Ubiquitäre Städte: Was passiert, wenn die IKT in die Wohnung

Ubiquitäre Städte: Was passiert, wenn die IKT in die Wohnung eingebaut ist?
Düsseldorfer Studentin der Informationswissenschaft als beste Präsentatorin
in Berlin ausgezeichnet
Bereits zum fünften Mal fand Mitte November 2014 der „Studenten Workshop für
informationswissenschaftliche Forschung“ (SWiF), diesmal an der Humboldt-Universität zu Berlin,
statt. Studierende der Informationswissenschaft aus deutschen und schweizerischen
Fachhochschulen und Universitäten präsentierten ihre aktuellen Forschungsergebnisse oder
Abschlussarbeiten.
Aylin Ilhan hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Rena Möhlmann die Auswirkungen sog. ubiquitärer
Informations- und Kommunikationstechnologien in einer der Zukunftsstädte Asiens untersucht und
vor Ort Interviews mit Unternehmensvertretern und Mietern geführt. Ihr Vortrag ist in Berlin als
beste Präsentation des Workshops ausgezeichnet worden.
Wir leben in einem Zeitalter, wo der Begriff „ubiquitäre Städte“ immer öfter fällt. Solche Städte
enthalten als ein wesentliches Merkmal das Ziel, über das „Internet der Dinge“, Sensoren und
weitere IKT-Infrastrukturen zu verbinden, was technisch überhaupt verknüpft werden kann. In
Zukunft sollen solche Städte auf der ganzen Welt gebaut werden. Ein herausragendes Beispiel ist die
Stadt New Songdo City in Südkorea. Dabei handelt es sich bei Songdo nicht um eine über Jahre
gewachsene Gemeinde, sondern vielmehr um eine am Reißbrett entwickelte Stadt, in der jeder
Quadratmeter durchgeplant wurde. Hat eine solche „Retortenstadt“ überhaupt urbanen Charakter
wie organisch gewachsene Städte? Welche ubiquitären Dienste – in Korea redet man von „UServices“ – werden angeboten? Und – ganz wichtig – wie werden diese von den Bewohnern
akzeptiert?
Um Erkenntnisse über die Wirkung und Akzeptanz solcher technischer Infrastrukturen zu gewinnen,
wurde Fallforschung verbunden mit ethnographischer Feldforschung durchgeführt. Diese beinhaltet
unter anderem die Erkundung der Stadt vor Ort sowie die Durchführung von Interviews mit den
Bewohnern Songdos und den Entwicklern. In den insgesamt 23 durchgeführten quantitativen wie
qualitativen Interviews (bei den Interviewpartnern handelte es sich um Bewohner, Studenten und
die beiden Unternehmen Cisco und Gale International) diente ein SERVQUAL Fragebogen als
Grundlage. SERVQUAL ermöglicht eine Erfassung von Diskrepanzen zwischen Erwartungen und
Erfahrungen. Die durchaus überraschenden Ergebnisse zeigen eine breite Akzeptanz der U-Services
bei den Bewohnern und auch eine Wahrnehmung der Umgebung als „urban“. Inwieweit solche
Ergebnisse aus dem asiatischen Raum auf europäische Verhältnisse übertragen werden können, ist
derzeit noch offen.
Informationswissenschaft befasst sich im Kern mit dem Aufbereiten von Informationen sowie dem
Suchen und Finden digitaler Informationen (also mit Suchmaschinen und anderen IKT).
Informationswissenschaft analysiert aber auch die „Umgebung“ dieser Technologien, d.h. Bedarfe
nach IKT und ihre Akzeptanz. Ein besonderer Schwerpunkt solcher Forschungen ist in Düsseldorf der
Schnittbereich zwischen Informationswissenschaft und Städtebau, der „Informational Urbanism“. In
diesem Forschungsprogramm ist auch Aylin Ilhans Studie zuhause.
Weitere Informationen: E-Mail: [email protected]
Aylin Ilhan am Eingang zum Berliner Institut für Informations- und Bibliothekswissenschaft. Am Tag
vorher war diese Tür Kulisse für einen Steven Spielberg-Film, und Tom Hanks wurde hier gefilmt.