Was kann eine professionelle SPFH leisten? Was können

Was kann eine professionelle SPFH
leisten?
Was können sozialraumbezogene
Angebote leisten?
Hamburg
14.6.2011
Prof. Dr. Klaus Wolf
Universität Siegen
Vorbemerkungen
 empirischer Zugang und Erkenntnisinteresse
 Trennung normativer und deskriptiver Aussagen
 „Grundlegendes Ziel sozialer Arbeit ist nicht - wie oben
gesagt - Menschen zu verändern, sondern
Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Menschen dort
entsprechend ihren Bedürfnissen zufrieden(er) leben
können.“ (Hinte & Treeß 2011: 34)
 „Somit bedarf es eines nahezu unerschütterlichen
Glaubens an die Möglichkeiten jedes einzelnen Menschen.
Nur wenn ich als Sozialarbeiter/in wirklich an die
Fähigkeiten der Menschen glaube, werde ich ein Klima
schaffen können, in dem sich die Menschen entsprechend
entwickeln.“ (Hinte & Treeß 2011: 54)
Vorbemerkungen
 empirischer Zugang und Erkenntnisinteresse
 Trennung normativer und deskriptiver Aussagen
 Ressourcenorientierung - realistisch
 Geeignete Begriffe für die Phänomene (kein
Etikettenschwindel)
Konzeptionelle Leitideen ambulanter Hilfen
 Der ethnografische Blick
 Der systemische Blick
 Der Blick auf Resilienz
 Der biografische Blick (Interventionsgeschichte und
Lebenserfahrung)
 Der lebensweltorientierte Blick
 Der Blick auf den Sozialraum
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Was kann eine professionelle SPFH leisten?
 Reparatur defekter Familien?
Kinder- und
Jugendhilfe
Was kann eine professionelle SPFH
leisten?
 Reparatur defekter Familien?
 Vermeidung von Kindeswohlgefährdung?
 Clearing?
 Gestaltung von Übergängen?
 Nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen und der
Entwicklungschancen der Kinder?
Erfolgsgeschichte?
 Erhebliche Zunahme der SPFH
Erfolgsgeschichte?
 Erhebliche Zunahme der SPFH
 Andere Arbeitsteilung ASD - HzE
 Familien mit erheblichen Belastungen
 Deutliche sinkende FLS-Zahl/Fall
 Besserer Kinderschutz durch ambulante Erziehungshilfen?
Belastungs-Ressourcen-Balance
Belastungen
Ressourcen
Belastungs-Ressourcen-Balance
Intrap e rsonale
Re ssource n
Prob le me ,
Aufg ab e n
Re ssource n im
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Umfe ld
Re ssource n
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Die nste
Qualitätskriterium pädagogischer
Einrichtungen/Sozialer Dienste:
Was habt ihr an knappen Ressourcen zu bieten,
die für eine gute Entwicklung unverzichtbar sind
und bisher fehlten?
Kann die SPFH die
Belastungs-Ressourcen-Balance der
Familie insgesamt und die der
einzelnen Familienmitglieder positiv
beeinflussen?
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
(Folien Anja Frindt)
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
(Folien Anja Frindt)
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
(Folien Anja Frindt)
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
(Folien Anja Frindt)
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
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Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
(Folien Anja Frindt)
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Nachbarn
Freunde
Enge
Familie
Kind
Haushaltsangehörige
Verwandte
deren Eltern
Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste | Universität Siegen
(Folien Anja Frindt)
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Spezifische Ängste
 „Manchmal mache ich mir ein bisschen Sorgen und
manchmal weine ich auch ein bisschen darüber [...] dass es
irgendwann noch schlimmer wird [...] Wenn sie
irgendwann ganz lange im Krankenhaus bleiben müsste,
ganz ganz lange“ (Mädchen, 7 Jahre)
„Dann habe ich immer Angst, dass ich nie wieder meine
Mutter oder so sehe. Dass sie doch noch zwei oder acht
Wochen, oder was weiß ich wie viel im Krankenhaus
bleiben muss.“ (Mädchen, 10 Jahre)“ (Lenz 2005: 86)
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Spezifische Ängste

Ein 10-jähriges Mädchen:
„Und dann habe ich das mitgekriegt, eine Nacht von Mittwoch
auf Donnerstag, da hat sie gesagt: ‘Ich will vor 'nen Zug springen!’
[…] weil ich komme ja immer rein und will wissen was die da
machen und alles. Dann habe ich dabeigestanden und dann hat
sie das erzählt mit Gedanken und alles, dass sie sich umbringen
will und alles.[…] ich (habe) mich schon auf Donnerstag gefreut,
weil wir da immer zusammen schwimmen gehen in der Schule da.
und dann habe ich mich darauf gefreut so und dann fing es
abends an. Ich habe Angst, weil mein Vater musste dann
donnerstags irgendwo hin. Hat sie gesagt: ‘Schließ die Tür ab
sonst mache ich das!‘ Und da habe ich schon ein bisschen
Herzklopfen gekriegt und Angst bekommen […] Mein Vater hat
extra die Türen alle abgeschlossen und ja. morgens hatte ich
dann Angst zur Schule zu gehen. Hat mein Vater gesagt: Komm
du brauchst keine Angst zu haben! Ich hatte aber so große Angst,
dass was passiert“ (a.a.O.: 84)
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Spezifischer Informationsbedarf
 Eine Jugendliche :
 „[...] mmh wie das nun mit der Vererbung ist, weil
irgendwo hab ich schon oft gehört, dass das vererbbar ist
und da macht man sich dann auch Gedanken, hab ich das
auch und wie ist es dann. Das war schon mal interessant.“
(a. a. O.: 115).
