Gefälle bei Flachdächern – erforderlich oder nicht! Die Diskussion darüber, ob nun Flachdächer ein Gefälle haben müssen oder nicht, führt immer wieder zu Diskussionen. So ganz eindeutig ist bzgl. der allgemein anerkannten Regeln der Technik die Situation aber nicht. Auch der Versuch zweier unserer Autoren hierzu einen gemeinsamen Artikel zu verfassen, gestaltete sich schwierig. Warum sollte also nicht diese Thematik einmal aus zwei unterschiedlichen Blickfeldern beleuchtet werden? Unsere Autoren, Herr Dipl.-Ing. Richard Ariaans und Herr Dipl.-Ing. E. U. Köhnke nehmen zu dieser Problematik jeweils aus ihrer Sicht Stellung. Flachdächer haben kein Gefälle… und die Erde ist eine Scheibe ! Der erste Teil der Überschrift würde an jedem Handwerker-Stammtisch von mehr als 2/3 der Anwesenden bestätigt, obwohl er ebenso wenig stimmt, wie der 2.Teil des Satzes. Dass die Erde wirklich eine Kugel ist, haben nur wenige Menschen wirklich gesehen, der Rest glaubt es. Dass Flachdächer kein Gefälle aufweisen und weitgehend undicht sind, ist eine ebenso verbreitete Meinung wie es im Mittelalter üblich war zu glauben, dass die Erde eine Scheibe sei. Pro von Dipl.-Ing. Richard Adriaans, ö.b.u.v. Sachverständiger für Flachdächer und thermische Bauphysik Dach-Eindeckungen funktionieren systembedingt nur mit ausreichender Neigung, das ist jedem klar. Dass Dach-Abdichtungen – also ugs. Flachdächer – mit ausreichender Neigung erheblich besser funktionieren als ohne Gefälle wird immer wieder bestritten. Natürlich weiß man, dass Flachdächer sich von geneigten Dächern durch ihre Ausführungsart unterscheiden und nicht durch die Neigung – obwohl die gebräuchlichen Bezeichnungen „Flachdach“ und „geneigtes Dach“ darauf schließen ließen. Dass es eigentlich „Dächer mit Abdichtungen“ und „Dächer mit Eindeckungen“ heißen sollte, wird sich wohl nicht mehr einbürgern – auch ich bleibe in diesem Beitrag bei den üblichen Bezeichnungen. Vermutlich erliegt man auch wegen der grundsätzlichen Aufgabe eines Flachdaches – in der Lage zu sein, auch bei stehendem Wasser zu funktionieren – dem Trugschluss, Flach- dächer hätten und bräuchten auch kein Gefälle. Wie sollten aber nun Flachdächer beschaffen sein, die ● möglichst unproblematisch unter Baustellenbedingungen hergestellt werden können ? ● möglichst unproblematisch genutzt werden können ? ● auch noch möglichst lange halten ? schwer, geneigt, geschützt Diese 3 ursprünglich von Raimund Probst („Bauen ist ein immerwährender Kampf gegen das Wasser – als Grundwasser, Kondensat und Niederschlag“) geforderten Attribute eines langlebigen Flachdaches gelten in abgewandelter Form immer noch, obwohl sich Randbedingungen wie verwendete Produkte in den letzten Jahrzehnten deutlich geändert haben. Foto 1: Kein Gefälle heißt: u. U. viel stehendes Wasser, weil die Durchbiegung der Decken zu Pfützenbildung führt ... Für schwer – als Synonym für steif, nicht „schwabbelig“ – gibt es zwar nicht mehr die gleichen Gründe wie früher: Die damals überwiegend eingesetzten Oxidationsbitumen verloren einen erheblichen Teil ihrer Plastizität durch z. B. permanente Bewegungen der oft viel zu sehr schwingenden Stahltrapezblech-Dächer. Diese alterten sehr viel schneller – durch molekulare Veränderung – als das gleiche Abdichtungs-Material auf Betondecken oder steifen Holzdecken. Die heute sehr 3/2007 29 Special: Flachdächer Wie es uns gefällt oder flach ist gleich geneigt? Special: Flachdächer Foto 2: … besonders dann, wenn die Flachdachabläufe – wegen der Fallrohre – an den Dachrändern angeordnet sind viel dickeren Dämmschichten führen automatisch zu einer deutlich gestiegenen Steifheit der Konstruktion – und das ist gut so. Warum sollten wir nicht die Dachkonstruktionen möglichst mit den gleichen oder ähnlichen Qualitätsattributen ausführen wie die Wände ? Dass auch Dächer mit Abdichtungen geneigt sein sollten, ist eigentlich selbsterklärend: Niederschlag, der möglichst schnell ablaufen kann, ist selbst bei Leckagen kaum ein