Rechtsexteme in Deutschland - wer sie sind und was - School-Scout

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Rechtsexteme in Deutschland - wer sie sind und was sie
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Rechtsextreme
Demokratie und politisches System • Beitrag 17
IV
Fachliche Hinweise
Dass eine rechte Terrorzelle mehr als zehn Jahre lang unentdeckt morden konnte, deutet darauf hin,
dass rechte Strukturen und Netzwerke in Deutschland wesentlich weiter verbreitet und funktionstüchtiger sind als bisher angenommen. Rechtsextremistisches Gedankengut und Verhalten sind in
der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und bestimmen in manchen Regionen sogar das alltägliche Leben.
In ihrer Serie „Neue deutsche Nazis“ stellt die Wochenzeitung Die Zeit fest: „Deutschland hat ein
Neonaziproblem. In den vergangenen zwanzig Jahren sind Zonen entstanden, in denen sie faktisch
das Sagen haben. Und sie dringen zunehmend in soziale Milieus der Mitte ein, zu denen sie
früher kaum Zugang hatten.“ (In: www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-05/Neonazis-seriekommentar; abgerufen am 7.8.2012.) Hier finden Sie auch zahlreiche weiterführende Links mit Hintergrundartikeln darüber, wie Neonazis ihre Gegner bedrohen oder warum die verharmlosende
Sicht auf Neonazis und Rassisten gefährlich ist (www.zeit.de/2012/31/WOS-Graefenberg-Metzgerin).
Neue deutsche Nazis – nicht immer gleich auf den ersten Blick zu erkennen
Die Neonazis von heute sind nicht unbedingt alte Herren, die sich in dunklen Hinterzimmern treffen
oder „Glatzen“ mit Springerstiefeln. Rechtsextreme heute passen sich auf den ersten Blick oft dem
Lebensstil normaler junger Menschen an. Statt mit aggressiven Parolen verführen sie lieber mit subtilen Mitteln wie trendiger Kleidung, Veranstaltungen oder Musik. Gerade deshalb ist es so wichtig,
dass Jugendliche erkennen, mit wem sie es in Wahrheit zu tun haben. In dieser Unterrichtsreihe
erfahren sie daher, welche Organisationen und Parteien es in der Szene gibt und welche Ziele diese
verfolgen. Sie lernen Zeichen und Symbole von Rechtsextremen zu deuten und erfahren anhand
von Beispielen, wie Rechtsextreme in bestimmten Regionen Deutschlands den Alltag der Menschen
beeinflussen. Im zweiten Teil der Reihe analysieren und verbessern die Lernenden im Rollenspiel ihr
Argumentationsverhalten.
Was bedeutet Rechtsextremismus?
Die Zahl der Experten, die sich mit Rechtsextremismus beschäftigen, ist groß. Sie reicht von Fachleuten bei der Polizei und beim Verfassungsschutz über Politologen, Soziologen bis hin zu Psychologen und Pädagogen. Die wissenschaftlichen Studien sind zahlreich und legen mal die eine, mal die
andere Definition zugrunde. Eine einheitliche Definition ist deshalb so schwierig, weil Rechtsextremismus kein geschlossenes System ist, sondern ein heterogenes Gebilde aus unterschiedlichen
Organisationen, Gruppen und ideologischen Strömungen. In der Regel unterscheiden Experten aber
zwischen einer Einstellungs- und einer Verhaltensebene. Erstere umfasst Einstellungen, die Rechtsextremismus beinhalten oder begünstigen: etwa Nationalismus, Autoritarismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Wohlstandschauvinismus oder Antisemitismus. Auf der Verhaltensebene steht das
konkrete Verhalten des Individuums im Mittelpunkt, beispielsweise das Wahlverhalten, die Mitgliedschaft in einer Partei oder Organisation, die Teilnahme an Demonstrationen oder das Ausüben von
Gewalt und Terror. Ein tiefer Einstieg in diese verschiedenen Ebenen würde hier aber zu weit führen.
Im Mittelpunkt der Unterrichtsreihe stehen daher Aspekte, die sich an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler orientieren und die sich im täglichen Leben umsetzen lassen.
Didaktisch–methodische Hinweise
Die Lernenden setzen sich selbstständig mit dem Phänomen Rechtsextremismus auseinander. Sie
beschäftigen sich mit verschiedenen Ausdrucksformen rechtsextremer Einstellungen und rechtsextremen Verhaltens und gehen deren Ursachen auf den Grund. Durch konkrete Beispiele werden sie
für rechtsextreme Tendenzen in ihrem sozialen Umfeld sensibilisiert und üben, erfolgreich gegen
rechte Parolen zu argumentieren.
24 RAAbits Politik • Berufliche Schulen • September 2012
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Demokratie und politisches System • Beitrag 17
Rechtsextreme
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Stundenverlauf
Stunde 1
Was bedeutet Rechtsextremismus?
Intention
Was bedeutet Rechtsextremismus? Dieser Frage gehen die Lernenden zu
Beginn der Unterrichtsreihe nach.
