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Wirtschaftsausblick Winter 2016/17 - Guinea
21.02.2017
Inhalt
 Wirtschaftsentwicklung: Bauxitbergbau sorgt für zufriedenstellendes Wachstum
 Investitionen: Bergbau und Hochbau in Conakry sorgen für Dynamik
 Konsum: Erstes Einkaufszentrum hat 2016 eröffnet
 Außenhandel: Starke Zunahme deutscher Lieferungen 2015
Erholung nach der Ebola-Krise / Von Carsten Ehlers
Accra (GTAI) - Nachdem der Staatsstreich 2008 und die Ebola-Krise 2014/15 Guinea wirtschaftlich arg zugesetzt
haben, scheint sich die Lage nun zu bessern. Die Prognosen für das BIP-Wachstum sehen mit etwa 5% auch im
afrikanischen Vergleich gut aus. Motor der Wirtschaft ist derzeit der boomende Bauxitbergbau mit mehreren
Großprojekten. Auch die private Bautätigkeit im Großraum Conakry ist hoch. Deutsche Unternehmen verfügen
über zahlreiche Zulieferchancen, sind aber kaum präsent in dem frankophonen Land.
Wirtschaftsentwicklung: Bauxitbergbau sorgt für zufriedenstellendes Wachstum
Nachdem Guineas Wirtschaft in der Periode der Ebola-Epidemie 2014 und 2015 heftige Einbußen verzeichnete,
erholt sie sich nun sichtbar. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dürfte nach Schätzungen von Eco­
nomist Intelligence Unit (EIU) 2016 bei etwa 4,8% gelegen haben. In den Jahren 2017 und 2018 schätzt EIU die
wirtschaftliche Lage ähnlich positiv ein. Guinea war neben Liberia und Sierra Leone das von der Ebola-Krise am
meisten betroffene Land. Wirtschaftsmotor ist nach wie vor der Bauxitbergbau, der von einer hohen Nachfrage
aus der VR China profitiert. Derzeit investieren mehrere internationale Akteure in Bauxitminen, sodass der Ab­
bau in den kommenden Jahren von derzeit etwa 26 Mio. auf jährlich über 40 Mio. t steigen soll.
Der Ausbau der Infrastruktur insbesondere in den Bereichen Energie und Transport soll dem Land weitere wirt­
schaftliche Vorteile bringen. Vor allem der chinesische Staat investiert in Wasserkraftwerke. Im Jahr 2015 wurde
der Kaléta-Staudamm eingeweiht, derzeit wird an dem noch größeren Souapiti-Staudamm mit einer Kapazität
von 500 MW gebaut. Für den Ausbau des Hafens von Conakry ist ebenfalls die VR China als Investor im Ge­
spräch.
Ein Traum der Regierung ist nach wie vor der Bau einer 800 km langen transguineischen Bahntrasse von Siman­
dou nach Conakry. Diese wurde im Zuge der Diskussionen über den Abbau von Eisenerz in Simandou immer
wieder ins Gespräch gebracht. Das auf 10 Mrd. US-$geschätzte Projekt soll auch helfen, weite Landesteile für
die Landwirtschaft zu erschließen. Eine Realisierung ist angesichts des niedrigen Eisenerzpreises derzeit aber
mehr als unwahrscheinlich.
Im Großraum Conakry wird viel gebaut. Hierzu zählen private Bauten, wie Hotels, Büros, Einkaufszentren und
größere Wohncompounds. Auch der Staat investiert in Kooperation mit zum Teil ausländischen Partnern in Sozi­
alwohnungen. Die Geber, insbesondere die sehr aktiven Chinesen, spielen eine wichtige Rolle in Guineas Wirt­
schaft. Präsident Alpha Condé, der die Präsidentschaftswahlen im Oktober 2015 gewonnen hat und bis 2020
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amtieren wird, regiert mit harter Hand, hat aber für Stabilität gesorgt. Viele Beobachter aus der Wirtschaft se­
hen ihn positiv, da zumindest vorübergehend Planungssicherheit besteht.
