6 Wirtschaft Telefon (089) 53 06-454 [email protected] Telefax: (089) 53 06-86 60 Athen will mehr Zeit Athen – Die griechische Regierung will mehr Zeit, um die versprochenen Entlassungen im staatlichen Bereich umzusetzen. Regierungschef Antonis Samaras befürchtet, dass es mitten in der für das Land wichtigen Tourismussaison erneut zu Protesten kommen könnte und will die „Troika“ der internationalen Geldgeber deshalb um Aufschub bitten. Es geht um rund 2000 Staatsbedienstete, die ursprünglich in diesem Juni ge- AKTIENMARKT Antonis Samaras, Regierungschef, fürchtet um die Tourismus-Saison. hen sollten. Die „Troika“ soll mit den Forderungen nicht einverstanden sein. Wie aus es Kreisen des Finanzministeriums hieß, soll das Thema angesprochen werden, wenn die Chefs der Geldgeber-Kontrolleure am 10. Juni nach Athen kommen. Die Entlassungen sollten „am liebsten nach der Sommerzeit in Gang gesetzt werden“, sagte ein hoher Beamter des Finanzministeriums. Griechenland rechnet dieses Jahr mit einem neuen Rekord von rund 17 Millionen Touristen. Münchner Merkur Nr. 128 | Donnerstag, 6. Juni 2013 BayernLB-Prozess geht weiter München – Das Milliardendebakel der BayernLB mit der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria beschäftigt in der kommenden Woche erneut die Justiz. Nach mehr als einem halben Jahr Pause wird der Zivilprozess gegen den gesamten ehemaligen BayernLB-Vorstand am kommenden Dienstag fortgesetzt. Der Termin war ursprünglich schon für Februar geplant, wurde aber verschoben. Eine erneute Verzögerung sei nun Werner Schmidt, Ex-Vorstand, muss sich vor Gericht verantworten. nicht absehbar, sagte eine Gerichtssprecherin. Der frühere Chef Werner Schmidt und sieben weitere ehemalige Top-Manager haben aus Sicht der Bank Pflichtverletzungen begangen, weil sie die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) im Jahr 2007 für rund 1,6 Milliarden Euro kauften, obwohl damals schon Berichte über Bilanzfälschungen bei der Bank kursierten. Wegen der Vorwürfe müssen sich die ExVorstände voraussichtlich in diesem Jahr auch in einem Strafprozess verantworten. ....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Börsengänge: Was Anleger wissen müssen Der Markt für Börsengänge kommt langsam wieder in Schwung. Anleger sollten sich den Neulingen aber mit Vorsicht nähern. VON GERD HÜBNER München – Der Börsengang der Firma LEG Immobilien dürfte bei den Alteigentümern für Freude gesorgt haben. Insgesamt 1,34 Milliarden Euro flossen den Finanzinvestoren Whitehall und Perry Capital zu – der zweitgrößte Börsengang des Jahres weltweit. Sie hatten 57,5 Prozent ihrer Anteile abgegeben. Zum Preis von 44 Euro je Aktie. Weniger glücklich sind wohl bislang die Aktionäre, die bei der Emission dabei waren. Schließlich notiert die Aktie mittlerweile unter 43 Euro, also unter dem Ausgabekurs. Dennoch scheint der Markt für Neuemissionen wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das dürfte daran liegen, dass Bewegung in diesen Markt gekommen ist. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers (PWC) war 2007 das letzte starke Jahr für sogenannte Initial Public Offerings (IPO). Damals gab es europaweit 771 Börsengänge mit einem Volumen von rund 80 Milliarden Euro. Danach brach der Markt dramatisch ein. Im Schlussquartal 2012 aber deutete sich bereits eine Trendwende an. Da betrug das Emissionsvolumen hierzulande, dank der Börsengänge von Talanx und Telefónica, über zwei Milliarden Euro. Im Gesamtjahr lag das IPO-Volumen in Deutschland damit um 600 Millionen Euro über dem Vorjahr. Und mit dem Börsengang von LEG Immobilien sowie dem Chemiekonzern Evonik im April dieses Jahres und weiteren anstehenden Börsengängen wie der Siemenstochter Osram Licht AG, der Immobilienfirma Deutsche Annington, dem Gabelstapler-Hersteller Kion sowie dem REISEN Wissenschaftsverlag Springer Science könnte sich dieser Trend fortsetzen. Das Umfeld jedenfalls ist günstig. Eine Voraussetzung für eine nachhaltige Trendwende seien laut PWC niedrige Kursschwankungen an den Aktienmärkten. Schließlich gebe dies Emittenten und Investoren größere Planungssicherheit. Das bestätigt auch Gerd Häcker von der Vermögensverwaltung Huber, Reuss und Kollegen in München. „Der Mechanismus ist immer der gleiche“, sagt er. „Wenn es an den Aktienmärkten gut läuft und die Schwankungen zurückgehen und die Kurse steigen, können bei Börsengängen höhere Preise erzielt werden.