Komponenten & Peripherie 01 Mit intelligentem Überspannungsschutz immer über den Zustand der Anlage informiert Immer wissen, was los ist Zum Schutz von IT- und MSR-Geräten werden seit Jahren Überspannungsschutzgeräte (ÜSG) eingesetzt. Bei vielen signalisiert eine Anzeige aber nur den Ausfall. Eleganter ist eine Vorwarnanzeige, die es ermöglicht, den Austausch frühzeitig einzuplanen. Diese Aufgabe löst die Produktfamilie Plugtrab PT-IQ von Phoenix Contact, die stets über den Zustand der ÜSG informiert. Txt: Ralf Hausmann, Andrei Siegel eistens sind die zu schützenden Anlagen weitläufig verteilt. Um die Schutzsysteme nicht ständig vor Ort M kontrollieren zu müssen, ist es vorteilhaft, wenn der Zu stand des Schutzgeräts gemeldet und überwacht wird. Wenn zudem neben den Informationen „funktionstüchtig“ und „defekt“ auch noch der Verschleiß der Schutzgeräte ange zeigt wird, ist der Service einfacher planbar. Weil ein Mikro prozessor-gesteuertes Monitoring-System bereits einen Ver schleiß der Schutzgeräte signalisiert, bevor sie durch eine Überlastung ausfallen, wird die Anlagenverfügbarkeit erhöht (Bild 1). Was fordern die Normen? Die DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3) Anhang E7 „Wartung und Prüfung von Blitzschutzsystemen“ [1] emp 4 fiehlt die regelmäßige Überprüfung der ÜSG. Dies lässt sich über eine Sichtprüfung durchführen, wenn das ÜSG über eine Statusanzeige verfügt. Das ist beispielsweise bei Typ-2- Ableitern für Stromversorgungsanlagen Stand der Technik. Die Statusanzeige basiert auf thermischen Abtrennvorrich tungen, die an Varistoren gekoppelt sind. Die Defektmeldung von ÜSG für MSR-Kreise ist da gegen eine technische Herausforderung – eine integrierte Statusanzeige ist eher die Ausnahme. Denn die elektrische Leistung in MSR-Kreisen ist deutlich geringer. Somit lässt sich nicht sicherstellen, dass eine signifikante Temperatur erhöhung der Bauelemente im Signalkreis auftritt – etwa in einer Stromschleife mit bis zu 20 mA. Die thermische Über wachung der Komponenten im ÜSG für MSR-Kreise schei det somit als zuverlässige Zustandsüberwachung aus. www.etz.de 1-2/2013 02 Die Zustandsinformation der Schutzgeräte wird über zwei potentialfreie Kontakte weitergegeben Leistungsparameter aus der Normung Wie funktioniert die Signalisierung im Detail? Bei der Auswahl der ÜSG muss neben dem Schutzpegel auch das Impulsab leitvermögen des ÜSG berücksichtigt werden. Diese und viele weitere Eigen schaften werden durch Prüfungen nach DIN EN 61643-21 (VDE 0845-3-1) [2] nachgewiesen. Dabei muss der An wender unterscheiden, mit welchen genormten Impulsen die Schutzpegel bestimmt wurden. Der Schutzpegel beim C2-Impuls von 10 kA liegt zum Beispiel aufgrund des Stroms deutlich höher als der Schutzpegel bei C3-Im pulsen von 50 A. Bei einem gut doku mentierten ÜSG gibt es idealerweise Angaben zu mehreren Normimpulsen, denn oft ist die zu erwartete Impuls stärke vom Installationsort abhängig (siehe hierzu DIN CLC/TS 61643-22 (VDE V 0845-3-2) [3]). So sollten Schutzgeräte an der ersten Blitzschutz zone, dem Gebäudeeingang, die An forderungen der Kategorie D1 erfüllen. Eine zweite Stufe sollte der Anforde rungskategorie C2 und eine dritte Stufe der Anforderungskategorie C3 ent sprechen. Mit dem „intelligenten“ Überspan nungsschutz Plugtrab PT-IQ von Phoenix Contact [4] wird der Zustand der Schutzgeräte kontinuierlich über wacht. Jedes ÜSG meldet seinen Zu stand an eine Zentraleinheit, den Con troller. Diese Zustandsinformationen können am Controller über potential freie Fernmeldekontakte weitergegeben werden (Bild 2). Entweder fragt zum