Büttenpredigt zum - St. Georg

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Büttenpredigt 2017 - Gegen falsche Sorgen
(8. Sonntag im Jahreskreis A; Mt 6, 24-34)
Liebe Schwestern und Brüder im Kirchenbauich grüß Euch mal wieder mit „Vreden Helau!“
1. Sorgen am Sonntag?
Ich kenne nicht Eure Stimmung, ob klagen oder loben,
weiß nicht ob die Mundwinkel eher unten oder oben.
Weiß nicht, ob Ihr sonntäglich die Seele könnt erheben,
oder ob sich dunkle Schatten drüber legen.
Ich weiß nur von der Chance am Herrentag,
weil der Sonntag die Sorgen durchbrechen vermag.
Den Sonntag feiere man als Christ,
weil so Hoffnung zu verspüren ist.
Und auch trotz vieler Beerdigungen in Vredener Landen,
wir feiern sonntags das Leben, den Christus ist erstanden.
Der heutige Sonntag liegt zudem mitten im Karneval,
da reime ich die Predigt zum 12. Mal.
Und es geht, wenn ich mir die Überschrift der Bibel borge –
laut Evangelium um die falsche und die rechte Sorge.
2. Sorgen und Fake-News
Sorgen kennen wir aktuell viele, gar nicht entzückt…
höre ich: „Pastor, die Welt ist doch verrückt!“
Kriege und Konflikte, Mord und Brand
sind schon seit Menschengedenken bekannt.
Die Flüchtlingskrise und Klimagefahren
begleiten uns schon seit mehreren Jahren.
Hasstiraden und Mobbing im Internet und anonym
kann man mit Sorge auch schon länger sehn.
Erschreckend neu war, als man mir erzählt,
was zum Unwort des letzten Jahres wurd gewählt:
„Fake-News“, falsche Nachrichten die Jury befand
ist das negativste Wort im deutschen Land.
Nicht nur als englisches Fremdwort, bitte sehr,
sondern auch, was es beschreibt, noch viel mehr:
Falsche Nachrichten werden erfunden und verbreitet
und dank Smart-Phones sofort um die Welt geleitet.
Das ist anders als Pippi Langstrumpf, die uns erzählt:
„Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt.“
Hier werden Gerüchte und Lügen erdacht
und damit Propaganda und Stimmung gemacht,
Anstand und Vernunft werden ausgesetzt,
und Menschengruppen aufeinander gehetzt.
Wahrheit und Wirklichkeit gelten nicht mehr viel,
was zählt ist nur dumpfes Bauchgrummeln und Gefühl.
Nichts gegen Emotionen und Fühlen bei Diskussionen,
doch es sollte sich immer die Suche nach den Fakten lohnen.
Sonst sind Gerüchte gar nicht mehr zu bändigen,
und man kann sich gemeinsam auch nicht mehr verständigen.
Sonst kann man gegen Fehler und Dummheit
gar nichts mehr impfen,
und kann nur noch auf die Lügenpresse schimpfen.
3. Fatale Faktenlage
Wie es geht im Leben, wenn die Sorge um die Fakten fehlt,
diese alltägliche Begebenheit aus Vreden erzählt.
Vor einiger Zeit auf dem Marktplatz, nachts ziemlich spät,
kroch ein Mann auf allen vieren, der Promillewert stark erhöht.
Er tastet mit Händen in der Nähe und der Ferne
den Boden ab im Lichtschein einer Laterne.
Kommt ein andrer Nachtschwärmer dazu, sieht’s und lacht,
und dann den Betrunkenen nach seiner Sucherei befragt.
