Nutz- und Schadpilz zugleich

57
Die wichtigste Wirtspflanze für das Judasohr ist der Schwarze Holunder.
Foto: Susanne Höhnl
Das Judasohr – Pilz des Jahres 2017
Nutz- und Schadpilz zugleich
Nach einer relativ schlechten Pilzsaison, erst war es zu trocken, dann
zu kalt, kann die Ernte trotzdem
weitergehen. Einige Arten sind in
den laubfreien Monaten besonders auffällig. Der Pilz des Jahres
2017, das Judasohr (Auricula auricularia-judae) gehört zu den frostbeständigen Arten und kann sogar
unter Schnee geerntet werden. Er
besiedelt weltweit häufig Holunder, ist aber auch an vielen anderen Laubbäumen und vereinzelt sogar an Nadelgehölzen anzutreffen.
lung Jesu an einem Holunderbaum
erhängt haben soll und der ohrähnlichen Erscheinungsform seines
Fruchtkörpers.
Der gallertartige Fruchtkörper
hat eine samtartige, Oberfläche
und eine glatte, glänzende, oft mit
erhabenen Leisten durchzogene
Unterseite. Die Farbe des einheitlich gefärbten Pilzes reicht von olivbraun über rotbraun bis zu violettgrau. Giftige Doppelgänger sind
nicht bekannt. Aus derselben Gattung stammt der seltene, aber ungenießbare Gezonte Ohrlappenpilz
Seinen Namen verdankt der Pilz (Auricularia mesenterica). Dieser ist,
einer Legende, nach der sich der wie der Name schon sagt, in Zonen
Apostel Judas nach der Verurtei- gefärbt.
Bei Trockenheit schrumpft der
Fruchtkörper stark zusammen, quillt
aber bei erneuter Feuchtigkeitszufuhr wieder auf. Dieser Eigenschaft
verdankt der besser bekannte naheverwandte Mu-Erh-Pilz seinen
häufigen Einsatz in der asiatischen
Küche, wo er in getrockneter Form
gern als Füllstoff verwendet wird.
Die relativ geschmacksneutralen
Fruchtkörper vom Judasohr lassen
sich wie der Mu-Erh-Pilz gut trocknen und wieder einweichen. Sie
sind reich an Eisen, Kalium und Magnesium und enthalten Phosphor,
Silicium und Vitamin B1.
Im Garten bereitet das Judasohr
allerdings nicht nur Freude, zeigt es
doch an, dass die betroffene Pflanze nicht gesund ist. Der Pilz kann sowohl auf noch lebendem Holz, wo
er eine Weißfäule verursacht, als
auch saprophytisch an bereits abgestorbenem Holz wachsen. Um ein
weiteres Ausbreiten zu verhindern,
sollten befallene Triebe zurückgeschnitten und das Schnittgut mit
Fruchtkörpern entfernt werden. Da
es sich um einen Schwächeparasiten
handelt, sollte zusätzlich geprüft
werden, in wie weit die Standortbedingungen verbessert werden können. Eine chemische Bekämpfung ist
nicht möglich und auch nicht sinnvoll.
Susanne Höhnl
Landwirtschaftskammer
DER NUTZGARTEN IM JANUAR
Wir denken langfristig
Im Januar stellen wir Weichen
für das nächste Jahr. Dabei sollte man nicht jedes Jahr für sich
sehen, sondern unbedingt vorhergehende mit einbeziehen, im
Obstgarten in langfristigem Zusammenhang, im Gemüsegarten
mindestens die drei letzten Jahre, damit Fruchtfolge sowohl im
Obst- wie Gemüsegarten sinnvoll
und abwechslungsreich erfolgt.
Im Gemüsegarten geht es darum,
die vorhandene Fläche entsprechend aufzuteilen, Vor-, Haupt-,
Nach- und Mischkulturen zu bestimmen. Aus der Quadratmeterzahl für die verschiedenen Gemüsearten ergibt sich der Bedarf an
Saatgut beziehungsweise Pflanzenanzahl. Vorteilhaft arbeitet
man an Hand eines maßstabgerechten Anbauplanes. Auch
was man an Dünger, Pflanzenpflege- und sonstigen Hilfsmitteln braucht, wird bestimmt und
rechtzeitig besorgt.
Während man draußen beim Gemüse kaum etwas zu besorgen
hat außer eventuellem Zurechtrücken des Winterschutzes bei Feldsalat, Spinat, Wintersteckzwiebeln und dergleichen, geht es im
Haus zur Sache mit der Treiberei
von Chicorée, Löwenzahn- und
Petersilienwurzeln, von Schnittlauch, Kresse, Senf, Keimsprossen
als Vitaminspendern im Winter.
Im Obstgarten widmet man sich
bei frostfreiem Wetter der Gehölzpflege, lichtet zu dichte Kro-
nen aus, setzt zu hoch gewordene
zurück, entfernt Wasserschosse
oder Abgestorbenes. Man überprüft, ob Stützpfähle noch den
nötigen Halt geben, und lockert
eventuell Baumbänder, die mit
der Zeit zu stramm sitzen. Spätestens Mitte Januar werden Stämme und größere Hauptäste mit
weißem Anstrich gegen Frostschäden versehen. Spalierobstbäume sollten bei scharfem Frost
etwas geschützt werden.
Geplante Pflanzung von Obstgehölzen gleich nach dem Winter
kann eventuell schon vorbereitet werden, falls der Boden offen
ist mit Ausheben der Pflanzgrube,
Verbesserung des Aushubs, Einschlagen des Pfahls. Im Haus er-
gänzt die Theorie die Praxis. Nach
der Wahl von Art, Sorte, Unterlage, Baumform werden die ausgewählten Obstgehölze sofort bestellt, damit das Gewünschte auch
noch tatsächlich lieferbar ist.
Sollen Obstbäume veredelt oder
umveredelt werden, sind im Januar bei völliger Winterruhe die
Edelreiser zur Pfropfung hinter
die Rinde im Frühjahr zu schneiden und an einem kühlen, schattigen Platz in feuchtem Sand oder
Torf einzuschlagen. Anschriften
von Reisermuttergärten, die virusfreies/virusgetestetes Reisermaterial liefern, erfährt man von
Landwirtschaftskammern oder
entsprechenden Instituten.
Ilse Jaehner