Was er für uns alle erlebt hat - Katharina von der Leyen

28 FEUILLETON
F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TAG S Z E I T U N G , 1 2 . AU G U S T 2 0 0 7 , N R . 3 2
ie wurden Sie als
Schlagzeuger der
Ärzte zum Elvis-Sachverständigen?
Ich komme aus der Punkszene und
hielt Elvis eigentlich eine ganze
Weile für Spießerkram. Bis ich in
Berlin Nick Cave hörte, der eine
Coverversion von Elvis’ „In the
Ghetto“ aufgenommen hatte, und
danach anfing, mich gezielt mit Elvis zu beschäftigen. Die Aufnahme
von Peter Guralnicks Elvis-Biographie „Last Train to Memphis“ und
„Careless Love“ dauerte knapp
hundert Stunden – hundert Stunden, in denen ich fast das Gefühl
hatte, ich stünde neben ihm.
Als Elvis seine Karriere begann,
bewegte er sich wie ein Schwarzer
und zog sich an wie ein Schwuler.
War er der erste Punk?
Na ja. Das könnte man auch von
Beethoven sagen. Ohne Elvis hätte
es Punk jedenfalls nicht gegeben.
Elvis war viel mehr als ein Punkrocker. Johnny Rotten hat zwar
meine Welt verändert, aber eben
nicht die gesamte Musikwelt. Elvis
hat alles verändert als weißer Junge, der schwarze Musik sang, als
Junge aus dem Süden, wo immerhin noch immer der Ku-KluxKlan regierte. Erst durch Elvis wurde es möglich, mit schwarzer Kultur Geld zu verdienen, und das hat
den Schwarzen irre genutzt. Er hat
Türen geöffnet, die in eine neue
Welt führten. Und dabei hat er das
alles intuitiv und unbewusst gemacht. Er ist einfach seinen Instinkten gefolgt.
W
Was er für uns
alle erlebt hat
Elvis und wie er die Musikwelt
veränderte – der Musiker Bela B.
von den Ärzten über sein Idol, das
am 16. August vor 30 Jahren starb
1969 in Las Vegas
Als wir unsterblich waren
Tony Parsons über den 16. August 1977
Bela B.
Foto picture-alliance / dpa
Und jeder Frau, die nicht bei zwei
auf einem Baum war.
Ich glaube, er war einfach überwältigt von seiner eigenen Wirkung.
Wenn du merkst, dass Leute dich
so toll finden, wirkt das wie ein
Aphrodisiakum. Ich bin ein oder
zwei Tage nach einer Tournee für
das normale Leben auch noch
nicht geschaffen, weil ich mich selber so toll finde. Es ist nicht sehr
angenehm, dann mit mir zu verkehren. Auf Tour wird dir jeder
Wunsch von den Lippen abgelesen, und sollte überhaupt irgendjemand Kritik an dich herantragen,
dann wird die in Watte verpackt.
Man wird größenwahngesteuert.
Kann man bei so einem Leben
überhaupt Beziehungen haben?
Doch, kann man. Muss man. Für
mich ist es inzwischen wirklich
wichtig, dass ich irgendwo nach
Hause komme und jemanden
habe, der mich da runterholt. Nur
diese paar Tage nach einer Tour
sind ein bisschen heikel.
Deshalb bestand Elvis wohl darauf, dass der Platz der Frau zu
Hause war. Für Frauen muss die
Entourage um Elvis unerträglich
gewesen sein – eine reine Junggesellenparty, bei der die Ehefrauen
von hinten bis vorne betrogen wurden. Die Mädchen, die Elvis nicht
wollte, haben sich dann die anderen Jungs geteilt. Erstaunlich.
Frauen denken immer, bei Groupies ginge es um Sex. Aus meiner
Sicht ist das anders: Groupies tun
FRAGEN SIE
REICH–RANICKI
Was ist heute noch übrig vom literarischen Werk Theodor Herzls? Werden
seine Werke in der deutschsprachigen
Welt überhaupt noch gelesen?
Elad Jacobs, Berlin
D
er österreichische Jude
Theodor Herzl ist eine originelle, eine ungewöhnliche Figur der Weltgeschichte –
wohlgemerkt: der Weltgeschichte,
„Ladies and Gentlemen, Jungs und Mädchen“, sagte der DJ, „der King ist tot.“ Keine Reaktion auf
der Tanzfläche.
Da bahnte sich Leon, ermutigt vom Speed und einem Anflug gerechten Zorns, seinen Weg quer
über die Tanzfläche, er stieg in die DJ-Kanzel und
schnappte sich das Mikrofon.