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(parentifizierende) Sorge
 Eine Jugendliche:
„[...] und ich, ich weiß es nicht, es ist irgendwie schon
traurig, so zu sehen, wenn es einem Familienmitglied halt
nicht gut geht und eigentlich hofft man, dass er bald
wieder auf die Beine kommt. Und ich weiß nicht, es ist
irgendwie schrecklich das mit anzusehen. Ich habe auf
jeden Fall Mitleid mit meinem Vater. Und ich weiß auch
nicht, wie ich ihm helfen sollte [...] untätig rumzusitzen,
das finde ich total schlimm. Das ist dann auch
deprimierend für einen selbst, wenn man nicht helfen
kann“ (a. a. O.: 90).
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Eingeschränkte soziale Netzwerke
 Ein 8-jähriges Mädchen erzählt: „Ja und Mama möchte das
auch nicht, dass ich mit in der Schule und darüber rede
und so was [...] das hat sie mir gesagt [...] Das wäre schon
etwas unangenehm, dass das alle wissen“ (a. a. O.: 120),
(w, 8 Jahre)
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Ressource: Erklärung und Information
Eine 17-jährige:
„Also ich habe mich öfters mal mit der Ärzten von meiner Mutter
unterhalten, als sie noch in der Klinik war, vor allen Dingen weil die
Ärzte da auch mit mir reden woll-ten, ob es mir dabei auch gut geht
und ob ich irgendwie dadurch belastet werde und da wurden mir schon
einige Sachen erklärt im groben habe ich das auch verstanden. Nur ich
kann das nicht so wieder geben. Vor allen Dingen, als ich noch ein
bisschen kleiner war, da war das halt so, dass man mir erklärte, meine
Mutter nichts dafür kann, wenn sie sich komisch verhält oder wenn sie
die ganze Zeit da sitzt und vor sich hin starrt. Und früher war das
wirklich schlimm mit der Krankheit, da haben mir die Ärzte schon
geholfen, indem sie mir erklärt haben, warum das so ist und dass sie da
auch nichts für kann, weil als ich kleiner war, habe ich gedacht: Warum
macht Mama das, was soll das? Und da hat mir das schon sehr
geholfen.“ (a. a. O.: 111)
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Ressource: Soziale Netzwerke
Dieser 11-Jährige spricht über seinen Freund:
„Weil er … weiß es auch, dass meine Mutter trinkt. Ja, das
wissen auch seine Eltern, die sind auch ziemlich nett, die
wissen das auch, und von ihm seine Oma trinkt auch [...].
Mmh, wenn ich mit ihm drüber spreche, meiste
Ent-lastung.“ (a. a. O.: 122)
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Ressource: Geschwisterbeziehung
Eine 10-Jährige (zum Streit zwischen den Eltern):
„... also, wenn mein Bruder nicht dabei ist, dann kriege ich
immer total die Angst und alles und wenn mein Bruder da
ist, dann kann ich mich mit dem unterhalten oder so.
Also, dann habe ich keine Angst. Also, wenn mein Bruder
weg ist, dann habe ich tierische Angst [...]. Ja. Und mmh
äh dann ja, dann gehe ich zu meinem Bruder.“ (a. a. O.:
100)
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Enthält die SPFH sozialräumliche
Elemente?
„Eine auf der Grundlage eines sozialräumlichen Konzepts
arbeitende kommunale Jugendhilfe spielt sich quer zu
leistungsgesetzlichen Kategorien in folgenden drei
Dimensionen ab:
1. Fallspezifische Arbeit:
Hiermit sind Tätigkeiten gemeint, die sich unmittelbar auf einen
als „Fall" identifizierten Menschen (oder eine Gruppe) beziehen,
sei dieser Fall nun im Rahmen eines Hilfeplanverfahrens nach
§ 36 SGB VIII „entstanden", im Zuge aufsuchender Arbeit oder
während der Tätigkeit in einer Einrichtung. ...
2. Fallbezogene Ressourcenmobilisierung/ fallübergreifende
Arbeit:
Dies meint Aktivitäten, die zwar vom bezuschussten
Symptomträger ausgehen und sich auf ihn beziehen, sich
jedoch darüber hinaus darauf richten, außerhalb des
identifizierten Falles für diesen Fall nutzbare Ressourcen zu
mobilisieren.
3. Fallunspezifische Arbeit:
In diesem Segment erschließt sich die Fachkraft Kenntnisse in
einem sozialen Raum, ohne schon genau zu wissen, ob sie
diese Ressourcen für einen zukünftigen Fall benötigen wird.
Fallunspezifische Arbeit meint also Tätigkeiten (Aktionen,
Einzelkontakte, Absprachen usw.). die die Fachkraft im
Bereich der Einzellfallarbeit zu einem Zeitpunkt vornimmt, da
sie noch nicht weiß, welchem Fall diese Tätigkeiten später
zugute kommen könnten, wobei klar sein muss, dass diese
Tätigkeiten immer mit Blick auf möglicherweise entstehende
Fälle getan werden. (Hinte & Treeß 2011: 117 f )
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Prof. Dr. Klaus Wolf
Universität Siegen
Adolf-Reichwein-Str. 2
57068 Siegen
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