“ Doch warnt der Experte Anleger davor, Neuemissionen blind zu zeichnen. „Davor sollten sich Anleger die jeweilige Firma und die Umstände des Börsengangs sehr genau ansehen“, sagt er. Wichtig ist zum Beispiel, ob es sich um eine Kapitalerhöhung handelt oder ob sich die Alteigentümer zum Teil oder ganz von einer Beteiligung trennen. Im zweiten Fall sollten sich Anleger fragen, worin der Grund für den Verkauf liegt. Ein mögliches Motiv: Die Alteigentümer haben keine positive Erwartung für die weitere Entwicklung der Firma. Folglich dürfte auch das Potenzial begrenzt sein. Im ersten Fall, der Kapitalerhöhung, kann das anders aussehen. Hier fließen die Einnahmen aus dem Börsengang in das Unternehmen, das damit sein künftiges Wachstum vorantreiben kann. Die Alteigentümer bleiben also mit im Boot und das kann ein Indiz dafür sein, dass diese an die Zukunft des Unternehmens glauben. Doch auch das einzuschätzen, ist nicht einfach, wie der geplante Börsengang des Leuchtmittelherstellers Osram, der Ende Juni bis Anfang Juli stattfinden soll, zeigt. Dabei handelt es sich um eine Abspaltung von Siemens, wobei die derzeitigen SiemensAktionäre für je zehn Aktien des Mutterkonzerns eine Osram-Aktie erhalten. Die Mut- Neuemissionen kommen wieder öfter auf den Kurszettel. Kleinanleger sollten genau hinschauen, bevor sie zeichnen. Erst mal abwarten, ist vielfach der beste Rat. FOTO: DPA Springer Science will durch neue Aktien Schulden abbauen Der Wissenschaftsverlag Springer Science+Business Media will noch vor der Sommerpause an die Börse gehen. Das geplante erstmalige öffentliche Angebot (IPO) beziehe sich auf neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung von ungefähr 760 Millionen Euro, teilte das Unternehmen gestern mit. Die Aktien sollen im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet werden. Mehrheitseigner von Springer sind Fonds, die zur schwedischen Beteiligungsgesellschaft EQT und GIC Special Investments gehören. Die Konsortialbanken können nachträglich zusätzliche Wertpapiere zum Emissionspreis ausgeben. Springer will mit dem erwarteten Nettoerlös seine Schulden abbauen. Die Eigentümer sollen ....................................................................................................................................................................... Hängepartie für GTI-Kunden Düsseldorf – Das Düsseldorfer Amtsgericht hat den Insolvenzantrag des Reiseveranstalters GTI beanstandet. „Es liegt kein zulässiger Insolvenzantrag vor“, sagte Gerichtssprecher Stefan Coners. In den zuvor eingereichten Unterlagen fehlten notwendige Angaben. Darüber sei das Unternehmen auch bereits telefonisch informiert worden. Mit einer Nachbesserung sei voraussichtlich nicht vor Ende der Woche zu rechnen. Kunden, die ihre bei GTI gebuchten Reisen noch nicht angetreten haben, müssen nun eine weitere Hängepartie befürchten. „Wir können erst aktiv werden, wenn die Insolvenz festgestellt wurde“, sagte ein Sprecher der zuständigen Reiseversicherung Hanse- Merkur in Hamburg. Rund 5000 Kunden des Düsseldorfer Reiseveranstalters, die bereits im Ausland seien, würden dagegen auf Kosten der Versicherung nach Hause befördert. Täglich würden etwa 200 bis 250 Urlauber nach Hause geflogen, so der Sprecher. Dabei müssten in Einzelfällen auch Zeitverschiebungen und Umwege in Kauf genommen werden. Wie viele Kunden für die Zukunft bereits bei GTI gebucht hätten und möglicherweise Ansprüche an die Versicherung anmelden