MKT201702208010.14
1) Waren und Dienstleistungen
*Schätzungen bzw. Prognosen
Quelle: Economist Intelligence Unit ; © 2017 Germany Trade & Invest
Wirtschaftliche Eckdaten
Indikator
2015
2016
Vergleichsdaten Deutschland 2015
BIP (nominal, Mrd. US$)
6,7
6,5
3.357,6
BIP pro Kopf (US$)
555,1
533,7
41.147
Bevölkerung (Mio.)
12,6
12,9
81,6
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = x Guineen Franc
7.485,5
8.955,0
-
Quellen: Economist Intelligence Unit, Statistisches Bundesamt, Internationaler Währungsfonds (IWF)
Investitionen: Bergbau und Hochbau in Conakry sorgen für Dynamik
Die große Anzahl an Investitionsprojekten überrascht, da Guinea selten genannt wird, wenn es um attraktive In­
vestitionsstandorte in Afrika geht. Überregionale Erwähnung findet fast ausschließlich der seit Jahren geplante
Abbau der Simandou-Eisenerzvorkommen. Zuletzt zog sich Ende 2016 die anglo-australische Rio Tinto aus dem
Projekt zurück. Hingegen kann man im Bauxitbergbau von einem Boom sprechen. Dort sind Gesellschaften bei­
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spielsweise aus Russland, China, Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten dabei, massive Produkti­
onskapazitäten aufzubauen. Guinea baut damit seine Position als einer der größten weltweiten Bauxitlieferan­
ten aus.
In Conakry werden etliche größere Hochbauprojekte durchgeführt. Nach vielen Jahren des Stillstandes wurden
oder werden mehrere große Hotels wie Noom, Sheraton, Niger, Kaloum und Radisson Blu gebaut. Im Rahmen
der guineisch-chinesischen Kooperation bauen die Chinesen mit der "Cité Internationale de Conakry" zudem ei­
ne neue Wohnstadt vor den Toren Conakrys. Weitere Geber engagieren sich in den nicht so profitablen Zweigen
wie Wasserversorgung oder Landwirtschaft. Mit dem im Bau befindlichen 4.000 km langen Fiberoptikkabel er­
hält Guinea zudem ein Backbone, welches den Internetzugang deutlich verbessern wird.
Ausgewählte Großprojekte in Guinea
Projektbezeichnung
Investitionss­
Projektstand
Anmerkung
Im Bau
Gebaut von China International Water and Electric
umme (in US
$)
Wasserkraftwerk Soua­
1,5 Mrd. US$
piti (500 MW)
Corporation (CWE), Tochtergesellschaft von China
Three Gorges Corporation (CTG).
Bauxitmine von Rusal in
220 Mio. US$
Dian-Dian
in 1.Phase
Bauxitmine von Alliance
200 Mio. US$
Geplant
Bau einer Bauxitmine mit einer Abbaukapazität von
3 Mio. jato, später 6 Mio. jato.
Geplant; ange­
ARM will eine Abbaukapazität von 5 Mio. jato errei­
Minière Responsable
strebter Produk­
chen.
(AMR)in Boké
tionsbeginn 2019.
Bauxitmine von Emira­
Im Bau; erwarte­
Bau durch die Guinea Alumina Corporation (GAC),
tes Global Aluminium
ter Produktions­
eine Tochter von EGA. Produktionskapazität soll bei
(EGA)in Boké
beginn 2018.
12 Mio. jato liegen.
Instandsetzung des Fri­
1 Mrd. US$
Geplant; ange­
Die Fabrik steht seit 2012 still, und soll von Rusal in­
guia Aluminiumkomplex
strebter Baube­
standgesetzt und später auf eine Kapazität von
von Rusal
ginn ist 2017.
1,05 Mio. jato ausgebaut werden.
Im Bau seit 2015
Wohnungskomplex auf 24 ha Land in Conakry-Kipé,
Cité Internationale de
k.A.
100 Mio. US$
Conakry
Hotel Niger
finanziert und durchgeführt von China.
21,3
Im Bau
194 Zimmer, 4 Sterne, marokkanische Investoren,
französische Baufirma, Standort: Conakry-Zentrum.