„Ich habe meinen Schlüssel verlorn
auf dem Rückweg von ner Sause,
und wenn ich den nicht find, komm ich nicht rein zu Hause.“
„Das ist ein Problem“, meint der Zweite,
kratzt sich an den Ohren,
„hast du denn den Schlüssel hier bei der Laterne verloren?“
„Nö, schon viel früher“, erzählt der erste mit Lallen,
„der ist mir schon im Stadtpark aus der Tasche gefallen.“
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„Ja dann ist die Suche doch sinnlos, sie funktioniert hier nicht!“
„Ist mir egal, ich such hier, denn hier ist mehr Licht!“
Mit großer Sorge sei Euch hier illustriert und verkündet,
wie das Ignorieren von Fakten das Leben behindert.
4. Populismus pur
Mit Fake-News arbeitet auch, ich sag es hier,
in Washington seit Januar ein Trumpeltier.
Warn zur Vereidigung nicht genug Bewundrer gekommen,
erfindet man einfach hinzu zwei Millionen.
Und wenn für die Rede eine Skandalmeldung fehlt,
wird mal fix von einem Anschlag in Schweden erzählt.
Als alternative Fakten spricht’s Trumps Sprecherin aus,
für mich sieht das nach weißem Irrenhaus aus.
Wär’s ein Clown mit ner schrägen Perücken-Frisur,
dann könnt man ihn nehmen als Witzfigur.
Doch Einreiseverbote, Abschottung, auf der Grenze ne Wand,
demnächst wird in New York
noch die Freiheitsstatue umbenannt.
Realität ist nicht wichtig, Fakten mag er nicht anschaun,
lieber spontan auf Twitter seine Emotionen raushaun.
Und mit Sorge mich die Frage quält:
„Wer, verdammt nochmal, hat den Mann gewählt?“
Populismus pur, Abschotten, es zählt nur die Nation,
das bringt so Egomanen an die Macht und auf den Thron.
Putin in Russland gebärdet sich wie früher der Zar,
Erdogan möchte wieder Sultan sein, auch das ist klar.
Und hier in Deutschland man scheinbar eine Alternative find’t,
durch die das Wort „Petry-Heil“ ganz rechtsextrem klingt.
Bei all den Sorgen und Wirren nicht nur der Katholik feststellt,
Papst Franziskus ist fast die einzge Moral-Autorität der Welt.
Was passieren könnte, wenn die gemeinsam agieren,
möchte folgender Witz illustrieren.
5. Wer „first“?
In einem Flugzeug saß Papst Franziskus und – ungelogen-
mit ihm warn Trump, Putin und Erdogan geflogen.
Sie saßen in Flugsesseln, ganz bequemeund suchten Lösungen für der Welt Probleme.
Da stürmt schreiend aus dem Cockpit der Pilot:
„Wir ham nen Motorschaden, der Absturz droht!
Rette sich wer kann, wir müssen fort.
Doch wir haben nur vier Fallschirme an Bord.“
Trump greift sich ein Bündel, mit Pathos nicht zu knapp,
spricht „America first“, und springt danach ab.
Putin greift einen Fallschirm, dass er sich retten kann:
„Russland wartet auf mich als starken Mann“.
Als dritter springt aus dem Flugzeug dann Erdogan,
weil, wie er meint, die Türkei nicht ohne ihn kann.
Darauf dann Papst Franziskus zum Piloten spricht:
„Ich glaube an Jesus, und hänge an diesem Leben nicht.
Nimm du den letzten Fallschirm, ich trete zurück.
Rette du so dein Leben. Ich wünsche dir Glück.“
„O Heiligkeit“, antwortet der, „wir brauchen nicht beten.
Wir kommen bequem auch zu zweit aus den Nöten.
Es sind noch zwei Fallschirme für uns beide an Bord,
Trump war zu eilig, sprang mit meinem Rucksack fort.“
6. Die Botschaft des Evangeliums
So kann’s gehen, will man immer „first“ sein- punktum,
das war sicher ein falsches Sorgen laut Evangelium.
Darin hören wir heut am sonntäglichen Karnevalsmorgen,
wie Jesus auch uns warnt vor unnötigem Sorgen.
