Wie aus Brachen hochwertige Wohngebiete werden - P&P Gruppe

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FREITAG,
STAATSZEITUNG
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BAU & ARCHITEKTUR
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BAYERISCHE
FREITAG,
STAATSZEITUNG
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Ein Projektentwickler aus Fürth hat sich auf die Schaffung exklusiver Appartements spezialisiert – sorgt aber auch für sozial geförderten Wohnraum
Wie aus Brachen hochwertige Wohngebiete werden
V
on einem wahren Segen für
die Stadt Fürth“ spricht Oberbürgermeister
Thomas
Jung
(SPD). Denn die Kleeblattstadt
habe der Firmengruppe P&P eine
erhebliche
Attraktivitätssteigerung zu verdanken. Sorgte sie
doch maßgeblich für eine erfolgreiche Konversion der Flächen im
Südwesten der Stadt. Dort war
einst die US Armee stationiert und
hinterließ nach ihrem Abzug ein
riesiges Areal, das neu genutzt
werden musste.
„Wir sind oft Pionier“, sagt Michael Peter, Geschäftsführer der
P&P Gruppe Bayern mit Sitz in
Fürth zur Staatszeitung. Und so
sucht er mit seinen Mitarbeitern
ganz bewusst Flächen, die sonst
von Projektentwicklern eher gemieden werden. In der Metropolregion Nürnberg hat er auf diese
Weise schon so manch eine seit
Jahren brach liegende Schmuddelecke revitalisiert. Hochwertiger
Wohnraum ist entstanden und
durch das Engagement der P&P
Gruppe zogen andere Investoren
nach und schlossen die restlichen
Fürths Oberbürgermeister Thomas
Jung (SPD) ist ganz begeistert von
den Projekten, die P&P-Chef Michael Peter (r.) in der Kleeblattstadt realisiert hat.
Baulücken in den betreffenden
Bereichen. Auf diese Weise konnte sich laut Peter zum Beispiel in
der Kleeblattstadt erst ein Wohnungsmarkt entwickeln. „Dieser
war in Fürth quasi nicht existent.“
Seit 2005 stellte die P&P Gruppe pro Jahr zwischen 300 und 400
Wohnungen fertig. „In diesem
Jahr werden wir wieder 400 Wohnungen übergeben“, erläutert Peter. Diese haben ein Verkaufsvolumen von rund 105 Millionen
Euro. „Hinzu kommt der Bereich
Bestandsimmobilien“,
so
der
P&P-Chef. Ein Teil dieser Wohnungen gehört auch dem sozial
geförderten Wohnbau an. „Trotz
enormer Bemühungen der städtischen
Wohnbaugesellschaften
herrscht in diesem Punkt Handlungsbedarf“, erklärt Peter.
Es sind aber nicht nur Brachen
und Konversionsflächen, an denen P&P Interesse hat. Die Sanierung historisch bedeutender Architektur gehört ebenso ins Portfolio der Unternehmensgruppe.
Aber auch Gewerbebauten sind
für Peter und sein Team interessant. So kaufte er in Fürth 80 Prozent der Gebäude des pleite gegangenen Versandriesen Quelle.
An der Flößaustraße ist jetzt der
neue Gewerbepark „Next“ entstanden und bietet zwischen 200
und 300 Arbeitsplätze. Allein in
dieses Wiederbelebungsprojekt investierte P&P 35 Millionen Euro.
Derzeit kann sich P&P-Chef Peter über die hohe Nachfrage nach
Immobilien freuen. Denn viele
Menschen suchten angesichts der
Unsicherheiten auf dem Kapitalmarkt und dem Euro sichere Investitionsmöglichkeiten. „Doch
das kann sich in zwei bis drei Jahren wieder ändern“, meint er.
Damit das Geschäft als Pionier
aber gut läuft, benötigt Peter eine
besondere Fähigkeit. Und diese
Mit solchen Objekten hat die P&P-Gruppe Fürth aufgewertet.
scheint er im Überfluss zu haben:
Er kann Visionen verkaufen.
Denn anhand von Modellen und
Visualisierungen
potenziellen
Käufern klar zu machen, wie
schön ein Quartier einmal sein
wird, ist nicht so leicht. Wer die
Entwicklung des Fürther Südstadtparks miterlebt hat, kann ein
Lied davon singen, dass es schon
besonderer Weitsicht bedurfte, um
aus einer Megabaustelle das heutige, pittoreske Stadtviertel erahnen
zu können.
