K - Chrischona Lenzburg

Die Tora – Abraham ein Segen für die Welt
.: Einleitung
Geduld. Mich nimmt wunder, wer von euch ist geduldig? Aber was bedeutet das?
Angenommen, ich verspreche euch ein super feines Essen mit allem drum und dran. In
welcher Frist müsste ich dieses Versprechen einlösen? In einer Woche, in einem Monat,
in einem Jahr, in zwei Jahren, in fünf Jahren oder reichen auch zehn Jahre?
Es kommt der Moment, wo man zuerst denkt, der Andere hätte sein Versprechen
vergessen. Ich habe auch schon zu Miriam gesagt, wenn sie mich mal wieder an etwas
erinnert hat, dass ich noch machen sollte: „Wenn ich gesagt habe, ich repariere das,
dann brauchst du mich nicht extra alle 3 Monate daran zu erinnern!“
Manchmal denke ich ja, dass wir Menschen eigentlich alle ungeduldig sind. Manche
können mit ihrer Ungeduld einfach besser umgehen.
Ich zum Beispiel kann mir sehr viel Zeit lassen, wenn es darum geht etwas Neues zu
kaufen. Sei es ein z.B. Fotoapparat oder auch ein Auto. Ich nehme mir dann die Zeit und
informiere mich eingehend und vergleiche die unterschiedlichen Modelle. Da will die
Faktenlage möglichst genau kennen. Wenn ich mich dann entschieden habe und z.B.
die Kamera online bestellt habe, dann passiert etwas ganz komisches. Ich werde
unruhig und es muss plötzlich so schnell wie nur irgendwie möglich gehen. Wenn dann
ein Händler nur per B-Post verschickt oder noch das Wochenende dazwischen kommt,
dann ist das fast schon Folter für mich.
Ich übertreibe natürlich ein wenig, aber dieser plötzliche Wechsel von ich lasse mir Zeit
und ich will es jetzt sofort, ist mir schon ein paar Mal aufgefallen.
Zurück zum versprochenen Essen. Wir haben innerlich einfach eine gewisse
Erwartungshaltung und eine zeitliche Vorstellung. Ich glaub das geht uns allen so.
Wenn ich dann in der Bibel lese fällt mir immer wieder auf, wie anders Gott in diesem
Punkt ist. Er hat Zeit und er lässt sich Zeit. Das fängt bei der Schöpfung an. Ich glaube
er hätte die ganze Erde in einem Augenblick machen können. Aber er hat sich Zeit
gelassen. Am ersten Tag hat er einfach den Tag und die Nacht gemacht. Fertig. Der
Rest kann warten. Morgen ist auch noch ein Tag. Oder bei Noah. Gott hat beschlossen
die ganze Menschheit zu richten. Nur Noah und seine Familie wollte er retten. Doch
zwischen dem ausgesprochenen Auftrag an Noah, dass Gott alle Menschen töten werde
und der Sintflut sind dann locker nochmals 120 Jahre vergangen. Gott hat einfach Zeit.
Und das wird uns Menschen immer wieder zum Verhängnis.
.: Die Verheissung
Abraham bekam z.B. eine klare Verheissung: „Von dir wird ein großes Volk
abstammen. Ich will dich segnen und du sollst in der ganzen Welt bekannt sein.
Ich will dich zum Segen für andere machen. 3 Wer dich segnet, den werde ich
auch segnen. Wer dich verflucht, den werde ich auch verfluchen. Alle Völker der
Erde werden durch dich gesegnet werden.“ (1. Mose 12,2-3)
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Die Tora – Abraham ein Segen für die Welt
Und auch einen klaren Auftrag gab es von Gott dazu: Dann befahl der Herr Abram:
„Verlass deine Heimat, deine Verwandten und die Familie deines Vaters und geh in
das Land, das ich dir zeigen werde!“ (1. Mose 12,1)
Klingt gut, oder? Und Abraham hat gemacht, was Gott von ihm verlangte. Er hat sich auf
den Weg gemacht und Gott geglaubt. Doch fünf bis zehn Jahre später ist noch nichts
von dieser gewaltigen Verheissung zu sehen. Er hat noch kein Kind bekommen und er
ist noch kein Landbesitzer. Abraham ist nach wie vor Flüchtling in dem Land, in dem er
umherzieht. Einmal musste er sogar nach Ägypten fliehen, weil in dem versprochenen
Land Hungersnot herrschte. Dabei trennte er sich von Lot, der bis jetzt immer mit ihm
gekommen war. Aber das Land bot nun einfach zu wenig Platz für beide. Und später
musste Abraham dann sogar in den Kampf ziehen, um Lot aus einer misslichen
Situation zu befreien. Wenn man das alles mal so zusammenfasst, dann muss man
festhalten, dass von der Verheissung Gottes noch gar nichts zu sehen ist. Gerade bei
der Nachkommenschaft müsste doch mal so langsam das erste Kind kommen,
schliesslich hat Gott ihm ein grosses Volk verheissen.
