Was bitte ist Fine Art?

REPORTAGE | Was ist Fine Art?
Foto: Margret Wenzel, Hamburg
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Was bitte ist Fine Art?
Zur Zeit benutzt fast jeder ambitionierte Fotograf den Begriff „Fine Art“, wenn es um die Qualität von
Bildern geht. Erstaunlicherweise besitzt aber kaum jemand eine konkrete Vorstellung, was genau sich
hinter der vielzitierten Worthülse verbirgt. | Christoph Künne
A
uf der Suche nach einer Antwort, was
denn heute unter „Fine Art“ zu verstehen ist, begegnet man vielen Meinungen: Für die einen ist Fine Art ein Foto, das
möglichst mühevoll mit mehreren Stunden
Aufwand auf großformatigen Film belichtet
wurde. Die nächsten verstehen darunter einen kunstvoll ausgearbeiteten analogen Abzug aus dem Fotolabor, vorzugsweise auf Barytpapier geprintet; die dritten ein besonders
gelungenes Motiv und die vierten gleich eine
ganze Lebenseinstellung.
Die klassische Vorstellung von Fine Art, die
über Erlebnisberichte und Fachbeiträge in Büchern, Zeitschriften und dem Internet am Leben erhalten wird, darf man sich (vielleicht ein
wenig überspitzt) so vorstellen: Vor dem Aus-
lösen, also bei der Motivsuche, wird das abzulichtende Objekt zu mehreren Tageszeiten
und Lichtsituationen auf seine Wirkung geprüft. Der Aufnahme selbst geht zudem eine
wenigstens einstündige Feldbeobachtung
voraus, mit dem Ziel, den wirklich optimalen
Aufnahmestandpunkt zu ermitteln. Im Anschluss wird die Großformatkamera aufs Stativ montiert, ein schwarzweißer Planfilm eingelegt, das perfekte Licht abgewartet und
die Belichtungsmessung nach den Prinzipien
von Ansel Adams vorgenommen. Den Höhepunkt bildet das Auslösen. Natürlich nur einmal, denn eine derart vorbereitete Aufnahme
wird zwangsläufig perfekt.
Zurück im Labor entwickelt man zunächst
den Film eigenhändig unter Berücksichti-
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gung aller in Jost Marchesis Büchern gefundener und auswendig gelernter Tabellen und
erstellt dann einen Abzug auf Barytpapier. Das
Zeitmaß für die Ausarbeitung, also die punktuellen Belichtungskorrekturen, sind ganze
Nächte. Zum Abschluss trocknet der Künstler
sein Werk und stellt es aus.
Wie der geneigte Leser bemerkt haben
mag, sind Pixel in diesem Ablauf an keiner
Stelle vorgesehen. Eine Hardcore-Fraktion unter den Fine-Art-Fotografen sträubt sich immer noch und oft wider besseres Wissen gegen alle digitale Techniken.
Dieser Ansatz ist natürlich kein zukunftsweisender, und die Hüter der rein analogen
Lehre verlieren angesichts der inzwischen erreichten Brillanz von rein digital erzeugten
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Macht schon das passende Motiv, wie diese Ansicht der Skelettküste in Namibia, ein Foto zu Fine Art? Ist es der hochwertige Druck, eine bestimmte Philosophie
bei der ­Nachbearbeitung oder steckt mehr hinter dem beliebten Schlagwort?
Bildern und Drucken große Teile ihrer Gefolgschaft. Viele Fine-Art-Fotografen schwenken
um; teilweise ganz, teilweise beim einen oder
anderen Aspekt des Workflows. Dabei entsteht zwangsläufig eine hybride Fine-Art-Fotografie, die mit ihrer ursprünglichen Version
nur noch ein paar Prinzipien teilt.
