Jahresbericht 2016 Oberstaatsanwaltschaft – März 2017 Inhaltsverzeichnis Jahresbericht 2016 .......................................................................................................... 1! Vorwort – Oberstaatsanwalt Daniel Burri ..................................................................... 1! Die Luzerner Staatsanwaltschaft ................................................................................. 3! Abteilungsleitungen der Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern ..................................................... 3! Mitarbeitende der Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern .............................................................. 3! Teil 1: Gesamtstatistik ..................................................................................................... 4! Eingegangene Fälle im Jahr 2016 ............................................................................... 5! Erledigungsquotient im Jahr 2016 ............................................................................... 6! Leistungen der Staatsanwaltschaft im Jahr 2016 ........................................................ 7! Weiterzug oder Anklagen an Gerichte im Jahr 2016 ................................................... 8! Mehrjahresvergleich - Deliktsgruppen ......................................................................... 8! Hauptdeliktsgruppen: Fakten zu den beschuldigten Personen .................................. 11! Anzahl Haftfälle (Untersuchungshaft) im Jahr 2016................................................... 12! Bussen und Gebühren im Mehrjahresvergleich ......................................................... 13! Teil 2: Jugendstrafrecht ................................................................................................. 14! Eingegangene Fälle im Jahr 2016 ............................................................................. 15! Hauptdeliktsgruppen im Jugendstrafrecht ................................................................. 16! Ausgewählte Delikte Jugendlicher ............................................................................. 17! Teil 3: Im Fokus ............................................................................................................. 18! Fokus 1: Neue Abteilung für Wirtschaftsdelikte ......................................................... 19! Jahresbericht 2016 Vorwort – Oberstaatsanwalt Daniel Burri „Bei der Bekämpfung der Wirtschaftsdelikte sind wir auf dem richtigen Weg und verzeichnen erste Erfolge." Per 1. Juli 2016 konnte die neue Abteilung 5 der Staatsanwaltschaft, spezialisiert auf die Verfolgung von Wirtschaftsdelikten, ihren produktiven Betrieb an der Obernauerstrasse 16 in Kriens (Schappe-Center) aufnehmen. Der Aufbau der neuen Abteilung war dringend notwendig: Nur mit der Schaffung einer spezialisierten neuen Abteilung unter der fachlichen und personellen Führung eines Leitenden Staatsanwaltes ist es nun möglich, die anhaltend hohe Fallbelastung zu bewältigen, den massiven Fallstau zu beseitigen und die Fallführung zu optimieren. Ziel muss es sein, dem von Verfahrensbeginn an eingesetzten und verantwortlichen Staatsanwalt zu ermöglichen, den Fall strukturiert zu führen und die Polizei mit gezielten Aufträgen in der Strafuntersuchung anzuweisen. Nach rund einem halben Jahr ist es verfrüht, eine umfassende Erfolgsbilanz über den Einsatz der neuen spezialisierten Staatsanwälte zu ziehen. Als Zwischenfazit kann aber festgehalten werden: Wir sind auf dem richtigen Weg und verzeichnen erste Erfolge! Einen Monat nach dem Start der neuen Abteilung 5 für Wirtschaftsdelikte in Kriens bezog auch die Luzerner Polizei am selben Standort ihren neuen Polizeiposten. Dies war nur möglich, weil die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft vorzüglich