Ich kann mir gut denken, dass Abraham entmutigt war. Er hat Ur verlassen und ist nach
Kanaan gegangen. Aber statt dass er nun dort Landbesitzer wurde, war er ein Fremder
und nur geduldet. Vom versprochenen Nachwuchs war ebenfalls nichts zu sehen. Auf
der anderen Seite war er materiell natürlich sehr gesegnet, hatte er im Krieg gegen die
Grosskönige einen erstaunlichen Sieg errungen. Trotzdem schienen sich die
Versprechen Gottes nicht zu erfüllen.
Einfach war das für Abraham sicher nicht. Und Gott wusste sehr genau was in Abraham
vorging und dass Abraham sich fragte, wann denn nun diese Verheissungen wahr
werden würden. Es war höchste Zeit für eine Bestätigung.
.: Der Bund
Diese Bestätigung kommt nun im Kapitel 15. Ein ganz besonderer Bund wird hier
geschlossen. Letzte Woche hatten wir vom ersten Bund, den Gott gemacht hat, gehört.
Nach der Sintflut hat Gott einen Bund mit der ganzen Schöpfung geschlossen und als
sichtbares Zeichen seinen Kriegsbogen in den Himmel gehängt. Doch hier in Kapitel 15
haben wir es zum ersten mal mit einem Bund zu tun, den Gott mit einer Einzelperson
schliesst. Es beginnt fast nochmals etwas ganz neues. Gott wendet sich einem
einzelnen zu.
Lasst uns zusammen dieses auch für uns heute ganz wichtige Kapitel 15 lesen:
Danach sprach der Herr in einer Vision zu Abram: »Hab keine Angst, Abram, denn
ich will dich beschützen und dich reich belohnen.« 2-3 Doch Abram entgegnete:
»O allmächtiger Herr, was wirst du mir geben, wenn ich kinderlos bin? Da du mir
keine Kinder geschenkt hast, wird mich mein Verwalter Eliëser von Damaskus
beerben.« 4 Da sprach der Herr zu ihm: »Nein, dein Verwalter wird dich nicht
beerben. Du wirst einen Sohn bekommen, der dein Erbe sein wird.« 5 Der Herr
führte Abram nach draußen und sprach zu ihm: »Schau hinauf zum Himmel.
Kannst du etwa die Sterne zählen?« Dann versprach er ihm: »So zahlreich werden
deine Nachkommen sein!« 6 Und Abram glaubte dem Herrn und der Herr erklärte
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Die Tora – Abraham ein Segen für die Welt
ihn wegen seines Glaubens für gerecht. 7 Dann sprach der Herr zu ihm: »Ich bin
der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, um dir dieses Land zu geben.«
8 Doch Abram entgegnete: »O allmächtiger Herr, wie kann ich sicher sein, dass
ich es wirklich bekommen werde?« 9 Da befahl ihm der Herr: »Bring mir eine
dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube
und eine andere Taube.« 10 Abram holte die Tiere und schlachtete sie. Er schnitt
jedes einzelne der Länge nach durch und legte je eine Hälfte der anderen
gegenüber. Die Vögel aber zerteilte er nicht. 11 Raubvögel stießen auf die Kadaver
herab, doch Abram jagte sie weg. 12 Als die Sonne unterging, fiel Abram in einen
tiefen Schlaf. Während er schlief, befiel ihn eine schreckliche, dunkle Angst. 13 Da
sprach der Herr zu Abram: »Du sollst wissen, dass deine Nachkommen Fremde in
einem fremden Land sein werden. Sie werden 400 Jahre lang als Sklaven
unterdrückt werden. 14 Doch ich werde das Volk, das sie unterdrückt, bestrafen.
Am Ende werden sie mit großen Reichtümern von dort wegziehen. 15 Du aber
wirst ein hohes Alter erreichen und in Frieden sterben. 16 Erst wenn die Sünde
der Amoriter das Maß voll gemacht haben wird, werden deine Nachkommen nach
vier Generationen hierher zurückkehren.« 17 Als die Sonne untergegangen und es
ganz dunkel geworden war, fuhr ein rauchender Feuerofen und eine flammende
Fackel zwischen den Hälften der Kadaver hindurch. 18 So schloss der Herr an
jenem Tag einen Bund mit Abram und sprach: »Ich werde dieses Land deinen
Nachkommen geben, das ganze Gebiet von den Grenzen Ägyptens bis zum
großen Fluss Euphrat - 19 das Land der Keniter, Kenasiter, Kadmoniter, 20 Hetiter,
Perisiter, Refaïter, 21 Amoriter, Kanaaniter, Girgaschiter und Jebusiter.« (1. Mose
15)
Gott musste wissen, dass Abraham unruhig wurde, weil sich nach zehn Jahren noch
nichts von der Verheissung erfüllt hat. Und so sprach er nun in einer Vision zu Abraham.