Wir wollten wissen, was denn eine zeitgemäße Definition von Fine-Art-Fotografie
wäre und haben bei einer Adresse nachgefragt, die wohl wie kaum eine andere Quelle analoge Laborerfahrung und digitale Technikbegeisterung mit Fine-Art-Bildkompetenz
vereint: Die Firma Grauwert aus Hamburg, betrieben seit fast 25 Jahren als Fachlabor und
seit 15 Jahren als digitaler High-End-Druckdienstleister von den Brüdern Wolfgang und
Klaus Söder. Die beiden Betreiber sehen Fine
Art – unabhängig von Diskussionen über Digitales und Analoges – als ein Zusammenspiel von drei Faktoren: dem Menschen, der
Technik und dem Prozess.
Faktor 1: Die richtige Haltung
Ganz unabhängig von der Diskussion um
die wahre Technik, ist Fine-Art-Fotografie im
Wesentlichen eine Einstellungsfrage. „Bis zur
Jahrtausendwende war der typische FineArt-Kunde in aller Regel ein ambitionierter
Fotograf, der, unabhängig davon, ob er dieser
Passion beruflich oder als Amateur nachging,
Abzüge oder Reproduktionen seiner analogen Vorlagen wünschte, die alles qualitativ
„Jedem seine Wirklichkeit“, ist das Motto des Hamburger Druckdienstleisters
­Grauwert, der seit nunmehr 25 Jahren b
­ esonders Schwarzweißfotografen
bei ­ihrer Arbeit begleitet und berät. Seit
15 Jahren sind die Betreiber Wolfgang
und Klaus Söder zudem im Geschäft mit
­digitalem High-End-Drucken.
Mehr Infos unter www. grauwert.de
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Die Leistung eines Fine-Art-Druckers liegt
aber nicht nur beim Finish in der technischen
Ausgabe der Bilder. Sein Hauptaugenmerk
gilt der Ergebnisoptimierung im Arbeitsprozess und die kostet vor allem Zeit. Idealkunden eines Fine-Art-Dienstleisters wie Grauwert sind künstlerisch orientierte Fotografen,
die ihre Fotografie mehr als Passion, denn als
schnelles Geschäft betreiben. Sie stehen selten unter finanziellem Druck und sind zunächst am bestmöglichen Ergebnis interessiert.
Die Stärke der Print-Spezialisten liegt darin, in kürzester Zeit herauszufinden, wie genau ein Kunde seine Bilder haben möchte, auf
welche Nuancen er Wert legt. Ziel ist es, ihm
das Bild aus seiner Vorlage zu machen, das er
schon im Kopf hat. Im Umkehrschluss findet
der Fotograf im Dienstleister einen Partner,
der ihnen nicht nur hochwertige Abzüge liefern, sondern sie auch bei der Konzeption von
Ausstellungen beraten kann. „Wir haben eine
ganze Reihe von Kunden, die wir seit Jahren
betreuen. Das beginnt mit der Bildauswahl
für Ausstellungsprojekte, geht über die Ausarbeitung und die Ausgabe der Fotografien
und endet bei der Rahmung der Werke“, fasst
Wolfgang Söder das Leistungsspektrum von
Grauwert zusammen.
Foto: Kanjo Take, Hamburg, Motiv: Eva
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Faktor 2: Die technische Seite
nimierten Preisen. „Wir haben uns aus deren
Logik heraus auf einer Stufe mit einem Copyshop wiedergefunden. Uns wurde vorgerechnet, dass die Kombination aus Tinte, Papier und Geräteabschreibung relativ geringe
Kosten pro Print verursacht, selbst wenn dabei nur beste Materialien zum Einsatz kommen. Aus Sicht dieser Klientel besteht unsere
Arbeit daraus, einfach eine Druckmaschine zu
bedienen. Wenn dabei aber ein zwangsläufig
unkorrigierter Ausdruck entsteht, wird sofort
reklamiert und diskutiert.“
Foto: Margret Wenzel, Hamburg
Machbare optimal zu Papier brachten“, beschreibt Wolfgang Söder seine Erfahrungen
als Betreiber eines analogen Spezial-Fotolabors für Schwarzweißabzüge. Mit Einzug der
auch für Fotografen ernstzunehmenden digitalen Fotodrucktechnik vor wenigen Jahren
tauchte eine neue Kundengruppe auf. Sie verband höchste Qualitätsansprüche mit einem
ausgeprägten Kostenbewusstsein. Diese
Kundschaft kam aus Werbe- und Bildagenturen und dachte in Budgets, zeitoptimierten
Workflows, digitalen Machbarkeiten und mi-
Fine Art kann auch farbig sein. Das Motiv entscheidet, nicht die Aufnahmetechnik.
