Titel, Tod und Träume

SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Tandem
Titel, Tod und Träume
Stationen des Olympiafechters Matthias Behr aus
Tauberbischofsheim
Von Pirmin Styrnol
Sendung: Donnerstag, 9. März 2017, 10.05 Uhr
Redaktion: Rudolf Linßen
Regie: Pirmin Styrnol
Produktion: SWR 2017
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede
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TITEL, TOD UND TRÄUME
Atmo:
Telefonat Behr und Dittrich:
Dittrich:
„Grüß dich, sitzt Du bequem? Ich habe hier eine besondere Nachricht für Dich. Ich
habe hier eine Mail aus der Ukraine. Die Tochter und die Frau sind bereit für
Kontakte mit Dir.“
Behr:
„Woah. Ha das ist ja schön. Och das freut mich.“
Musik:
Piano – Hey Jude
O-Ton Dittrich:
„Er war total überrascht, weil er hat wohl mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
Denn wir haben ihm ja überhaupt nichts verraten, dass wir genau das vorhaben.
Nämlich quasi hinterrücks ihm zu helfen, quasi Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Er
hat das nicht geahnt. Er wusste ja, Dittrich macht immer viel Quatsch, aber dass er
das wirklich macht – das wusste er nicht. Und da haben wir ihn quasi aus dem holen
Bauch getroffen, aber – er hat sich total gefreut. Das tolle ist, dass der Kontakt
dauerhaft anhält. Bis heute. Zu der Familie. Die Tatsache dass sie bereit waren
Kontakt aufzunehmen, das hat bei ihm glaube ich alle Schleusen geöffnet.“
Text:
34 Jahre zuvor. Juli 1982.
Atmo:
Reportage Rom ´82:
Lazar:
„Vor mir liegen die Gegenstände die beim gestrigen Unfall eine entscheidende Rolle
gespielt haben. Die Maske von Wladimir Smirnow, und das Florett von Matthias
Behr. Diese stummen Zeugen eines schrecklichen Unfalls sind fast prädestiniert
dazu den Fechtsport in Verruf zu bringen.“
Text:
Das Loch in der Maske ist im krisseligen Fernsehbild der 80er Jahre kaum zu
erkennen – und doch ist es da. Neben der Maske liegt eine abgebrochene
Florettklinge. Hinter Fechtreporter Stefan Lazar ragen die Zwischenstände der
Weltmeisterschaft auf, Polen, Rumänien, Frankreich in der nächsten Runde, steht
da. Mitten auf der Planche steht jedoch der kleine Holztisch. Ergebnislisten
interessieren nicht, an diesem Tag. Es ist eine merkwürdige Szenerie. Auch 35 Jahre
später.
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Atmo:
SWR 1 Leute:
Petra Zundel:
„19. Juli 1982, das ist der Tag, an dem die Florettklinge des Fechters Matthias Behr
abbrach und den damaligen Weltmeister Wladimir Smirnow tödlich verletzte. Es war
ein schrecklicher Unfall, der das Leben von Matthias Behr nachhaltig geprägt hat.“
Text:
SWR1 Leute mit Petra Zundel am 15.07.2016
Atmo:
SWR 1 Leute:
Zundel:
„Matthias Behr, erinnern Sie sich mal. Was ist damals genau passiert? Können Sie
die Szenerie so abrufen?“
Behr:
„Also der Moment als die Klinge abgebrochen ist, da ist eine Aktion vorausgegangen
wo zwei Menschen mit – wir waren gut trainiert – mit 85 Kilo ca in der Aktion einen
Angriff gestartet haben. Man nennt das im Fechten Aktion Simultanee. In dem
Moment wollten beide angreifen und da ist meine Klinge abgebrochen, was zu der
Zeit häufig der Fall war, dass Klingen abgebrochen sind, und ich konnte dann den
abgebrochenen Stumpf letztendlich nicht mehr koordinieren. Die Klinge ist dann
weitergefahren von der Wucht, in seine Maske - die Maske hat nachgegeben, hat
keine Sicherheit gehabt, war porös - und ist weiter in die Schläfe von Wladimir.“
Zundel:
„Und was ist dann passiert? Er ist umgefallen, und Sie sind weggelaufen?“
Behr:
„Er ist sofort umgefallen. Ich hab noch Blut gesehen und ich war entsetzt. Ich hab nur
geschrien. Nein, nein, nein, nein... Was ist hier passiert? Hab mich umgedreht, hab
wieder hingeguckt. Aber er lag ja schon am Boden. Viele Leute, Ärzte und sein Team
haben sich um ihn gekümmert. Und ich war dann noch angeschnallt an der Rolle.
