8 D a s A k t u e l l e T h e m a Nicht nur für Astrologen und Therapeuten wichtig Die Kunst des richtigen Zuhörens v o n F m i c h a e l A l l g e i e r ür Astrologen, die von Berufs wegen Menschen beraten, ist es ein Muss, ihren Klienten richtig zuzuhören. Man könnte sagen, es ist die Basis ihrer Kunst. Denn um seriös zu beraten und Antworten im betreffenden Geburtshoroskop auf oftmals sehr wichtige Lebensfragen zu geben, muss der Astrologe genau wissen, um was es geht. Er muss so lange nachfragen, bis ihm auch wirklich klar ist, was Sache ist. Und auch das ist nicht immer einfach. Manche Klienten holen weit aus, viel zu weit, verstricken sich dabei in ihrem Eifer in allerlei unwichtigen „Nebenschauplätzen“, so dass der Astrologe am Ende wieder verwirrt dasteht: Auch mit bestem Fachwissen kann er keine hilfreiche Antwort geben, wenn er die Frage nicht versteht. Man könnte jetzt weiter schlussfolgern, dass manche Menschen vielleicht auch selbst gar nicht wissen, was sie eigentlich fragen wollen oder eben so viele Fragen auf einmal haben, dass sie alles durcheinander mischen. Der Fehler liegt jedoch in diesem Falle nicht beim Klienten, sondern auch beim Astrologen, der immer auch ein wenig Therapeut sein muss. Das heißt, er sollte nicht nur gut zuhören, sondern muss ebenso auf die Gesprächsführung achten. Das heißt, er muss bei Unklarheiten sofort einhaken, nachfragen, den unklaren Klienten Farbe bekennen lassen, ihn auffordern auf den Punkt zu kommen. Ansonsten passiert es, dass eine Stunde Beratung im Flug vorbeirast, ohne dass wirklich etwas gesagt wurde. Durch eigenes Erzählen Klarheit schaffen In der Gesprächstherapie ist es sogar eine angewandte und bewusste Methode, seine Patienten so lange ungehindert reden zu lassen, bis diese durch das eigene Erzählen selbst auf Antworten kommen. Natürlich nutzen auch diese „Technik“ manche erfahrene Astrologen. Durch aktives Zuhören in Form von Nachfragen, Bestätigung oder einfa- D a s chem Wiederholen des Gesagten spürt der Erzähler das nötige Interesse seines Zuhörers und kann auch unmerklich von diesem in eine positive Richtung gelenkt werden. Erzählt er z.B. dass er in einer bestimmten Sache feige reagiert hat, kann der Therapeut oder Astrologe das Ganze etwas freundlicher darstellen, indem er wiederholt: „Sie haben also Angst gehabt, dass...“ Vorsicht vor den Energiesaugern! Ganz unabhängig davon, ob wir nun in einem beraterischen Beruf tätig sind oder nicht, sind viele unter uns, die sich mit astrologischen Inhalten und überhaupt mit inneren Themen beschäftigen, die Seelentröster und Ratgeber ihrer Umgebung. Um diesen Weg zu gehen, muss er nicht zwangsläufig professionell ausgeübt werden. Oftmals handelt es sich dabei um sehr empathische Menschen, die sich gut in andere und deren Probleme hineinversetzen können. Doch Vorsicht, genau diese Menschen werden auch leicht Opfer, indem sie energetisch ausgebeutet werden. Kennen Sie diese Situation? Sie treffen sich mit Freunden, um einen Geburtstag zu feiern oder einfach nur um gemeinsam zu grillen. Kaum haben Sie den Gastgeber begrüßt und den Raum betreten, hat schon jemand angedockt bei Ihnen. Eine nette Freundin, zugegeben, aber doch irgendwie auch unangenehm. Da sie ein höflicher Zuhörer sind, lassen Sie den Redeschwall über sich ergehen. Die Freundin