Beispiel eine SPS direkt und drahtge bunden die Kontakte ab, oder die Zu standsinformationen werden mithilfe von Interface-Modulen in intelligente Meldesysteme eingebunden (Bild 3). Moderne ÜSG sind heute mehrstufig. Hierbei werden Schutzelemente mit niedrigem Schutzpegel, wie SupressorDioden (TVS – Transient Voltage Sup pressor), mit Schutzelementen, die höhere Stoßstrom-Tragfähigkeiten auf weisen – etwa gasgefüllte Überspan nungsableiter (GDT, Gas Discharge Tube) – in einem Gehäuse kombiniert. Der Ausfall der ÜSG erfolgt meist schleichend und zeigt sich durch ein Ansteigen des Leckstroms der Schutz elemente. Dadurch entsteht im Schutzelement Verlustleistung, die allerdings in MSR-Anlagen häufig zu gering ist, um die Vorschädigung der Bauelemente durch Temperatursiche rungen zu erfassen. Auch bei den kurz anliegenden Signalen, die in MSRAnlagen häufig verwendet werden, sind die Temperatur sicherungen zu träge, um einen kurzzeitigen Tempera turanstieg zu erkennen. Es liegt nahe, den Leckstrom zu messen, um beim Überschreiten festge legter Pegel die Vorschädigung oder den Ausfall des ÜSG zu signalisieren. Die weitverbreitete Strommess-Methode mithilfe eines Widerstands scheidet hier aus. Denn durch hohe Stoßströme muss ein geringer Widerstand gewählt werden, der jedoch bei Leckströmen im mA-Bereich ungenaue Messergeb nisse liefert. Außerdem ist es vorteil haft, die Strommessung galvanisch getrennt vom Signalkreis aufzubauen. Dadurch können mehrere Signalpfade in einem ÜSG mit nur einer Auswerte einheit überwacht werden. Zusätzlich ist durch eine sichere Trennung die Aus werteschaltung vor EMV-Einflüssen des Signalkreises geschützt. 1-2/2013 www.etz.de 5 Komponenten & Peripherie 03 Der Controller kann seine Zustandsinformation über externe Schnittstellenkonverter an unterschiedliche Übertragungssysteme weitergeben Geringer Leckstrom bringt zusätzliche Sicherheit Eine Möglichkeit, die galvanische Trennung zu erreichen, ist die Messung des vom Leckstrom erzeugten Magnetfelds. Allerdings sind die Kosten eines auf dem Hall-Prinzip basie renden Systems bei Strömen um 1 mA verhältnismäßig hoch. Die Magnetfeld-Beanspruchung beim EMV-Test nach DIN EN 61000-4-3 (VDE 0847-4-3) [5] kann solche Messungen stören. Erschwert wird die Messaufgabe auch, weil das zu schüt zende Signal von der Überwachungsschaltung so wenig wie möglich beeinflusst werden darf. Betrachtet man noch, dass die Leckströme in beide Richtungen fließen und auch gleichgerichtet sein können, fallen weitere Sensoren mit gal vanischer Trennung, die auf transformatorischer Wirkung basieren, aus. Anzeige Controller Auswerteelektronik Detektion der Impulsdauer und Impulsanzahl in Leckstromdetektion Schutzschaltung out 04 Mit ausgeklügelten Algorithmen ermittelt die Auswertelogik den genauen Betriebszustand der Schutzgeräte 6 Zusätzliche Sicherheit wird erreicht, wenn ein geringer Leckstrom erkannt wird. Dann bleibt die entstehende Ver lustleistung verhältnismäßig gering und kann nicht zur Überhitzung der TVS-Diode führen. Ab einem Leckstrom von circa 1 mA kann die angeschlossene Auswertelogik (Bild 4) mithilfe ausgeklügelter Algorithmen den Status der TVS-Diode erkennen, indem die Impulsbelastungen über die gesamte Einsatzzeit berücksichtigt werden. Der ermittelte Status „gelb“ wird über einen Tragschienenverbinder an den Controller weiter geleitet. Die Überlastung, signalisiert durch den Status „rot“, wird beim Ausfall von mindestens einer TVS-Diode angezeigt. Bei den gasgefüllten Überspannungsableitern ist der Alterungsmechanismus komplizierter und hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel Brenndauer des Brennbogens, Energieumsatz pro Ableitvorgang sowie Anzahl der Ableit vorgänge. Bei der vom Komponentenhersteller definierten Grenzbelastung wird der Status „gelb“ ausgegeben. Neben den Impulsbelastungen treten auch Beeinträchti gungen durch Folgeströme auf, bei denen der GDT nach einem Ableitvorgang längere Zeit gezündet bleibt. Hier sorgt der eingebaute Kurzschlussbügel für das sichere Löschen des GDT und für den Schutz nachgeschalteter Ge räte durch einen Kurzschluss. In solchen Fällen ist der Status „rot“ erreicht. Der ÜSG-Stecker muss ausgetauscht werden, um den Gasableiter zu ersetzen. Auch im Fall eines unvoll ständig gesteckten oder fehlenden Steckers wird der Status „rot“ ausgegeben. Damit werden Wartungsfehler auf ein Minimum reduziert. Einsatz bis 4 000 m Höhe Neben der erweiterten Signalisierung mittels „grün“/„gelb“/ „rot“ wurde auch die Einsatzbandbreite der ÜSG vom Typ Plugtrab PT-IQ verbessert. Die Überwachung funktioniert nicht nur bei leistungsstarken Signalen, sie erkennt auch Leckströme ab 1 mA. Die eingebauten Sicherheitseinrich www.etz.de 1-2/2013 tungen sorgen auch bei energiereichen Signalen für einen defi nierten Überlastungsausfallmodus nach DIN EN 61643-21 (VDE 0845-3-1) [2]. Die PT-IQ-Schutzgeräte erfüllen die erhöhten Anforderungen der Überspannungskategorie 3 und zählen somit zu den Betriebsmitteln für den industriel len Einsatz, vergleiche DIN EN 60664-1 (VDE 0110-1) [6]. Zusätzlich wurden bei der Entwicklung der Geräte die Luftund Kriechstrecken erhöht, sodass der Einbau in Höhen bis zu 4 000 m problemlos möglich ist. Fazit Zusammenfassend lässt sich demnach festhalten, dass Schutzgeräte mit intelligenter Statusüberwachung für eine Reduktion der Serviceeinsätze sorgen. Zudem wird durch ein intelligentes Monitoringsystem, das bereits einen Ver schleiß der Schutzgeräte signalisiert, bevor sie durch eine Überlastung ausfallen, die Anlagenverfügbarkeit erhöht. (ih) Literatur [1]DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3):2011-10 Blitzschutz – Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen. Berlin . Offenbach: VDE VERLAG [2]DIN EN 61643-21 (VDE 0845-3-1):2010-03 Überspannungsschutzgeräte für Niederspannung – Teil 21: Überspannungsschutzgeräte für den Einsatz in Telekommunikations- und signalverarbeitenden Netzwerken: Leistungsanforderungen und Prüfverfahren. Berlin . Offenbach: VDE VERLAG 1-2/2013 www.etz.de [3]DIN CLC/TS 61643-22 (VDE V 0845-3-2):2007-09 Überspannungsschutzgeräte für Niederspannung – Teil 22: Überspannungsschutzgeräte für den Einsatz in Telekommunikationsund signalverarbeitenden Netzwerken: Auswahl- und Anwendungsprinzipien. Berlin . Offenbach: VDE VERLAG [4]Phoenix Contact GmbH & Co. KG, Blomberg: www.phoenixcontact.de [5]DIN EN 61000-4-3 (VDE 0847-4-3):2011-04 Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) – Teil 4-3: Prüf- und Messverfahren: Prüfung der Störfestigkeit gegen hochfrequente elektromagnetische Felder. Berlin . Offenbach: VDE VERLAG [6]DIN EN 60664-1 (VDE 0110-1):2008-01 Isolationskoordination für elektrische Betriebsmittel in Niederspannungsanlagen – Teil 1: Grundsätze, Anforderungen und Prüfungen. Berlin . Offenbach: VDE VERLAG Autoren Dipl.-Ing. Ralf Hausmannist im Produkt marketing Netz- und Signal-Qualität Trabtech bei der Phoenix Contact GmbH & Co. KG in Blomberg tätig. [email protected] Dipl.-Ing. Andrei Siegel ist in der Produkt entwicklung Netz- und Signal-Qualität Trabtech bei der Phoenix Contact GmbH & Co. KG in Blomberg tätig. [email protected] 7
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