Vergifte, was Du nicht für Dich einnehmen kannst - E-stories

Vergifte, was Du nicht für Dich einnehmen kannst
& genau das mache ich gerade!
Probe 2004­2008 von Andrè M. Pietroschek, [email protected] © alle Rechte vorbehalten
“Ihr sakraler Gesang ist Irrsinn in den Hirnen der Verdammten,
ihre religiöse Verehrung eine dumpfe Imitation der Blutmagie, doch sie sehen dabei so gottverdammt cool aus!“
Dieser Text ist fiktional und für den Gebrauch mit dem Produkt Vampire­ die Maskerade von www.white­wolf.com (White Wolf Inc.) gedacht. Ich kann mich Ihnen gerne mit Namen vorstellen, doch es wäre nicht der Echte. Ernsthaft, ich wechsle sie, wie andere Leute ihre Unterwäsche. Vor fünfzehn Jahren wurde ich initiiert, in die Geheimlehre des Hauses und Clans Tremere. Eine geheime, hermetische Loge von Zauberern. Klingt, wie Heinrich Himmler mit Zauberkräften [Die Anatomie der menschlichen Destruktivität, Erich Fromm]? Stimmt ja auch. Das ist natürlich für die Uneingeweihten. Ich wurde Ghul eines untoten Vampir­Zauberers, weil meine Fähigkeiten dieser Blutlinie dienen sollten; bis ich mich entweder für „den Kuss“ qualifizierte, oder verreckte. Wie es dazu kam? Ich habe darauf keine Antwort. Ich bin jemand, oder habe etwas getan, dass die Aufmerksamkeit der Loge auf mich zog. Verstehen Sie mich nicht falsch, es war ein echter Schritt vorwärts. Ich lebte ziellos vor mich hin, nahm schäbige Jobs an, um durchzukommen, und war stets zu fasziniert von Kokain und okkultem Psychoschrott. Auf eine irrwitzige Weise hat es sich bezahlt gemacht. Vielleicht hat eine meiner Arbeiten wirklich mal Potential erkennen lassen, oder evtl. war ich durch die Drogen und neuen Eindrücke damals auch einfach zu benebelt, um zu wissen, was damals warum geschah. Ich erinnere mich aber noch an den Anfang. Ich kam gerade von meiner Schicht als Sicherheitsfachkraft, Prügelknabe für jeden frustrierten Proll. Als ich meine Post durchsah, da entdeckte ich, zwischen dem Werbedreck und Rechnungen, eine Einladung. Ich folgte meiner Intuition, tauschte mit nem Kollegen die Schicht und ging hin. Nachdem ich masturbiert und geduscht hatte, versteht sich. Ich hörte mir einige Stunden schwachsinniges Gebrabbel über Levi, Magick und Esoterik an, dass irgendwie alles den hirntoten, jämmerlichen Hollywood Filmen entsprungen zu sein schien. Jedes Mal, wenn ich spürte, dass die Wichtigtuerei der Sprecherin sich endlich einem interessanten Punkt näherte, wechselte sie das Thema. Als wenn sie die Wahrheit gar nicht fassen wollte. Als ich mir schon meine Jacke überzog, um zu gehen, da kam mir der Gedanke, dass die Bühne nicht automatisch der Grund meines Erscheinens sei. 1
Intuition umgeht Erwartungshaltung. Heute weiß ich natürlich, wie viele der Verdammten mühelos telepathisch kommunizieren. Doch damals hätte ich geschworen, es wäre mein eigener Gedanke. In der hintersten Reihe sah einer der Zuhörer so aus, als würde er meinem Gedanken voll und ganz zustimmen. Hm... na ja, besser quatschen, als Fernsehen. Ich wartete, bis der nächste Sprecher einer traditionell hermetischen, natürlich absolut weiß­magischen Sekte von Tölpeln auf die Bühne drängte. Die