Was er damals sprach, den See Genezareth im Nacken,
hilft auch heute noch gegen Sorge und Panikattacken.
Zu Angeberei und Abgrenzung gegen andere er predigt:
„Vertraut eurem Vater im Himmel,
und die Angst hat sich erledigt.“
Die Lilien im Feld präsentieren sich nicht bei Heidi Klum
als Germanys Top-Modell, doch Gott kümmert sich drum.
Die Blumen brauchen nicht Modewahn oder Haute Couture,
die sind von Natur aus schön, Gott sorgt schon dafür.
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Und auch die Vögel des Himmels Jesus als Beispiel hinstellt,
was mir als Wachtel natürlich besonders gefällt.
„Seht auf die Vögel“, sagt er, „und euer Glauben erstarkt.
Die horten keine Vorräte und kaufen nichts im Supermarkt.
Gott ernährt sie, der himmlische Vater hoch droben,
dafür dann die Vögel mit ihrem Gesang ihn loben.
Gott hat auch euch Menschen im Blick,
und was ihr braucht zum Leben.
Gott sorgt, drum sorgt nicht unnötig ihr euch – eben!“
Sorgen machen Falten und krank in manchem Fall,
drum seid besser fröhlich – nicht nur zu Karneval.
7. Sorge um die Einheit der Kirche
Als Lebensfundament das Vertrauen auf den Vater im Himmel,
und Widerstand gegen Populismus und Fake-News-Gewimmel,
was wäre das für ein toller Dienst für jeden Christ,
schade deshalb, dass die Christenheit gespalten ist.
Den letzten Themenbereich dieser Predigt ahnt ihr schon,
ich blicke noch auf 500 Jahre Reformation.
Luther hatte damals 95 Thesen an die Kirchentür genagelt,
und damit dem Ablassprediger das Geschäft verhagelt.
Statt Reformen folgten Misstrauen, Spaltung und Streit,
und zu 30 Jahren Krieg war‘s dann auch nicht mehr weit.
Den Katholen wurde in Holland die Messen verwehrt,
das hat uns die Kirchen in Oldenkott und Zwillbrock beschert.
Den Kopf muss man schütteln über Krieg in Jesu Namen,
umso schöner: Dies Jahr feiern wir zusammen!
8. Himmlisch-ökumenischer Briefkontakt
Und Gottes Gnade ist nicht spurlos geblieben,
denkt Euch: Luther hat jüngst dem Papst geschrieben:
„Herr Papst, verehrte Geistlichkeit,
es tut mir noch bis heute leid,
dass meine Haltung, mein Protest,
mein Wittenberger Manifest
uns allen so viel Kummer brachte
und zu getrennten Brüdern machte.
Obwohl als Ketzer lang verschrien,
hat mir der liebe Gott verziehen.
Bin angesehn und hoch geachtet.
Nun bitte ich euch alle: Trachtet,
die Einheit wiederherzustellen,
Euch nicht wie Hunde anzubellen,
die gleich, nachdem sie sich berochen,
sich zanken um den großen Knochen.
Der liebe Gott, der Menschen Vater,
holt mich jetzt öfter als Berater,
weil er, wie mir sein Sohn beeidet,
auch unter dieser Trennung leidet.
Fangt doch mit gutem Beispiel an,
Ihr alle, Kind und Frau und Mann,
ökumenisch am Werk der Einheit bauen,
gemeinsam Gottes Vorsehung vertrauen.
Ich bin sogar, könnt ihr mir glauben,
mög‘s Euch wohl auch den Nachtschlaf rauben,
ein Duzfreund Eurer Gottesmutter.
Mit lieben Grüßen, Martin Luther!“
Solch Brief wurde Papst Franziskus zugetragen,
da tat er diese Antwort wagen:
„Mein lieber Doktor Martin Luther
es scheint mir längst noch nicht in Butter,
was seinerzeit du mit dem Thesenanschlag und ohne Federlesen
an Spaltung angerichtet hast.
