Was lange währt... - Nubert

Test & Technik Subwoofer
Was lange währt...
Drei Jahre hat Nubert
in die Entwicklung einer
neuen Woofer-Plattform
gesteckt. Das Warten hat
sich gelohnt.
V
Fotos: Julian Bauer, Archiv
ieles, was ab Hersteller über
das Netz vertrieben wird, wirkt
bloß auf Fotos wertig, behaupten
böse Zungen. In Wirklichkeit seien
Haptik und Oberflächen höchstens
Durchschnitt. Mehr noch: Weil
Kunden die Produkte vor ihrer
Kaufentscheidung selten in natura
zu Gesicht bekommen, würden die
Direktvermarkter nur das Nötigste
ins Design investieren.
Über Anfeindungen dieser Art
wird man im Hause Nubert gelas­
sen hinwegsehen. Denn das Image
des billigen Jakob hat der wachs­
tumsstarke Direktvermarkter längst
abgelegt. Die Erkenntnis, dass mit
knapp kalkulierten Preisen allein
kein Blumentopf mehr zu gewinnen
ist, wird beim neuen AW 1300 viel­
fach sichtbar – und lässt sich ertas­
ten. So verfügt der neueste Sub­
woofer der freundlichen Schwaben
über ungewöhnlich viele KomfortFunktionen, und er wird preisgleich
in fünf edlen Gehäuseausführungen
geliefert.
Zwei hiervon sind EchtholzFurniere für die Freunde naturnah
gestalteter Möbelstücke. Alternativ
stehen Schwarz, Weiß und Silber
zur Disposition, mit feinstem Mehr­
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schichtlack, dessen Gleichför­
migkeit auch Perfektionisten
zufrieden stellt. Dem Schutz der
Chassis dient ein feinmaschiges
Lochgitter, dessen Trägerstifte
in gummierten Haltebuchsen
schepperfrei gelagert sind.
Die Steuerung geschieht
über eine Nubert-eigene Fern­
bedienung. Der Geber hat ein
weiß hinterleuchtetes Display
und elf Tasten mit klar defi­
niertem Druckpunkt. Die Menü­
führung ist größtenteils selbst­
erklärend, ansonsten hilft eine
ausführliche Anleitung, die
auch zum Download bereitsteht.
Unmittelbar am Woofer gibt es
nichts mehr einzustellen, ledig­
lich einen Netzschalter.
Tatsächlich ist der kleine
Handschmeichler der Schlüssel
zum Verständnis der neuen Sub­
woofer-Elektronikplattform, die
nach und nach auch in anderen
Modellen Einzug halten wird.
Der Funktionsumfang ist erheb­
lich größer als bei der Vor­
generation, die beispielsweise
im AW 1000 verbaut wurde,
dem vielfachen Gewinner der
stereoplay-Leserwahlen.
Der Klassiker und die von
ihm abgeleiteten Modelle be­
saßen ebenfalls eine Fernbedie­
nung, die über Stellmotoren in
den Geräten jedoch bloß Pegel
und Trennfrequenz steuern
konnte. Als Anzeige dienten
einfache Strichmarkierungen.
Sobald die Regler verdreht
­wurden, waren einst für gut
­befundene Einstellungen nicht
mehr reproduzierbar.
Die neue Elektronik nutzt
einen digitalen Signalprozessor,
der deutlich genauere Justagen
ermöglicht. Das ­Display zeigt
sie in Hertz und Dezibel an.
Fortgeschrittene können sogar
Flanken in ihrer Steilheit ändern
und Druckkammereffekte bei
extrem tiefen Frequenzen be­
kämpfen.
Für Anlagen ohne Bassma­
nagement gibt es einen Hoch­
pass zur Filterung der Satelliten
zwischen 40 und 150 Hertz.
Selbst die guten alten Klemmen
für Boxenkabel sind vorhanden,
falls nirgendwo ein Vorstufen­
signal zur Verfügung steht. Drei
parametrische Equalizer gestat­
ten die Bekämpfung von
Die bidirektional arbeitende
Fernbedienung verfügt über
ein weiß hinterleuchtetes
Display, das die gewählten
Einstellungen übersichtlich
anzeigt. Die Tastenreihe (1)
1
direkt unterhalb des Displays
ist den fünf Speicherplätzen
2
zugeordnet. Das Vierer-Kreuz
in der Mitte (2) steuert Menüs
3
und Pegel. Mit der X-Taste
rechts unten (3) geht es eine
Ebene zurück.
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Test & Technik Subwoofer
Das Bassreflexrohr (links) ist in
der Bodenplatte versteckt, wo
Nubert AW 1300 DSP
es optisch am wenigsten stört.
1185 Euro (Herstellerangabe)
Den somit nötigen Abstand in
Vertrieb: Nubert Electronic GmbH
Telefon: 0800 / 68 23 78 0
www.nubert.de
Richtung Fußboden sichern
Spikes – als Zubehör im Shop
Auslandsvertretungen siehe Internet
erhältlich – oder die serien­
Maße: B: 24,5 x H: 68 x T: 48,5 cm
Gewicht: 24 kg
mäßig mitgelieferten Rollen mit
Arretier-Funktion.