Aber die diversen Referenzobjekte, auf die Peter inzwischen
verweisen kann, zeigen jedem Investor, dass P&P die Kompetenz
zum Umbruch hat. Wo das Unternehmen erst einmal aktiv wird,
ändert sich das gesamte Umfeld
hin zu einer positiven Entwicklung. Davon werden jetzt auch einige Standorte in Nürnberg profitieren. Denn die Frankenmetropole hat gerade im Bereich der Südstadt noch einiges aufzuholen.
Während die Nürnberger die Südstadt eher verschmähen, ist sie für
Neunürnberger, die aus beruflichen Gründen in die Metropole
ziehen, geradezu verlockend, so
Peter. Er habe viele Interessenten
von außerhalb, die sich eine hochwertige Wohnung im Süden der
Stadt kaufen möchten.
FOTO P&P-GRUPPE
Peter und sein Team brauchen
sich aber nicht sorgen, dass ihnen
die Arbeit ausgeht, wenn sämtliche Brach- und Konversionsflächen in Nürnberg „abgefrühstückt“ sind. Denn mit dem aktuell beschlossenen Truppenabzug
in Bamberg und Schweinfurt bieten sich erneut Herausforderungen, die der Pionier P&P annehmen könnte. „Bamberg ist für uns
sicherlich
ein
interessanter
Markt“, so Peter.
Damit die Stadtviertel, in die
P&P investiert, auch richtig zum
Erblühen kommen, hat Geschäftsführer Peter vor Kurzem die P&P
Stiftung VITA gegründet. Über sie
wird vom jeweiligen Projektstart
an mit Hilfe des Stadtteilbeauftragten ein Projekt mit Versorgungslücken identifiziert, wie
etwa einen fehlenden Kindergarten, für den die Stiftung einen finanziellen Beitrag leistet. „Von jeder verkauften Einheit geht ein
bestimmter Prozentsatz in die Stiftung“, unterstreicht Peter die
Ernsthaftigkeit seines sozialen
Engagements. „Wir wollen zwar
hochwertigen Wohnraum verkaufen, uns aber nicht aus unserer sozialen Verantwortung stehlen.
Deshalb wollen wir auch der Allgemeinheit etwas zurückgeben.“
> RALPH SCHWEINFURTH
Energiewende: Studentische Initiative wollte Solaranlage auf dem Dach des Erlanger Juridicums installieren
Tagungsband zu Handwerk und Denkmalpflege
Landtag lehnt Öko-Petition ab
Qualitätsstandard verbessern
Bayern hat innerhalb Deutschlands klimatisch optimale Bedingungen für die Errichtung von Photovoltaikanlagen. Nach den Plänen der Staatsregierung zur Energiewende soll der Anteil von Solarstrom zum bayerischen Stromverbrauch von sechs Prozent bis 2022
auf 16 Prozent gesteigert werden.
Staatliche Bauten bieten sich für
die Nutzung ihrer Dachflächen an
und der Staat hat durch Überlassung an interessierte Investoren
die Möglichkeit, die Energiewende
zu unterstützen.
Diese Argumente hatten eine
Gruppe von Studenten der Universität Erlangen-Nürnberg bewegt,
gemeinsam eine Solaranlage an ihrer Hochschule zu errichten und
mit Kleindarlehen ab 250 Euro ihre
Kommilitonen an der Finanzierung zu beteiligen. Nach Voruntersuchungen fragten die Studenten
Ende 2008 bei ihrer Universität an,
um das Dach des Juridicums in Erlangen für ihr Projekt zu nutzen.
Unter Verweis auf Vorgaben des
Landtags wurden sie an die staatliche Immobilien Freistaat Bayern
(IMBY) verwiesen, die eine Ausschreibung auf ihrer Homepage
veröffentlichte. Nach Eingang von
weiteren Mietangeboten kam die
studentische Initiative allerdings
nicht zum Zug. Der erfolgreiche
Bewerber, der ohne Bezug zur Universität ausgewählt wurde, stellte
sich als unzuverlässig heraus und
realisierte vertragswidrig die Solaranlage auf dem Juridicumdach
nicht innerhalb eines Jahres. Dennoch wurde daraufhin kein Vertrag
mit den Studenten geschlossen,
sondern das Dach erneut ausgeschrieben – bis heute ohne Erfolg.