„Nein – wartet – hört her“, sagte Leon, und der DJ
fuhr freundlicherweise „Boogie Nights“ herunter.
„Test, Test. Hallo? Elvis, okay? Respekt für Elvis
Presley. Elvis ist – war – mehr als der letzte Rockstar. Elvis ist – war – der Ausgangspunkt von allem.
Elvis hat mehr Barrieren niedergerissen als irgendjemand sonst in der Geschichte. Rassenbarrieren, sexuelle Schranken, musikalische Grenzen. Ich meine,
das Private ist politisch. Elvis – was Elvis Presley getan hat, war . . . er hat es gewagt, die Welt mit anderen Augen zu sehen.“
„Genau, Baby“, sagte der DJ, der sich sacht wieder
hinters Mikrofon schob. Er lächelte Leon an und
nickte ermutigend. „Mach weiter.“
„Danke“, sagte Leon. „Schwarze und weiße Musik.
Das war wie Apartheid, bevor Elvis kam.“ Er fühlte
sich zunehmend in seinem Element. „Musik war
vorher wie ein einziges verdammtes Riesensüdafrika. Weiße Radiosender. Schwarze Radiosender.
Musik, jede Art von Musik, war in ein Ghetto gesperrt. Elvis hat die Musik da herausgeholt.“ Leon
starrte hilflos ins Publikum. Alle Augen waren auf
ihn gerichtet. Vielleicht hatte er schon zu lange geredet. Vielleicht hätte er sich besser ausdrücken können. „Vergesst die Cheeseburger und Las Vegas
und, ihr wisst schon, die weißen Strampelanzüge,
B-Movies auf Hawaii oder die GI-Nummer. Was
auch immer. Darum geht’s nicht. Ihr müsst euch ansehen, wie die Dinge vor ihm waren und was er alles verändert hat. Er war ein großartiger Mensch.
Er hatte Fehler, ja. Bisschen schmalzig ab und zu,
von mir aus. Aber Elvis Presley . . . er hat uns verdammt noch mal befreit, Mann!“
Aus Tony Parsons: „Als wir unsterblich waren“. Blumenbar-Verlag, 20 Euro
nicht der Weltliteratur. Geboren
1860 in Budapest, begann er schon
früh seine zunächst journalistische
und literarische Laufbahn. Er war
ein Feuilletonist, ein Reporter und
ein Lustspielautor, sehr bald ein
Politiker und ein Staatsmann –
wenn auch ein Staatsmann ohne
Staat. Schließlich war er ein Prophet, dessen Utopie Wirklichkeit
wurde.
Mit seiner publizistischen Arbeit „Der Judenstaat“ (1896) gab
Herzl den Anstoß zur zionistischen Bewegung und schuf die Voraussetzungen für die Gründung
des jüdischen Staates. Immer wollen die Schriftsteller die Zeitgenossen und womöglich die Welt verändern. Immer entwerfen sie Zukunftsvisionen, die freilich in der
Regel nicht in Erfüllung gehen.
Literat, der er war, wählte Herzl
für seine Vision des Staates Israel
die Form eines Romans. Er erschien 1902 unter dem Titel „Altneuland“. Geradezu paradox mutet
das an: Der neuzeitliche Staat der
Juden – das war erst einmal ein
Stück deutscher Literatur, ein zwar
künstlerisch unerheblicher, doch
folgenschwerer Roman.
Die literarischen Arbeiten
Herzls sind heute allesamt vergessen, doch werden sie nicht selten
als historische und zeitgeschichtliche Quellen verwertet. Das gilt
wohl auch für „Altneuland“.
Zahlreiche zeitgenössische deutsche Romane spielen in Berlin oder Frankfurt am Main. Fördert die F.A.Z.
mit ihren Vorabdrucken der jüngsten
Zeit (Silke Scheuermann, Wilhelm
Foto Getty / Michael Ochs Archives
alles dafür, um mit der Band herumzuhängen. Und ganz oft ist es
auch so: Wenn du mit dem Roadie
schläfst, hast du immer noch die
Chance, weiter mit der Band herumzuhängen. Wenn du aber mit
dem Musiker geschlafen hast, wirst
du ganz schnell entsorgt.
Ihre neue Single heißt „Nimm die
Gitarre runter“. Hat Elvis die
Gitarre richtig gehalten?
Elvis hat sie komplett richtig gehalten. Ziemlich hoch zwar, aber bei
einer Akustik-Gitarre ist das etwas
anderes. Ich habe die gleiche, eine
Gibson Black Dove, mit meinem
Namen im Griffbrett.