Gehäuseausführung: Buche, Kirsche
(Furnier), Silber, Weiß, Schwarz (Lack)
Messwerte
Frequenzgänge fmin/fmax
100100dBdB
Geschäftsführer Günther
Nuber t (rechts) hatte wie
gewohnt die Feder führung
bei der Entwicklung der
digitalen Plattform für
Subwoofer. Die praktische
Umsetzung stammt zu
großen Teilen von Markus
Pedal, Spezialist für die
digitale Elektronik.
frequenz unter 30 Hertz. Die
Labordaten liegen annähernd
auf dem Niveau des AW 1000,
der mit seinem brachialen
12-Zoll-Treiber visuell ungleich
bulliger daherkommt.
Die Verteilung der Hubarbeit
auf zwei Treiber bringt dem AW
1300 nicht nur optische Vor­
teile; sie macht sich auch klang­
lich bemerkbar. Durch den grö­
ßeren Abstand der Treiber zum
Fußboden und die vertikale An­
ordnung wird der Raum gleich­
mäßiger angeregt. Der Klang­
eindruck ist präziser und weni­
ger abhängig vom Hörplatz.
In keinem Widerspruch dazu
steht, dass der für die untersten
Tiefbassanteile zuständige Re­
flextunnel des AW 1300 nur
wenige Zentimeter über dem
Fußboden mündet. Der Port hat
sein Wirkungsmaximum um
30 Hertz – und damit unterhalb
jener Bereiche, die in Räumen
üblicher Größe zu Dröhnpro­
blemen führen.
9090dBdB
8080dBdB
7070dBdB
Die Chassis sind magnetisch geschirmt
6060dBdB
und tragen Glasfaser-Verbundmembranen
5050dBdB
10 Hz
10Hz
mit zweifacher Zentrierung im Innern.
An der Rückseite finden sich
Zusammen mit einem test­
bewährten Standboxen-Paar der
4000-Euro-Liga musste der
Neue zeigen, was er kann. Be­
sonders bei der so wichtigen
Durchhörbarkeit übertraf der
AW 1300 den AW 1000. Letz­
terem war bei aller Sattheit ein
gewisser Rest an Behäbigkeit
nie ganz auszutreiben.
Das Album „6 String Theo­
ry“ der Gitarristen Lee Ritenour
und George Benson ist mit
­temporeichen Bassläufen nur
so gespickt und damit ideal zum
Herantasten an die richtigen
Filtereinstellungen.
Mit gespitzten Ohren und der
praktischen Funkfernbedienung
waren die passenden Werte
schon nach kurzer Zeit gefun­
den. Gefühlvoll angepasst, tat
der Nubert-Woofer genau das,
was man von einem guten Gerät
erwartet: den Bassbereich
mächtig erweitern, ohne das
Timing zu verwässern.
Anschließend liefen diverse
Filmtrailer mit den Heimkinoüblichen Bassverrücktheiten,
die selbst große Woofer leicht
in die Begrenzung treiben oder
zu Nebengeräuschen veran­
lassen. Der AW 1300 blieb –
wie schon die älteren NubertModelle – selbst im wildesten
Getümmel völlig ungerührt.
Nutzer mit sehr großen
­Räumen werden beim AW 1300
möglicherweise den allerletzten
Schalldruck-Punch vermissen
und sollten ähnlich wie bei
die Kontakte für Cinch- und
Boxenkabel. Abgesehen vom
Netzschalter gibt es hier
keine Bedienelemente. Der
USB-Eingang ist ServiceZwecken vorbehalten.
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1 kHz
10 kHz
1kHz
10kHz
40 kH
40kHz
Ausgewogener und mit para­
metrischem Equalizer sehr flexibel
einstellbarer Woofer
Pegel- & Klirrverlauf 85 - 100 dB SPL
dB
110110dB
Nubert AW-1300 DSP
85 dB
Pegel- & Klirrverlauf
90 dB
95 dB
100 dB
100 dB
100 dB
dB
9090dB
dB
8080dB
dB
7070dB
dB
6060dB
5050dB
dB
20 Hz
20Hz
50 Hz
100 Hz 200 Hz
100Hz
500 Hz
1 kHz
1kHz
2 kHz
5 kHz
5kHz
a­ nderen Geräten dieser Größen­
klasse besser zwei Exemplare
einkalkulieren.
Freunde kompakter Formen
finden im AW 1300 ein ebenso
stylisches wie komfortables
Klasse-Gerät. Noch mehr Pegel
und Tiefgang versprechen die
größeren Modelle, die ebenfalls
auf der neuen Plattform basie­
ren werden. Sie darf schon jetzt
als äußerst gelungen gelten.