Pause nutzte ich, um mich neben den Fremden zu setzen. Seine finanzielle Überlegenheit konnte ich dabei nicht übersehen. Während ich schon zufrieden war, mir nen synthetisches Hemd in meinen Farben zur Baggy Pant leisten zu können, überstieg allein sein Mantel mein Monatseinkommen. Grobe Schätzung. Wichtiger war allerdings, dass die Kleidung zu seiner Persönlichkeit passte, oder zu dem, was ich als seine Ausstrahlung wahrnahm. Er schien ruhig und entspannt, doch ein Blick in seine Augen offenbarte, dass es auch andere Facetten gab. Ohne eigene Unterhaltung hörten wir uns noch eine Weile das esoterische Gelaber an. Der Abend war versaut, soviel war mir klar. Da ich über den Typen nachdachte war ich auch sicher, dass Schwulensex nicht meine Intention war. Komisch, ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann wir abgehauen sind. Meine nächste Erinnerung ist, dass wir eine Seitenstrasse entlang laufen und ich die ruhige, klare Stimmung wortlos genieße. Seine Fragen und Sprüche drängten mich zu vielen Antworten, die ich einfach nicht hatte. Fühlte mich, als wenn ich das Passwort für meinen PC (Linux root. Ohne ging so ziemlich gar nichts) wieder mal vergessen hätte. Heute würden bei mir auch die Warnglocken angehen, doch damals war ich weder erfahren, noch gesund genug, damit besser umzugehen. Er analysierte meine Denkweise und fragte Wissen und Interessen ab. Für einige Momente dachte ich, er wäre vielleicht Psychologe. Es machte mir sogar Spaß, von meinem Job zu erzählen. Beunruhigenderweise hörte er aufmerksam zu. Niemand gibt einen Dreck auf die Arbeit beim Wachdienst. Er tat es. Mir fiel fast die Kinnlade runter, als er sagte, er wolle meine Meinung zu einem Gebäude hören, dass er geerbt hatte. Als ich zusagte, hatte ich noch keine Ahnung, dass es meine Chance wurde, in einem echten Luxusauto mitfahren zu dürfen. Nix is Fiat Bambino und Smart. Nächtliche Fahrten machen mich oft schweigsam und erzeugen ein Zen­artiges (Mushien) Wohlbefinden bei mir. Er störte mich nur einmal mit Fragen. Es ging um meine private Lebensweise, doch ich war sicher, dass war nur ein Vorwand, um mich anzustarren. Ich war damals Solo, Einzelgänger und fast zufrieden damit, hatte auch keine Probleme, dies zu sagen. Trotzdem registrierte ich, dass seine freundliche Ausstrahlung etwas „Lauerndes“ nur unzureichend verbergen konnte. Ich mochte den Gedanken nicht, einem reichen Schwulen gleich kräftig auf die Backen zu hauen, doch wappnete mich auch dafür. Meine Erinnerung lässt mich hier wieder im Stich. 2
Wir müssen schon einige Minuten im Gebäude gewesen sein, weil ich zu ihm sagte, dass Satanismus für mich dieselben Prinzipien darstellt, welche die Menschheit zum Fortschritt brachten. So wie sich die Menschheit aus den Höhlen fortentwickelte, so versuchten Satanisten, oder auch Häretiker, dass dogmatische Denken der Kirche zu brechen und in der Praxis, auch die physischen und physikalischen Grenzen zu sprengen, die Gott ihnen auferlegte. Gott hier wohlgemerkt sowohl als Symbol für die Realität, als auch als allmächtiger Boss. Kopfschmerzen peinigten jeden meiner Gedanken. Wir kamen in einen Raum und ich