was morgen ist. Heute wissen, Ausgabe 6/2012 Schöne neue Arbeitswelt Wir sind das Volk Warum die Politik neue Formate benötigt und welche Rolle „Demokratie 2.0“ spielt Seite 4 Wie sich Unternehmen bereits heute der Arbeitswelt von morgen widmen Seite 15 Nichts für Superman Wie die Welt des Sports in einigen Jahren aussieht Seite 22 Zukunftsmanager n Strategie & Kultur Ausgabe 6/2012 Serie: Die Zukunft der Wertschöpfung in Deutschland | Teil 5: Kommunikation 26 Serie Big Data 2030 Von Holger Glockner und Bert Beyers Die Zukunft des Internets hat gerade erst begonnen. Mehr und mehr Maschinen reagieren auf gesprochene Sprache. Wohnräume, Fahrzeuge und Straßen werden mit Sensoren, Informations- und Kommunikationstechnik ausgestattet. Unternehmen sehen sich zunehmend mit einflussreichen Kunden-Communities konfrontiert und müssen ihre Wertschöpfungsprozesse stärker denn je an den Bedürfnissen ihrer ZielgrupOb in der Produktion oder zu Hause: Bald gibt es kaum noch ein Gerät, das nicht kommuniziert. pen ausrichten. > Zukunftsmanager n Strategie & Kultur Ausgabe 6/2012 27 Teil 5 der Serie „Die Zukunft der Wertschöpfung in Deutschland“: Kommunikation Wir leben in einer bewegten Zeit, Umwälzungen und Brüche scheinen an der Tagesordnung zu sein. Sollten einige der vorausgesagten Disruptionen Wirklichkeit werden, sind tiefgreifende Auswirkungen für die Wertschöpfungsstruktur in Deutschland zu erwarten. Damit wird zugleich sichtbar, wo Handlungsbedarf besteht. In einer Serie des „Zukunftsmanagers“ werden die Bedarfsfelder Mobilität, Energie und Klima, Gesundheit, Ernährung, Kommunikation und Sicherheit beleuchtet. Serie Bisher im „Zukunftsmanager“ erschienene Beiträge der Serie: Teil 1: „Alles in Bewegung“ (Mobilität) Teil 2: „Im Energierausch“ (Energie) Teil 3: „Gesundheit zum Mitnehmen“ (Gesundheit) Teil 4: „Zehn Milliarden hungrige Mäuler“(Ernährung) An Daten gibt es keinen Mangel. In der Zukunft noch viel weniger. Die schiere Menge ist aber nicht das Problem. Entscheidend ist: Wie werden die Daten verknüpft und aufbereitet? Wer hat Zugang dazu? Und wer nicht? Wer kann sie sinnvoll in Wertschöpfungsprozesse einbringen? Und was wird überhaupt aus der „informationellen Selbstbestimmung“? Das Internet der Dinge Auf dem Frankfurter Flughafen werden täglich bis zu 120.000 Gepäckstücke abgefertigt – mit allen Sicherheitshürden. Zwischen den Terminals spannen sich 77 Kilometer Förderstrecken. Die Gepäckstücke sind mit RFIDChips ausgestattet, sie tragen Informationen und stellen sie auf Anfrage zur Verfügung. Tausende Sensoren lesen die Daten in irrsinniger Geschwindigkeit aus. Sie stellen die Weichen der Förderbänder, damit das Gepäck auch da ankommt, wo es hingehört. Die Betreibergesellschaft Fraport garantiert Umsteigezeiten von mindestens 45 Minuten. In dieser Zeit muss das Transfergepäck ausgeladen, sortiert, transportiert und wieder verladen werden. Die Zuverlässigkeit liegt bei annähernd 100 Prozent und wird gewährleistet, indem Maschinen (Sensoren) mit Dingen (Chips auf Koffern) kommunizieren. Dabei handelt es sich um eine reichlich primitive – wenn auch leistungsfähige – Anwendung des Internets der Dinge. In der Hightechlagerhaltung von Amazon und Co. ist man bereits einen Schritt weiter. Dort geht der Packer nicht mehr durch die Regale – die Regale kommen zu ihm. Sie stehen auf fahrbereiten Robotern, die wiederum von einem Logistiksystem gesteuert werden: Maschinen kommunizieren mit Maschinen. Und mittendrin der Mensch. Es bedarf keiner großen Phantasie, sich die technische Entwicklung bis 2030 vorzustellen. Verkehrsflüsse lassen sich ressourcenschonend optimieren. Produkte sind mit einem Gedächtnis ausgestattet, das mit der Umwelt kommuniziert. Roboter erkennen ihre Umgebung und können selbständig handeln – der ultimative Schub in der Automatisierung. Im Verkehr, in der Produktion und der Logistik, im Gesundheitsbereich, auch in der häuslichen Umgebung einer alternden Gesellschaft, bei Umwelt-, Energieund Sicherheitsfragen, überall eröffnet das Internet der Dinge enorme Geschäftspotentiale. Kontrolle, Steuerung und Planung übernehmen die technischen Systeme künftig selbst. Die wissenschaftlichen Anstrengungen in diesem Bereich sind hoch, namentlich in den USA und in China. Interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird zu einem kritischen Erfolgsfaktor. Aber > Zukunftsmanager n Strategie & Kultur Mehr Informationen Die gesamte Studie „Deutschland 2030 – Zukunftsperspektiven der Wertschöpfung“ können Sie sich hier ansehen ÆÆIm Internet Ein Video über autonomes Fahren finden Sie hier ÆÆIm Internet Informationen über Patientennetzwerke finden Sie hier ÆÆIm Internet Technik allein reicht nicht. Der Schlüssel für den ökonomischen Erfolg ist die Entwicklung passgenauer Kundenlösungen und nachhaltiger Geschäftsmodelle. Nur wenn Deutschland das Innovationspotential des Internets der Dinge konsequent nutzt, kann es in der ersten Liga mitspielen. Big Data Computergesteuerte Autos sind keine Utopie mehr. In Florida, Kalifornien und Nevada sind sie bereits im normalen Straßenverkehr unterwegs. Nicht auf abgesperrten Teststrecken, sondern in Downtown San Francisco oder Monterey. Sebastian Thrun von der Universität Stanford verspricht: „In zehn Jahren ist die Technik so weit, dass autonome Autos definitiv zuverlässiger und damit sicherer fahren als der Mensch.