Wolfram Eifert ■
Unterstes Frequenzlimit
-3/-6 dB
26/24 Hz
Maximalpegel (>30 Hz)
109,5 dB
Verbrauch Standby/Betrieb 2,2/>21 W
Bewertung
24
18
12
6
19
19
20
Klang
0
10
58
20
Messwerte
30
40
50
60
■■■■■■■■■■
Praxis
■■■■■■■■■■
70
8
10
Wertigkeit
8
■■■■■■■■■■
Bassoptimierung auf Knopfdruck
28
100 Hz
100Hz
Sehr verzerrungsarm, nur im Supertiefbass (<30 Hz) steil ansteigender Klirr
Technik im Detail
Der digitale Signalprozessor (DSP)
erlaubt vielfältige Eingriffe in das
Klangverhalten des Subwoofers und
eine extrem feinfühlige Anpassung an
die Gegebenheiten vor Ort. Durch die
digitale Anzeige und Umsetzung der
Eingaben kann der Anwender sicher
sein, dass die Werte tatsächlich dort
fmin
Basspegel
Teamwork
zur synchronen Ansteuerung
weiterer Woofer bei SingleArrays zwecks Auslöschung
von Moden, die sich zwischen
den Seitenwänden des Raums
hochschaukeln.
Slave 2 lässt sich frei konfi­
gurieren und ermöglicht neben
einer Invertierung des Signals
eine Zeitverzögerung. Damit
gelingt die Ansteuerung der hin­
teren Woofer bei einem DoubleBass-Array – hier werden zu­
sätzlich die Längsmoden des
Raums ausgeschaltet.
In der rückseitig verbauten
Elektronik steckt ein moderner
Schaltverstärker, der nur wenig
Abwärme erzeugt. Kurzzeitig
stehen 440 Watt zur Verfügung.
Sie befähigen die beiden 8 Zoll
großen Chassis zu beachtlichen
Auslenkungen.
Im Verbund mit einem groß­
volumigen Reflexrohr erzeugt
der fast schon zierlich zu nen­
nende Woofer Pegel bis nahe
110 Dezibel und eine Grenz­
Frequenzgang
fmax
Basstiefe
­ elegt. Alles in allem arbeitet
b
die Steuerung um Welten ge­
nauer und komfortabler als bei
den bisherigen Modellen.
Über Slave-Ausgänge in
­Gestalt von zwei Cinch-Buch­
sen können Anwender weitere
­Subwoofer mit den gleichen
Filtereinstellungen versorgen.
Dieses Feature dient insbeson­
dere dem Aufbau sogenannter
Bass-Arrays zur Minimierung
von Raumresonanzen. Slave 1
liefert ein identisches Signal
80Hz
Basspräzision
Raummoden, die der Anwender
rechnerisch oder mit Hilfe von
Testsignalen bestimmt hat. Eine
automatische Einmessung ist
in der derzeitigen Version der
Plattform nicht vorgesehen.
Mehr zu den Filterfunktionen
ist im Kasten unten auf dieser
­Seite zu lesen.
Fünf Konstellationen lassen
sich speichern und jederzeit
wieder abrufen. Ab Werk sind
die Memory-Tasten mit Werten
für typische Anwendungen
Nubert AW-1300 DSP
100 dB
liegen, wo er sie haben möchte. Bei
der analogen Vorgängerelektronik
gab es lediglich Strichmarkierungen,
die letztlich sehr ungenau waren. Die
Trennfrequenz ist beim AW 1300 bis
50 Hertz in feinen 1-Hertz-Schritten
justierbar, darüber in 5er-Schritten.
Die Steilheit der Flanken ist wie auch
die untere Grenzfrequenz einstellbar.
Durch ein geschicktes Jonglieren mit
den Hochpässen können die Filter
Druckkammereffekte kompensieren.
Das Vorgehen ist in der Anleitung
beschrieben. Der Bekämpfung von
Raummoden oder dem Soundtuning
dienen drei parametrische Equalizer,
die manuell gesetzt werden müssen.
Resonanzen lassen sich damit sehr
gezielt abschwächen, ohne dass es
zu einer Bevormundung durch eine
Automatik käme. Das Diagramm
zeigt einige Extremwerte. Die Filter
sind besonders bei ungünstigen
Bedingungen absolut hilfreich.
Nubert AW-1300 DSP
Frequenzgang
fmax + HPmax
EQ60 Q1 max
90 dB
EQ60 Q1 min
EQ60 Q5 min
80 dB
stereoplay Testurteil
70 dB
Klang
Absolute Spitzenklasse 58 Punkte
60 dB
50 dB
10 Hz
Formschöner Nobelwoofer mit
hochwertigen Oberflächen und
ausgefeilter DSP-Steuerung
zur komfortablen und exakten
Anpassung. Ein feines Gerät für
gehobene Ansprüche.
100 Hz
1 kHz
10 kHz
40 kH
Gesamturteil
sehr gut
Preis/Leistung
84 Punkte
überragend
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