Auch andere lokale Initiativen berichteten von ähnlich negativen
Erfahrungen oder gaben bereits
ihre Projekte im Vorfeld auf.
Angesichts dieser unbefriedigenden Erfahrungen stellte der gemeinnützige Verein Sonnenenergie Erlangen e.V. mit fraktions-
übergreifender Unterstützung aus
dem Erlanger Stadtrat im Juli 2011
eine Petition an den Landtag, um
eine Änderung der Vergaberichtlinien bei der Dachvergabe zu erreichen und die kritisierten Hürden
für die oft ehrenamtlich arbeitenden lokalen Initiativen abzubauen.
Die Petition wurde im Landtag
dem Haushaltsausschuss zugeteilt
und die notwendige Stellungnahme zu diesem Anliegen durch das
Finanzministerium erstellt, da die
Vermietung staatlicher Liegenschaften in die Zuständigkeit der
dem Finanzministerium unterstehenden IMBY fällt.
Im Haushaltsausschuss wurde
fraktionsübergreifend
erkannt,
dass ein grundsätzlicher Landtagsbeschluss zur Nutzung aller geeigneten Staatsdächer aus dem Jahr
2004 wenig bewirkt hatte. Der Berichterstatter, Eike Hallitzky (Grüne), der als Ursache dieser geringen
Nutzung ein Nachlassen der Nachfrage nach Dächern mangels Erfolgsaussicht für ein eigenes Projekt ansah, beantragte die Würdigung der Petition. Allerdings folgte
die Mitberichterstatterin, Gertraud Goderbauer (CSU), der Argumentation des Finanzministeri-
ums, man dürfe ortsfremde Investoren durch eine freie Vergabe an
die ursprünglichen Interessenten
nicht benachteiligen. Schließlich
wurde mit der Mehrheit von CSU
und FDP die Petition mit der Erklärung des Finanzministeriums
für erledigt erklärt.
Umweltschutz
steht vor Rendite
Wir müssen uns über jeden Studenten freuen, der sich neben dem
Studium für die Energiewende engagieren möchte. Das Erneuerbare
Energien Gesetz (EEG) legt die
Grundlage, eine Anlage zur Stromerzeugung aus regenerativen Energien zu realisieren und dadurch
dazu beizutragen, fossile Energien
und Kernkraft überflüssig zu machen. Viele Bürger haben aber kein
eigenes Dach zur Verfügung oder
wollen aus anderen Gründen gerne
ein öffentliches Dach nutzen.
In den Reden der verantwortlichen Politiker in Bayern ist stets
von Bürgerbeteiligung an der Energiewende die Rede. Das Angebot
von Studenten oder Finanzamts-
mitarbeitern, die auf den Dächern
ihrer Universität oder ihres Amtes
eine Solaranlage betreiben wollen,
ist in diesem Sinne eigentlich eine
Steilvorlage. Dass Parlamentarier
aus Reihen der bayerischen Regierungsfraktionen dieses Angebot
ablehnen – faktisch sogar behindern – ist unverständlich.
Das Finanzministerium, das dieses Bürgerangebot auf rein wirtschaftliches Interesse reduziert,
verkennt, dass gerade solche Bürgerinitiativen primär den Schutz
der Umwelt im Sinn haben und
nicht die mögliche kleine Rendite,
durch kleine Zinsen auf die finanzierenden Kleindarlehen. Die bisherige Handhabe bei der Dachvergabe spielt gewerblich ausgerichteten Firmen in die Hände, die sich
selbst in der Vergangenheit nicht
aktiv um staatliche Dächer bemüht
haben und es sich leicht machen,
wenn sie nur auf Angebote im Internet warten, um ein solches Dach
anzumieten. Dabei gäbe es in Bayern noch genug Platz auf staatlichen Gebäuden für alle.
Die Politik muss sich die Frage
stellen lassen, wie die Energiewende bis 2022 organisiert werden kann. Es ist grundsätzlich
nichts anderes, wenn eine Stadtverwaltung, so wie in Erlangen,
beim Ausbau der erneuerbaren
Energien mit ihren Bürgern vertrauensvoll und mit sichtbarem
Erfolg zusammenarbeitet. Dazu
müssten aber für staatliche Liegenschaften die Verantwortlichen
in München zu einer offenen Diskussion bereit sein. Zweifel an einer Diskussionsbereitschaft kommen aber auf, wenn dem Petenten sogar die Einsicht in die erst
nach sechs Monaten vorgelegte
Stellungnahme des Finanzministeriums verweigert wird.
