BAYERISCHE 24 26 FREITAG, STAATSZEITUNG 9. MÄRZ 16. MÄRZ2012 2012 NR. 0 BAU & ARCHITEKTUR 2 BAYERISCHE FREITAG, STAATSZEITUNG 9. MÄRZ 2012NR. 11 Ein Projektentwickler aus Fürth hat sich auf die Schaffung exklusiver Appartements spezialisiert – sorgt aber auch für sozial geförderten Wohnraum Wie aus Brachen hochwertige Wohngebiete werden V on einem wahren Segen für die Stadt Fürth“ spricht Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). Denn die Kleeblattstadt habe der Firmengruppe P&P eine erhebliche Attraktivitätssteigerung zu verdanken. Sorgte sie doch maßgeblich für eine erfolgreiche Konversion der Flächen im Südwesten der Stadt. Dort war einst die US Armee stationiert und hinterließ nach ihrem Abzug ein riesiges Areal, das neu genutzt werden musste. „Wir sind oft Pionier“, sagt Michael Peter, Geschäftsführer der P&P Gruppe Bayern mit Sitz in Fürth zur Staatszeitung. Und so sucht er mit seinen Mitarbeitern ganz bewusst Flächen, die sonst von Projektentwicklern eher gemieden werden. In der Metropolregion Nürnberg hat er auf diese Weise schon so manch eine seit Jahren brach liegende Schmuddelecke revitalisiert. Hochwertiger Wohnraum ist entstanden und durch das Engagement der P&P Gruppe zogen andere Investoren nach und schlossen die restlichen Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) ist ganz begeistert von den Projekten, die P&P-Chef Michael Peter (r.) in der Kleeblattstadt realisiert hat. Baulücken in den betreffenden Bereichen. Auf diese Weise konnte sich laut Peter zum Beispiel in der Kleeblattstadt erst ein Wohnungsmarkt entwickeln. „Dieser war in Fürth quasi nicht existent.“ Seit 2005 stellte die P&P Gruppe pro Jahr zwischen 300 und 400 Wohnungen fertig. „In diesem Jahr werden wir wieder 400 Wohnungen übergeben“, erläutert Peter. Diese haben ein Verkaufsvolumen von rund 105 Millionen Euro. „Hinzu kommt der Bereich Bestandsimmobilien“, so der P&P-Chef. Ein Teil dieser Wohnungen gehört auch dem sozial geförderten Wohnbau an. „Trotz enormer Bemühungen der städtischen Wohnbaugesellschaften herrscht in diesem Punkt Handlungsbedarf“, erklärt Peter. Es sind aber nicht nur Brachen und Konversionsflächen, an denen P&P Interesse hat. Die Sanierung historisch bedeutender Architektur gehört ebenso ins Portfolio der Unternehmensgruppe. Aber auch Gewerbebauten sind für Peter und sein Team interessant. So kaufte er in Fürth 80 Prozent der Gebäude des pleite gegangenen Versandriesen Quelle. An der Flößaustraße ist jetzt der neue Gewerbepark „Next“ entstanden und bietet zwischen 200 und 300 Arbeitsplätze. Allein in dieses Wiederbelebungsprojekt investierte P&P 35 Millionen Euro. Derzeit kann sich P&P-Chef Peter über die hohe Nachfrage nach Immobilien freuen. Denn viele Menschen suchten angesichts der Unsicherheiten auf dem Kapitalmarkt und dem Euro sichere Investitionsmöglichkeiten. „Doch das kann sich in zwei bis drei Jahren wieder ändern“, meint er. Damit das Geschäft als Pionier aber gut läuft, benötigt Peter eine besondere Fähigkeit. Und diese Mit solchen Objekten hat die P&P-Gruppe Fürth aufgewertet. scheint er im Überfluss zu haben: Er kann Visionen verkaufen. Denn anhand von Modellen und Visualisierungen potenziellen Käufern klar zu machen, wie schön ein Quartier einmal sein wird, ist nicht so leicht. Wer die Entwicklung des Fürther Südstadtparks miterlebt hat, kann ein Lied davon singen, dass es schon besonderer Weitsicht bedurfte, um aus einer Megabaustelle das heutige, pittoreske Stadtviertel erahnen zu können. Aber die diversen Referenzobjekte, auf die