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Fototechnik ist bei alldem natürlich ein wichtiger Faktor, wenn auch nicht so relevant, wie
es die allgemeine Fine-Art-Diskussion vermuten lässt. Dank der enormen Entwicklungssprünge der vergangenen Jahre steht weder
bei der Aufnahme noch bei der Wiedergabe auf Papier die analog/digital-Qualitätsfrage im Raum. Technisch interessiert die Söders
vornehmlich das Material, auf dem die Bilder
ausgegeben werden. Nicht nur wegen der
Haptik, sondern auch im Hinblick auf die Haltbarkeit des Materials. Haltbarkeit und Lichtbeständigkeit sind auch zwei Aspekte, unter
denen die Brüder die drucktechnischen Ent-
Foto: Peter Brüchmann, Berlin
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Dieses Bild von Ray Charles macht deutlich, wie sehr es auf den Ausdruck, den Moment ankommt, und wie wenig auf die
­Fototechnik: Trotz Unschärfe und geringer Auflösung ist das Motiv höchst eindrucksvoll.
liebter Silbergelatineprint. Der besteht aus
einem Barytträger mit lichtempfindlicher
Schicht; im Gegensatz zu früher ist das Papier
allerdings völlig plan und nicht mehr durch
die Trockenpressung baryttypisch gewölbt.“
Faktor 3: Der Prozess
„Fine Art ist kein Motiv an sich, keine Aufnahmetaktik, kein Druckergebnis – Fine Art
ist ein Prozess, der das alles und noch einiges
mehr umfasst.“ Diesen Ansatz vertreten die
Brüder Söder seit Beginn ihrer Arbeit in der
Finart-Marktnische. „Es geht uns nicht primär
ums Motiv“, präzisiert Klaus Söder, „eher um
die Haltung, mit der wir es verarbeiten. Ob ein
Bild Fine Art-tauglich ist oder nicht, entscheidet der Fotograf. Es gibt mühevoll belichtete Fotos, die beinahe unerträglich langweilig sind, und Aufnahmen, deren Entstehung
eher an einen Schnappschuss erinnert, für
die aber kein Weiterverarbeitungsweg hochwertig genug sein kann, weil sie den Betrachter elektrisieren. Hier Details aus mangelnder Akuratesse zu verlieren, wäre ein Frevel.“
Für die Hamburger beginnt der Fine- Art-Prozess mit der Aufnahme und der Wahl der angemessenen Verarbeitungstaktik. Die sechs
Schritte von der Vorlage bis zum fertigen Bild
beschreibt Klaus Söder selbst.
Foto: Bernd Giebel, Hannover
wicklungen beobachten. Hier geht es längst
nicht mehr um deutlich sichtbare Verbesserungen der Ergebnisqualität, sondern vor
allem darum, wie lange man sich auf die korrekte Darstellung der Farben verlasen kann,
wenn diese dem Licht ausgesetzt sind. Zur
Zeit liegen die Versprechungen der Tintenlieferanten in Größenordnungen zwischen 80
und 120 Jahren.
Auf der Kundenseite beobachten die Söders eine Tendenz zum schwarzweißen Bild.
„Vielleicht hat das noch mit unserer Historie
zu tun, denn wir bieten erst seit einigen Jahren Farbdrucke an“, relativiert Klaus Söder die
Beobachtung, „doch ist in der ganzen Branche
diese Tendenz zu sehen, zumal es heute keine Probleme mehr bereitet, feinste Nuancen,
Neutralgrau und Tonungen im Digitaldruck
umzusetzen. Interessant ist für uns aber eher
die Verzahnung zwischen digital und analog.