Dann kam mein Bruder, der zu der Zeit als Assistent von Emil Beck als
Bundestrainer gearbeitet hat. Und es war dann Chaos im Kopf. Ich enttäuscht,
entsetzt.“
Text:
Es ist ein Unfall, der die Fechtwelt auf den Kopf stellt. Fortan beherrschen
Sicherheitsfragen die Debatten. Das Material wird verändert, Masken ausgetauscht.
Der Fechtsport wird auf links gedreht. Hinterfragt sich selbst. Für Wladimir Smirnow
kommt das zu spät. Acht Tage lang kämpft der amtierende Weltmeister im
Krankenhaus um sein Leben, dann erliegt er am 28. Juli 1982 seinen Verletzungen.
Matthias Behr trifft der Tod seines Kontrahenten und Sportfreundes tief. Filmemacher
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Michael Dittrich, der erst im Sommer 2016 einen Film über den Fechter produzierte,
kennt die Wunden seines Freundes.
O-Ton Dittrich:
„Er ist von Haus aus, und das von jeher, jemand der sehr feine Antennen hat.
Jemand der Stimmungen genau spürt, der wirklich im klassischen Sinne sehr
sensibel ist. Der auf Menschen zugehen kann, der Menschen verbinden kann, und
der wirklich – ja Matthias ist sehr feinfühlig. Also er ist kein Amboss, kein
Holzpfosten, und deshalb hat ihn der Unfall bis heute sehr beschäftigt.“
Ein Holzpfosten ist Matthias Behr in der Tat nicht. Der 1,94 große Mann lacht gerne
und viel. Zumindest heute. Dennoch ziehen sich die Folgen des Unfalls durch sein
ganzes Leben – noch heute bleibt er im Supermarkt kurz stehen, wenn er eine
Wodka-Flasche mit „Smirnow“-Etikett sieht.
O-Ton Behr:
„Der Unfall an sich war ja eine einzelne Sache, ein Moment, der dann aber in der
Folge – wenn ich so überlege, jetzt sind es grade 34 Jahre wo es passiert ist – der ist
letztendlich auch eine lebenslängliche Strafe. Das bleibt an mir haften und damit
muss ich auch immer zurecht kommen. Ich schaffe das mal besser und mal nicht so
gut.“
Text:
Bis zu diesem Unfall ist die sportliche Karriere von Matthias Behr ein einziger
Höhenflug. Bereits 1976 gewinnt Behr olympisches Florettgold mit der Mannschaft,
zusammen mit dem heutigen IOC-Präsidenten Thomas Bach, mit Harald Hein, Klaus
Reichert und Erk Sens-Gorius.
