Primary Structures Meisterwerke der Minimal Art

Pressemitteilung, 20. Februar 2017
Primary Structures
Meisterwerke der Minimal Art
Das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main besitzt eine bedeutende Sammlung
herausragender Werke der Minimal Art der 1960er- und 70er-Jahre. In einer großen
Überblicksschau mit fast 50 Künstlerinnen und Künstlern präsentiert das MMK erstmals umfassend
die Meisterwerke dieses Sammlungsbestands.
Durch den Ankauf der ehemaligen Sammlung von Karl Ströher durch die Stadt Frankfurt im Jahr
1981 gelangte das einzigartige Konvolut von Werken US-amerikanischer Minimal-Art-Künstler
der frühen 1960er-Jahre an das Museum. Zudem gehören mit der 2006 von dem ehemaligen
Galeristen und Sammler Rolf Ricke erworbenen Sammlung auch herausragende Werke des
Postminimalismus zu den Beständen des MMK.
„Es war uns schon lange ein Anliegen die Highlights dieses Schwerpunktes des MMK einmal
umfangreich zu präsentieren. Ich denke, dass in der Ausstellung erneut deutlich wird, welche
enorme Qualität die Sammlung des MMK hat, welche Schätze hier verborgen liegen und welchen
Einfluss die frühen Minimalisten auf Künstler nachfolgender Generationen hatten und bis heute
haben“, sagt Prof. Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK.
Serialität, Konzeptualität und industrielle Fertigung waren die neuen Prinzipien der Künstler Carl
Andre, Walter De Maria, Dan Flavin, Donald Judd und Fred Sandback, die mit ihren radikalen
Werken in den 1960er-Jahren die Kunst revolutionierten. Sie verwendeten erstmals in der
Geschichte der Kunst industriell gefertigte oder bearbeitete Materialien und reduzierten ihre
Arbeiten auf einfache übersichtliche und meist geometrische Grundstrukturen, sogenannte
„Primary Structures". Mit dem Titel knüpft die Ausstellung im MMK 2 an die bahnbrechende
gleichnamige Ausstellung im Jewish Museum in New York 1966 an – die erste Ausstellung dieser
neuen Kunstströmung. Das Schlüsselwerk „Cage“ von Walter De Maria aus dem Jahr 1965, heute
Teil der MMK-Sammlung, wurde damals bereits in dieser wegweisenden Schau präsentiert.
Als Auftakt für die Ausstellung wurde die legendäre Münchener Galerie von Heiner Friedrich mit
zwei historischen Präsentationen von 1968 rekonstruiert, mit denen die Rezeption der Minimal Art
in Deutschland begann: Carl Andres Bodenskulptur „22 Steel Row“ und Dan Flavins LichtInstallation „Two primary series and one secondary“. Beide Werke wurden von den Künstlern für
die dreiteilige Raumfolge der Münchener Galerieräume konzipiert. Heiner Friedrich hat sich ab
1968 konsequent dieser neuen künstlerischen Strömung mit seiner Galeriearbeit gewidmet und
erstmals in Deutschland Künstler wie Sol LeWitt, Carl Andre, Dan Flavin, Walter De Maria, Fred
Sandback oder Robert Ryman in Einzelausstellungen vorgestellt. „Rückblickend kann man das Jahr
1968 sicherlich als epochales Ausstellungsjahr der Galerie Heiner Friedrich bezeichnen, das
Kunstgeschichte schreiben sollte. Durch die zahlreichen Erwerbungen all dieser Künstler durch
Karl Ströher zu diesem frühen Zeitpunkt gehören viele der Werke zu der bedeutenden
Sammlungsgeschichte des MMK“, sagt Dr. Mario Kramer, Sammlungsleiter des MMK und Kurator
der Ausstellung. Maß und Proportion der Werke in der Galerie Friedrich sind nur durch die
historischen, räumlichen Bedingungen verständlich, die im MMK 2 nachgebaut wurden. Die
Galerieräume hatten klassische Proportionen von 3 x 6, 6 x 6 und 3 x 6 Metern und eine Höhe von
3,20 Metern, da es sich ursprünglich um Wohnräume handelte. In der ersten Hälfte der
Ausstellungslaufzeit (22.2. – 14.5.2017) ist Carl Andres Bodenskulptur in der Rekonstruktion
ausgestellt und in der zweiten Hälfte (ab 16.5.2017) das Werk von Dan Flavin.
Erstmals in einer Ausstellung im MMK zu sehen ist die Arbeit „35 Timber Line“ (1968) von Carl
Andre, die zwar seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1991 zum Bestand gehört, doch aus
Platzgründen bislang noch nie ausgestellt werden konnte. Nachdem die 35-Meter lange Arbeit
viele Jahre im Depot aufbewahrt wurde, feiert sie in den großzügigen Räumlichkeiten des MMK 2
im Rahmen der Ausstellung „Primary Structures“ endlich ihre MMK-Premiere. Die schweren
Holzbalken wirken wie eine Barriere, die den Ausstellungraum in zwei Bereiche durchschneidet.
Wenn die Besucher an dem Werk entlang gehen, öffnet sich ihnen durch die klaren Abmessungen
von einem Meter pro Einzelelement der Blick für die räumlichen Proportionen. In radikalreduzierter Weise zeigt sich hier Carl Andres künstlerisches Credo, eine Plastik mit ihrem
unmittelbaren Umfeld in ein Spannungsverhältnis zu setzen: Für die Besucher wird die räumliche
Wahrnehmung unmittelbar begreifbar, wenn sie durch das Abschreiten des Werkes an dem von
Andre intendierten Wechselverhältnis von Raum und Körper teilhaben.