musste um Selbstbeherrschung kämpfen. Wie konnte jemand, der soviel gebildeter und durchaus intelligent war, einen solchen Fehler machen? War es ein Fehler, oder ein Test meiner Reaktion? Die bescheuerten Anhänger Crowleys hätten es ein „Ritualzimmer“ genannt. Pisst in ihre Schädel. Die Worte platzten mir raus. Was für eine jämmerliche Fehlinterpretation. Der ganze Raum war eine kostspielige Müllhalde. Ja, die wohl bekannten Hilfsmittel des Magiers – okkulte Zeichen, Kelch, Stab, Schwert und Pentakel. Semi ­ archaische Symbole für regressive psychische Komponenten. Es sollte wohl einst bedeuten, dass ein Magier seine Magie wirkt, indem er mit Entschlossenheit, Leidenschaft, Verstand und Mut dafür sorgt, dass sein Wunsch Realität wird. Als mir klar wurde, wie sehr ich meinen Gastgeber beleidigt hatte, sah er mich einfach an und sagte: „Stimmt“. Das erleichterte Lächeln wollte sich gerade in meinem Gesicht ausbreiten, bekam aber keine Chance. Eine Welle der Benommenheit setzte meinen Verstand außer Gefecht und ich hatte das Gefühl, dass meine Gedärme anfangen zu kochen. Der Schmerz ließ mich taumeln. In meinem Körper bildeten sich Druck und Hitze und ich fiel, wie ein schlecht gekochtes Stück fettiges Fleisch, zu Boden. Ich erwachte irgendwann mit unbeschreiblichen Kopfschmerzen und dem Geschmack von Asche und Blut in meinem verstopften Mund. Gefüllt mit meiner geschwollenen Zunge, wie mir bald klar wurde. Meine Sicht war reduziert auf verschwommene Schattierungen von hell und dunkel. Ich war mir klar, dass ich dem Sterben nahe war, doch was war das? Er hatte keinen Elektroschocker in den Händen gehabt und er hat mich auch nicht berührt. Ein Gedanke, amüsiert und wahnwitzig kam mir: Das könnte der lauernde Aspekt seiner Persönlichkeit sein. Irgendwann merkte ich, dass er mit mir sprach. Meine Ohren schienen ihre Funktion wieder ansatzweise auszuführen. Er wollte wissen, wie lange die Verletzungen m. Mg. nach zum Verheilen bräuchten. Ich glaube, ich habe damals auf drei Wochen getippt, mit der Bemerkung, dass ich nicht sicher war, ob ich mich überhaupt erholen würde und wie viele Verstümmlungen verblieben. „Wenn ich Ihnen die Chance gebe, dass in drei Nächten zu heilen, nehmen Sie an?“ Herr in der Hölle, ich lag wie ein aufgeplatztes Suppenhuhn auf kaltem Steinboden und er fragt so was? Was hat er erwartet, dass ich nein sage und ihn mit wilden Drohungen überhäufe? 3
Ok, Leser/In sei klar, dass mein erster Gedanke war, dass sogar Serienmörder jetzt kategorisch mehr Geld machen, als ich. Ich trank, was er mir gab, in der ersten Nacht war es Vanille Cola! Nein, es war seine vitae, doch der Schmerz und die Ausfälle meines Körpers würden mich jederzeit wieder schwören lassen, dass es Vanille Cola war. Fast drei Tage und Nächte erlebte ich eine Seelenreinigung durch Ohnmacht, wirre Träume, Halluzinationen, Angst, Schmerz und dem Geruch meines Urins. Doch es funktionierte. Sogar die aufgeplatzte Bratwurst in meiner Hose wandelte sich in das gesunde Original zurück. Ich stand auf und fing an, meinen neuen Job als Ghul der Tremere aufzunehmen. Nachdem ich masturbiert und geduscht hatte, versteht sich.
