Wie verändern sich Gesellschaften? Was ist sozialer Wandel? 1

Soziologische
Grundbegriffe 8
Sozialer Wandel
Wie verändern sich Gesellschaften?
Was ist sozialer Wandel?
Gliederung:
1. Allgemeine Klärung: Was ist sozialer Wandel
2. Modelle sozialen Wandels
3. Formen und folgen sozialer Differenzierung
Thomas Schwietring, Seminar Soziologische Grundbegriffe, http://www.uni-kassel.de/~schwietr/lehre/ws04-05/
Soziologische
Grundbegriffe 8
Sozialer Wandel
1.
Allgemein:
Was ist sozialer
Wandel?
1. Was ist sozialer Wandel? Beispiele aus der Sozialstatistik
ƒ
Wandel der Familie u. der privaten Lebensformen:
Zahl der Personen in einem Haushalt
ƒ
Soziale Mobilität:
Soziale Herkunft von Studienanfängern /
Intergenerationale Bildungsreproduktion
Quellen:
Statist. Bundesamt: Datenreport 2004, S. 40, 498
ƒ
http://www.destatis.de/datenreport/d_datend.htm
Hochschulinformationssystem (HIS):
Ergebnisspiegel 2002, Kap. 2.2
ƒ
http://www.his.de/Service/Publikationen/Ergebnis/es2002/
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Hau sh altsg rö ß ne
Haushaltsgrößen
4,2
100%
16,1
11,1
90%
33,3
80%
Anteil der
Haushalte
44,4
60%
50%
19,7
4
3
23
22,5
25,3
17
30%
20%
14,7
36,7
17,7
2
1
33,7
16,8
40%
>5
14,2
16,2
70%
10%
19,4
7,1
6,7
0%
1900
1925
1950
2002
Jahr
(nach: Statistisches Bundesamt: Datenreport 2004, S. 40)
Thomas Schwietring, Seminar Soziologische Grundbegriffe, http://www.uni-kassel.de/~schwietr/lehre/ws04-05/
1
Gy mn asialqu ote 195 0 2-0 00
(aus: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 490)
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S o ziale Herk un ft von S tu dien na fäng ern
(aus: Statitisches Bundesamt: Datenreport 2004, S. 498)
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Grundschulempfehlung nach sozialer Herkunft
2001
in %
Gesamt
Hauptschulempfehlung
18
Realschulempfehlung
32
Gymnasialempfehlung
50
29
15
46
24
25
64
Soziale Herkunft
Arbeiterkind
Kein Arbeiterkind
Geschlecht
Männlich
22
31
47
Weiblich
15
33
52
Migrationshintergrund
Nein
Ja
15
34
51
46
13
41
(nach: Statistisches Bundesamt: Datenreport 2004, S. 495)
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Soziologische
Grundbegriffe 8
1. Was ist sozialer Wandel? (a)
Sozialer Wandel
1.
Allgemein:
Was ist sozialer
Wandel?
ƒ
Allgemein: Wandel und „Statik“ im Sozialen
ƒ
„Statik“ oder „Stabilität“ als Sonderfall von
Wandel: Stabilität ist ebenso voraussetzungsvoll
und erklärungsbedürftig wie Wandel
ƒ
Allgemein: zeitliche und geschichtliche Struktur
sozialer Wirklichkeit
ƒ
Bedeutung von Längsschnittstudien
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1. Was ist sozialer Wandel? (b)
Sozialer Wandel
ƒ
1.
Allgemein:
Was ist sozialer
Wandel?
Abgrenzung von anderen Begriffen:
Ö Evolution
Ö Revolution
Ö Fortschritt
Ö Gesetzmäßigkeiten der Geschichte
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2. Modelle sozialen Wandels (a)
Sozialer Wandel
2.
Modelle sozialen
Wandels
ƒ
Statistische Beschreibung vs.
modellhafte Erklärung sozialen Wandels
ƒ
Beispiel: Hartmut Essers Modell der Leipziger
Montagsdemonstrationen
ƒ
Beispiel: Wertewandel
ƒ
Beispiel: Individualisierung
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Sozialer Wandel
Modernisierungstheorie und
Kritik an der Moderne
ƒ
2.
Modelle sozialen
Wandels
Modernisierung als allgemeingültiges
Entwicklungsmodell
Ö Rationalisierung, Urbanisierung,
Industrialisierung und wirtschaftliches
Wachstum, Demokratisierung,
Säkularisierung, Bürokratisierung,
Individualisierung, usw.
ƒ
Probleme der Entwicklungspolitik als
Modernisierungspolitik
ƒ
Unterschiedliche Entwicklungspfade
ƒ
Mehr oder minder fundamentale Kritik an
Modernität
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2. Modelle sozialen Wandels (b)
Sozialer Wandel
ƒ
2.