könnten, sei derzeit noch völlig unklar. Die Versicherung trete jedoch ausschließlich für Pauschalreisende ein. Urlauber, die bei der Schwestergesellschaft Sky Airlines lediglich den Flug ge- bucht hätten, blieben auf ihrem Schaden sitzen, sagte ein Sprecher des Deutschen Reiseverbands DRV. GTI hatte zuvor die Einstellung der Tätigkeit als Reiseveranstalter und des Betriebs von Sky Airlines für den deutschen Markt mitgeteilt. Von der Pleite der Fluggesellschaft sind auch deutsche Reiseveranstalter betroffen, die für ihre Kunden dort Flüge gebucht hatten. Für betroffene Kunden würden nun auf Kosten von Alltours neue Flüge organisiert, kündigte Alltours-Sprecher Stefan Suska an. Betroffen seien allein bei Alltours derzeit etwa 1500 Kunden im Ausland. Die Situation bei der türkischen Fluggesellschaft Sky bezeichnete der Sprecher als unklar: „Die sind abgetaucht.“ HANDEL nach dem IPO einen Mehrheitsanteil am Grundkapital der Gesellschaft behalten. Springer Science+Business Media ist einer der weltweit führenden Wissenschaftsverlage. Das Unternehmen gibt rund 2200 Zeitschriften und mehr als 8000 neue Buchtitel im Jahr zu den Themen Wissenschaft, Technik, Medizin, Wirtschaft und Verkehr heraus. Zum Konzern gehören unter anderem die Verlagstöchter Gabler und Vieweg. Vorstandschef Derk Haank erklärte, das Unternehmen sei in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen und profitabler geworden. 2012 steigerte Springer seinen Umsatz auf 976,3 Millionen Euro (2011: 874,8 Mio. Euro). Die Gruppe hat weltweit mehr als 7000 Mitarbeiter. tergesellschaft, die nach der Abspaltung noch 20 Prozent an Osram halten wird, hatte angekündigt, nicht weiter in das Unternehmen investieren zu wollen. Das deutet bereits an, dass Investitionen notwendig sein werden. Denn der Markt ist, auch wenn Osram einen guten Namen hat, hart umkämpft. Die Konkurrenz aus Asien ist stark und es stellt sich die Frage, wie groß der Investitionsbedarf sein wird, um mit den neuesten Entwicklungen mithalten zu können. Allerdings hat Osram inzwischen auch bekannt gegeben, dass es sich im Geschäftsjahr 2013 beim Nettoergebnis der Gewinnschwelle anzunähern. Auch könnte Osram ein Kandidat für den S-Dax oder gar den M-Dax sein. Dies könnte der Aktie kurzfristig Auftrieb verleihen. Zudem wäre es nicht die erste erfolgreiche Abspaltung. So hatte Bayer 2005 seinen Spezialchemiebereich unter dem Namen Lanxess an die Börse gebracht. Der Kurs hat sich seit dem in etwa vervierfacht. „Auch wenn Osrams Zukunft unsicher ist, manchmal entwickeln sich Firmen in der Eigenständigkeit, da sie dann flexibler agieren können, besser“, sagt Häcker. Börsengänge oder auch Spin-offs, wie den von Osram, richtig einzuschätzen, ist also schwierig. Vielleicht ist deshalb aber auch ein anderer Aspekt für Anleger entscheidend. Meist werden Börsengänge in einem für die jeweilige Branche günstigen Umfeld durchgeführt. Das war bei den Firmen der Erneuerbaren Energien so, das war Ende der 1990er-Jahre beim Durchbruch des Internet so, und es ist jetzt mit LEG Immobilien so, wo die Alteigentümer den derzeitigen Immobilienboom in Deutschland für sich nutzten. IPOs finden also häufig in Phasen der Übertreibung statt. „Ich warte bei Börsenneulingen deshalb oft ein bis zwei Jahre ab“, sagt Häcker, „da sich meist erst dann der wahre Wert dieser Unternehmen zeigt.“ ..................................................................................................................................................................... China kontert EU-Strafzölle Peking/Brüssel – Der Handelsstreit zwischen China und der Europäischen Union eskaliert. Nachdem die EU Strafzölle auf chinesische Solarmodule ankündigte, gab Peking gestern Dumping-Ermittlungen gegen europäische Weine bekannt. Das chinesische Handelsministerium verurteilte zugleich die Strafmaßnahmen der EU. Die Bundesregierung sucht weiter nach einem Ausgleich mit China. Brüssel wehrte sich gegen die Vorwürfe aus Peking. „Wir glauben, dass es kein Dumping bei europäischen Weinen auf dem chinesischen Markt gibt“, sagte der Sprecher von EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos. Auf die Frage, ob Pe- kings Ankündigungen als Vergeltungsmaßnahme zu verstehen seien, sagte der Sprecher: „Das ist eine Frage, die Sie den Chinesen stellen müssten.