Hotel Kaloum
28,7
Im Bau
5 Sterne, 290 Zimmer, gebaut von Shanghai Con­
struction Group
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter http://www.gtai.de/guinea,  "Ausschreibungen"
und "Entwicklungsprojekte".
Konsum: Erstes Einkaufszentrum hat 2016 eröffnet
Nach der Wirtschaftskrise 2014 und 2015 nimmt die Zuversicht bei den Verbrauchern wieder spürbar zu. Das
stabile Wirtschaftswachstum dürfte auch in den kommenden Jahren für steigenden Konsum sorgen. Für deut­
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sche Lieferanten von Konsumgütern ergeben sich daraus diverse Geschäftsmöglichkeiten. Der Großteil der Be­
völkerung kauft auf informellen Märkten ein. Verschiedene Produkte, zum Beispiel Fleisch oder industriell ge­
fertigte Ware, wie Bouillonwürfel, Tomatenmark oder Körperpflegemittel, werden dort verkauft. Was zählt, ist
dort vor allem der Preis. Mitunter erstehen Großhändler Restposten von europäischen Ketten, vor allem aus
Frankreich.
In Conakry wird darüber hinaus in den Ausbau des formellen Einzelhandels investiert, um die wachsende Mittel­
klasse sowie die Expats zu bedienen. Erst 2016 eröffnete mit dem Prima Center das erste Einkaufszentrum Gui­
neas. Die spanische Supermarktkette Dia hat bereits einen kleineren Supermarkt in Conakry eröffnet und plant
weitere Gründungen. Damit erhöhen sich die Einzelhandelsflächen deutlich und somit auch die Verkaufsflächen
für ausländische Produkte. Auch bieten die neuen Ketten für Lebensmittellieferanten einen alternativen Markt­
zugang zu den bislang dominierenden libanesischen Geschäften.
Außenhandel: Starke Zunahme deutscher Lieferungen 2015
Nachdem im "Ebola-Jahr" 2014 die deutschen Lieferungen nach Guinea drastisch auf gerade einmal 27,5 Mio. Eu­
ro gesunken waren, konnten die Ausfuhren bereits 2015 mit Wert von 87,1 Mio. Euro mehr als verdreifacht wer­
den. Für 2016 darf bei Betrachtung der Zahlen des Statistischen Bundesamtes von Januar bis November ein
ähnliches Ergebnis erwartet werden. In diesem Zeitraum lag der Lieferwert bei 80,4 Mio. Euro.
Auch vor der Ebola-Krise hatten sich die deutschen Lieferungen in dieser Größenordnung befunden. Damit ist
Guinea innerhalb Subsahara-Afrikas einer der kleineren Absatzmärkte für deutsche Unternehmen. Allerdings
liegt das Potenzial dort deutlich höher. Durch die konsequente Abwesenheit der deutschen Wirtschaft in dem
frankophonen Land geht viel an Geschäft verloren.
Importiert wurden vor allem Nahrungsmittel, Maschinen, Kunststoffe, Gebrauchtwagen sowie pharmazeutische
Produkte. Hauptlieferanten sind die VR China und Frankreich. Guinea exportiert ausschließlich Rohstoffe, vor al­
lem Bauxit, Gold und Diamanten. Deutschland bezieht aus Guinea vor allem das für die Aluminiumherstellung
wichtige Bauxit. Die Handelsbilanz mit Guinea ist aus deutscher Sicht seit Jahren stark negativ.
Außenhandel Guineas (in Mio. US$; Veränderung in %)
2015
2016
Veränderung 2016/2015
Importe
2.189,0
2.141,3
-2,2
Exporte
1.618,0
1.855,2
14,7
Handelsbilanzsaldo
-571,0
-286,1
Quelle: EIU
Eine Analyse der Chancen und Risiken, die das Land aufweist, bieten wir Ihnen unter: http://www.gtai.de/GTAI/
Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=swotanalyse--guinea,did=1649738.html 
Eine Prognose der Entwicklung interessanter Märkte finden Sie unter: http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/
Trade/Maerkte/suche,t=produktmaerkte-in-guinea-2017,did=1648846.html 
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Samira Akrach
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