Die Elvis-Biographie von Guralnick ist 1600 Seiten lang. Am
Ende klangen Sie beim Vorlesen
nicht mehr ganz frisch.
Der Grund war, dass mich das letzte Kapitel wirklich ergriffen hat.
Das Ende von Elvis war so hoffnungslos, die Leute in seiner Umgebung haben sich am Schluss so wenig für ihn interessiert, das hat
mich wirklich mitgenommen. Obwohl ich das Ende der Geschichte
kannte, aber die Details: Er ruft
mitten in der Nacht seine Leute an
und will Racquetball spielen, er
ruft seinen Zahnarzt an, der gibt
ihm nicht genug Schmerzmittel,
also ruft er einen anderen Arzt an,
der ihm die dreifache Dosis gibt.
Auch die Frauen wollten nichts
mehr mit ihm zu tun haben – die
damalige Freundin war froh, dass
er im Bad und nicht neben ihr im
Bett war, und hat stundenlang gar
nicht gemerkt, dass er längst tot
war.
Es ist wirklich die traurigste Geschichte, die man sich vorstellen
kann: der amerikanische Traum,
der zum Albtraum wurde.
Ich kann stückweise nachvollziehen, was Elvis stellvertretend für
uns alle erlebt hat. Der Jesus Christus der Musikgeschichte: Er hat
das alles für uns andere Musiker erlebt, die allergrößte und gleichzeitig allerschlimmste Form des Startums. Diese ständige Einsamkeit,
weil man immer im öffentlichen
Fokus steht, immer das Gesicht
wahren muss, und alle um dich her-
um sind kritikfrei immer auf deiner Seite. Das ist sogar bei den Ärzten so: Die Hälfte meines Lebens
verbringe ich mit Leuten, die mit
mir Geld verdienen und berufsbedingt alles ganz toll finden, was ich
sage. Und dann schockt Kritik von
außen umso mehr.
Elvis’ Manager, Colonel Tom Parker, förderte diese Isolation: Elvis
sollte ein Mysterium bleiben.
In der Endphase wurde Elvis einfach seiner Einsamkeit nicht mehr
Herr. Bei Guralnick werden zum
Schluss Nächte beschrieben, in denen er den Frauen nur noch die
Hand gestreichelt hat, er wollte
nur mit ihnen einschlafen.
Sein Cousin Billy Smith erzählte
mal, dass Elvis in den beiden Jahren vor seinem Tod auf Tour
nachts wie ein Vampir durchs Hotel lief und schließlich bei ihm und
seiner Frau im Zimmer stand,
um zu fragen, ob er sich zu ihnen
legen dürfte.
Furchtbare Einsamkeit! Obwohl
ihn die ganze Welt anbetete, war
er immer ein Außenseiter. Elvis bestand schon als Junge aus lauter
Widersprüchen: Er wollte den Leuten gefallen – eine Krankheit, die
viele von uns Musikern haben;
gleichzeitig trug er seine Haare
doppelt so lang, wie es üblich war,
und wurde dafür immer gehänselt,
und er hörte vor allem schwarze
Musik. Er war streng gläubig, vergötterte seine Mutter, schien immer eher schüchtern. Aber auf der
Bühne wurde er zum Berserker.
Ich glaube, eine starke Triebkraft
von Elvis war Angst.
Allein zu bleiben. Nicht erkannt zu
werden. Was für ihn gleichbedeutend war mit nicht geliebt zu werden. Einmal, in Denver, als er zur
Beerdigung eines Sheriffs eine Polizeiuniform trug, hat ihn keiner erkannt, obwohl: Ich habe ein Foto
gesehen, und mit den Haaren und
den Koteletten – hm. Jedenfalls waren da zwei Frauen, die sich unterhielten und ihn nicht beachteten,
und Elvis ging auf und ab, bis sie
ihn endlich ansahen: Er gab ihnen
das Elvis-Lächeln und löste gleich
eine Hysterie aus. So nervig das ist,
wenn man immerzu erkannt wird,
es fehlt einem, wenn’s nicht so ist.
Wenn man Aufzeichnungen von
Elvis’ Auftritten sieht, hat man
das Gefühl, dass er sich dabei immer sehr amüsierte.
Ja, der hatte Spaß. Meine Lieblingsgeschichte ist die mit dem goldenen Anzug, den er nur ein einziges Mal komplett auf der Bühne anhatte: Der war mit echtem Blattgold gemacht worden, und nachdem er sich auf die Knie geworfen
hatte, verbot ihm der Colonel, die
Hosen noch mal anzuziehen. Weil
da Blattgold im Wert von 50 Dollar auf dem Bühnenboden lag.