> MARTIN HUNDHAUSEN
Solaranlage auf einem Dach.
FOTO BILDERBOX
Der Autor ist Professor am Lehrstuhl für
Technische Physik der Universität Erlangen-Nürnberg.
Bayern ist mit rund 120 000
Denkmälern reich gesegnet. Dieses
kulturelle Erbe ist mit großer Verantwortung verbunden. Denkmalpflegerische Erhaltung, Reparaturen oder Ergänzungen können nur
fachlich einwandfrei durchgeführt
werden, wenn das Handwerk über
eine ausreichende Qualifikation
verfügt. Dazu zählt das Wissen um
alte Herstellungstraditionen und
Materialien ebenso wie die Kenntnis moderner Sicherungs- und Erhaltungstechniken, die eine kontinuierliche Fortbildung erfordern.
Jede einzelne denkmalpflegerische
Aufgabe ist mit individuellen Leistungen verbunden, die nicht standardisiert werden können. Das
wirft die Frage auf, ob die bisherigen Fortbildungsbemühungen für
Handwerker im Bereich der Denkmalpflege ausreichen oder ob
strukturelle Veränderungen in
Ausbildung,
Berufsverständnis
und überregionaler Zusammenarbeit nötig sind, um den Erhalt des
historischen Baubestands in der
notwendigen Qualität zu sichern.
Mit diesen Überlegungen steht
Bayern nicht alleine da. Auch andere Alpenanrainer verfügen über
Baudenkmäler mit speziellen Materialvorlieben und traditioneller
handwerklicher Verarbeitung, die
nicht „einfach so“ erhalten werden
können. Aus diesem Grund lud das
Bayerische Landesamt für Denkmalpflege Ende 2008 die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Alpen, zu einer Konferenz ins Kloster
Thierhaupten.
Über 200 Experten aus Handwerk und Denkmalpflege nutzten
die Gelegenheit zu einer länderspezifischen Situationserfassung.
Ihre Beiträge sind nun in der
Schriftenreihe des Bayerischen
Landesamts für Denkmalpflege
unter dem Titel Handwerk und
Denkmalpflege – Die Zukunft des
baulichen Erbes im Alpenraum
nachzulesen. Der Konferenzband
protokolliert nicht nur die Überlegungen, wie das bauliche Erbe wei-
terhin in der erforderlichen Qualität bewahrt werden kann, sondern
auch die dafür als notwendig erachteten Maßnahmen.
Die Dokumentation gliedert
sich in einen Vortrags- und Diskussionsteil sowie einen Ausstellungsteil. Als Ergebnis der Konferenz formulierten die Teilnehmer
die „Thierhauptener Erklärung“,
die die gewünschten Verbesserungen im Bereich der denkmalfachlichen Qualifizierung in zehn
Punkten zusammenfasst. „In der
Denkmalpflege besteht Bedarf an
einschlägig qualifizierten Handwerkern, an Restauratoren im
Handwerk und an diplomierten
Restauratoren …“, heißt es dort
gleich an erster Stelle.
„In einem staatlichen Auftrag
sind Zielsetzungen, Bedarf und
Zuschnitt von Aus- und Fortbildungsgängen/-einrichtungen zwischen dem Handwerk, der Denkmalpflege und den Fach- bzw.
Hochschulen zu entwickeln“, ist
unter Punkt 8 nachzulesen.
Bayern ist hier mit der Schaffung
des „Restaurators im Handwerk“,
dem Aufbaustudium „Denkmalpflege“ für Architekten und Ingenieure an der Uni Bamberg oder
der Öffnung der Fachhochschulen
für Handwerksmeister auf einem
guten Weg, doch das „Denkmalbewusstsein“, die Wertschätzung des
historischen baulichen Erbes,
muss nach einhelliger Meinung aller Tagungsteilnehmer länderübergreifend noch viel ausgeprägter
werden. > MONIKA JUDÄ
Egon Johannes
Greipl (Hg.),
Handwerk und
Denkmalpflege –
Die Zukunft des
baulichen Erbes im
Alpenraum, Volk
Verlag, München,
160 Seiten, 17,90
Euro.
ISBN 978-3-86222-005-2