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H-Germanistik
CFP: Zehnte wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben
von Peter Hacks: Hacks und die Revolution (15.4.2017)
Discussion published by Jana Koenig on Thursday, March 2, 2017
„Der erste Schritt ist allemal ein Stolpern“
Hacks und Revolution
1955 siedelte Peter Hacks aus der Bundesrepublik in die DDR über. Er verteidigte diesen Staat auch
nach dessen Untergang 1989/90. Ein solch positiver Bezug auf sozialistische Staatlichkeit impliziert
auch einen positiven Bezug auf die Oktoberrevolution, deren 100. Jahrestag 2017 Anlass ist, sich
grundlegend mit den Fragen zu befassen, die Hacks‘ Revolutionsverständnis aufwirft.
Dabei stellt sich die Problemlage für die verschiedenen Werkphasen unterschiedlich dar. Bekannt ist
Hacks für sein Konzept einer postrevolutionären Dramaturgie, die für sein Schaffen zwischen Mitte
der 1960er und der 1970er Jahre prägend war. Grundlage dieser Ästhetik war die Annahme, von der
Basis eines gesicherten Sozialismus aus einen künstlerischen Vorgriff auf dessen Entwicklung
unternehmen zu können. Zu fragen wäre erstens, ob und inwieweit auch in den Werken dieser Phase
die Revolution als notwendige Voraussetzung des Folgenden gestaltet ist. Zweitens ist diese Zeit und
mehr noch die folgende durch eine Verteidigung des bestehenden Staates gekennzeichnet. Dies
führte auch zu einer Gegnerschaft gegen Autoren in der DDR, die – wie etwa Volker Braun – den
Sozialismus gerade durch ein revolutionäres Aufbrechen bestehender Strukturen befördern wollten.
Ebenso setzte sich Hacks mit westlichen Vorstellungen von Revolution auseinander, insbesondere
denen von 1968.
Erlaubt die Betrachtung dieser Werkphase eine grundlegende Rekonstruktion des historischen
Verhältnisses zwischen der Revolution als Aufbruch und einer aus linker Sicht zu bewahrenden
Staatlichkeit, so stellen sich die Fragen für die Zeit davor und danach anders. In der Phase nach
seinem Umzug in die DDR sah Hacks seine neue Heimat erst im Übergang zum Sozialismus. Diese
Umwälzung wollte er durch ein an Brecht orientiertes Theater befördern. In diesen Zusammenhang
gehören auch seine Bemühungen um ein didaktisches Theater, das mit kleinen, operativ einsetzbaren
Stücken den Übergang zu einer sozialistischen Gesellschaft befördern sollte.
Nach 1989 ging es dann aus Hacks‘ Sicht zum einen um eine Analyse des Umbruchs, den er als
Konterrevolution begriff, und damit um eine Analyse der innerhalb der sozialistischen Staaten
handelnden politischen Kräfte. Zum anderen wurde aktuell, wie eine Revolution des
wiederhergestellten Kapitalismus zu bewerkstelligen sei.
All diese Problemkreise hat Hacks nicht nur anhand der Entwicklung des Sozialismus thematisiert.
Vielmehr weitete er den Blick auf frühere Revolutionen aus, wobei insbesondere der Französischen
Revolution und ihrer Aufhebung durch Napoleon eine besondere Bedeutung zukommt. Dabei dient
Hacks die Darstellung der Vergangenheit bei aller Eigengesetzlichkeit der Parteinahme in
zeitgenössischen Konflikten. Auch diese historische Dimension, stets verbunden mit Hacks‘
Citation: Jana Koenig. CFP: Zehnte wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben von Peter Hacks: Hacks und die Revolution
(15.4.2017). H-Germanistik. 03-02-2017. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/169412/cfp-zehnte-wissenschaftlihe-tagung-zu-werk-und-leben-von-peter
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ästhetischen Maßgaben und damit mit dem Verhältnis von revolutionärem Chaos und staatlicher
Ordnung, soll durch die Tagung beleuchtet werden.
Neben übergreifenden Beiträgen zu den genannten Themen sind auch Vorschläge für Referate zu
einzelnen Werken willkommen. Dies schließt neben Theaterstücken und Dramen wie Hacks’
Beiträgen zum didaktischen Theater und den Stücken „Moritz Tassow“, „Barby“ oder
„Bojarenschlacht“ auch das essayistische Werk und Briefwechsel sowie Literatur für Kinder (z.B. „Die
Babyherrschaft“) ein. Mögliches Thema wäre auch Hacks als Romanfigur mit einer bestimmten
Haltung zu Staat und Revolution, so in Uwe Tellkamps „Der Turm“ und „Anne Willing“ von André
Müller sen.
Ziel der Tagung ist es, das von Hacks literarisch gestaltete Verhältnis von Staat und Revolution zu
rekonstruieren und damit ein nicht nur für das 20. Jahrhundert virulentes Problemfeld zu vermessen.
Die Veröffentlichung ausgewählter Vorträge ist im Hacks Jahrbuch 2018 geplant.
Vorschläge für einen Vortrag, versehen mit einem Abstract von zirka 250/300 Worten, erbitten wir
bis 15.4.2017 an:
[email protected]
oder schriftlich an:
Peter-Hacks-Gesellschaft e.V.
Jutta Becker
Markgrafenstr. 36
10117 Berlin
Die Referate der Tagung werden 2018 im Aurora Verlag veröffentlicht.
Citation: Jana Koenig. CFP: Zehnte wissenschaftliche Tagung zu Werk und Leben von Peter Hacks: Hacks und die Revolution
(15.4.2017). H-Germanistik. 03-02-2017. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/169412/cfp-zehnte-wissenschaftlihe-tagung-zu-werk-und-leben-von-peter
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