Bei Elvis ging es 1971 mit den Drogen richtig los. Seine Jungs waren
wohl ähnlich auf Droge wie er –
die haben ja alles zusammen gemacht. Hätte sein Vater oder sein
Manager schärfer eingreifen sollen oder können?
Der Colonel war sein Manager:
Das war nicht seine Aufgabe.
Wenn ich mich erinnere, ist er nur
ein-, zweimal an Elvis vorsichtig
herangetreten wegen der Drogensucht oder hat mal mit Priscilla gesprochen. Sein Vater konnte es
auch nicht, die beiden haben sich
irgendwie verloren, als Elvis berühmt wurde.
Bei der Obduktion wurden 14 verschiedene Drogen in seinem Körper gefunden. Sie selbst haben
eine Zeitlang ziemlich viel Speed
genommen – hätten Sie sich von jemandem reinreden lassen?
Was den Drogenkonsum betrifft,
gab es bei mir keine Parallelen zu
Elvis. Ich bin zwar auch ein Nachtmensch, aber Elvis konnte einfach
irgendwann tagsüber nicht mehr
nach draußen, weil die Fans durchgedreht sind, es kam zu Tumulten,
der musste warten, bis alle schliefen. Für mich ging es um das Zelebrieren von Selbstzerstörung, was
junge Leute halt so machen. Und
ich wollte nichts verpassen, darum
ging’s. Elvis ging es nicht um die
Wirkung, es ging ihm nicht um Bewusstseinsveränderungen. Er wollte sich normal fühlen.
Priscilla hat Elvis betrogen, seit
ihre Tochter Lisa Marie anderthalb war, obwohl sie ihn wirklich
liebte.
Das war eine Notwehrreaktion.
Genazino, Martin Mosebach) auch
gezielt den Frankfurt-Roman?
England, die „Braut von Messina“
und den „Fiesco“ in Italien, den
„Don Carlos“ in Spanien, den
„Tell“ in der Schweiz, die „Jungfrau von Orleans“ in Frankreich.
Und die Stücke sind doch gar
nicht schlecht geworden, ja er verdankt ihnen den Ruhm, Deutschlands größter Dramatiker zu sein.
Aber wenn ich es recht bedenke,
hat das mit Ihrer Frage eigentlich
wenig zu tun.
dernd unverschämt. Es hätten, lese
ich, 23 deutsche Verlage das beigelegte Manuskript geprüft und abgelehnt, und zwar – das sei doch
ungeheuerlich – ohne einleuchtende Begründung. Man erwartet von
mir jetzt ein ausführlich begründetes Urteil. Das Wort „ausführlich“
wird meist unterstrichen. Um Gedichte handelt es sich, um Romane, Novellen, Dramen, Erinnerungen, Tagebücher. Häufig sind es
auch politische, religiöse und philosophische Werke. Meine eigenen
Bücher werden mir häufig ebenfalls übersandt – mit der Bitte um
Signatur.
Es ist mir ganz und gar unmöglich, diese Wünsche zu erfüllen:
Die Leser sind sich dessen nicht bewusst, dass sie mich überfordern.
Nie in meinem Leben habe ich die
Bettina Hinterthür, Köln
A
uf diese Idee bin ich noch
nie gekommen. Und sie
scheint mir ganz und gar abwegig. Oft spielen neuere deutsche
Romane in München, nicht wenige in Hamburg oder Wien. Es gibt
viele Gesichtspunkte, die bei der
Auswahl eines Romans für den Vorabdruck in der F.A.Z. berücksichtigt werden. Dazu gehört nicht –
wenn ich richtig informiert bin –
der Ort der Handlung.
Übrigens sehe ich es gern, wenn
die Autoren sich zu Orten entschließen, die sie gut kennen. Aber
Schiller ließ seine Stücke in Ländern spielen, in denen er nie gewesen war – die „Maria Stuart“ in
In eigener Sache:
I
ch muss mich an meine Leser
in einer dringenden Angelegenheit wenden, mit einer dringenden Bitte. Ich erhalte beinahe täglich Manuskripte und Bücher, die
ich begutachten soll. Viele Briefe
sind höflich, andere geradezu for-
So wie in dem Stück auf Ihrem Album „Bingo“: „Sie hat was vermisst“?
Genau. Elvis wollte sich die perfekte Frau modellieren. Er hat versucht, sich mit Priscilla diesen
Traum zu erfüllen, und dann hat
er die Lust verloren.
Damals begann sein Absturz.