Materialien
M 1–M 2
Die Farbfolie M 1 zeigt verschiedene Aspekte von Rechtsextremismus und
stimmt die Schülerinnen und Schüler auf die Unterrichtsreihe ein.
In M 2 lesen die Jugendlichen verschiedene Definitionen von Rechtsextremismus und fertigen eine Ideensammlung an.
Stunde 2
Woran erkennt man Rechtsextreme?
Intention
Ihre Schülerinnen und Schüler lernen rechte Marken und Symbole kennen und
erhalten einen Überblick über die Szene in Deutschland.
Materialien
M 3–M 4
Stunden 3/4
Intention
Materialien
M 5–M 6
M 3 stellt den Schülerinnen und Schülern die Symbole, Marken und Codes vor,
die Rechtsextreme nutzen, um ihre Gesinnung auszudrücken.
Wie organisiert sich die Rechte und was will sie erreichen? In M 4 bekommen
die Lernenden einen Einblick in die Organisationsstruktur der rechten Szene
und lernen wichtige Gruppierungen in Deutschland kennen.
Wie äußert sich Rechtsextremismus im Alltag?
Anhand von realen Beispielen erfahren die Jugendlichen, wie sich rechtsextremistisches Denken und Handeln im Alltag niederschlägt.
Warum werden junge Menschen rechtsextrem? Mithilfe von Moderationskarten diskutieren die Lernenden in M 5 über Ursachen für Rechtsextremismus bei
Jugendlichen.
Der Zeitungsartikel in M 6 veranschaulicht den Schülerinnen und Schülern,
welche Strategie Rechtsextreme in Mecklenburg-Vorpommern verfolgen, um
an Einfluss zu gewinnen.
Stunde 5
Argumentationshilfen gegen rechte Sprüche
Intention
Dieser Teil der Unterrichtsreihe hilft den Schülerinnen und Schülern, auf rechte
Parolen angemessen zu reagieren.
Materialien
M7
Wie verhält man sich bei einer Diskussion mit Rechtsextremen? Was antwortet
man auf ihre Parolen? Im Unterrichtsgespräch erarbeiten die Schülerinnen und
Schüler Argumente und lernen Diskussionsstrategien kennen.
Stunde 6
Gibt es eine „Neue Rechte“?
Intention
Hat sich die rechte Szene in den vergangenen Jahren verändert? Was kann
man gegen Rechtsextremismus in seinem persönlichen Umfeld unternehmen?
Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Jugendlichen in der letzten Stunde.
Materialien
M8
Der Experte für Rechtsextremismus, Wolfgang Benz, erklärt im Interview in
M 8, was es mit der sogenannten „Neuen Rechten“ auf sich hat und rät den
Lernenden, wie man sich Rechtsextremen gegenüber am besten verhält.
24 RAAbits Politik • Berufliche Schulen • September 2012
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Rechtsextreme
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Ergänzende Materialien
Gugel, Günter: Handbuch Gewaltprävention II. Tübingen 2009. Institut für Friedenspädagogik.
Das Kapitel „Rechtsextremismus“ stellt eine informative Zusatzlektüre für Lehrkräfte dar. Es umfasst
verschiedene Bausteine, die sich damit beschäftigen, was Rechtsextremismus ist, welche Überzeugungen ihm zugrunde liegen und welche Erklärungsansätze es dafür gibt.
Internetadressen
http://blog.zeit.de/Stoerungsmelder/
„Wir müssen reden. Über Nazis.“ Unter diesem Motto steht dieser Weblog, der unter anderem von
zeit-online und dem Verein Gesicht zeigen! unterstützt wird. Hier diskutieren Prominente (beispielsweise der Fußballer Thomas Hitzlsberger) oder Fachleute (beispielsweise der Autor des Buches
„Moderne Nazis“ Toralf Staud) und Schüler aus betroffenen Regionen über Rechtsextremismus.
Über den Erfahrungsaustausch hinaus geht es auch darum zu zeigen, was man gegen rassistische
oder rechtsextreme Aktionen unternehmen kann.
www.fes.de/inhalt/ausstellungen/begleitmaterial/Bunt_nicht_braun.pdf
Die Friedrich-Ebert-Stiftung bietet hier eine Broschüre an, die sich an Schülerinnen und Schüler richtet. Sie ist kostenlos als Download erhältlich. Die Broschüre klärt in verständlicher Sprache über die
unterschiedlichen Facetten von Rechtsextremismus auf.
www.netz-gegen-nazis.de/
Diese Webseite wird von der Amadeu Antonio Stiftung betrieben. Auf der Startseite finden Ihre
Schülerinnen und Schüler die zehn wichtigsten Informationen über Neonazis sowie zahlreiche Tipps,
wie man gegen sie vorgehen kann. Eingeloggte User können im Forum Fragen an die Redaktion
stellen.
www.miteinander-ev.de
Das Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt e.V. stellt auf seiner Webseite
Projekte und Workshops gegen Rechtsextremismus vor.