klappt. Dank des gemeinsamen Standortes konnten Kosten gesenkt und wertvolle Synergien gewonnen werden. Gegenüber dem Vorjahr blieben die Fallzahlen quasi gleich hoch. Der äusserst geringfügige Rückgang von nur gerade 0,5% fällt bei jährlich rund 50'000 Fällen im Berufsalltag der Strafverfolgung nicht ins Gewicht. Der Arbeitsdruck ist nach wie vor sehr hoch. Dabei sind für die effektive Arbeitsbelastung die Anzahl hängiger Fälle, die älter als ein Jahr sind, viel aussagekräftiger als die blossen Akteneingänge, zumal es sich bei den überjährigen Fällen grösstenteils um komplexe und arbeitsintensive Strafuntersuchungen handelt. Die Zahl von überjährigen Fällen hat sich 2016 bei rund 420 Fällen eingependelt und ist trotz grossen Anstrengungen nur geringfügig gesunken. Parallel blieb der Erledigungsquotient im letzten Jahr unter 100%. Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU Es kamen somit mehr Fälle rein, als Fälle erledigt wurden. Seit der Einführung der schweizerischen Strafprozessordnung hat sich der Trend, dass die Verfahren länger dauern, fortgesetzt. Gründe dafür sind unter anderem die vielen Formvorschriften, der Ausbau der Beschuldigtenrechte und die zunehmende Komplexität der Verfahren. Die Deliktstatistik zeigt auch in diesem Jahr keine besonderen Auffälligkeiten. Während im Vorjahr (2015) die Fallzahlen bei den Betäubungsmitteldelikten noch stark angestiegen waren (+13,5%), bestätigte sich dieser Trend 2016 nicht mehr (-2%). Wie im letzten Jahr kamen bei den Delikten gegen Leib und Leben erneut weniger Straftaten zur Anzeige (-6%). Auch die Delikte gegen das Vermögen sind nach dem Anstieg im Vorjahr zurückgegangen (-9%). In all diesen Deliktsbereichen ist der Rückgang der Fallzahlen aber wenig aussagekräftig und aufgrund der Schwankungen der früheren Jahre nicht signifikant. Desgleichen sind auch die Falleingänge der Jugendanwaltschaft im Besonderen mit grösster Vorsicht zu interpretieren. Vor einem Jahr vermeldeten wir noch weniger Gewaltdelikte. 2016 stiegen die Delikte gegen Leib und Leben bei den Jugendlichen wieder an (+12%). Dies darf jedoch nicht überbewertet werden, zumal wir in den früheren Jahren (2006-2014) noch weit mehr Gewaltdelikte als 2016 verzeichneten. Auch der starke Rückgang der Fälle insgesamt darf bei der Jugendanwaltschaft nicht zu stark gewichtet werden. Zurückgegangen sind hauptsächlich Bagatelldelikte (Übertretungen im Strassenverkehr, Kiffen und geringfügige Ladendiebstähle), wogegen die Belastung bei den grösseren Verfahren in etwa gleich geblieben ist. Als Fazit kann dennoch festgehalten werden, dass die Jugendkriminalität insgesamt rückläufig ist, was einem schweizweiten Trend entspricht. Daniel Burri – Oberstaatsanwalt Frühjahr 2017 Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männliche Form steht. Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 2 Die Luzerner Staatsanwaltschaft Abteilungsleitungen der Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern Oberstaatsanwaltschaft Daniel Burri Oberstaatsanwalt Zentrale Dienste Guido Emmenegger Leiter Zentrale Dienste Staatsanwaltschaft 1 Philipp Höchli Leiter Staatsanwaltschaft Luzern Staatsanwaltschaft 2 Stefan Ruesch Leiter Staatsanwaltschaft Emmen Staatsanwaltschaft 3 André Graf Leiter Staatsanwaltschaft Sursee Staatsanwaltschaft 4 Roger Fuchs Leiter Staatsanwaltschaft Spezialdelikte Staatsanwaltschaft 5 Pascal Lüthi Leiter Staatsanwaltschaft WK Jugendanwaltschaft Urs Baumeler Leiter Jugendanwaltschaft Medienstelle Simon Kopp Leiter Medienstelle Mitarbeitende der Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern Im Jahr 2016 waren insgesamt 151 Personen (120 Vollzeitstellen) für die Staatsanwaltschaft im Kanton Luzern tätig. Der Frauenanteil lag im Jahr 2016 bei 60%. Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 3 Teil 1: Gesamtstatistik Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 4 Eingegangene Fälle im Jahr 2016 Im Jahr 2015 hatte die Staatsanwaltschaft erstmals über 50'000 Fälle zu bearbeiten. Nach diesem deutlichen Anstieg im Jahr 2015 wurde im Berichtsjahr eine minimale Fallabnahme (0.5%) registriert. Mit 49'911 Fällen liegt man mit nur gerade 254 Fällen unter dem Vorjahreswert. Entwicklung Akteneingänge Staatsanwaltschaft 52000 50000 48000 46000 44000 42000 40000 38000 36000 34000 32000 43791 43193 40996 2004 2005 2006 41940 43382 2007 2008 45160 45544 2009 2010 46895 48777 50165 49911 43979 43299 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Die Fallzahlen bei den verschiedenen Abteilungen weisen bei der Staatsanwaltschaft 1 und den Zentralen Diensten den grössten Akteneingang aus. Dies ist mit den geographischen und sachlichen Zuständigkeiten der entsprechenden Abteilungen begründbar. OSA – Oberstaatsanwaltschaft Fallzahlen nach Abteilungen 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 SA1 – Staatsanwaltschaft 1 – Luzern 18285 SA2 – Staatsanwaltschaft 2 – Emmen 11968 SA3 – Staatsanwaltschaft 3 – Sursee 10079 SA4 – Staatsanwaltschaft 4 – Spezialdelikte 6353 647 793 338 SA4 SA5 1448 SA5 – Staatsanwaltschaft 5 – Wirtschaftsdelikte ZDI – OSA SA1 SA2 SA3 Zentrale Dienste ZDI JUGA JUGA - Jugendanwaltschaft Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 5 Erledigungsquotient im Jahr 2016 Der Erledigungsquotient beschreibt die Arbeitsleistung der Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr. Gemessen wird das Verhältnis der Anzahl Eingänge zu der Anzahl Erledigungen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Berichtsjahr 49'911 Falleingänge zu verzeichnen. 48'799 Fälle konnten abgeschlossen werden. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2'250 Verfahren weniger erledigt. Erledigungsquotient Staatsanwaltschaft 104% 102% 102% 101% 100% 99% 98% 96% 98% 97% 96% 96% 95% 94% 92% 90% 2009 2010 2011 Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 2012 2013 2014 2015 2016 6 Leistungen der Staatsanwaltschaft im Jahr 2016 Die Staatsanwaltschaft misst ihre Leistungen an der Anzahl ausgestellter Strafbefehle (Strafb.), Nichtanhandnahmen (NAH), Einstellungen (Einst.), Abtretungen (Abtr.) und Anklagen (Ankl.). Die Zahlen sind in den letzten Jahren auf hohem Niveau relativ konstant geblieben. 40 000 41 883 2013 2014 2015 2016 39 373 36 763 45 000 38 450 Erledigungsarten im Mehrjahresvergleich 35 000 30 000 25 000 20 000 369 371 319 251 1 937 1 841 1 611 1 948 4 189 4 078 3 216 1 192 1 115 5 000 1 112 1 027 10 000 3 600 15 000 0 Strafb. NAH Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU Einst. Abtr. Ankl. 7 Weiterzug oder Anklagen an Gerichte im Jahr 2016 Fälle, welche nicht in der Strafkompetenz der Staatsanwaltschaft erledigt werden konnten oder auch Entscheide, gegen welche Einsprache erhoben wurde, werden an die zuständigen Gerichte überwiesen. Im Jahr 2015 wurden insgesamt 371 Fälle überwiesen – im Jahr 2016 waren es insgesamt 369 Fälle. Damit blieben die Überweisungen konstant. Anklagen nach Gericht im Mehrjahresvergleich 250 222 211 200 150 122 151 141 134 168 160 147 110 100 50 0 2012 2013 2014 Kriminalgericht Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 2015 2016 Bezirksgericht 8 Delikte im Mehrjahresvergleich 35000 30000 27341 31546 29625 Mehrjahresvergleich - Deliktsgruppen 25000 AuG 4638 4867 5316 1085 1134 1008 BetmG 3964 4068 3335 1466 1665 1631 1242 1478 1311 369 430 416 355 459 513 64 38 64 287 273 220 1757 1825 1349 5000 949 881 829 10000 325 355 320 15000 5086 5338 4885 20000 0 111-136 137-172 173-179 180-186 187-220 221-239 240-257 258-302 303-332 SVG 2014 2015 2016 Art. 111-136 StGB Art. 137-172 StGB Art. 173-179 StGB Art. 180-186 StGB Art. 187-220 StGB Art. 221-239 StGB Art. 240-257 StGB Art. 258-302 StGB Art. 303-332 StGB SVG BetmG AuG UeStG Andere UeStG