So erleben wir nicht nur analog arbeitende
Fotografen, die Tintenstrahldrucke – im Fachjargon Giclée-Prints genannt – ihrer Arbeiten
bestellen, sondern auch Digitalfotografen, die
ihre Bilder auf feinstem Barytpapier belichtet
haben möchten. Für diese Kunden bieten wir
eine in Deutschland einzigartige Technologie, bei der über einen hochauflösenden Laser panchromatisches Fotopapier mit mindestens 300 dpi belichtet wird. Die weitere
Verarbeitung erfolgt nass, ganz wie im analogen Labor. Das Ergebnis ist ein in Sammlerkreisen wegen seiner Archivfestigkeit be-
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1 Digitalisierung
Wenn der Kunde noch analog arbeitet, müssen
wir zunächst die Vorlage digitalisieren. Um stets
farbsicher arbeiten zu können, setzt bereits hier
schon der ICC-konforme Workflow ein. Der Scan
berücksichtigt die Eigenarten des Motivs: Schwierigen Schwärzen, dem Erhalt von Tonigkeiten und
der Vermeidung von Tonwertabrissen begegnen
wir durch den Einsatz hochwertiger Scanner und
viel Know-how beim „Scanoperating“. Bei einigen Kunden ist hier noch viel Überzeugungsarbeit
zu leisten, weil sie glauben, ein selbsterzeugter
300- MB- oder 300-dpi-Scan wären als Grundlage
schon wegen der Bilddatengröße hinreichend.
2 Grundbearbeitung
Bei der ersten Bildabstimmung wird bild- und
tonwertmäßig festgelegt, wo die Reise hingeht.
Dazu nehmen wir zumeist einen Beschnitt des
Bildes vor, um die Motivqualität sicherzustellen,
und stimmen das Foto anschließend mit den Tonwertkorrekturwerkzeugen grundlegend ab. Hierbei versteht es sich von selbst, nicht mit Automatikfunktionen zu arbeiten, da diese dem Bearbeiter
die Kontrolle entziehen, und meist – nach den jeweiligen Maßgaben – den Bildeindruck zu heftig verändern. Zum Abschluss wird, wo nötig, per
Hand mit dem Stempel ausgefleckt, die Bildschärfe im Hinblick auf die Ausgabegröße und die Ausgabetechnik geprüft und nötigenfalls angepasst.
3 Ausarbeitung
Der Bereich der Ausarbeitung gibt dem „mitdenkenden Dienstleister“ viel Raum sich zu profilieren.
Die Hauptarbeit besteht hier – wie auch beim analogen Vergrößern – im Abwedeln und Nachbelichten einzelner Bildpartien. Die Bearbeitung selbst
darf nicht ins Auge fallen, muss aber dennoch das
Bild im Sinne seiner Aussageabsicht akzentuieren.
Wie weit man hier nachhilft, hängt von den Wünschen und Vorstellungen des Kunden ab. Um hier
möglichst flexibel reagieren zu können, nehmen
wir diese Modifikationen ausschließlich mit Einstellungsebenen vor und tragen die Korrekturen
mit geringer Werkzeugdeckkraft in vielen Arbeitsdurchgängen auf Ebenenmasken auf.
4 Visueller Abgleich
Nicht selten kommen unsere Kunden mit Prints zu
uns, die sie exakt so mit digitalen Mitteln „nachgebaut“ bekommen möchten. In solchen Fällen
steigen die Anforderungen an eine sehr genaue
Detailarbeit noch einmal erheblich an. Ein reiner
Softwareproof am Monitor bei normalem Raumlicht reicht dann zur Kontrolle von Vorlage und
Druck nicht aus. Aus diesem Grund simulieren wir
Tageslicht mithilfe eines Normlichtkastens, der auf
5500 Kelvin eingestellt ist – das entspricht der Helligkeit eines bedecken Himmels zur Mittagszeit –
und so unabhängig von der Außenlichtsituation
präzise Bildbeurteilungen und Vergleiche mit der
Monitordarstellung erlaubt.