Peter inzwischen verweisen kann, zeigen jedem Investor, dass P&P die Kompetenz zum Umbruch hat. Wo das Unternehmen erst einmal aktiv wird, ändert sich das gesamte Umfeld hin zu einer positiven Entwicklung. Davon werden jetzt auch einige Standorte in Nürnberg profitieren. Denn die Frankenmetropole hat gerade im Bereich der Südstadt noch einiges aufzuholen. Während die Nürnberger die Südstadt eher verschmähen, ist sie für Neunürnberger, die aus beruflichen Gründen in die Metropole ziehen, geradezu verlockend, so Peter. Er habe viele Interessenten von außerhalb, die sich eine hochwertige Wohnung im Süden der Stadt kaufen möchten. FOTO P&P-GRUPPE Peter und sein Team brauchen sich aber nicht sorgen, dass ihnen die Arbeit ausgeht, wenn sämtliche Brach- und Konversionsflächen in Nürnberg „abgefrühstückt“ sind. Denn mit dem aktuell beschlossenen Truppenabzug in Bamberg und Schweinfurt bieten sich erneut Herausforderungen, die der Pionier P&P annehmen könnte. „Bamberg ist für uns sicherlich ein interessanter Markt“, so Peter. Damit die Stadtviertel, in die P&P investiert, auch richtig zum Erblühen kommen, hat Geschäftsführer Peter vor Kurzem die P&P Stiftung VITA gegründet. Über sie wird vom jeweiligen Projektstart an mit Hilfe des Stadtteilbeauftragten ein Projekt mit Versorgungslücken identifiziert, wie etwa einen fehlenden Kindergarten, für den die Stiftung einen finanziellen Beitrag leistet. „Von jeder verkauften Einheit geht ein bestimmter Prozentsatz in die Stiftung“, unterstreicht Peter die Ernsthaftigkeit seines sozialen Engagements. „Wir wollen zwar hochwertigen Wohnraum verkaufen, uns aber nicht aus unserer sozialen Verantwortung stehlen. Deshalb wollen wir auch der Allgemeinheit etwas zurückgeben.“ > RALPH SCHWEINFURTH Energiewende: Studentische Initiative wollte Solaranlage auf dem Dach des Erlanger Juridicums installieren Tagungsband zu Handwerk und Denkmalpflege Landtag lehnt Öko-Petition ab Qualitätsstandard verbessern Bayern hat innerhalb Deutschlands klimatisch optimale Bedingungen für die Errichtung von Photovoltaikanlagen. Nach den Plänen der Staatsregierung zur Energiewende soll der Anteil von Solarstrom zum bayerischen Stromverbrauch von sechs Prozent bis 2022 auf 16 Prozent gesteigert werden. Staatliche Bauten bieten sich für die Nutzung ihrer Dachflächen an und der Staat hat durch Überlassung an interessierte Investoren die Möglichkeit, die Energiewende zu unterstützen. Diese Argumente hatten eine Gruppe von Studenten der Universität Erlangen-Nürnberg bewegt, gemeinsam eine Solaranlage an ihrer Hochschule zu errichten und mit Kleindarlehen ab 250 Euro ihre Kommilitonen an der Finanzierung zu beteiligen. Nach Voruntersuchungen fragten die Studenten Ende 2008 bei ihrer Universität an, um das Dach des Juridicums in Erlangen für ihr Projekt zu nutzen. Unter Verweis auf Vorgaben des Landtags wurden sie an die staatliche Immobilien Freistaat Bayern (IMBY) verwiesen, die eine Ausschreibung auf ihrer Homepage veröffentlichte. Nach Eingang von weiteren Mietangeboten kam die studentische Initiative allerdings nicht zum Zug. Der erfolgreiche Bewerber, der ohne Bezug zur Universität ausgewählt wurde, stellte sich als unzuverlässig heraus und realisierte vertragswidrig die Solaranlage auf dem Juridicumdach nicht innerhalb eines Jahres. Dennoch wurde daraufhin kein Vertrag mit den Studenten geschlossen, sondern das Dach erneut ausgeschrieben – bis heute ohne Erfolg. Auch andere lokale Initiativen berichteten von ähnlich negativen Erfahrungen oder gaben bereits ihre Projekte im