Problem. Dachflächen, die das Regenwasser aufheben statt es ablaufen zu lassen, müssen absolut dicht sein – und bleiben! – für immer ! Vor IR- und UV-Strahlung geschützte Dächer halten mindestens dann länger, wenn die verwendeten Abdichtungsmaterialien mikrobenbeständig sind – und das sind nach den Erfahrungen in den 1970ern mittlerweile alle Abdichtungen mehr oder weniger. Für die fast ausschließlich aus synthetisch organischen Materialien hergestellten Abdichtungsbahnen bietet jedwede Form von Oberflächenschutz neben der Verringerung der fotochemischen Zersetzung durch UVStrahlung auch einen geringeren IR-Einfluss. Durch Oberflächenschutz fallen die Höchsttemperaturen signifikant geringer aus als ohne, eine geringere Temperatur-Amplitude – damit deutlich geringere Last- Anzeige HECO ®-Schrauben – Sicher ist sicher. HECO® hat perfekte Schrauben für Anwendungen in Holz, Kunststoff, Blech, Stein und Beton. Verlangen Sie ® ben HE CO Schrau r Sicher ist siche HECO-FIX plus® – die Universalschraube mit patentierter Zahngeometrie wird Sie überzeugen. MULTI-MONTI ® – der geniale Schraubanker fürgerissenen und ungerissenen Beton mit bauaufsichtlicher Zulassung des DIBt. HECO-TOPIX ® – die Holzschraube mit innovativer Spitzen- und Schaftgeometrie. Ansetzen, schrauben, fertig – ohne vorbohren. HECO-Schrauben GmbH & Co.KG Dr.-Kurt-Steim-Straße 28, D-78713 Schramberg Tel. +49 (0 )74 22 / 9 89-0, Fax: +49 (0 )74 22 / 9 89-200 E-Mail: [email protected], Internet: www.heco-schrauben.de 30 3/2007 wechsel – und eine höhere Lebensdauer sind die Folge. Bei den verwendeten Abdichtungssystemen handelt es sich um Kunststoffe und Bitumenprodukte und Mischungen daraus, die – übrigens entgegen den Aussagen der sie verkaufenden Fachberater! – durch Wechselbeanspruchungen auf Dauer ermüden. Wer also Wechselbeanspruchungen aus ● nass – trocken ● kalt – heiß ● Zug – Druck soweit möglich reduziert, verlängert die Lebensdauer einer Dachabdichtung deutlich ! Schutz durch stehendes Wasser … In den 1970ern ging man z. T. sogar so weit, Dächer bewusst ohne Gefälle und mit höher gesetzten Abläufen zu bauen. Die Abdichtung sollte möglichst unter Wasser stehen und damit vor genau den o.g. Wechselbeanspruchungen geschützt werden. Die Ergebnisse waren allerdings kontraproduktiv ! Einerseits, weil man damals noch nicht die dafür notwendigen Material-Qualitäten hatte, die gleichermaßen Hydrolyse- und Huminsäure-beständig und widerstandfähig gegen die Mikroben gewesen wären, die die Weichmacher verdauten und die Abdichtungen versprödeten. Andererseits weil trotz höher eingebautem Ablauf die Dächer natürlich viel zu schnell austrockneten und Feuchtbiotope mit erheblicher Ansammlung von organischer Substanz entstanden. Die boten genau den Humus, der zu Ansiedlung von Sträuchern und sogar Bäumen führte, die die Abdichtung z. T. durchwurzelten. Durch das völlige Austrocknen der organischen Substanzen in regenlosen Zeiten kamen gravierende mechanische Belastungen hinzu: ● die abtrocknende Pflanzenmasse schwindet zwangsläufig, klebt aber auf den Abdichtungsbahnen ● die sich abzeichnenden Schwindrisse führen zu Kerbspannungen an den Abdichtungen … Schutz durch ablaufendes Wasser Heutige Dächer mit Abdichtungen ohne ausreichendes Gefälle weisen die gleichen und zusätzliche Phänomene auf, so dass von ihrer Ausführung immer noch abzuraten ist. 1. Jede ungeschützte Abdichtung ist gegen mechanische Beschädigung empfindlich und – soweit ohne Gefälle hergestellt – im Falle einer Verletzung undicht. Bitte nicht vergessen, dass sich die Länge der Nahtfügungen auf einer Dachfläche von 1000 m2 sich auf einen ganzen Kilometer belaufen. 2. Auf einem ungeschützten Dach stehendes Wasser führt zu Kerbspannungen wegen dünner Schichten organischer Substanz von wenigen Millimetern Dicke, die mit der Abdichtung verkleben, austrocknen und sehr hart werden und weiche, elastische Abdichtungssysteme erheblich belasten. 