5 Teststreifendruck
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Um einen besseren Eindruck vom Endprodukt zu
erhalten, arbeiten wir mit Teststreifen. Anders als
im Fotolabor, wo diese Streifen vielfach auch dazu
genutzt werden, mehrere Belichtungsvarianten
abzubilden, zeigt unser digitaler Teststreifen einen
1:1 großen, repräsentativen Ausschnitt des Motivs,
um eine bessere Vorstellung von dem Bildeindruck
zu vermitteln als dies der Monitor vermag. Soweit
möglich betrachten wir diesen Probedruck nicht
nur unter dem Leuchtkasten, sondern auch im realen Tageslicht, weil hier Metamerieeffekte deutlicher zum Tragen kommen und so die Kontrolle
noch exakter ausfällt.
6 Finaler Druck
Um das Bild möglichst verlustfrei zu Papier zu
bringen, arbeiten wir mit eigenen ICC-Druckprofilen. Hierzu werden Hunderte von Farbfeldern
mit einem Spektralfotometer ausgemessen, damit Monitordarstellung und Druckwiedergabe
perfekt übereinstimmen. Ist dieser Workflow einmal eingerichtet, kann man sich heute gut auf die
konstante Ausgabequalität der Maschinen verlassen. Wir arbeiten mit zwei großformatigen EpsonDruckern: Einer für matte Medien, der andere für
glänzende. Im Prinzip würde auch ein Gerät reichen, aber die enorm hohen Kosten, die mit einem
Schwarztintenwechsel verbunden sind, macht es
wirtschaftlicher, zwei Geräte einzusetzen.
Der 16-Bit-Workflow
Mit den neuen Tintendrucktechniken, die technisch mehr an Halbtonverfahren als an den
Rasterdruck erinnern, rückt die Frage in den Focus, warum man eigentlich noch mit 8 Bit und
nicht mit 16 Bit druckt. Wir haben nachgehakt.
DOCMA Herr Söder, welchen Stellenwert
nimmt die 16-Bit-Technologie bei Grauwert ein?
Klaus Söder In der Vorstufe arbeiten wir
natürlich durchgängig in 16 Bit. Es wird
mit 16-Bit-Farbtiefe und den damit verbundenen über 4000 Graustufen pro Kanal gescannt, und wenn wir Raw-Dateien
„entwickeln“, geschieht das auch im 16Bit-Modus. Auch die ganze Bearbeitung
geschieht in dieser Farbtiefe.
DOCMA Warum das? Sie können auf Ihren
Monitoren doch nur 8-Bit-Darstellungen
sehen.
Klaus Söder Da haben Sie natürlich recht.
Monitore, die Farben 16 Bit tief anzeigen,
sind noch Zukunftsmusik. Wir nutzen die
16-Bit-Farbtiefe auch nur, um uns zusätzlichen Spielraum für drastische Korrekturen zu verschaffen. Wenn Sie etwas kräftiger an den Tonwerten drehen, führt dies
bei 8 Bit Datentiefe viel schneller zu Tonwertabrissen und Treppenbildungen als
bei 16-Bit-Daten. Den Unterschied sehen Sie
oft erst richtig deutlich im Druck, speziell in
Hautpartien – und natürlich im Histogramm
des Bildes.
DOCMA Drucken Sie denn auch mit 16 Bit?
Klaus Söder Nein. Technisch kann das M
­ acOS
im Gegensatz zu den Windows-Systemen
zwar theoretisch mit 16 Bit ausdrucken, doch
bringt es in der Praxis keine sichtbaren Vorteile. Im Gegenteil: Die Druckzeit steigert sich
überproportional zur Datenmenge. Doppelt
so viele Daten brauchen drei oder viermal
solange beim Ausdrucken. Aber vielleicht ist
das zukünftig ein Thema für HDR-Bilder und
die nächsten Bildsensor-Generationen. Ich
weiß bisher nur von einem Photoshop-Plugin, das HP für viel Geld anbietet, um damit in
16-Bit-Qualität auszudrucken. Was das praktisch bringen soll, kann ich mir bei normalen
Vorlagen nicht vorstellen, zumal man dafür
auch spezielle Papiere braucht, die so viele
Abstufungen darstellen können.
8 Bit
16 Bit
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