Vorfeld auf. Angesichts dieser unbefriedigenden Erfahrungen stellte der gemeinnützige Verein Sonnenenergie Erlangen e.V. mit fraktions- übergreifender Unterstützung aus dem Erlanger Stadtrat im Juli 2011 eine Petition an den Landtag, um eine Änderung der Vergaberichtlinien bei der Dachvergabe zu erreichen und die kritisierten Hürden für die oft ehrenamtlich arbeitenden lokalen Initiativen abzubauen. Die Petition wurde im Landtag dem Haushaltsausschuss zugeteilt und die notwendige Stellungnahme zu diesem Anliegen durch das Finanzministerium erstellt, da die Vermietung staatlicher Liegenschaften in die Zuständigkeit der dem Finanzministerium unterstehenden IMBY fällt. Im Haushaltsausschuss wurde fraktionsübergreifend erkannt, dass ein grundsätzlicher Landtagsbeschluss zur Nutzung aller geeigneten Staatsdächer aus dem Jahr 2004 wenig bewirkt hatte. Der Berichterstatter, Eike Hallitzky (Grüne), der als Ursache dieser geringen Nutzung ein Nachlassen der Nachfrage nach Dächern mangels Erfolgsaussicht für ein eigenes Projekt ansah, beantragte die Würdigung der Petition. Allerdings folgte die Mitberichterstatterin, Gertraud Goderbauer (CSU), der Argumentation des Finanzministeri- ums, man dürfe ortsfremde Investoren durch eine freie Vergabe an die ursprünglichen Interessenten nicht benachteiligen. Schließlich wurde mit der Mehrheit von CSU und FDP die Petition mit der Erklärung des Finanzministeriums für erledigt erklärt. Umweltschutz steht vor Rendite Wir müssen uns über jeden Studenten freuen, der sich neben dem Studium für die Energiewende engagieren möchte. Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) legt die Grundlage, eine Anlage zur Stromerzeugung aus regenerativen Energien zu realisieren und dadurch dazu beizutragen, fossile Energien und Kernkraft überflüssig zu machen. Viele Bürger haben aber kein eigenes Dach zur Verfügung oder wollen aus anderen Gründen gerne ein öffentliches Dach nutzen. In den Reden der verantwortlichen Politiker in Bayern ist stets von Bürgerbeteiligung an der Energiewende die Rede. Das Angebot von Studenten oder Finanzamts- mitarbeitern, die auf den Dächern ihrer Universität oder ihres Amtes eine Solaranlage betreiben wollen, ist in diesem Sinne eigentlich eine Steilvorlage. Dass Parlamentarier aus Reihen der bayerischen Regierungsfraktionen dieses Angebot ablehnen – faktisch sogar behindern – ist unverständlich. Das Finanzministerium, das dieses Bürgerangebot auf rein wirtschaftliches Interesse reduziert, verkennt, dass gerade solche Bürgerinitiativen primär den Schutz der Umwelt im Sinn haben und nicht die mögliche kleine Rendite, durch kleine Zinsen auf die finanzierenden Kleindarlehen. Die bisherige Handhabe bei der Dachvergabe spielt gewerblich ausgerichteten Firmen in die Hände, die sich selbst in der Vergangenheit nicht aktiv um staatliche Dächer bemüht haben und es sich leicht machen, wenn sie nur auf Angebote im Internet warten, um ein solches Dach anzumieten. Dabei gäbe es in Bayern noch genug Platz auf staatlichen Gebäuden für alle. Die Politik muss sich die Frage stellen lassen, wie die Energiewende bis 2022 organisiert werden kann. Es ist grundsätzlich nichts anderes, wenn eine Stadtverwaltung, so wie in Erlangen, beim Ausbau der erneuerbaren Energien mit ihren Bürgern vertrauensvoll und mit sichtbarem Erfolg zusammenarbeitet. Dazu müssten aber für staatliche Liegenschaften die Verantwortlichen in München zu einer offenen Diskussion bereit sein. Zweifel an einer Diskussionsbereitschaft kommen aber auf, wenn dem Petenten sogar die