3. Durch Pfützenbildung auf ansonsten ungeschützten Dächern entsteht eine zusätzliche Temperatur-Belastung dadurch, dass diese Pfütze und ihr Rand drei Temperaturzonen ausbilden, die – unmittelbar benachbart – zu deutlicher Spannungserhöhung im Material führt: a. In der Pfütze selbst herrschen – im Sommer – Temperaturen bis zu 45 °C. b. Am Rand der Pfütze che Abdichtungen extrem herunter, auch weil natürlich von innen keine Wärme nachströmt. 5. Auch Dächer mit Begrünungen oder Kiesschüttungen müssen zu ihrer sicheren Funktion ein Mindestgefälle von 2 % aufweisen, allein um die Biotop-Bildung zu vermeiden. 6. Und letztlich ist die Herstellung eines FlachDaches, zumal mit Holzwerkstoff-Platten auf Balkenlagen, dann weitaus sicherer, wenn man seine Konstruktion mit einfachen Planen oder Baufolien gegen einen Regenschauer während der Ausführung schützen kann. Special: Flachdächer gibt es einen Verdunstungssaum, der durch Verdunstungskühle bis auf unter 20 °C herunterkühlt c. Der direkt daneben liegende abgetrocknete Rand geht bis auf 80 °C herauf ! 4. Heutige Dächer mit teilweise 30 cm und dickeren WärmedämmSchichten unter der Abdichtung lassen keinerlei Wärmeabfluss nach unten/innen zu. a. Das führt – im Sommer – zu extrem hohen Temperaturen und im Falle plötzlicher Gewitter zu schockartigen Abkühlungen durch kalten Regen oder sogar Hagel. b. Im Winter kühlen sol- Konklusion: Durchgängig 2 % reichen völlig aus – Flachdächer ohne Gefälle müssten auch in einer freiheitlich demokratischen Grundordnung verboten werden! ■ Foto 3: Selbst wenn im Rahmen der Sanierung mit Gefälledämmung wegen knapper Höhen nur 1,5 % Gefälle rauskommt, ist das um Welten besser als kein geplantes Gefälle! Produktbeschreibung von Aminen die Rede war und das Produkt tatsächlich zwar Isozyanate enthält, diese bei der Prüfung des als absolut seriös geltenden Kölner Eco-Labors bei der Anwendung nicht feststellbar waren, bin ich etwas erschrocken, dass in der Veröffentlichung durch Robert Borsch-Laaks und Wilfried Walter auf diese meine kritische Fragestellung nicht eingegangen wurde, dass ich selbst aber auch den Vorgang aus dem Kurzzeitgedächtnis gestrichen hatte. Ich muss hinzusetzen, dass ich Roberts und Wilfrieds Arbeit und persönliche Integrität über alle Massen schätze und es deshalb nur ein Irrtum sein kann, dass dieser Spritzschaum offensichtlich ohne weitere Überprüfung auf humantoxikologische Eigenschaften durch den Artikel in der Holzbau –dnq quasi seine ökologischen Weihen bekommen hat. Ich werde den Dingen jetzt nachgehen und an dieser Stelle und im AKÖHForum die Ergebnisse publizieren. Da ich vermutlich in einigen Tagen erste Ergebnisse vorliegen haben werden, gebe ich selbstverständlich auch gern Auskunft unter [email protected] oder unter Telefon: 0 52 21/34 79 43 Richtigstellung Nachdem ich mehrmals angesprochen wurde auf meine Abbildung in Heft 2/07 habe ich den Eindruck, dazu wie folgt Stellung nehmen zu müssen: Nein, ich bin kein Zimmerer! Die Kluft ist ein Geschenk unserer Kinder zum Richtfest unseres Hauses vor einigen Jahren. Ich trage sie gern zu allen Arbeiten auf dem Hof und im Garten und natürlich auch bei der Dachsanierung beim e[u]z. Ja, ich habe in der Tat eine Spritzschaumdose in der Hand und versuche auftragsgemäß eine Luftdichtungsvariante mit Vorortschaum. Weil ich immer wieder unter Hinweis auf die dazu gehörenden Texthinweise (Abbildung Nr. 9 mit „isocyanatfreiem Dämmschaum“ und im Fließtext mit „Bauchemie in homöopathischen Dosen“) nach dem Namen des Produktes gefragt wurde, muss ich – schon um nicht meinen in diesen Dingen einigermaßen seriösen Ruf zu riskieren – dazu Stellung nehmen. Das Produkt heißt: Elastischer Dämmstoff, kommt von Fa. Würth, ist ein 2- komponentiges System auf der Basis eines Polycarbaminsäureesters und wird für den Fall angeboten, dass aus ökologischen Gründen kein isozyanathaltiger PUR-Schaum ausgeführt werden darf/soll. Nachdem ich bereits auf der Baustelle darüber gestolpert war, dass in der 3/2007 31
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