Ich lernte, meine neuen Fähigkeiten zu nutzen, und glücklicherweise blieb ich von weiterem spirituellem Schrott verschont. Als Ghul hatte ich eine optimierte Muskulatur. Kampfsport, den ich vorher nur tapsig ausführte, wurde simpel und ich war selten überhaupt erschöpft. Meine Heilung verbesserte sich ins nahezu Unvorstellbare. Zur Überraschung meines neuen Arbeitgebers waren auch meine fünf Sinne optimiert. Wir fanden es eines Nachts raus, als ich einen Nosferatu­Ghul aus seiner Verdunkelung [magische Tarnung] knüppeln wollte, statt dessen bei seinem Anblick aber einiges durch meinen Kopf ging (Erbrechen in Theorie und Formulierung). Ich bewachte tagsüber meinen Herrn und, nach einigen Monaten der Pflichterfüllung, sogar den äußersten Verteidigungsring eines Logenhauses. Meine Denkweise erlaubte mir, in meiner neuen Rolle aufzugehen. Doch ich versagte bei einigen Tests und rastete fast immer aus, wenn ich mit der perfiden Kunst der Gedankenkontrolle konfrontiert war. So blieben mir gewisse Optionen verwehrt, zumindest hier. Nen paar Macken hatte ich auch dazu bekommen. Ich begann, mehr zu essen, als mein Körper verdauen wollte und hatte eine fiebrige Gier, Erich von Gothas gesammelte Werke mit jeder brauchbaren Frau, der ich begegnete, auszutoben. Aber ich sollte nicht zuviel die Konkurrenz glorifizieren. Meine Zeit mit den Tremere, einer der mächtigsten Blutlinien, war lehrreich und durchaus besser, als 0815 Wachdienst. Was mich dazu brachte, zum Verräter an meinem Blutsherrn und der Kamarilla zu werden? Einige sehr realistische Einsichten und existentielle Notwendigkeiten: Mein Ego! Ich reagiere mehr intuitiv und emotionell, was mir zwar bei Auspex half, doch mich gleichzeitig zum thaumathurgischen Krüppel machte. [Nachteil: Thaumathurgical Inept] Ich hatte nur wenige Rituale gelernt und die konnte bei den Tremere einfach jeder Anfänger & jede Anfängerin. Heute ist das ein Segen, da die Tremere mich sonst deutlich entschlossener jagen würden. Auch meine Begabung für Auspex hat jetzt einige unangenehme Nebeneffekte, durch das sakrale Blut des Set. Ich bin durch Licht leichter zu blenden. Sogar noch einfacher, als die meisten anderen Anhänger des Set. 4
Ja, ohne Sonnenbrille kann mich eine simple Taschenlampe sogar in dunkelster Nacht lange genug irritieren, um mir einen Pflock ins Herz zu rammen. Oder mich auszusaugen. Mein Dienst hatte mich mit anderen Ghulen in Kontakt gebracht und ich erfuhr auch mehr über die Erben Kains. Mag sein, dass ich in den Lehren der Tremere auch nur Psychologie sehen wollte. Jedenfalls wollte ich nicht mein Leben auf eine Gehirnhälfte reduzieren. Aus meiner subjektiven Sicht hatte ich einfach mehr von einem Akolythen an mir, als von einem Zauberer. Ich hätte es vielleicht auch als Brujah schaffen können, doch ich hab zumindest schon gecheckt, dass ne zu große Klappe einige unangenehme Konsequenzen heraufbeschwört. Ich akzeptierte die Umarmung der Setiten, weil mir die Wahrheit in den Worten der Setiten gefiel. Und ja, ich fiel auf ihre Lügen rein und war völlig unfähig, mich ihrer Macht über menschliche Gefühle und Triebe zu entziehen. Und luxuriöse Versuchung war das Paradies, dass mir als Mensch doch ewig verwehrt war. Die Tremere passten zu meiner Denkweise, doch die Pfade des Set entsprachen meiner Lebensweise. Unleben jetzt. Das Stigma des kleinen, ersetzbaren Wachmanns ist geblieben. Ich bin ein sogenannter Krieger des Set. Das bedeutet, um den Vorurteilen der Kamarilla treu zu bleiben, dass