Einsicht in die erst nach sechs Monaten vorgelegte Stellungnahme des Finanzministeriums verweigert wird. > MARTIN HUNDHAUSEN Solaranlage auf einem Dach. FOTO BILDERBOX Der Autor ist Professor am Lehrstuhl für Technische Physik der Universität Erlangen-Nürnberg. Bayern ist mit rund 120 000 Denkmälern reich gesegnet. Dieses kulturelle Erbe ist mit großer Verantwortung verbunden. Denkmalpflegerische Erhaltung, Reparaturen oder Ergänzungen können nur fachlich einwandfrei durchgeführt werden, wenn das Handwerk über eine ausreichende Qualifikation verfügt. Dazu zählt das Wissen um alte Herstellungstraditionen und Materialien ebenso wie die Kenntnis moderner Sicherungs- und Erhaltungstechniken, die eine kontinuierliche Fortbildung erfordern. Jede einzelne denkmalpflegerische Aufgabe ist mit individuellen Leistungen verbunden, die nicht standardisiert werden können. Das wirft die Frage auf, ob die bisherigen Fortbildungsbemühungen für Handwerker im Bereich der Denkmalpflege ausreichen oder ob strukturelle Veränderungen in Ausbildung, Berufsverständnis und überregionaler Zusammenarbeit nötig sind, um den Erhalt des historischen Baubestands in der notwendigen Qualität zu sichern. Mit diesen Überlegungen steht Bayern nicht alleine da. Auch andere Alpenanrainer verfügen über Baudenkmäler mit speziellen Materialvorlieben und traditioneller handwerklicher Verarbeitung, die nicht „einfach so“ erhalten werden können. Aus diesem Grund lud das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege Ende 2008 die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Alpen, zu einer Konferenz ins Kloster Thierhaupten. Über 200 Experten aus Handwerk und Denkmalpflege nutzten die Gelegenheit zu einer länderspezifischen Situationserfassung. Ihre Beiträge sind nun in der Schriftenreihe des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege unter dem Titel Handwerk und Denkmalpflege – Die Zukunft des baulichen Erbes im Alpenraum nachzulesen. Der Konferenzband protokolliert nicht nur die Überlegungen, wie das bauliche Erbe wei- terhin in der erforderlichen Qualität bewahrt werden kann, sondern auch die dafür als notwendig erachteten Maßnahmen. Die Dokumentation gliedert sich in einen Vortrags- und Diskussionsteil sowie einen Ausstellungsteil. Als Ergebnis der Konferenz formulierten die Teilnehmer die „Thierhauptener Erklärung“, die die gewünschten Verbesserungen im Bereich der denkmalfachlichen Qualifizierung in zehn Punkten zusammenfasst. „In der Denkmalpflege besteht Bedarf an einschlägig qualifizierten Handwerkern, an Restauratoren im Handwerk und an diplomierten Restauratoren …“, heißt es dort gleich an erster Stelle. „In einem staatlichen Auftrag sind Zielsetzungen, Bedarf und Zuschnitt von Aus- und Fortbildungsgängen/-einrichtungen zwischen dem Handwerk, der Denkmalpflege und den Fach- bzw. Hochschulen zu entwickeln“, ist unter Punkt 8 nachzulesen. Bayern ist hier mit der Schaffung des „Restaurators im Handwerk“, dem Aufbaustudium „Denkmalpflege“ für Architekten und Ingenieure an der Uni Bamberg oder der Öffnung der Fachhochschulen für Handwerksmeister auf einem guten Weg, doch das „Denkmalbewusstsein“, die Wertschätzung des historischen baulichen Erbes, muss nach einhelliger Meinung aller Tagungsteilnehmer länderübergreifend noch viel ausgeprägter werden. > MONIKA JUDÄ Egon Johannes Greipl (Hg.), Handwerk und Denkmalpflege – Die Zukunft des baulichen Erbes im Alpenraum, Volk Verlag, München, 160 Seiten, 17,90 Euro. ISBN 978-3-86222-005-2
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