Luxemburger Autoren zu sein. Denn funktional ähnliche Doppelstrategien, wenn vielleicht auch nicht ganz so komplex, lassen sich vielfach auch bei anderen Autoren beobachten. So für Rolph Ketters Roman Niemannsland, der ebenfalls mit Intertextualitäten in Richtung deutsche und internationale Literatur arbeitet, z. B. immer wieder Arno Schmidt-Parallelen5 nutzt, bei vergleichsweise wenig lokalen Verankerungen durch Rekurs auf Luxemburger Schauplätze in Form von Hinweisen wie „da ratterten die arbedschen Kohlenwaggons heran“ (S. 57) oder „wie in der Jugendherberge von Burglinster“ (S. 58). Als auffälligster Paratext der Verankerung in Luxemburg fungiert im Fall von Niemannsland jedoch die rote Bauchbinde „Nationaler Literaturpreis 1988. Bester Roman in deutscher Sprache“, denn sie stellt als rezeptionssteuernde Schwelle des Eintritts in das Buch geradezu eine Anweisung dar, eine luxemburginterne Rezeption zu unternehmen. Ganz ähnlich streut schließlich auch Roger Manderscheid in seine aus der Perspektive einer Tschechin erzählte Geschichte Die Lesung in Prag immer wieder Verweise auf Luxemburg ein: „warum hat karl der vierte damals seine karlsuniversität nicht in luxemburg gegründet?“,6 „bei einer solchen führung habe ich auch meine freunde aus luxemburg kennengelernt“, „während der lesung der beiden autoren aus luxemburg“, oder: „die luxemburger soffen wie böhmische zigeuner“ (S. 107-109, 111). Und auch er nutzt auf der Ebene der Intertextualitäten dann wieder durchgehend nur deutsche Autoren und Werke: Heinrich Böll, Peter Weiss, Robert Musil, Martin Walser, Ludwig Harig, Günter Grass, Sten Nadolny und Johannes Mario Simmel.7 Nico Helminger ist demgegenüber einer der wenigen, der Anschlüsse sowohl an die französische wie zugleich auch an die deutsche Literatur sucht und u. a. auf Robert Walser, Rainer Maria Rilke, Paul Celan aber auch Henry David Thoreau und Jean-Michel Espitallier referiert.8 Man darf gespannt sein, wie Helminger in seinem für diesen Herbst bei Suhrkamp angekündigten Die Station (privates Foto) 47 Wir haben [...] einmal die Strategie der Verortung in Luxemburg und eine gegenläufige zweite, die nur in Richtung größere Leserkreise geht. Buchbesprechung 48 neuen Roman Morgen war schon mit dem skizzierten Double-bind lokaler und zugleich globaler Anschlüsse umgeht. Denn immerhin handelt der Text von einer im lokalen Alltag verhafteten Frau, die von einer Reise nach Neuseeland träumt. 1 Guy Helminger: Die Ruhe der Schlammkröte. Wiederentdeckt, herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von Manuel Andrack. Mit Fotos von Ute Behrend. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2007 (KiWi 978). forum 270 4 Guy Helminger: „Intercity (Ein Schweigen)“. In: LSV Lëtzebuerger Schriftstellerverband (Hg.): INTERCITY. L’anthologie ’95 en trois lanques. Die dreisprachige Anthologie ’95. Echternach: Editions phi/Op der Lay/LSV 1995, S. 64f. 5 Rolph Ketter: Niemannsland. Roman. Esch-sur-Sûre: Op der Lay 1989, S. 101 u.a. mehr. 6 Roger Manderscheid: „Die Lesung in Prag“. In: LSV: Intercity (s. Anm. 4), S. 104-112. 7 Guy Helminger: Etwas fehlt immer. Erzählungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2005. Vgl. Roger Manderscheid: Die Dromedare. Stilleben für Johann den Blinden. Esch-sur-Sûre: Op der Lay 1996 [E: 1973], S. 10: „gruppenbild in der zeitung gesehen: stadtväter mit dame [...]“; S. 18 (Peter Weiss), S. 21 (Robert Musil); ders.: schwarze engel. geschichten mit 23 zeichnungen vom autor. Nospelt: ultimomondo 2 2001, S. 18 und 56. 