“ EU-Staaten exportierten laut Kommission 2012 Wein im Wert von 763 Millionen Euro nach China. Der Großteil davon kam aus Frankreich. Nach Zahlen von Chinas Zollverwaltung importierte China im vergangenen Jahr 290 Millionen Liter Wein aus der EU. Die Einfuhren aus der EU machen demnach etwa zwei Drittel der gesamten Importe von Wein nach China aus. Peter Winter, Präsident des Verbands Deutscher Weinexporteure, sagte zur chinesischen Ankündigung: „Ich würde es im Moment noch als Säbelrasseln bezeichnen, aber das wäre auf jeden Fall ein enormer Nachteil für die gesamte europäische Weinwirtschaft.“ Chilenen und Australier stünden schon in den Startlöchern. Die EU-Kommission hatte am Dienstag beschlossen, dass in den nächsten zwei Monaten vorläufige Strafzölle auf Einfuhren von chinesischen Billig-Solarmodulen und deren Komponenten von durchschnittlich 11,8 Prozent fällig werden. Am 6. August werde der Extrazoll dann auf die vollen 47,6 Prozent steigen. Wegen des hohen Marktwerts der Einfuhren von geschätzt 21 Milliarden Euro pro Jahr ist der Streitfall beispiellos. AKTUELLES IN KÜRZE US-Wirtschaft wächst moderat Die amerikanische Wirtschaft hat ihr Wachstumstempo der US-Notenbank Fed zufolge von April bis Mai in etwa gehalten. Die Erholung sei allerdings nur „mäßig bis moderat“ verlaufen, heißt es in dem Konjunkturbericht („Beige Book“) der Federal Reserve. Wachstum habe es in der Industrie, im Dienstleistungssektor und bei den Konsumausgaben gegeben. Der krisengeschüttelte Immobilienmarkt habe sich sogar stark erholt. Ikea-Gründer zieht sich zurück Der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad zieht sich aus dem Aufsichtsrat des Unternehmens zurück. Der 87 Jahre alte Gründer des Möbelriesen überlässt seinem Sohn das Ruder in dem Gremium der Inter Ikea Group, die die Rechte an der Marke und am Konzept Ikea besitzt. Sein 44 Jahre alter Sohn Mathias Kamprad wird neuer Aufsichtsratsvorsitzender. Das kleine Rätsel: Wie viel Geld gibt der Bundesbürger pro Jahr im Einzelhandel aus? I. 5500 Euro II. 8900 Euro III.15 000 Euro Commerzbank berät über Stellenabbau Die Gespräche über den Abbau tausender Stellen bei der Commerzbank gehen nach Informationen aus Verhandlungskreisen in die heiße Phase. In der nächsten Woche wollen Vertreter von Management und Arbeitnehmern in Bonn zu einer Klausurtagung zusammenkommen. Bei dem Konzern stehen 4000 bis 6000 Vollzeitstellen auf der Kippe, besonders betroffen ist das schwächelnde Privatkundengeschäft. Auch Puma will mehr Sicherheit Der Sportartikelkonzern Puma tritt dem Abkommen internationaler Handelskonzerne für mehr Sicherheit in den Textilfabriken Bangladeschs bei. „Wir sind davon überzeugt, dass das hilft, die Arbeitsbedingungen noch weiter zu verbessern“, sagte eine Sprecherin. Zusätzlich zu den bisherigen internen Kontrollen werde es nun unabhängige Überprüfungen des Brandschutzes und der Gebäudesicherheit geben. Krankenstand steigt wieder an Die Grippe- und Erkältungswelle hat im ersten Quartal 2013 in vielen deutschen Betrieben größere Lücken in die Belegschaft gerissen als sonst üblich. Im Schnitt hatten sich von Januar bis Ende März 4,78 Prozent aller deutschen Beschäftigten krank gemeldet, im ersten Quartal hatte der Krankenstand lediglich bei 4,17 Prozent gelegen, berichtete das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Auflösung: I. In diesem Jahr dürften es nach einer Prognose der Gesellschaft für Konsumforschung im Schnitt 5500 Euro sein. Das entspricht 27 Prozent des verfügbaren Einkommens.
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