ich für jede Nacht voll Drogenrausch, Niedertracht und Korrumpierung der braven kleinen Kamarilla Frischlinge doch mal zehn Minuten Situps und Schattenboxen als Ausgleich mache. Es stimmt, dass wir die Tremere beneiden und versuchen, was sie schon vor Jahrhunderten mit der Blutmagie erreichten. Doch es sind die kleinen Unterschiede, die meine Wahl jede Nacht erneut bestätigen. Außerdem erlauben die Gaben des Set uns dafür mehr Spaß und verbessertes nächtliches Überleben. Ich musste übrigens gar nicht nach Ägypten reisen und die psychedelischen Tempel soll ich bewachen, nicht frequentieren. Seth ist Götze und Symbol in einem, die simple Tatsache, dass wir den Weg des Erfolges gehen. Vor dem Kuss hatte ich genug Gelegenheit, zu verstehen, was es heißt, andere zu korrumpieren, ohne selbst korrumpiert zu werden. Für mich hieß es pures Kokain, Sex mit Frauen, die ich sonst nicht mal hätte grüßen dürfen und unverschämt viel Geld, ohne arbeiten zu müssen, oder unerwünschte Konsequenzen. Die Realität offenbarte sich mir früh genug. Ich kaufte irgendwann, mit dem Geld von irgendwem, die Firma in der ich als Mensch meinen letzten Job hatte. Ich ließ die Gehälter verdoppeln, verteilte den „Fettmacher für Frische“ und ließ das Unternehmen im ganzen Ruhrgebiet, wie ein Geschwür, wachsen. Eine Woche, nachdem ich den Kuss erhielt, machte ich die brauchbarsten Mitarbeiter & Mitarbeiterinnen zu Ghulen, die Ungeeigneten zu meiner Nahrung. 5
Gewissen ist die Ausrede derjenigen, die zu nichts fähig sind. Soviel zur feinen Gesellschaft. In der Zeit, in der die in ihrer Hybris prahlen, habe ich alle Schritte zu ihrem Untergang durchgeführt. Entzug der Privilegien und Vitalfunktionen. Wenn ich einem anderen zeige, dass unser Pfad genau das ist, was er oder sie schon immer wollte, brauche ich doch gar keine Manipulation. Hab ich die Toreador bescheuert gemacht? Wir sind untot, können nicht an Aids verrecken und heilen eh fast alles in einer Nacht. Außer die Bestie namens Sonne! Wer muss da zicken, nur weil ein Ghul mit mehr Muskeln als Hirn da mal ne Runde poppen will? Wir verlangen mit der Verehrung Sets zuviel? Kamarilla und Sabbat verlangen, dass jeder Frischling sich in den heiligen Krieg stürzt, noch bevor er oder sie weiß, was überhaupt los ist. Genau wie einige Brujah und Toreador haben wir früh erkannt, dass es sich auszahlt, den korrekten Menschen mit Respekt zu begegnen. Wenn uns das schwach macht, warum sind wir dann alle noch hier? Jeder Mensch kann die Weisheit des Set erkennen und somit einer von uns werden, statt unseren Durst zu stillen. Unsere Wege gelten als gefährlich, doch verbergen die dummen Sprüche kaum, dass niemand eine bessere Lösung anbietet. Und meistens haben wir auch den besseren Preis. Das Paradox ist, dass wir, die Agenten des Verwerflichen und der Korruption, am Ende mehr Integrität bewahrt haben, als alle anderen Kinder der Nacht. Set hat uns Klarheit und Stärken gelehrt, für die Eure Kamarilla zu feige und zu dumm ist und die der Sabbat nicht versteht, da ständig bemüht, daraus was Monströses zu machen. Versager. Sind unsere Priester jetzt schuld daran, dass ihr sie beauftragt und bezahlt, euch die gebenedeiten Ingredenzien zu bringen, die ihr dann doch nicht vertragt? Wir stopfen Euch das gute Zeug jedenfalls selten unaufgefordert zwischen die Eckzähne. Kein Platz auf der Welt und keine Gesellschaftsform, in der sich unsere Anhänger nicht prächtig entwickelt haben. Die Tatsache, dass jemand sagt: „Der Autor kann