O-Ton Dittrich:
„Sie war total steil. Olympiasieger, Weltmeister, und völlig überraschend ist sie
natürlich danach schwer eingebrochen. Aber er hat sich zumindest sportlich wieder
erholt. Die Psyche kam erst später, viel viel später zur Ruhe.“
Matthias Behr versucht nach dem Unfall die Öffentlichkeit zu meiden. Mit seinem
Trainer Emil Beck verreist er für ein paar Tage in den bayerischen Wald – er sucht
Abstand. Dass Wladimir Smirnow zu diesem Zeitpunkt im Krankenhaus um sein
Leben kämpft, davon weiß Matthias Behr. Dennoch ist es ein Schock für ihn, als der
sowjetische Ausnahme-Fechter stirbt. In einigen Zeitungen ist vom Karriere-Ende
von Matthias Behr die Rede: Die Welt zitiert ihn am 9. Oktober 1982 mit den Worten:
„Ich muss weiter fechten, sonst zerbreche ich.“
O-Ton Dittrich:
„Nach diesem Unfall kam eine Phase der völligen Ruhe, der Depression. Der ersten
beginnenden. Dann hat er sich wieder hochgekämpft und wurde wieder Weltmeister,
1983. So wie ich ihn kenne einschätze ist es für ihn eine Befreiung, eine Bestätigung
gewesen. Denn er hat sich ja lange überlegt mit dem Fechten ganz aufzuhören. Er
hat sich bestimmt dann bestätigt gesehen, die Quälerei hat sich gelohnt. War für ihn
bestimmt die richtige Entscheidung.“
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Atmo, WM ´83:
„Da ist der Sieg, da ist die Weltmeisterschaft, schauen Sie wie er sich freut, der
Lange. Emil Beck ist da, sein Bruder Jochen Behr links, der Trainerassistent. Sie
jubeln, sie stürmen auf die Piste, der Wachtmeister......“
Text:
Insgesamt wird Matthias Behr in seiner Karriere 33 Mal deutscher Meister, gewinnt
1978 sogar den Gesamtweltcup, wird drei Mal Weltmeister und 1984 Fechter des
Jahres. Dazu kommen Olympisches Gold und Silber – mehr geht nicht. Es könnte
eine vollendete Karriere sein, wenn – ja wenn da nicht dieser 19. Juli 1982 wäre.
O-Ton, Behr liest aus seinem Buch:
„Noch heute zermartere ich mir immer wieder den Kopf.“
Text:
Matthias Behr liest aus seiner Autobiographie: „Erfolge, Licht und Schatten“
O-Ton, Behr liest aus seinem Buch:
„Wäre ich damals bloß nicht so ehrgeizig gewesen, hätte ich doch nicht mitgemacht
bei der WM. Wäre das alles nicht passiert. Das tragische Unglück während der
Weltmeisterschaften in Rom am 19. Juli 1982. Doch es ist passiert. Wladimir war
damals 28 Jahre alt. Er war mein Freund, wir verstanden uns gut, obwohl wir auf der
Planche Gegner waren.“
Musik – Hey Jude, piano
Text:
Die Fragen verschwinden nicht aus dem Kopf. Obwohl Freunde und Familie zu
helfen versuchen. Der heutige IOC-Präsident Thomas Bach war dabei, damals, in
der Halle in Rom.
O-Ton Thomas Bach:
„Es war im ersten Moment schon ein Schock, ich wusste nicht was passiert war. Aber
ich konnte aus der Körperhaltung von Matthias schließen, wie tief der Schock bei ihm
saß. Und danach kamen dann langsam die Informationen und das hat sich tief
eingegraben glaub ich in jeden der dabei war. Und einer der ersten Gedanken ging
dann natürlich zu Matthias. Weil ich ihn kannte – in seiner Sensibilität eben auch.
Und da dann auch die Frage und auch die Hoffnung gestellt habe, dass er das
überwindet. Es waren wirklich schwierige Moment und noch heute – wie muss es erst
ihm gehen - fällt es mir schwer drüber zu sprechen. Und auf der anderen Seite eben
auch die Bewunderung, wie er sich aus diesem wirklich tiefen menschlichen Tal
wieder herausgearbeitet hat.“
Text:
Doch zuerst – (einsetzende Depressionsmusik) – geht’s bergab. Matthias Behr
kommt zwar zurück auf die Planche, bleibt unverändert erfolgreich, doch langsam
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aber sicher wird aus der quälenden Schuldfrage eine Depression. Seine Frau,
Zahnärztin Zita Funkenhauser, ebenfalls Florettolympiasiegerin, erinnert sich.