“ Google spielt bei diesen Experimenten ganz vorne mit. Dabei müssen viele Dimensionen zusammenpassen: die sensorgestützte Orientierung im Raum, die Wechselwirkung mit anderen Verkehrsteilnehmern, Sicherheit steht über allem. 2030 ist das automatisch fahrende Auto Teil eines größeren Systems, dabei sind intermodale Verkehrslösungen Trumpf: mit dem Auto zum Bahnhof, mit dem Zug zum Flughafen und los ... nach der Landung das gleiche Spiel, nur in umgekehrter Reihenfolge. Das alles macht freilich nur Sinn, wenn verschiedene Verkehrsdaten, Informations- und Assistenzsysteme ineinandergreifen – alles in Echtzeit. Eine > 28 Ausgabe 6/2012 Anzeige Intensivseminar I: 30. und 31. Januar 2013, München 6. und 7. März 2013, Köln Fördermittel des Bundes für F&E-Projekte ung che Üb Praktis rantrag” e d „För Wie Unternehmen Förderungen des Bundes richtig beantragen, nutzen und Projekte professionell durchführen Intensivseminar II: 1. Februar 2013, München oder 8. März 2013, Köln EU-Fördermittel für F&E-Projekte nt Getren r! buchba Überblick – Beantragung – Nutzung Ausblick auf das neue europäische Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“ Medienpartner Infos & Anmeldung: www.management-forum.de/FuE-Foerdermittel2013 Telefon: 0 81 51/27 19-0 · [email protected] 8396-Anz F&E Foerderm 127x155 Zukunftsma.indd 1 29.10.2012 15:06:52 Uhr Zukunftsmanager n Strategie & Kultur Ausgabe 6/2012 Heraus forderung, selbst für Google. In den USA läuft das Phänomen einer rasch anwachsenden Datenmenge unter dem Schlagwort Big Data. Entscheidend ist dabei aber nicht die schiere Menge an Informationen, sondern die Art und Weise, wie die Daten aufbereitet werden. Wenn das Energie system beispielsweise mehr und mehr umgebaut wird, weg von den großen Kraftwerkparks, hin zu einer dezentralen Struktur mit vielen Erzeugern – wer verfügt dann über die entscheidenden Informationen? Sind es noch die Energieversorger? Oder deren Berater? Oder die Hersteller von Netzen, Speichern und Pumpen? Alle sammeln sie Daten. Aber nur wer sie sinnvoll verknüpfen kann, entscheidet das Spiel. Eine umfassende Informatisierung bildet die Grundlage für eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle. Online-Communities In Gesundheitsforen teilen Nutzer ihre Krankengeschichten, tauschen ihre Erfahrungen mit Therapieformen aus und beteiligen sich an Wirkungsstudien von neuen Medikamenten. „Ich wollte mich nicht mehr so alleine fühlen. Einfach gesagt. Und ich wusste, dass es hilft, wenn ich meine Erfahrungen mit anderen teile.“ So lautet ein Testimonial auf www.patientslikeme.com. Die Seite hat mehr als 160.000 eingeschriebene Nutzer. Bei den Partnern des Unternehmens handelt es sich um Stiftungen, Forschungsinstitute und namhafte Firmen wie Abbott Labs, Merck, Novartis und Sanofi-Aventis. Letztlich sind Online-Communities im Gesundheitsbereich Ausdruck eines Trends zur partizipativen Gesundheitsversorgung, darin liegt auch ein Stück Selbstbestimmung des gut informierten Individuums. Gleichzeitig ist den Nutzern bewusst, dass ihre Daten an Pharmaunternehmen weitergegeben werden. Die Firmen nutzen Online-Communities als Instrument, um das immense Wissen von Kunden in ihre Innovationsprozesse einzubringen und die Anwender aktiv in die Neuentwicklung von Produkten und Services zu integrieren. Dabei sollen langfristige und enge Beziehungen zu den Kunden entstehen. Bis 2030 sind die medizinischen Datenbanken exponentiell gewachsen, Tag und Nacht durchkämmt intelligente Software die Bestände, wobei allein die große Zahl – seien es Bandscheibenvorfälle, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychische Leiden – hilft, bessere Diagnosen und Therapien zu entwickeln. Angesichts von Big Data gerät der klassische Datenschutz an seine Grenzen. In großen Datenbanken sind Informationen 29 zwar meist anonymisiert, aber sie lassen sich auf Personengruppen anwenden und mit Hilfe von speziellen Verfahren auch wieder deanonymisieren. Zugleich entstehen Wissensmonopole bei Unternehmen oder Behörden über das Konsumverhalten oder die Zahlungsmoral, bis hin zu detaillierten Bewegungsprofilen und Strukturen von sozialen Netzwerken, sprich: „Wer mit wem?“ Datensammlung und Verknüpfung schreiten unaufhaltsam voran. Bestrebungen nach Regulierung und Transparenz hinken meist hinterher. Das wird 2030 nicht anders sein.< Holger Glockner ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Z_punkt The Foresight Company. [email protected] Bert Beyers ist Journalist und Autor. [email protected]
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