Andere Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben Vermögensdelikte Strafbare Handlungen gegen die Ehre sowie den Geheim- und Privatbereich Strafbare Handlungen gegen die Freiheit Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Familie Gemeingefährliche Verbrechen, Verbrechen gegen die öffentliche Gesundheit Urkundendelikte Öffentlicher Frieden, Völkermord, Landesverteidigung, öffentliche Gewalt Rechtspflege, Amts- und Berufspflicht, Bestechung Strassenverkehrsgesetz Betäubungsmittelgesetz Ausländerrecht Übertretungsstrafgesetz Personenbeförderungsgesetz, Sozialversicherung, Umwelt, etc. Die Deliktstatistik zeigt auch in diesem Jahr keine besonderen Auffälligkeiten. Während im Vorjahr (2015) die Fallzahlen bei den Betäubungsmitteldelikten noch stark angestiegen waren (+13,5%), setzte sich dieser Trend 2016 nicht mehr fort (-2%). Wie im letzten Jahr kamen bei den Delikten gegen Leib und Leben erneut weniger Straftaten zur Anzeige (-6%). Auch die Delikte gegen das Vermögen sind nach dem Anstieg im Vorjahr zurückgegangen (-9%). In all diesen Deliktsbereichen ist der Rückgang der Fallzahlen aber wenig aussagekräftig und aufgrund der Schwankungen der früheren Jahre nicht signifikant. Die Zahlen lassen deshalb insgesamt nicht auf einen Trend schliessen. Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 9 Deliktsgruppe 2013 2014 2015 2016 Leib und Leben (Art. 111 - 136 StGB) 1'012 949 881 829 -6% Vermögen (Art. 137 - 172 StGB) 5'134 5'086 5'338 4'885 -9% Freiheit (Art. 180 - 186 StGB) 1'727 1'757 1'825 1'349 -26% 236 287 273 220 Sex. Integrität (Art. 187 - 220 StGB) +/-% -19.5% Strassenverkehrsgesetz (SVG) 25'768 27'341 31'546 29'625 -6% Betäubungsmittelgesetz (BetmG) 1'737 1'466 1'665 1'631 -2% Ausländerrecht (AuG) 1'096 1'085 1'134 1'008 -11% Übertretungsstrafgesetz (UeStG) 3'594 3'964 4'068 3'335 -18% Andere 4'178 4'638 4'867 5'316 +9% Andere: Bundesgesetz über Personenbeförderung, Missachtung gerichtlicher Verbote, Missachtung der Meldepflicht Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 10 Hauptdeliktsgruppen: Fakten zu den beschuldigten Personen Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil bei 18% und somit 4% unter dem Vorjahreswert. Der Anteil ausländischer Delinquenten liegt im Jahr 2016 im Durchschnitt bei rund 44%. 70% 80% 86% 80% 74% 80% 80% 74% 82% 85% 87% 97% 88% 69% 90% 84% 100% 86% Verhältnis männliche - weibliche Delinquenten im Berichstzeitraum 60% 20% 26% 20% 14% 20% 26% 18% 15% 3% 12% 20% 16% 30% 14% 40% 13% 31% 50% 10% 0% 111-136 137-172 173-179 180-186 187-220 221-239 240-257 258-302 303-332 SVG BetmG AuG UeStG Andere Mann Frau 57% 43% 38% 62% 64% 7% 111-136 137-172 173-179 180-186 187-220 221-239 240-257 258-302 303-332 SVG Schweizer Art. 111-136 StGB Art. 137-172 StGB Art. 173-179 StGB Art. 180-186 StGB Art. 187-220 StGB Art. 221-239 StGB Art. 240-257 StGB Art. 258-302 StGB Art. 303-332 StGB SVG BetmG AuG UeStG Andere 36% 60% 40% 59% 41% 15% 38% 52% 48% 62% 85% 58% 42% 46% 54% 71% 29% 50% 50% 50% 50% 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 93% Verhältnis schweizerische und ausländische Delinquenten im Berichtszeitraum BetmG AuG UeStG Andere Ausländer Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben Vermögensdelikte Strafbare Handlungen gegen die Ehre sowie den Geheim- und Privatbereich Strafbare Handlungen gegen die Freiheit Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Familie Gemeingefährliche Verbrechen, Verbrechen gegen die öffentliche Gesundheit Urkundendelikte Öffentlicher Frieden, Völkermord, Landesverteidigung, öffentliche Gewalt Rechtspflege, Amts- und Berufspflicht, Bestechung Strassenverkehrsgesetz Betäubungsmittelgesetz Ausländerrecht Übertretungsstrafgesetz Personenbeförderungsgesetz, Sozialversicherung, Umwelt, etc. Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 11 Anzahl Haftfälle (Untersuchungshaft) im Jahr 2016 Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Jahr 2016 sieben Personen weniger in Untersuchungshaft versetzt. Die Abnahme von knapp 3.5 Prozent ist minimal und kaum relevant. Um tatverdächtige Personen in Untersuchungshaft zu versetzen, braucht es einen Antrag an das Zwangsmassnahmengericht (ZMG). Dieses hat u.a. darüber zu entscheiden, ob eine Untersuchungshaft angeordnet oder verlängert wird. Im Jahr 2016 hat die Staatsanwaltschaft Luzern dem Zwangsmassnahmengericht (ZMG) 138 Anträge für Untersuchungshaft vorgelegt. 109 davon wurden gutgeheissen. 24 Gesuche wurden teilweise bestätigt oder abgeändert, vier wurden abgelehnt. Bei einem Fall gab es einen Rückzug. Die meisten Haftfälle dauerten zwischen 1-30 Tage. Je nach Situation werden von der Staatsanwaltschaft anstelle von Haftanträgen auch Ersatzmassnahmen (Meldepflichten, Rayonverbote, Pass-Sperren, Kautionen u.dgl.) oder Klinik-Einweisungen für psychiatrische Begutachtungen beantragt. Im Jahr 2016 wurden 18 Ersatzmassnahmen eingereicht und 17 davon wurden teilweise oder ganz bestätigt. Eine Anfrage wurde zurückgezogen. Den beiden Anträgen auf Klinik-Einweisung für psychiatrische Begutachtungen wurde stattgegeben. Entwicklung Haftfälle im Mehrjahresvergleich 400 355 350 300 267 250 207 209 202 2014 2015 2016 200 150 100 50 0 2012 2013 Dauer U-Haft im Berichtszeitraum 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 80 38 1-30 Tage 31-60 Tage 28 61-90 Tage Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 25 91-180 Tage 15 181-365 Tage 4 0 mehr als 1 Jahr mehr als 2 Jahre 12 Bussen und Gebühren im Mehrjahresvergleich Entwicklung Bussen und Geldstrafen im Mehrjahresvergleich 10 043 252 10 000 000 9 500 000 8 922 095 8 000 000 8 957 602 8 500 000 8 544 103 9 000 000 2013 2014 9 543 864 10 500 000 7 500 000 2012 2015 2016 Die Erträge durch Bussen und Geldstrafen sind im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr um knapp 5% gesunken. Der Gebührenertrag sank um 3.5%. Entwicklung Gebühren im Mehrjahresvergleich 10 000 000 4 000 000 6 580 310 5 000 000 5 919 397 6 000 000 6 359 060 7 000 000 8 027 953 8 000 000 8 309 000 9 000 000 3 000 000 2 000 000 1 000 000 0 2012 2013 Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 2014 2015 2016 13 Teil 2: Jugendstrafrecht Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 14 Eingegangene Fälle im Jahr 2016 Bei der Jugendanwaltschaft ist nach einer Zunahme der Fallzahlen im Jahr 2015 eine Abnahme von 420 Fällen zu verzeichnen. In diesem Zusammenhang von einem „neuen“ Trend zu sprechen, wäre spekulativ. Die Staatsanwaltschaft beobachtet, dass die Fallzahlen bei der Jugendanwaltschaft im Kanton Luzern immer wieder starken Schwankungen ausgesetzt sind und damit in einem schweizweiten Trend liegen. Entwicklung Akteneingänge Jugendanwaltschaft 3000 2741 2522 2500 2377 2701 2460 2191 2125 1834 2000 1695 1810 1683 1868 1448 1500 1000 500 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 15 Hauptdeliktsgruppen im Jugendstrafrecht Auffallend ist, dass die gegen Jugendliche untersuchten Raubtaten im Jahr 2016 erneut markant abgenommen haben (siehe Vermögensdelikte Art. 137-172 StGB). Bei der Gruppe der strafbaren Handlungen gegen die Freiheit (Art. 180-186 StGB) verzeichnet die Jugendanwaltschaft eine Abnahme von rund 43%, bei den Delikten gegen das Strassenverkehrsgesetz einen Anteil von -27%. Delikte Juga im Mehrjahresvergleich 383 162 174 202 99 110 96 42 22 43 23 20 12 17 10 19 13 45 26 100 90 44 31 26 7 12 16 84 35 36 29 126 125 141 81 100 8 25 20 19 200 115 97 64 72 300 201 400 321 254 374 261 500 409 476 461 600 558 556 618 589 535 700 0 111-136 137-172 173-179 180-186 187-220 221-239 240-257 258-302 303-332 SVG 2013 Art. 111-136 StGB Art. 137-172 StGB Art. 173-179 StGB Art. 180-186 StGB Art. 187-220 StGB Art. 221-239 StGB Art. 240-257 