Modelle sozialen
Wandels
Wandel der sozialen Wirklichkeit und die
Allgemeingültigkeit von Modellen und kausalen
Erklärungen
Ö Geschichtlichkeit
Ö Reflexivität
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2. Modelle sozialen Wandels (c)
Sozialer Wandel
ƒ
Längsschnittstudien und Sozialstatistik
2.
Modelle sozialen
Wandels
ƒ
Modelle umfassender, langfristiger Prozesse
(siehe Sitzung 14):
Ö Modernisierung
Ö Zivilisationsprozeß
Ö Rationalisierung, Individualisierung,
Disziplinierung
Ö Soziale Differenzierung
ƒ
Abgrenzung zur Geschichtsphilosophie
ƒ
„Theorien mittlerer Reichweite“
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Sozialer Wandel
2.
Modelle sozialen
Wandels
Robert K. Merton
(1910-2003)
ƒ
„Theorien mittlerer Reichweite“
ƒ
Funktionale Äquivalente
ƒ
Selbsterfüllende Prophezeiungen
Hauptwerke:
Entwicklung und Wandel von Forschungsinteressen,
1938/1970; dt. 1988
Social Theorie and Social Structure, 1949/1968;
dt.: Soziologische Theorie und soziale Struktur,
1995 (gekürzt)
Auf den Schultern von Riesen, 1965; dt. 1983
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3. Soziale Differenzierung
Sozialer Wandel
Typen sozialer Differenzierung:
3.
Soziale
Differenzierung
(a) segmentäre Differenzierung
(b) stratifikatorische Differenzierung
(vgl. Sitzung 7: Soziale Ungleichheit)
(c) funktionale Differenzierung
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Sozialer Wandel
3.
Soziale
Differenzierung
(a) Segmentäre Differenzierung
Gleichförmige Einheiten ohne hierarchische Ordnung,
z. B. die Stammesgruppen einer archaischen oder
die Dörfer einer agrarischen Gesellschaft
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Sozialer Wandel
(b) Stratifikatorische Differenzierung:
z. B. Soziale Schichtung in den 1960ern
(aus: Bolte/Kappe/Neidhardt 1967, S. 316)
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(c) Funktionale Differenzierung
Sozialer Wandel
Ö Arbeitsteilung
Ö Ausbildung von gesellschaftlichen Subsystemen,
die Funktionen für das Gesamtsystem
übernehmen
ª Strukturfunktionalismus
ª Talcott Parsons
Ö Ausbildung von autonomen, geschlossen
operierenden gesellschaftlichen Teilsystemen
ª Theorie autopoietischer Systeme
ª Niklas Luhmann
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Sozialer Wandel
3.
Modelle sozialen
Wandels
Talcott Parsons
(1902-1979)
Ö
Strukturfunktionalismus
Ö
AGIL-Schema
Hauptwerke
The Structure of Social Action, 1937
The Social System, 1951
Toward a general theory of action, 1951 (Hrsg.)
The Evolution of Societies, 1971
Action Theory and the Human Condition, 1978
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Sozialer Wandel
3.
Modelle sozialen
Wandels
Talcott Parsons: AGIL-Schema
der Grundfunktionen sozialer Systems
Latent Pattern Maintenance Integration
Stabilisierung von Strukturen
auch bei Nichtnutzung
stabile, befriedigende
innere Zustände
B Treuhandsystem / Kultur
(Fiduciary System)
B soziale
Gemeinschaften
(Community)
A
G
daptation
Anpassung an die Umwelt
oal Attainment
Wert- u. Zielerreichung
B Wirtschaft (Economy)
Markt, Geld
B Politik (Polity)
Recht, Organisation,
Macht
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Sozialer Wandel
Niklas Luhmann
(1927-1998)
Ö Theorie autopoietischer Systeme
3.
Modelle sozialen
Wandels
Ö Theorie symbolisch generalisierter
Kommunikationsmedien
Hauptwerke:
Soziale Systeme, 1984
Die Wirtschaft der Gesellschaft, 1988
Die Wissenschaft der Gesellschaft, 1990
Die Kunst der Gesellschaft, 1995
Die Gesellschaft der Gesellschaft,1997
Gesellschaftsstruktur und Semantik 1-4, 1980-1995
Soziologische Aufklärung 1-5, 1970-1995
Thomas Schwietring, Seminar Soziologische Grundbegriffe, http://www.uni-kassel.de/~schwietr/lehre/ws04-05/
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Sozialer Wandel
Niklas Luhmann: autopoietische Systeme
Operativ geschlossene, d.h. unabhängig operierende,
selbstreferentielle bzw. autopoietische Teilsysteme
3.
Modelle sozialen
Wandels
Wirtschaft
Recht
Kunst
Wissenschaft
Massenmedien
Politik
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