24 RAAbits Politik • Berufliche Schulen • September 2012
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Erläuterung (M 7)
Zu den Aufgaben 1–2: Die Parolen im Material sind typische Aussagen von Rechtsextremen. Höchstwahrscheinlich sind auch Ihre Schülerinnen und Schüler schon einmal damit konfrontiert worden.
Oft handelt es sich um Vorurteile oder rassistische Aussagen, die schlichtweg falsch sind und mit
stichfesten Argumenten einfach zu widerlegen – vorausgesetzt, man hat das nötige Faktenwissen.
Deshalb ist es wichtig, über Vorurteile und ihre Wirkung nachzudenken. Dann kann man sie besser
in Frage stellen.
Bei der Diskussion darüber kann deutlich gemacht werden, dass bei ausländerfeindlichen Sprüchen
oder rassistischen Äußerungen die Grenze der Toleranz erreicht ist. Menschen, die selbst die Demokratie abschaffen wollen, sollten sich nicht auf die Meinungsfreiheit berufen. Zwar schützt das
Grundgesetz auch politisch missliebige Meinungen, doch beim rechtsextremen Gedankengut handelt es sich um Anschauungen, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sind.
Rechte Parolen und ihre Gegenargumente
„In Deutschland leben zu viele Ausländer.“
Hier sollte man zunächst nachfragen, wer mit „Ausländer“ gemeint ist. Nur diejenigen, die aufgrund
ihrer Hautfarbe anders aussehen, oder alle ohne deutschen Pass? Solche Fragen führen oft zu einer
Diskussion, was eigentlich deutsch ist. Dabei wird klar, dass es auch unter Deutschen unterschiedliche Lebensentwürfe und Lebensweisen gibt, die ja gerade unsere pluralistische Gesellschaft ausmachen. Eine weitere Frage kann sein, was passieren würde, wenn morgen alle Ausländer das Land
verlassen würden. Auch ein Hinweis darauf, dass sich die deutsche Bevölkerung im Jahr 2040 ohne
Zuwanderung mehrheitlich im Rentenalter befinden würde, kann hilfreich sein. Die Folge wäre nämlich, dass das gesamte soziale Sicherungssystem zusammenbrechen würde. Zuwanderung ist daher
wichtig, um den sozialen Frieden zu sichern.
„Die Ausländer nehmen Deutschen die Arbeitsplätze weg.“
Diese Behauptung ist aus mehreren Gründen falsch. Die meisten Ausländer arbeiten in Bereichen,
die für Deutsche nicht attraktiv sind. 60 Prozent der seit 1989 ausgestellten Arbeitserlaubnisse gingen an Ausländer, weil keine geeigneten deutschen Arbeitskräfte verfügbar waren. Insbesondere in
den neuen Bundesländern können Ausländer nicht an der hohen Arbeitslosigkeit schuld sein, da ihr
Anteil an der Gesamtbevölkerung dort gerade einmal 2 Prozent beträgt. Häufig schaffen Ausländer
vielmehr Arbeitsplätze. Die rund 240 000 ausländischen Unternehmen beschäftigen hierzulande
etwa 570 000 Menschen und jährlich kommen neue Arbeitsplätze hinzu.
„Die meisten Ausländer sind Scheinasylanten.“
Wer den Begriff „Scheinasylant“ verwendet, geht davon aus, dass die betreffende Person aus wirtschaftlichen Gründen geflohen ist und in Deutschland politisches Asyl beantragt hat. Dem ist entgegenzuhalten, dass nur ein sehr kleiner Teil der Zuwanderer einen Antrag auf Asyl stellt. Von den
circa 7 Millionen Ausländern, die in Deutschland leben, kommen etwa 70 Prozent aus ehemaligen
Anwerberstaaten, von denen mittlerweile einige zur EU gehören. Hinzu kommen Einwanderer aus
EU-Staaten, Spätaussiedler und deren Familien, ausländische Studierende und Arbeitnehmer, die
im Auftrag ihrer Firmen in Deutschland arbeiten. Auch kann man die Frage stellen, ob es nicht legitim ist, aufgrund von Hunger, Armut, politischer Unterdrückung oder ökologischer Katastrophen
seine Heimat zu verlassen, um woanders ein neues Leben zu beginnen. Ein gutes Argument an dieser Stelle ist auch, dass zwischen 1989 und 1998 1,8 Millionen Ostdeutsche in den Westen gezogen
sind, um ihren Lebensstandard zu erhöhen. Des Weiteren dürfen wir in den reichen Industrieländern
nicht vergessen, dass unser Lebensstil nur möglich ist, weil Menschen in den Entwicklungs- und
Schwellenländern unter teilweise prekären Bedingungen leben und arbeiten. Ein wichtiger Schritt,
um Wirtschaftsflucht zu bekämpfen, wäre daher, sich für einen Ausgleich des Gefälles zwischen der
sogenannten „Ersten“ und der „Dritten“ Welt einzusetzen.
24 RAAbits Politik • Berufliche Schulen • September 2012
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