Wir tragen heut‘ noch an der Last.
Doch andrerseits hinwiederum
lief‘s damals mit der Kirche krumm;
so konnt‘ es auch nicht weitergehen,
was heute Päpste selbst einsehen.
Die Bibel hast du damals schon
uns herzlich nahgebracht, mein Sohn.
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Dass Du im Himmel gern gesehen,
das kann ich mehr als gut verstehen:
Selbst unser Gotteslob berichtet,
wie fromme Lieder du gedichtet.
Trotz Traditionalistengeifer
les‘ ich darin mit großem Eifer.
Die Frage stell ich nicht nur symbolisch:
Martinus, bist Du heimlich doch katholisch?!
Sorg bei dem Gedenktag der Reformation,
2017 für einen versöhnlichen Ton.
Dann können alle Christen feiern gemeinsam,
Katholiken, Protestanten dann nicht mehr einsam.
Das ist mein Wunsch voll Optimismus:
Alles Gute, Dein Papst Franziskus.“
9. Ökumene im Münsterland - heute und damals
Vor 500 Jahren spalteten sich die Christen auf,
jetzt 2017 nimmt gemeinsames Gedenken seinen Lauf.
Mit der evangelischen Gemeinde in Vreden zusammen
blicken auch wir auf unser Christsein, in Jesu Namen.
Neben ökumenischen Exerzitien in der Fastenzeit
stehen auch wieder einige Fastenprediger bereit.
Deren persönliche Gedanken werden sich lohnen,
wenn die sonntags sprechen über die beiden Konfessionen.
Und den Reformationstag tragt Euch in den Kalender ein,
auch dessen Feier wird in Vreden ökumenisch sein!
Da hat es in den letzten Jahrzehnten
eine Riesenentwicklung gegeben,
wenn Evangelen und Katholen jetzt
so alltäglich zusammen leben.
Das zeigt auch folgende überlieferte Szene
aus der frühen Anfangszeit der Ökumene.
Ein katholischer Pfarrer aus Münsterlands Westen
wollte die Mode des Saunagangs testen.
Es hatte eine neu eröffnet in seiner Stadt,
er wollte probieren, was es damit auf sich hat.
So schlägt er in seinem Kalender nach,
„am Montag ist mein freier Tag,
wo ich zur Probe mal saunieren kann“,
und per Telefon meldet er sich an.
„Hochwürden“, ihm der Mitarbeiter bescheidet,
„gerne könne sie saunieren – unbekleidet.
Nur einen Hinweis, dass es sie nicht entsetzt,
am Montag ist gemischtes Saunieren angesetzt.“
„Das soll mich nicht stören oder frommen,
es dürfen gerne auch die Evangelischen kommen!“
10. Abschluss
Das waren meine Gedanken für so manchen Fall
in unserer Gemeinde jetzt zu Karneval.
Ob die euch ärgern oder ob ihr sie lobt im Chor,
in jedem Falle nehmt sie doch mit Humor!
Und beten wir mit dem Blick auf Jesus Christ
und was ihm in der Bergpredigt so wichtig ist:
„Lieber Gott, kommt ein Schicksalsschlag, ein harter,
hilf uns zu glauben an dich als himmlischen Vater.
Und hilf uns gegen falsche Sorgen, das wäre der Clou.
Wir wollen uns ja bemühen. Doch helfen musst auch du!“
So ein Stoßgebet kann helfen, nicht die Sorgenmasche.
Bemühen wir uns drum,
besonders nach dem Mittwoch mit Asche:
Nicht unnötig sorgen, die Herzen zu Gott empor schwingen,
gegen Fake-News und Sorgen das Loblied ihm singen.
Tun wir’s wie die Vögel des Himmels allein und im Chor,
das wünsch ich mir zu Karneval als Wachtel und euer Pastor.
Pfr. G. Wachtel