Adolph Kolping – der Priester

Adolph Kolping – der Priester
- nicht nur in Kirche und Betkammern Es sollte ein langer und mühsamer Weg für Adolph Kolping werden, der ihn zu seiner Priesterweihe am 13. April 1845 in
der Minoritenkirche zu Köln führte. In seinem Elternhaus und in seiner Heimatgemeinde Kerpen katholisch sozialisiert,
bleibt ihm der Weg zu einer höheren Bildung versperrt. Die Familie kann das Schulgeld nicht aufbringen. Notgedrungen
beginnt er nach der Volksschule eine Lehre als Schuhmacher. „Ich entschloss mich also, wenn auch mit schwerem Herzen, das Schuhmacher-Handwerk zu erlernen“, schreibt er in seinem Lebenslauf. Mit wachsendem Widerwillen durchlebt
und durchleidet er sodann eine 10-jährige Lehr- und Gesellenzeit. Es drängt ihn schließlich, die Werkbank mit der Schulbank zu tauschen. Er will aus seinem Stand ausbrechen.
Das Leben „unter dieser Volkshefe“ wird für ihn mehr und mehr unerträglich. Gemeint ist das Erleben der „rohen Gemüter“ und der „geistigen Erbärmlichkeit“ seiner Mitgesellen. Gegen den Rat seines Heimatpfarrers „Schuster, bleib bei
deinem Leisten!“ besucht der fast 24-jährige Adolph Kolping ab Herbst 1837 das Marzellen-Gymnasium in Köln, um das
Abitur zu machen. In dieser Zeit reift seine Entscheidung, Priester zu werden. Es kommt zur Lösung von seiner Schul- und
Jugendfreundin Anna Statz, der Tochter seines Lehrers in Kerpen. Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, gibt er
Nachhilfeunterricht für andere Schüler. Physisch überanstrengt, kommt es im Frühjahr 1838 zu einem starken Blutsturz,
der ihn sehr schwächt. Im Frühjahr 1839 erkrankt Adolph Kolping an Blattern, die er sich durch die Pflege eines ihm von
früher befreundeten Schuhmachergesellen in Köln zuzog. Zeitlebens bleibt er im Gesicht von den Spuren der Pockenerkrankung gezeichnet.
Nach nur 3 ½ Jahren, die allerdings in verschiedener Hinsicht sehr reich waren an Problemen und Entbehrungen, macht
Adolph Kolping sein Abitur. Es folgen ab 1841 Studien in Bonn, München und Köln. Am 13. April 1845 empfängt Adolph
Kolping die Priesterweihe in der Minoritenkirche zu Köln. War schon der Weg bis zu seinem „Adsum“ sehr beschwerlich,
so sollte selbst die Weihehandlung für Adolph Kolping überschattet werden von der traurigen Nachricht, dass sein Vater
in der Nacht zuvor verstorben sei.
Priester zu werden, das war sein lang gehegter Wunsch gewesen. Unverkennbar hatte er nun auch einen sozialen Aufstieg geschafft. Doch sollte es an seiner ersten Stelle zu einer baldigen „Bekehrung“ kommen. Ab Ostern 1845 wirkt
Adolph Kolping als Kaplan und Religionslehrer in der Pfarrei St. Laurentius in Elberfeld im Tal der Wupper, einem industriellen Zentrum mit großen sozialen Problemen, vor allem für die Arbeiter und deren Familien. In einem Brief an seinen
ehemaligen Lehrer Ignaz Döllinger schreibt Adolph Kolping: „Die untere Schicht des Volkes ist schrecklich unwissend,
schrecklich verkommen, vernachlässigt an Leib und Seele, elend durch und durch...“
Adolph Kolping sieht sich, ob er will oder nicht, nun als Priester von Neuem mit jener Realität konfrontiert, der er mühsam entflohen war. Er erkennt, dass er fortan auf der Seite derer stehen muss, die zu den Fortschrittsverlierern der damaligen Zeit gehörten. Er verzichtet auf eine wissenschaftliche Karriere und fühlt sich als „Volksprofessor ganz in seinem
Elemente“. Neben seiner Tätigkeit als Kaplan und Religionslehrer widmet sich Adolph Kolping der pädagogischen und
sozialen Arbeit mit und an den jungen Handwerksgesellen. Das war ein ganz neuer Weg der Volksseelsorge. Nicht von
ungefähr engagiert sich Adolph Kolping seit 1847 als Präses in dem vom Hauptlehrer Johann Gregor Breuer gegründeten
Gesellenverein: eine Tätigkeit, für die er seine Freizeit zur Verfügung stellen muss, da sie nach Meinung seines Pfarrers
und seiner Mitbrüder nicht zu den offiziellen Aufgaben eines Kaplans gehört.
Der Priester Adolph Kolping sieht in der Arbeit als Präses im katholischen Gesellenverein seine Lebensaufgabe. Er will die
jungen Leute auf dem Weg zu einem „tüchtigen Christen“ begleiten und befähigen. Deshalb ist es auch sein Ziel, diesen
Verein in ganz Deutschland auszubreiten. Sein Verdienst wird es sein, dass aus einem lokalen Verein eine religiös-soziale
Bewegung von überregionaler und sogar internationaler Bedeutung wird. Von Köln aus, wohin er auf seine Initiative
versetzt wird, betreibt er systematisch den Auf- und Ausbau des katholischen Gesellenvereins. Gegen die These von Karl
Marx, dass Religion Opium des Volkes sei, realisiert Adolph Kolping in seiner praktischen Seelsorge die Option für die
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Armen, zu denen allemal die wandernden Handwerksgesellen gehörten. In seiner Einstellung zu dogmatischen Fragen
und zu Papst und Kirche definiert sich Adolph Kolping selbst als konservativ. In der konkreten pastoralen Arbeit aber
geht er ganz neue und ungewohnte Wege und hält nicht nur der Kirche seiner Zeit den Spiegel vor, wenn er sagt: „Man
hält meines Dafürhaltens in vielfacher Beziehung das kirchliche und bürgerliche Leben etwas zu sehr auseinander.“ Seine
Devise lautet: „Das Christentum ist nicht bloß für die Kirche und für die Betkammern, sondern für das ganze Leben.“
In Adolph Kolping steht uns ein „ungewöhnlicher“ Priester vor Augen: als Seelsorger und Sozialreformer, als Pädagoge
und Publizist; in allem als Mann der Kirche und als Diener der Menschen! So hat Adolph Kolping in seinem Leben das
eingelöst, was er durch seinen Primizspruch zum Ausdruck brachte: „Du folge mir nach!“ Worte Jesu, mit denen er Matthäus in seine Nachfolge rief (Mt 9, 9). Christusliebe und Menschenliebe zeichnen den Priester Adolph Kolping gleichermaßen aus.
Msgr. Alois Schröder, Europapräses
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