«80 Prozent der Bevölkerung wollen, dass weniger Lastwagen als heute durch die Alpen fahren» Jon Pult, Präsident Alpen-Initiative Lassen Sie mich mit ein paar Fakten beginnen. Es sind Fakten, nicht alternative Fakten: In der Verfassung steht, dass der Transitgüterverkehr von Grenze zu Grenze auf der Schiene zu erfolgen hat. Das müsste der Politik genug Verpflichtung sein, ihren Auftrag zu erfüllen und für die Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene zu sorgen. Im Gesetz steht, dass 2018 nur noch maximal 650'000 Lastwagen pro Jahr die Alpen durchqueren, respektive die Alpenübergänge Gotthard, San Bernardino, Simplon und Grosser Sankt Bernhard befahren dürfen. Auch das ist ein klar genug formulierter Auftrag an die Politik. Und jetzt zeigt eine repräsentative gesamtschweizerische Umfrage, dass 80 Prozent der Bevölkerung wollen, dass weniger Lastwagen als heute durch die Alpen fahren. Viel deutlicher kann nicht mehr signalisiert werden, dass die zuständigen Behörden nach Jahren des Schönredens und Ausweichens endlich tätig werden sollen. Wir haben diese Umfrage in Auftrag gegeben. Wir sind selber etwas überrascht, wie deutlich sie ausgefallen ist. Erstaunlich ist auch, dass die Schweizerinnen und Schweizer so deutlich neue Massnahmen zur Verminderung des Lastwagenverkehrs durch die Alpen begrüssen. 70 Prozent der über 1000 Befragten wollen am sogenannten Verlagerungsziel von maximal 650‘000 alpenquerenden Lastwagen pro Jahr festhalten. 10 Prozent möchten sogar noch weiter gehen und weniger als 650‘000 erlauben. In den vom Transitverkehr am stärksten betroffenen Kantonen Uri und Tessin sind es sogar rund 90 Prozent, die das Ziel erreichen oder noch verschärfen wollen. Deutlichere Mehrheiten kommen in einer Demokratie selten zustande. Schauen wir es von der anderen Seite an: Gemäss der Umfrage wollen nur 13 Prozent der Bevölkerung das Verlagerungsziel abschwächen oder ganz aufheben. In Uri und im Tessin sind es sogar nur 8, respektive 4 Prozent. Sie sehen: Der Alpenschutz ist in der Bevölkerung breit verankert. Alpenschutz ist keine Forderung von radikalen Alpenspinnern. Er entspricht dem Wunsch der Bevölkerung in allen Landesteilen. Es ist eine krasse Missachtung dieser Anliegen, wenn die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in Bern nicht engagiert vorwärts machen mit der Verlagerung der Transitgüter von der Strasse auf die Schiene. Und es ist eine krasse Missachtung haushälterischen Denkens, wenn die Politik jetzt, wo der Gotthard-Basistunnel in Betrieb ist, nicht alles daran setzt, die Güter auf die Bahn zu bringen. Wir haben im Dezember 2016 den Basistunnel am Gotthard mit einem Ballonherz begrüsst und 10 Massnahmen zur Erreichung des Verlagerungsziels vorgestellt – Mathias Reynard wird später dazu mehr sagen. Zur Aktion mit dem Ballonherz haben uns Leute aus der ganzen Schweiz ihre «Liebeserklärungen an die Alpen» zugeschickt. Ja, die Alpen werden geliebt, sie sind die Existenzgrundlage für Tausende von Menschen, sie sind Teil unserer Identität. 80 Prozent der Bevölkerung wollen die Alpen vor dem Transitverkehr schützen. Liebe Damen und Herren Bundesräte, worauf warten Sie noch? Insbesondere Verkehrsministerin Doris Leuthard muss das Anliegen der Bevölkerung jetzt zu ihrem Thema machen. Auch daran wird das Vermächtnis ihrer Bundesratszeit gemessen werden. Bern/Chur, 23. Februar 2017
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