3 8 2 Gérard Genette: Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Frankfurt a.M. u.a.: Campus 1989 (frz.: Seuils. Paris: Éd. du Seuil 1987). Vgl. Nico Helminger: grenzgang. sequenzen. mit illustrationen von bodo korsig. Esch-sur-Alzette: éditions phi 2003 (collection GRAPHITI). Schlechte Aussichten für die Luxemburger Literaturwissenschaft an der Uni Luxemburg Wir hatten vor, an dieser Stelle Prof. Dr. Rolf Parr als zukünftigen Professor für Luxemburger Literatur und Kultur vorzustellen. Er war von einem universitären Auswahlgremium Ende Juli 2007 einstimmig für diese Stelle ausgewählt worden. Wir hatten Rolf Parr kurze Zeit später kontaktiert, um einen Beitrag zur Neuauflage von Guy Helmingers Roman Die Ruhe der Schlammkröte anzufragen. Es hat uns – nebenbei bemerkt – ziemlich beeindruckt, dass sich ein anerkannter, aus dem Ausland kommender Professor auf diesem Wege umgehend in das intelektuelle und akademische Umfeld dieses Landes integrieren wollte! Damit ist es der Universität wahrscheinlich auch versperrt, die Situation über eine erneute Ausschreibung zu korrigieren, wie sie es im Falle von Prof. Dr. Peter Gilles noch hatte tun können. Dieser war als Professor für luxemburgische Linguistik zuerst abgelehnt worden, da seine Luxemburgischkenntnisse offenbar nicht ausreichend waren. In der zweiten Stellenausschreibung wurde die Stellenbeschreibung dann auf allgemeine Linguistik umgeschrieben und Peter Gilles konnte berufen werden. Jetzt lehrt und erforscht er als Wittlicher auf Luxemburgisch Luxemburger Linguistik. Rolf Parr ist Professor für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Universität Bielefeld mit den Schwerpunkten „Literarisch-kulturelles Leben der Gegenwart und mediale Vernetzung von Literatur“. Er verbindet also Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften, was sich als ideale Kombination für die Entwicklung des Forschungsschwerpunktes „Etudes luxembourgeoises“ der Uni Luxemburg darstellt. Dieser ist der Erforschung der „kulturellen Identitäten“ der Luxemburger Gesellschaft gewidmet. Rolf Parr hätte sich mit Luxemburger Literatur beschäftigen sollen, das heißt mit der luxemburgisch-, französisch-, deutsch- und portugiesischsprachigen und bald wahrscheinlich kreolischen Literatur Luxemburgs. Dazu wird es jedoch nicht kommen. Man kann denjenigen, die jetzt erneut die Kenntnis der luxemburgischen Sprache in die Stellenausschreibung für die Professur „Luxemburger Literatur und Kultur“ eingeschrieben hatten, den Vorwurf nicht ersparen, dass sie dem Conseil de gouvernance die Argumente in die Hände geliefert haben. Trotzdem, dass die Stelle nicht erneut ausgeschrieben wird, nährt den Verdacht, dass über den Umweg der Nichtberufung von Professoren, ein ungeliebter Forschungsschwerpunkt im Keim erstickt werden soll. Am 24. September beschloss der Conseil de gouvernance die Berufung von Prof. Dr. Rolf Parr abzulehnen. Auf eine Angabe von Gründen verzichtete das Aufsichtsgremium, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass der Kandidat wegen seiner Unkenntnis des Luxemburgischen durchgefallen ist. Dass es weltweit zurzeit keinen Literaturprofessor geben kann, der das Kriterium „luxemburgischsprachig“ erfüllt, ist dem Conseil de gouvernance offenbar bewusst gewesen, denn er hat den Posten gar nicht erst neu ausgeschrieben. Währenddessen wird der Ruf der jungen Universität durch solche Entscheidungen schwer be- schädigt. Dass in Luxemburg mit dem Conseil de gouvernance ein Gremium, das rein politisch und keineswegs akademisch legitimiert ist, Berufungen der Universität ablehnen kann, weist auf die europaweit ziemlich einmalige Konstruktion des Universitätsgesetzes von 2003 hin. Professoren, die sich schon eine gewisse Reputation an ausländischen Universitäten erarbeitet haben, werden es sich zweimal überlegen, bevor sie ihre Bewerbung einreichen. JST
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