Obwohl Gott gleich als erstes Abraham sagt, er soll keine Angst haben, platzt es aus
Abraham heraus: „Ich habe kein Nachkomme und mein Verwalter wird alles erben.“
Hier drückt bei Abraham der Schuh. Und es ist gut, dass er offen mit Gott darüber
spricht. Alles andere wäre doch unehrlich. Es ist wie, wenn Johanna zu mir kommt und
ich ihr genau ansehe, dass etwas nicht in Ordnung ist und sie mir dann aber sagen
würde: „Nein, es ist alles gut.“ Ich wäre enttäuscht. Und so sollen auch wir Gott
gegenüber ehrlich und offen sagen, wie es uns geht und wo bei uns der Schuh drückt.
Und Gott ist darauf eingegangen. Er hat die Verheissung für die vielen Nachkommen
nochmals wiederholt und Abraham hat ihm geglaubt. So soll es auch bei uns sein. Wenn
wir dann mit unseren Fragen und Probleme zu Gott kommen, dann sollen wir ihm auch
Glauben, wenn er uns eine Antwort gibt.
Als zweites Thema kam das Land zu Sprache. Auch hier wiederholte Gott seine
Verheissung nochmal. Und wieder brach es auch Abraham heraus: „Wie kann ich mir da
sicher sein?“
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Die Tora – Abraham ein Segen für die Welt
Und Gott? Reagierte er enttäuscht oder hat er Abraham zurecht gewiesen? Nein Gott
sagt, du brauchst eine Sicherheit? Gut dann machen wir einen Vertrag zusammen.
Denn dieser Abschnitt mit den aufgeschnittenen Tieren, der uns irgendwie komisch
vorkommt und vielleicht auch ein bisschen anekelt, beschreibt wie man zu damaliger
Zeit einen Vertrag „unterzeichnet“ hat. Es wurden Tiere der Länge nach halbiert und
rechts und links hingelegt. Was so entstand war eine blutige Gasse durch die man
hindurchgehen konnte. Damals war es üblich, dass dann beide Vertragspartner
zusammen durch diese Gasse gegangen sind. Die Symbolik ist einfach und auch ein
bisschen grausam. Man sprach sich zu, den Vertrag zu halten und wenn es doch zu
einem Vertragsbruch kommen sollte, dann würde man das gleiche Schicksal erleiden
wie die aufgeschnittenen Tiere. Wie weit verbreitet diese Praxis war, zeigt schon dass
man in der hebräischen Sprache von „Bund hauen“ oder einen „Bund schneiden“
spricht.
Man findet in Jeremia 34,18 noch eine andere Stelle, wo von diesem Brauch die Rede
ist. „Als ihr vor mir feierlich den Bund geschlossen habt, habt ihr ein Kalb in der
Mitte durchtrennt. Danach seid ihr zwischen diesen Hälften hindurchgeschritten.
Den Männern, die meinen Bund gebrochen haben, soll es nun genauso gehen wie
diesem Kalb.“ (Jeremia 34,18)
Gott fordert Abraham also auf, alles vorzubereiten damit Gott einen Bund mit ihm
schliessen kann. Doch dann passierte etwas Erstaunliches.
Zuerst passierte mal lange nichts. Abraham musste sogar die Vögel von den Kadavern
vertreiben. Dann passierte immer noch nichts, Abraham schlief sogar ein. Aber dann
passierte es.
Gott schenkte Abraham zuerst einen Einblick in seine Zukunft und dann ging Gott selber
in Gestalt eines rauchenden Feuerofens und einer flammenden Fackel zwischen den
Tieren hindurch.
Wisst ihr was das bedeutet? Gott alleine erfüllte den Bund. Und nur Gott alleine würde
bei Nichteinhaltung haftbar sein. Gott nahm die ganze Pflicht und Last von diesem Bund
auf sich. Abraham musste überhaupt nichts dazu tun.
Und was sagte Gott über die Zukunft von Abraham und seinen Nachkommen? Gott
sagte hier schon voraus, dass das Volk Israel, wie man es später nennen würde, 400
Jahre lang als Sklaven in Ägypten gefangen sein würde. Doch er, Gott werde sie
befreien und dann ins verheissen Land führen. Abraham aber wird ein hohes Alter
erreichen und in Frieden sterben.