nicht alles“ bedeutet nicht unbedingt, dass er oder sie deswegen mehr kann, als ich. Aber das Geschwätz führt zu nichts, ich bin gerne das, was Kreaturen der Nacht als korrupt, dekadent und böse deklarieren. Ist schon jemand darauf gekommen, dass der ganze heilige Krieg evtl. ein mieser Witz der Malkavianer (jetzt Malkovianer) ist? Kann natürlich sein, dass meine Verblendung mich nicht erkennen lässt, dass ich nur die Marionette eines älteren Blutsaugers bin, doch auch das gilt für jeden. Ich habe auch die Weibchen der Kamarilla genossen. Meine fast unsterbliche Traumfrau war beeindruckend. Wäre es mir gelungen, sie von dem Ränkespiel und dem ganzen Kunstschrott wegzukriegen, hätte ich bewiesen, dass es ihr eigentlich gar nichts bedeutet. War das verwerflich? 6
Meine verbleibenden Gefühle schmerzen, wenn ich mich an sie erinnere. Ich habe ihre Entscheidung akzeptiert, für dieses Jahrzehnt. Freizeit mit den Brujah ist erfrischend, wenn man so was hinter sich hat. Wenigstens leben die mal ihre Ideale aus, statt große Reden zu halten und dann schön brav zu kriechen. Die Rattengesichter sind auch manchmal unterhaltsam, obwohl sie stinken. Sie sind uns irgendwie ähnlich, auch nicht auf die Propaganda der Sekten reingefallen. Außerdem verdanke ich Ihnen Lektionen in Tarnung und der Kunst, eine Ratte zu vernaschen. Leider gibt es da noch die Giovanni. Die italienischen Verehrer des Apophis verursachen bei mir Übelkeit. Nicht schlimm genug, dass es ausnahmslos Workaholics sind, die auf den Friedhöfen alles besteigen, was schon in der Kiste liegt. Sie verunreinigen auch unsere heiligen Begräbnisstätten. Als wenn es nicht schon schwierig genug wäre, die Seelen der Verstorbenen für unsere Rituale zu missbrauchen. Doch es mag sein, dass hier meine Vorurteile noch meine Wahrnehmung trüben. Ein gefährlicher Fehler, auf den Set uns hinweist, damit wir nicht wie diese Trottel, namentlich Osiris und Horus, enden. Ich bin eigentlich damit beschäftigt, meinen kleinen Platz in der Welt zu finden und auszubauen. Schließlich produziere ich genügend neue Anhänger, die mich von anderen Unternehmungen abhalten. Blutsbande. Wir finden es unerträglich an jemanden so gebunden (versklavt) zu sein, haben aber keine Skrupel, es mit allen anderen Kainisten abzuziehen? Ich habe es zehn Jahre mit meinem Erzeuger ausgehalten. Als sie bei einem Einsatz fiel, hatte ich weniger Unterstützung, dafür mehr Geld. Na ja, ich kann ja wieder durch Blut gebunden werden. Das erste Jahr allein in der Dunkelheit hielt viele unangenehme Überraschungen für mich bereit. Da ich sie überlebt habe, mache ich wohl doch was richtig. Keine echte Bedrohung ist einfach zu neutralisieren. Keine Lust auf Selbstzweifel, mein menschliches Leben ist vergangen und ich habe noch viel(e) zu erledigen. Wir können Euch auf Arten & Weisen verführen, korrumpieren und missbrauchen, für die ihr noch nicht mal Worte erfunden habt. Ich habe jetzt Diener und Ordensbrüder/­Schwestern, die mir helfen die unglücklichen Ghule aus der Kamarilla zu befreien und die kleine Loge zu unterwandern, die mir evtl. doch noch schaden möchte. Als ich die Rituale der Tremere zum Tausch anbot erhielt ich die erste Unterweisung in der Glaubensmacht meiner eigenen Blutlinie und es scheint, mit mehr Zeit lerne ich doch was. Manchmal finde ich sogar Zeit für Meditation und Rituale. Ähnliches gilt wohl auch für die Frauen unserer Art, sie sind ein tödliches Gift, doch gleichzeitig eine sexy Alternative zum heiligen Gral.
