Die Sache mit der Korruption in Afrika

Die Sache mit der Korruption in Afrika
Keyfacts über Korruption in Afrika
- Die Länder mit der weltweit höchsten wahrgenommenen Korruption sind überwiegend in
Afrika
- Deutsche Unternehmer scheuen vor Investitionen zurück
- Korruptionsbekämpfung beginnt in der eigenen Organisation
21. Februar 2017
Ein „Marshall-Plan mit Afrika“, Bekämpfung von Fluchtursachen und Themenschwerpunkt der
deutschen G20-Präsidentschaft: Afrika ist in den Fokus der deutschen Regierung gerückt. Doch
nicht in den der deutschen Wirtschaft. Nur zehn Prozent der großen international tätigen
deutschen Unternehmen planen in den nächsten fünf Jahren in Afrika zu investieren, wie der
KPMG Investment Report feststellt.
Im Gespräch mit grundsätzlich interessierten Investoren wird regelmäßig „das
Korruptionsproblem“ als wesentlicher Grund für die Scheu vor dem sogenannten
Chancenkontinent genannt. Denn es ist das ewig betrübliche Bild: Auch in diesem Jahr
erscheint Afrika auf der Karte von Transparency International tiefrot. Dabei gilt, je dunkler das
Rot auf der Weltkarte, desto höher die empfundene Korruption (CPI). Auf einer Skala von 0
(hohes Maß an wahrgenommener Korruption) bis 100 (keine wahrgenommene Korruption)
1/5
erreichen elf afrikanische Länder nur 20 Punkte oder noch weniger. Damit gehören sie weltweit
zur Schlussgruppe. Doch es lohnt ein genauerer Blick auf Korruption.
Korruption verstehen
Zwar vermittelt der CPI, dass das Korruptionsproblem in den Staaten Subsahara-Afrikas
vergleichsweise hoch ist. Welche Faktoren aber im Einzelnen zu dieser Einschätzung geführt
haben, ist nicht ersichtlich. Die Palette möglicher Gründe ist lang und reicht von
korruptionsanfälligen Strukturen im staatlichen Verwaltungsapparat über Vetternwirtschaft bei
der Besetzung politischer Positionen bis hin zur mangelnden Verfolgung wirtschaftskrimineller
Handlungen.
Zu berücksichtigen ist auch, dass Korruption nicht im luftleeren Raum, sondern regelmäßig
zwischen Akteuren stattfindet, die Teil einer privaten oder öffentlichen Organisation sind. Macht
kann eben nur zum eigenen Vorteil missbrauchen – wie Transparency International Korruption
definiert – wer durch die Einbettung in eine entsprechende Organisationsstruktur mit Macht
ausgestattet ist.
Warum sind diese Erkenntnisse wichtig?
Korruption ist beherrschbar
Erstens, weil ein niedriger CPI nicht zwangsläufig ein hohes Korruptionsrisiko für jede
Organisation impliziert, die auf dem afrikanischen Kontinent tätig ist oder tätig werden will.
Vielmehr bestimmen die Art und die Region der Geschäftstätigkeit, welche operationellen
Risiken für die jeweilige Organisation bestehen.
Zweitens, weil Organisationen Korruption nicht blind ausgeliefert sind, sondern diese
Risikoposition im Rahmen sogenannter Fraud-Risk-Assessments klar benennen und
üblicherweise auch adressieren können. Jede Organisation hält somit selbst den Schlüssel
zum Kampf gegen Korruption in den Händen.
Tatsächlich sind in der Praxis Strafverfolgungsbehörden regelmäßig nicht bei der Aufdeckung,
Aufklärung und Verhinderung wirtschaftskrimineller Handlungen involviert, sondern die
betroffenen Organisationen lösen diese Art von Problemstellungen selbst oder mit
Unterstützung von entsprechend spezialisierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Dies gilt für
Deutschland gleichermaßen wie für viele afrikanische Länder.
So besteht für die meisten wirtschaftskriminellen Handlungen keine Anzeigepflicht, das heißt
die betroffenen Organisationen können abwägen, ob das Stellen einer Strafanzeige tatsächlich
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in ihrem Interesse ist. Und bei dieser Entscheidung wiegen regelmäßig antizipierte
Reputationsrisiken, die mit der „Polizei im Haus“ einhergehen können, schwer.
Doch wie kann sich eine Organisation gegen Korruption schützen?
Auf das Entdeckungsrisiko kommt es an
Korruption wird immer dann effektiv bekämpft, wenn allen Organisationsmitgliedern glaubhaft
vermittelt werden kann, dass korrupte Handlungen mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit
aufgedeckt und sanktioniert werden. Dieses Ziel wird insbesondere durch zwei Maßnahmen
gestützt:
- Erstens durch die Schaffung von Transparenz bei korruptionsanfälligen Prozessen;
beispielsweise durch den Einsatz von Enterprise-Resource-Planning-Systemen (ERPSysteme), die alle zahlungswirksamen Transaktionen unveränderlich dokumentieren.
- Zweitens durch die Etablierung eines angemessen Kontrollumfeldes innerhalb der
Organisation – und zwar nicht nur „auf dem Papier“. So kommen Kontrollinstanzen wie der
Internen Revision eine besondere Rolle bei der Verhinderung von Korruption zu, da sie
angekündigte und unangekündigte Prüfungen durchführen und somit deutlich zur Erhöhung
des subjektiv wahrgenommenen Entdeckungsrisikos beitragen.
Chancen nicht übersehen
Es gibt also keinen rationalen Grund, Investitionen in afrikanische Länder vom erreichten
Korruptionsindex abhängig zu machen oder Investitionen so lange zurückzuhalten, bis deutlich
bessere CPI-Werte erreicht werden.
Ganz im Gegenteil: Zahlreiche Regionen Afrikas sind seit Jahrzehnten politisch stabil und
bieten ungeachtet der wahrgenommenen Korruption beeindruckende Wachstumsdynamiken,
die viel zu häufig ungenutzt bleiben. Dies gilt im besonderen Maße für viele deutsche
Unternehmen, die gemessen an den Direktinvestitionen nach Afrika deutlich hinter
ausländischen Investoren zurückfallen.
Vielleicht liegt es an der vielzitierten „German Angst“. Unbegründet wäre sie in jedem Fall, vor
allem wenn es um die Sache mit der Korruption in Afrika geht – denn dieses Problem ist lösbar.
Zusammengefasst
»Jede Organisation hält selbst den Schlüssel zum Kampf gegen Korruption in den Händen. «
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Wer an Wirtschaft in Afrika denkt, verbindet damit häufig auch Korruption. Und die wichtigsten Indikatoren
scheinen diese Assoziation durchaus zu bestätigen. Aber zum einen betrifft das nur einen Teil der 54
afrikanischen Staaten, zum anderen kann Korruption effektiv direkt in den einzelnen Organisationen, wie
Unternehmen, NGOs und Ministerien, entgegengewirkt werden. Wer also die richtigen Prozesse aufsetzt,
kann von den lohnenden Investitionen in Afrika profitieren.
Dr. Matthias Heckel
Senior Manager, Audit, Forensic, Leiter Country
Practice Afrika
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