O-Ton Zita Funkenhauser:
„Man wusste immer nicht was bringt der nächste Tag? Was bringt die nächste
Stunde? Du musstest immer aufpassen, ist jemand in seiner Nähe? Ich weiß noch,
wie ich als in der Praxis rumgelaufen bin und dann zuhause angerufen hab. Geht er
ans Telefon? Und wenn er nicht ranging, dann hab ich zugeguckt dass ich jemanden
hinschicke. Schläft er nur, oder was macht er so? Ja. Das waren keine schönen
Zeiten. Wenn die eine Socke angezogen war, dann war es schon eine riesige
Anstrengung auch die zweite Socke anzuziehen. Da war alles 'ne Müh', einfach aus
diesem Zimmer rauszukommen.“
Text + Depressionsmusik:
Matthias Behr entkommt der Depression nicht. Zum Unglück mit Rom kommen
Probleme mit seinem Fechttrainer Emil Beck, die er nicht aufarbeiten kann. Die
Gedanken münden irgendwann auf einer Autobahnbrücke.
O-Ton Behr liest aus Autobiographie:
„Es war ein schöner Frühlingsabend im März 2002. Doch ich nahm nichts davon
wahr. Ich stand auf einer Autobahnbrücke – das Auto hatte ich auf einem
nahegelegenen Parkplatz abgestellt. Ein Bein hatte ich bereits über das Geländer
geschwungen. Ja, ich wollte springen. Ich hatte keine Hoffnung mehr, sehnte mich
nur noch danach, von diesem Gefühl. Besser gesagt von diesem Nichtgefühl, von
meiner Depression erlöst zu werden. Es war nur ein ganz winziger Funke, den mir
vielleicht der liebe Gott geschickt hat. Dieser Funke hat mir jedenfalls die Kraft
geschenkt, mein Leben nicht wegzuwerfen. So fand ich mich dann doch auf der
sicheren Seite der Brücke wieder. Irgendwann stieg ich in mein Auto und fuhr nach
Hause.“
Text:
Freunde, Familie, alle helfen. Mit professioneller Unterstützung schafft es Matthias
Behr schließlich, der Depression doch noch zu entkommen. Vor allem ein Gedanke
muntert ihn auf.
O-Ton Behr:
„Mit dieser Analyse bin ich dann zurechtgekommen dass ich wirklich für die
Sicherheit im Fechtsport sehr sehr viel tun konnte. Und wenn man heute überlegt,
wie selten bis gar nicht etwas im Fechtsport passiert, dann ist 1982 letztendlich
initiiert worden dass man etwas tun muss. Dass eine Maske nicht mehr porös ist.
Das Gitter, da war ja alles verrostet, da war ja keine Sicherheitskontrolle in dem
Sinne. Ich habe zu der Zeit im Training 50 Klingen abgebrochen in der Vorbereitung
für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele. Es musste etwas passieren um
letztlich für die Sicherheit im gesamten Fechtsport etwas zu tun, und ich war der
Auserwählte... Leider...“
6
Text:
Die Gedanken an die Familie des verstorbenen Wladimir Smirnow jedoch, diese
Gedanken bleiben.
Atmo, SWR1-Leute:
Zundel:
„Herr Behr, sie hatten auch nie Kontakt zur Witwe, ne?“
Behr:
„Ja ne, ne. Am Anfang hatte ich Angst davor, Schuldgefühle, die einfach noch nicht
weg waren. Im innersten Herzen hätte ich gerne Kontakt gehabt, aber es hat sich
auch nicht ergeben.“
Zundel:
„Dann hat sich Michael Dittrich eingeschaltet. Michael, wie haben Sie denn dann
Kontakt hergestellt, zur Witwe?“
Dittrich:
„Ich wusste von Matthias dass es ein Wunsch von ihm ist, den Kontakt zu haben. Er
hat's auch geschrieben in seinem Buch, und ich hab mir gedacht mensch..... Wie
kann ich, wie können wir ihn da überraschen und ihm eine Freude machen? Und es
gab dann einen Zufall. Ich habe mit einem Freund in Berlin, dem Volker Kluge
telefoniert, der auch alter Fechter ist und habe ihn gefragt: 'Hast Du Kontakt in der
Ukraine?', 'Ja', sagt er, 'ich ruf die Frau mal an die ich da kenne.' Und diese Frau ist