Dass er so zusammengebrochen
ist, als sie ihn verlassen hat – obwohl er vorher nichts dafür getan
hat, um sie zu halten –, war eine
Kombination aus Besitzanspruch,
Verlustangst und Zurückweisung.
Sowieso eine sehr männliche Reaktion, aber er war doch Elvis, und
zum ersten Mal in seinem Leben
hatte ihn jemand verlassen. Außer
seiner Mutter, die starb, aber das
konnte er ihr schlecht vorwerfen.
Damit fing er an, alles in Frage zu
stellen, und weil es Elvis war, wurde das wieder maximiert.
Jemand aus seiner Entourage hat
mal gesagt, Elvis wurde es irgendwann langweilig, Elvis zu sein.
Glaube ich nicht. Elvis hat sich irgendwann verloren. Er hatte niemanden in seinem Umfeld, der ihn
in seiner Kreativität unterstützt
hat. Alle wollten immer nur Geld
von ihm. Wie gut er sein konnte,
sieht man am besten in dem „68
Special“. Er sah auch nie besser
aus. Er hat damals mit den besten
Leuten gearbeitet, die es überhaupt gab, und die haben sich komplett gegen seinen Manager durchgesetzt – der wollte ein spießiges
Weihnachtsspecial.
Stattdessen
kam dieses sensationelle Konzert
heraus. Was der Colonel nur zum
Anlass genommen hat, dergleichen
nie wieder zuzulassen. Vor allem
aber wollte er nicht die Kontrolle
über Elvis verlieren. Er ließ ihn ja
nicht einmal Ferien machen in
Europa, aus Angst, da könne sich
etwas ergeben, was ihm aus der
Hand gleiten könnte.
Ab 1971 hatte Elvis schwere Drogenprobleme, 1973 hat er dreimal
eine Überdosis genommen. Vielleicht fürchtete der Colonel einfach die europäischen Drogenbestimmungen.
Wäre auch nicht so einfach gewesen, ihm in Europa seine Diät zu
besorgen, bei der er innerhalb von
zwei oder drei Wochen 25 Kilogramm abgenommen hat mit Hilfe eines Cocktails aus dem Urin einer Schwangeren, was sie sich gespritzt haben – das hat mich wirklich schockiert. Dass Elvis das gemacht hat, ist ja schon irre, aber
dass die Loyalität so weit ging,
dass zwei aus der Entourage das
mitgemacht haben – Wahnsinn.
Peter Guralnick meint, dass Elvis
in den letzten Jahren seines Lebens eine schwere Depression hatte, die niemand erkannt hat. Elvis, der sein Leben lang nichts lieber tat, als zu singen, war zum
Schluss so fertig, dass er nicht einmal mehr das schaffte.
Und trotzdem waren auch da noch
seine Liebe zur Musik und sein Bewusstsein für seine Stimme ganz
stark. Selbst die Musiker, die in seinen späten Sessions mit Elvis zusammenarbeiten sollten und zunächst keine Achtung vor ihm hatten – die kamen in sein Wohnzimmer, schoben ihm das Mikro vors
Gesicht, er stand nicht mal mehr
aus dem Sessel auf –, bis er anfing
zu singen und zu arrangieren. Alle
sagten einhellig immer wieder,
dass sie dankbar waren, dass sie dabei sein durften. Das muss wirklich einzigartig gewesen sein. Weil
Elvis absolut einzigartig war. Dieser Mann hat so vieles in sich vereint. Wäre das alles nur anders gelaufen!
Interview Katharina von der Leyen
„Last Train to Memphis“ von Peter Guralnick und Bela B. Felsenheimer. 12 AudioCDs (Bear Family Records). Guralnicks
zweibändige Elvis-Biographie ist im Bosworth-Musikverlag erschienen.
literarischen oder publizistischen
Arbeiten meiner Leser beurteilt.
Und ich werde damit jetzt nicht anfangen. Ich habe keine Zeit dazu
und keine Kraft. Wenn Sie eine Erklärung dieses Sachverhalts brauchen, dann schlagen Sie doch im
Brockhaus nach, wie alt ich bin.
Ich bitte Sie, ich beschwöre Sie:
Unterlassen Sie die Zusendung irgendwelcher Manuskripte oder gedruckter Arbeiten. Auch wenn
Rückporto beigelegt ist, werde ich
sie nicht zurückschicken, vielmehr
werde ich sie ungelesen vernichten. Das ist nichts anderes als
Selbstverteidigung. Ich bitte meine
Leser, mir nicht zu grollen, ich bitte sie um Verständnis.
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