„Vertraue und auch Dir wird vertraut werden ­ flüsterte Set einst zu Ventrue...“
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Liebe(r) LeserIn, für mich verkörpern die Setiten irgendwie die Wahrheit, die sich hinter dem Hierophanten verbirgt (Archetyp, eine Tarotkarte). „Wer das nicht versteht und respektiert, muss doch einfach unerleuchtet sein. Also kann man ihn oder sie auch mit den Füßen am Straßenstrich festnageln, bis ich mich genügend bereichert habe, um das Elend meines Daseins in dieser Welt zu ertragen.“ 
„Kuss erhalten“ bzw. „Umarmung“ = zum Vampir der entsprechenden Blutlinie gemacht werden.
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Die Linie der Setiten wird in dem neuen „Vampire – Das Requiem“ zu Clan Mekhet. Siehe www.worldofdarkness.com 
Ghule in der WoD sind Menschen, die regelmäßig vampirisches Blut trinken und dadurch:
1. abhängig von einem vampirischen Blutgeber werden. Dies mental wie körperlich, da das Blutsband eine nahezu unüberwindbare Loyalität erzeugt, die gegen alle Fakten und gesunden Menschenverstand wirkt.
2. Langsamer altern, Verletzungen heilen können und einige der simpleren vampirischen Kräfte (mythisch, magisch) erhalten. Alle Ghule sind übernatürlich stark. Dazu kann je nach Generation des getrunkenen Blutes einiges dazu gelernt werden. 3. Den Vampiren den Mittelfinger zeigen. Wenn sich zwei Ghule paaren, gehen daraus oft sogenannte Wiedergänger hervor. Diese haben drei mythische Fähigkeiten der „Eltern“­Ghule, müssen aber kein vampirisches Blut mehr trinken, weil sie so geboren sind. Dieser Text ist inzwischen älter. Mir persönlich gefällt der Text in der deutschen und englischen Version immer noch. Allerdings schwinden meine Erinnerungen an den Kontext und die Recherche dazu.
● Dieser Text war Teil des "Pakets", dass ich zusammen mit einem unterschriebenen "non­disclosure­agreement" an White Wolf Inc. geschickt habe.
● Natürlich haben einige Leser und Leserinnen es bemerkt. Doch es dürfte Ihnen recht schwer fallen, jemals zu beweisen, dass ich diesen Text auf realen Momenten meines Lebens und einer Einladung zu einer Veranstaltung der Rosenkreuzer (ordo templi roseus cruci... naja, eben Rosenkreuzer auf Latein) künstlerisch­frei aufgebaut hatte? ☺ Ich bin real kein Rosenkreuzer, dass sollte wohl noch deutlich genug lesbar sein.
● Nen weltweiten Wettbewerb für grottenschlechte Grammatik und erbärmliche Komma­Setzung sollte ich wohl inzwischen gewinnen können? ☺
● Ein sinnbildliches KNUDDELN für alle, die es wert sind. Ihnen alles Gute!
Da ich mehr Praxis in „der Erzählkunst“ habe, als in der Schrift:
Mag sein, ich mache viele Fehler, doch wenigstens habe ich eigene Ideen & Sinnbilder. Rabe,
willst Du mich begleiten? Nach Walhalla, ich wollte immer schon Valkyren reiten. Und
ich meine nicht Richard Wagner!
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Sinngemäß “künstlerischer” Phantast?
Hinz:
Kunz: Hinz:
Kunz: „In seinem neuesten Text schreibt der Herr Pietroschek ja...“
„Ach wissen Sie; dieser degenerierte, so offensichtlich Geisteskra...“
„Ahem, er lobt Sie und Ihr Wirken über alle Maße!“
„Pietroschek? Der begnadete Autor? Der wahre Adept der Muse auf Erden? Bitte verzeihen Sie, ich hatte mich da, beim Namen, wohl verhört. Hehe. ☺“
Autoren-Foto
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