Statement Missbrauch

Erklärung
Ohne Wissen von Bischof Vitus Huonder, aus persönlichen Gründen, habe ich letzte Woche
zwei Medienschaffende unter Verweis auf Quellenschutz auf mögliche höhere Verantwortliche
im Vertuschungsskandal um Pater Joel aufmerksam gemacht:
http://www.blick.ch/storytelling/2017/pater-joel/
Mein Eindruck war, dass man bisher ein Bauernopfer dargebracht hat, um andere zu schützen:
http://www.blick.ch/news/ephrem-bucher-hat-als-frueherer-kapuziner-chef-das-treibenseines-paedophilen-ordensbruders-jahrelang-gedeckt-ich-haette-pater-joel-anzeigenmuessen-id6223468.html
Ich empfand es als meine Pflicht, darauf aufmerksam zu machen, dass nicht allein P. Ephrem
Bucher, sondern der heute oberste Kapuziner in Rom, P. Mauro Jöhri, während mehrerer Jahre
des Wirkens von Pater Joel für die Aufsicht verantwortlich war (vgl. S. 2). Bis heute ist P.
Mauro Jöhri öffentlich nicht auf den Fall eingegangen. Ich weiss nicht, was oder ab wann er
alles gewusst hat und ob er aktiv an der Vertuschung beteiligt war. Ich weiss nur, dass er als
Provinzial (1995-2001 und 2005-2006) für P. Joel verantwortlich war und dass er sich bisher
nicht dazu äussern musste. Er hat bisher auch nicht von sich aus Stellung genommen, obwohl
selbst der Papst das Aufklärungsbuch von Daniel Pittet mit einem persönlichem Vorwort
unterstützt hat.
Das hat mich empört, daher mein vertraulicher Kontakt mit zwei Medienschaffenden. Eine
dieser Personen hat den Quellenschutz missachtet und meinen Namen preisgegeben. In der
Folge wurde ich von einem Schweizer Kapuziner, der seinen Vorgesetzten in Rom deckt, auf
dem Portal „kath.ch“ angegriffen. Man behauptet jetzt, ich wolle P. Jöhri anschwärzen, weil er
als Administrator für das Bistum Chur gehandelt werde. Das ist ein Ablenkungsmanöver. Damit
versucht man P. Jöhri als Vertreter der obersten Hierarchie zu schützen und den eigentlichen
Skandal vergessen zu machen. Man gibt sogar öffentlich zu, dass P. Jöhri auf keine kritischen
Medienfragen betreffend seiner damaligen Verantwortung eingeht, um den Ruf des Ordens zu
schützen bzw. weil man sich „bei den Kapuzinern um das Image des Ordens“ sorgt:
https://www.kath.ch/newsd/kapuziner-vermuten-kirchenpolitische-instrumentalisierung-desfalls-pittet/
Für mich ist es der Beweis, dass kath.ch nicht an echter Aufklärung gelegen ist, sondern dass
auch dieses angeblich progressive Portal die Vertuschung unterstützt, indem es solchen
Ablenkungsmanövern eine Plattform bietet. Nach alter Manier versucht man jene, die
Missstände aufdecken, öffentlich zu desavouieren. Mir tut es leid wegen Bischof Huonder, der
nicht für mein Handeln verantwortlich ist und nichts gewusst hat. Dennoch stehe ich zu
meinem Handeln, denn es geht um jahrzehntelangen Missbrauch an Kindern. Ich hoffe, dass
die ganze Wahrheit über die Verantwortlichen ans Licht kommt.
Giuseppe Gracia, 23. Februar 2017
Informationen zu P. Jöhri
P. Mauro Jöhris Wikipedia Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Mauro_J%C3%B6hri
Liest man diese Biographie, muss man sich die Frage stellen, was P. Jöhri alles gewusst
hat: https://wanted-pedo.com/bis/suisse-victime-de-200-viols-dun-pretre-pedophile-unsuisse-temoigne/
P. Joel, der zur Zeit Schlagzeilen macht, wurde 1989 wegversetzt aus der Schweiz in eine
Pfarrei in Frankreich. P. Jöhri war Provinzial von 1995-2001 und wieder ab 2005-2006.
Bereits 2003, 2 Jahre vor der Rückkehr in die Schweiz, wurde P. Joel in Frankreich wegen
neuer Beschuldigungen von einer Pfarrei in ein Kloster versetzt.
2005 war Jöhri wieder Provinzial in der Schweiz. Ein wichtiger Zeitpunkt, denn aus diesem
Beitrag geht hervor, dass P.Joel ebenfalls 2005 in die Schweiz zurückgeholt wurde:
http://fredob.blog.tdg.ch/tag/p%C3%A9dophilie
Auch dieses Interview mit den Kapuzinern bestätigt P. Joels Rückkehr 2005:
https://www.kath.ch/newsd/kapuziner-wir-muessen-zu-unseren-fehlern-stehen/
P. Jöhri war dann ab 2006 Generalminister in Rom. Er hätte wohl Möglichkeiten gehabt, etwas
zu unternehmen, gerade wenn man daran denkt, wie wichtig das Thema Missbrauch und
Vertuschung weltkirchlich seit Jahren sind.
P. Joel wurde in Frankreich 2011 zivilrechtlich verurteilt. Offenbar wurde seitens des Ordens,
dem P. Jöhri nun gesamthaft vorstand, weder in der Schweiz ein staatliches noch ein
kirchliches Verfahren eröffnet, bis zum heutigen Tag
Interessant ist zudem ein Brief von 2016 von P. Jöhri (auf Deutsche Flagge klicken):
https://static2.ofmcap.org/de/documenti-ofmcap/lettere-del-ministro-generale/item/807motu-proprio-wie-eine-liebende-mutter
Darin fordert er Aufklärung von Fällen von Missbrauch.