StGB Art. 258-302 StGB Art. 303-332 StGB SVG BetmG AuG UeStG Andere 2014 2015 BetmG AuG UeStG Andere 2016 Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben Vermögensdelikte Strafbare Handlungen gegen die Ehre sowie den Geheim- und Privatbereich Strafbare Handlungen gegen die Freiheit Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Familie Gemeingefährliche Verbrechen, Verbrechen gegen die öffentliche Gesundheit Urkundendelikte Öffentlicher Frieden, Völkermord, Landesverteidigung, öffentliche Gewalt Rechtspflege, Amts- und Berufspflicht, Bestechung Strassenverkehrsgesetz Betäubungsmittelgesetz Ausländerrecht Übertretungsstrafgesetz Personenbeförderungsgesetz, Sozialversicherung, Umwelt, etc. Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 16 Ausgewählte Delikte Jugendlicher Die Fallzahlen im Bereich der Gewaltdelikte von Jugendlichen sind üblicherweise stark schwankend. So lassen sich bei den Körperverletzungen, Tätlichkeiten und beim Angriff im Vergleich zum Vorjahr Zunahmen beobachten. Eine Abnahme ist allerdings beim Raufhandel zu verzeichnen. Interpretationen zu diesen Sachgebieten sind heikel und eher spekulativ. Weiterhin gilt es allerdings, die Entwicklung der Jugendgewalt im Auge zu behalten. Gewaltdelikte Jugendliche 2012 50 2013 2014 2015 2016 46 45 42 40 40 38 38 36 35 30 25 25 25 25 18 20 15 16 12 10 5 0 5 0 0 1 0 Tötung 1 0 Körperverletzung Tätlichkeit 5 8 6 3 0 Raufhandel 0 Angriff Zu den Gewaltdelikten im Jahre 2016 kann Folgendes festgehalten werden: ! ! ! Körperverletzung: Für den Anstieg von 12 auf 18 Fälle ist kein besonderer Anlass erkennbar; bei dieser niedrigen Fallzahl liegen diese Delikte im normalen Schwankungsbereich. Tätlichkeiten: Es konnte festgestellt werden, dass bei diversen Eltern „Nulltoleranz“ herrscht und diese bei tätlichen Auseinandersetzungen sofort Anzeige erstatten. Was früher mit einem Telefon oder mit schulisch-disziplinarischen Mitteln erledigt wurde, gelangt heute vermehrt (auch) zu der Polizei. Beispiel: Fall von 2 Schülern, welche in der Pause gemeinsam vor dem Anschlagbrett der Schule stehen und miteinander diskutieren. Daraus entsteht eine Meinungsverschiedenheit, welche mit einer Ohrfeige des einen Schülers gegen den anderen endet. Die Mutter erstattet Anzeige. Angriff: Der Anstieg von 0 auf 8 ist im Wesentlichen auf einen Vorfall zurückzuführen, bei dem 4 Jugendliche mit jungen Erwachsenen in eine „Rutzerei“ gerieten. Die jungen Erwachsenen erstatteten Anzeige gegen die 4 Jugendlichen. Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 17 Teil 3: Im Fokus Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 18 Fokus: Neue Abteilung für Wirtschaftsdelikte Die Abteilung für Wirtschaftsdelikte (Staatsanwaltschaft 5) ist seit dem 1. Juli 2016 operativ in Kriens tätig. Für die Abteilung arbeiten 9 Staatsanwälte, zwei Staatsanwaltschafts-Assistenten und drei Personen in der Administration. Die Staatsanwaltschaft 5 hatte seit Juli 2016 338 Fälle zu bearbeiten. Fallzahlen Staatsanwaltschaft 5 400 350 338 300 250 200 150 89 100 50 0 Eingang Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU Ausgang 19 Deliktkategorien der Staatsanwaltschaft 5 200 186 160 125 120 80 46 32 40 28 16 13 9 6 5 4 3 3 1 1 1 1 1 0 Bei den bearbeiteten Fällen handelt es sich primär um Betrugs- und Urkundendelikte. Insgesamt wurden im Jahr 2016 89 Verfahren (inkl. vereinigter Fälle) abgeschlossen. Verfahrenserledigungen im Jahr 2016 35 31 31 30 25 20 15 10 5 7 3 3 0 Anklage Strafbefehl Einstellung Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU Abtretung Diverse 20 Impressum Justiz- und Sicherheitsdepartement Oberstaatsanwaltschaft Zentralstrasse 28 6002 Luzern Telefon 041 228 58 42 www.staatsanwaltschaft.lu.ch Simon Kopp – Guido Emmenegger Jahresbericht 2016 - Oberstaatsanwaltschaft LU 21
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