Neben Meisterwerken der wichtigsten Vertreter der Minimal Art aus den 1960er-Jahren in den USA
und Deutschland, wie etwa von Franz Erhard Walther, werden in der Präsentation auch neuere
Werke gezeigt, die sich maßgeblich auf den Minimalismus beziehen. Dazu gehören Werke von Jo
Baer, Bruce Nauman, Robert Mangold, Charlotte Posenenske, Peter Roehr, Lewis Stein und William
Forsythe, aber vor allem die Vertreter der jüngeren Künstlergenerationen wie Michael Beutler,
Benedikte Bjerre, Ceal Floyer, Teresa Margolles, Sarah Morris, Santiago Sierra oder Jonas Weichsel.
Die aktuellste Neuerwerbung in der Ausstellung ist das Schlüsselwerk „20 Pieces of Road
Measuring 100 x 100 cm Pulled up from the Ground“ (1992) des spanischen Konzept- und
Aktionskünstlers Santiago Sierra. Dafür frästen Bauarbeiter 20 jeweils einen Quadratmeter große
Asphaltstücke aus einer Frankfurter Straße. Diese wurden im Ausstellungsraum in Form einer
Gitterstruktur abgelegt. Mensch und Körper werden von Santiago Sierra als Arbeiter und als
Arbeitskraft verstanden, die im sozialen Raum agieren. Er demonstriert ein an Fakten gebundenes
Denken, das ganz im Sinne der Minimal Art die industrielle Fertigung seiner Installationen betont,
doch diese darüber hinaus mit gesellschaftspolitischen Inhalten auflädt.
Ein weiterer Raum der Ausstellung widmet sich in einer Petersburger Hängung dem Thema
„Funktion der Zeichnung“. Von jeher waren Zeichnungen auf Papier das grundlegende Material für
den ursprünglichen künstlerischen Prozess. Den Künstlerinnen und Künstlern der Minimal Art
dienten sie häufig als Anfangs- aber auch als Endpunkt ihrer neuen Strategien, die sie in
Konzepten, in Diagrammen, Entwürfen oder begleitenden Vorzeichnungen artikulierten.
Zeichnung, Schrift und Bild gehen dabei häufig eine eigenständige ästhetische Verbindung ein. Bis
auf wenige Ausnahmen stehen die meisten Zeichnungen in direktem Zusammenhang mit
skulpturalen oder raumbezogenen Werken der Sammlung des MMK. Ihre Funktionen können sehr
unterschiedlich sein: die Zeichnung als Festlegung, die Zeichnung als Erläuterung, die Zeichnung
als Ritual, die Zeichnung als Untersuchung oder die Zeichnung als Zertifikat. Sie tragen in jedem
Fall die individuelle Handschrift der jeweiligen Künstler. Ebenso vielfältig sind die verwendeten
künstlerischen Mittel von ganz klassisch mit Bleistift oder Tusche auf Papier über Techniken wie
Siebdruck, Schablonen, Stempel oder Schreibmaschine bis hin zu digitalen Ausdrucksformen.
Ihren Abschluss findet die Ausstellung mit der Arbeit „Outdoor-yellow 13“ (2004) von Michael
Beutler in der Hauptlobby des TaunusTurms. In einem strahlend-gelben Farbton begegnen den
Besuchern dort die riesigen Plastiken aus dem Baustoff „Pecafil“, der herkömmlicherweise in der
Bauindustrie verwendet wird. Beutler entlässt diesen Baustoff aus seiner Zweckdienlichkeit und
spricht ihm stattdessen einen skulpturalen Eigenwert zu. Für die ungewöhnliche Raumhöhe der
Lobby hat der Künstler seine Arbeit ortsspezifisch verändert und erweitert. Mit der industriell
vorgegebenen Primärfarbe und ihrer Materialität knüpft Beutlers Arbeit inhaltlich an die Konzepte
der Minimal Art an.
Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung:
Carl Andre, Richard Artschwager, Jo Baer, Bernd und Hilla Becher, Michael Beutler,
Benedikte Bjerre, Alighiero Boetti, Bill Bollinger, George Brecht, Marcel Broodthaers,
Walter De Maria, Dan Flavin, Ceal Floyer, William Forsythe, Günther Förg, Isa Genzken,
Hermann Goepfert, Bethan Huws, Donald Judd, On Kawara, Ellsworth Kelly, Joseph Kosuth,
Gary Kuehn, Barry La Va, Robert Mangold, Teresa Margolles, Sarah Morris, Bruce Nauman,
Kenneth C. Noland, Blinky Palermo, Steven Parrino, Angelika Platen, Charlotte Posenenske,
Timm Rautert, Peter Roehr, Reiner Ruthenbeck, Ulrich Rückriem, Robert Ryman, Fred Sandback,
Richard Serra, Paul Sharits, Santiago Sierra, Andreas Slominski, Lewis Stein, Heide Stolz,
Franz Erhard Walther, Jonas Weichsel und Lawrence Weiner
Die Ausstellung wird gefördert durch:
Medienpartner:
Öffnungszeiten im MMK 2:
Dienstag – Sonntag: 11 Uhr – 18 Uhr
Mittwoch: 11 Uhr – 20 Uhr
Montag geschlossen
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