hat ein en richtig großen Seelendruck, redet ohne Punkt und Komma auf sie ein und fixiert Sie dabei so stark, dass Sie keine Chance haben mit irgendeinem anderen Freund in der Umgebung ins Gespräch zu kommen. Ihre Freundin oder vielleicht auch nur bessere Bekannte kommt vom Einsten ins Tausende und Sie bleiben höflich, hören weiter zu, weil Sie sozial sind und niemanden vor den Kopf stoßen wollen. Dabei geht es Ihnen wirklich nicht gut und Sie würden am liebsten flüchten. Wissen Sie, was jetzt gerade passiert? Man saugt Sie gnadenlos aus, schüttet seinen Seelenmüll auf Ihnen aus. Und wenn dieses Gespräch irgendwann einmal beendet sein sollte, fühlen Sie sich seltsam kaputt und würden am liebsten gleich nach Hause gehen, während es Ihrem Erzähler so gut geht, dass er jetzt erst richtig aufdreht und sich des Lebens freut. Gespräche lenken Professionelle Berater werden permanent mit diesem „Problem“ konfrontiert. Man könnte sagen, sie werden wenigstens bezahlt dafür. Aber darum geht es nicht. Um nicht Opfer als Zuhörer zu werden, müssen wir erst recht hier in den Monolog eingreifen, müssen durch Nachfragen dafür sorgen, dass der Erzähler nicht einfach nur ungehindert rauslässt und sich „auskotzt“. Durch geschicktes Nachfragen können wir unseren Erzähler etwa dazu anhalten, selbst über das nachzudenken, was er gerade von sich gibt. Kein Zuhörer muss auf „Blabla“ eingehen. Jeder kann letztlich selbst bestimmen, was er hören möchte und was nicht. Aber, es gehören auch eine gewisse Stärke A k t u e l l e T h e m a und Erfahrung dazu, um „Energiesauger“ richtig zu handeln. Junge, empathische Menschen werden da noch sehr viel häufiger Opfer. Mit dem Inneren hören Gut zuhören können heißt also nicht unbedingt nur den anderen reden lassen. Gut zuhören bedeutet aber auch nicht, sein Gegenüber ständig zu unterbrechen, um ihn mit gut gemeinten Ratschlägen zu überschütten. Diese haben oft mehr mit dem eigenen Ego zu tun und sind oft knapp, aber deutlich daneben, weil man ja seinem Gegenüber nicht richtig zugehört bzw. verstanden hat, was dieser wirklich meint. Ratschläge sind gut, wenn sie gemeinsam erarbeitet werden, wenn sie im richtigen Moment fallen. Viele Menschen wünschen sich eben, wie gesagt, oft nur einen guten Zuhörer, wollen ihre Entscheidungen aber alleine treffen und brauchen deshalb auch nicht die „guten Ratschläge“, die oft oberflächlich und lästig sind. Ein guter Zuhörer muss seinen Übereifer bremsen zum Wohle seines Erzählers. Und er muss auch, jetzt kommt die Empathie wieder zum Zuge, „zwischen den Zeilen lesen“ können. Natürlich gilt es dem Erzähler mit größtem Respekt und mit Achtung gegenüberzutreten und deshalb auch das, was dieser sagt, wörtlich zu nehmen. Für seine Worte trägt der Erzähler die Verantwortung. Allerdings handelt es sich in Beratungen und menschlichen Gesprächen nicht um geschäftliche Gespräche. Es geht vielmehr um Seele und Inhalt. Deshalb sollten wir auch mit dem Inneren hören und versuchen zu ergründen, was unser Gegenüber in seiner tiefsten Seele wirklich bewegt und was dieser über Worte oft nicht ausdrücken kann. Das wäre dann wohl die höchste Kunst des Zuhörens, die uns das Leben lehren kann. Richtig zukören können öffnet uns letztlich den Zugang zu Menschen. 9
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