Was für ein Kapitel. Heute spricht man ja oft von einem Händedruck Gottes, wenn er ein
Gebet erhört oder durch ein Zeichen Bestätigung in einer Sache schenkt. Das, was
Abraham hier erleben durfte, geht viel weiter als ein Händedruck. Gott hat die
Unsicherheit nach zehn Jahren bei Abraham erkannt und aus einer Verheissung einen
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Die Tora – Abraham ein Segen für die Welt
Bund gemacht. Einen Bund bei dem nur Gott in der Pflicht steht. Und wie gut, dass Gott
Abraham im richtigen Augenblick nochmals im Glauben bestärkt hat. Denn Abraham
musste noch viele Jahre auf den langersehnten Nachwuchs warten. Das einzige Stück
Land, dass Abraham jemals im verheissen Land besessen hatte, war das kleine Stück,
dass er als Grab für Sarah kaufte. Gott hatte eben Zeit, die Verheissung weit über das
Leben von Abraham hinaus wahr werden zu lassen. Und Abraham hatte den Glauben
Gott zu vertrauen, auch wenn vieles noch nicht sichtbar wurde.
.: Schluss
Wisst ihr, dieser Bund gilt bis heute für alle Nachkommen von Abraham. Damit sind zum
einen alle biologischen Nachkommen gemeint, aber auch wir Christen dürfen uns dazu
zählen. So schreibt es auch Paulus im Brief an die Galater: „Und weil ihr nun zu
Christus gehört, seid ihr die wahren Nachkommen Abrahams. Ihr seid seine
Erben, und alle Zusagen Gottes an ihn gelten euch.“ (Galater 3,29)
So ist Abraham nicht nur der leibliche Vater des Volkes Israel, er ist auch der geistliche
Vater aller Gläubigen heute. Anhand der Verheissung aus 1. Mose 12 wird in Römer
4,13-25 bewiesen, dass nicht das Gesetz Israels zur Gerechtigkeit führt, sondern der
Glauben an Gott. „Denn Gottes Zusage, Abraham und seinen Nachkommen die
ganze Erde zu geben, beruhte nicht auf dem Gehorsam gegenüber dem Gesetz,
sondern darauf, dass Abraham durch den Glauben vor Gott gerecht wurde. (…) 18
Als Gott Abraham versprach, dass er zum Vater vieler Völker werden würde,
glaubte Abraham ihm und hielt an der Hoffnung fest, obwohl es hoffnungslos
schien. Gott hatte ihm versprochen: »Deine Nachkommen werden so zahlreich
sein wie die Sterne.«6 19 Doch Abrahams Glaube blieb unerschüttert, obwohl er
wusste, dass er mit fast hundert Jahren viel zu alt war, um noch Vater zu werden,
und seine Frau Sara keine Kinder mehr bekommen konnte. 20 Abraham zweifelte
nicht und vertraute auf die Zusage Gottes. Ja, sein Glaube wuchs sogar noch, und
damit ehrte er Gott. 21 Er war vollkommen überzeugt davon, dass Gott das, was er
versprochen hat, auch tun kann. 22 Und wegen dieses Glaubens erklärte Gott ihn
für gerecht. 23 Doch diese wunderbare Zusage - dass Gott ihn für gerecht erklärte
- galt nicht nur für Abraham. 24 Sie wurde auch für uns in der Schrift festgehalten,
denn Gott wird auch uns für gerecht erklären, wenn wir an ihn glauben, der Jesus,
unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat. 25 Wegen unserer Sünden musste
Jesus sterben, und er wurde auferweckt, um uns vor Gott gerecht zu
sprechen.“ (Römer 4,13+18-25)
Hier sagt Paulus was der Glaube ist. Glaube bedeutet nicht einfach gute Werke tun,
sondern an Gottes Sohn, Jesus Christus, zu glauben. Der Jesus, der stellvertretend für
unsere bösen Taten am Kreuz gestorben ist. Durch Jesus, ein Nachkommen Abrahams,
haben heute nicht nur Juden als biologische Nachkommen Anteil an den Segnungen
Gottes, sondern alle Menschen die an Jesus glauben. So wurde Abraham zum Vater für
viele Völker und zum Segen für die ganze Welt.
Und wir stehen heute vor der Herausforderung wie Abraham zu glauben. Einfach zu
glauben. Unerschütterlich, auch wenn die Umstände dagegensprechen. Einfach zu
glauben!
Simon Rohr, 05.02.2017
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