gleichzeitig beim IOC auch engagiert, kennt auch Thomas Bach, den alten
Weggefährten von Matthias, und so fügte sich alles. Und irgendwann kam, so nach
drei, vier Wochen, der Bescheid aus Kiew: They are ready for contacts. Also die Frau
und die Tochter Smirnow.“
Zundel:
„Sie sind bereit für eine Kontaktaufnahme durch Herrn Behr. Und dann? Haben Sie
einen Brief geschrieben?“
Behr:
„Naja, also zunächst hat Michael mir mitgeteilt. Hat gefragt ob ich sitze, er hätte eine
Nachricht für mich. Und ich hab nur noch Wow! geschrieen. Michael, Du bist
verrückt. Dann hat er gesagt, lass es mal sacken. Okay. Dann hab ich einen Brief
geschrieben und dann kam auch sehr schnell eine Antwort.“
Zundel:
„Und was stand drin in der Antwort?“
Behr:
„In der Antwort steht einfach drin, zunächst das allerwichtigste: Dass ich mir keine
Schuldgefühle machen muss.“
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Musik:
Hey jude – Piano
Text, weibliche Stimme – Vorgelesener Brief von Emma Smirnow:
Hallo Herr Behr – ich freue mich sehr, mit ihnen kommunizieren zu können. Als
erstes möchte ich Ihnen versichern dass uns niemals der Gedanke befallen hatte,
dass Sie eine Schuld trifft. Diese schreckliche Situation ist für uns beide tragisch. Ich
wünsche Ihnen und ihrer Familie das beste. Hochachtungsvoll, Emma Smirnow. 20.
April 2016.
Text:
Es ist kein langer Brief, etwa eine Seite. Doch er reicht aus. Matthias Behr erfährt,
dass Wladimir und Emma zwei Kinder hatten. Ein Sohn und eine Tochter. Die
Tochter, Olga, hat mittlerweile selbst Nachwuchs. Einen Sohn namens Artemje, der
deutschen Fußball mag. Schnell findet man sich auch auf Facebook – schickt Fotos
hin und her. Und noch einer freut sich mit Matthias Behr und Emma Smirnow:
Filmemacher Michael Dittrich, der mit seinem Projekt den Kontakt erst möglich
gemacht hatte.
O-Ton Dittrich:
„Man freut sich, weil man sagt Menschenskinder, ich hab da was angestoßen was ich
mir nie ausgemalt hatte. An sowas denkt man ja nicht, dass man solche
Freundschaften oder so zarte Familienbande fast entstehen. Da freut man sich und
sagt mein Gott, welcher Film soll jetzt kommen? Große Frage. Ich recherchier' vor
mich hin.
Text:
Der Kontakt zwischen Tauberbischofsheim und Kiew bricht nicht ab. Bald sprechen
sich Matthias und Wladimirs Tochter Olga sogar am Telefon.
Atmo:
Jingle SWR1-Leute
Behr:
„War sehr emotional, eine dreiviertel Stunde, wo zum Schluss auch, ich hatte eine
russische Dolmetscherin neben mir sitzen, wo die Olga dann geweint hat. Und das
letzte Telefonat war dann mit Emma. Das wurde dann durch die Tochter vorbereitet.
Und ich muss sagen es bewegt mich sehr, dass sie so herzlich zu mir war.
Zundel:
„Also ein Stein ist vom Herzen gefallen?“
Behr:
„Ja. Ein richtiger Stein vom Herzen...“
Atmo:
SWR1-Leute
8
Zundel:
„Das hätte ja auch schiefgehen können, Michael. Dass das alles wieder
hochkommt...“
Dittrich:
„Die Sorge hatte ich schon auch. Dass wir aufwühlen, dass wir neue Sorgen bereiten
und.... ja, da haben wir Glück gehabt. Wirklich.“
Am Ende reicht das Glück – und Matthias Behr ruft an in Kiew, wählt erstmals die
Telefonnummer von Emma Smirnow. Nach 35 Jahren...
Atmo:
Telefon Behr-Smirnow
Behr:
„Emma Smirnowa? Da? Fantastisch. Do you speak a little bit english? Yes? Niet?
Niet... Okay, ich habe, I have Tatjana. One Moment. Uno Momento.“
Tatjana auf russisch.
Behr:
„Liebe, liebe Emma. Ich sage zunächst einmal danke......“
Tatjana auf russisch – fade out, Musik Hey Jude...
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