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H-Germanistik
CFP: Symposium "Mehrsprachigkeit als Migration",
Universität Luxemburg (31.03.2017)
Discussion published by Till Dembeck on Thursday, February 9, 2017
Das 4. Symposium des Schwerpunktbereichs „Migration und Interkulturelle Studien (MIS)“ der
Universität Luxemburg unternimmt den Versuch, Mehrsprachigkeit als Migration zu beschreiben. Es
geht somit um Mehrsprachigkeit als grenzüberschreitende Bewegung, wobei Grenzen nicht exklusiv
territorial zu verstehen sind. Die Beschreibung von Mehrsprachigkeit als Migration leistet es, die
beteiligten ‚Idiome‘ (im weitesten Sinne des Wortes) nicht als feststehende, wohldefinierte Einheiten
vorauszusetzen, sondern als Gebilde in Bewegung zu verstehen und zu beschreiben. Damit werden
sowohl Texte als auch die historischen und kulturellen Kontexte, auf die sie sich beziehen, als
Schauplatz der Interaktion zwischen unterschiedlichen sprachlichen Verfahren deutbar. Wenn man
schließlich die sprachliche Herstellung und Zuweisung von Bedeutsamkeit, also von kommunikativer
Relevanz, in ihrer Kontingenz als ein Moment von Kultur versteht, lässt sich vielleicht sogar noch
mehr erreichen: Denn dann sind Texte, die unterschiedliche Idiome und damit auch unterschiedliche
Verfahren der Produktion von Bedeutsamkeit in Beziehung bringen, ein priorisierter Ort der
politischen Auseinandersetzung darüber, wie Gesellschaft mit Kultur und mit Kulturdifferenzen
umgehen soll. Eine solche Beschreibung von Texten (im weitesten Sinne) als Ort politischer
Auseinandersetzung über Kulturdifferenz kann gelingen, wenn Mehrsprachigkeit über ihre Träger
‚dingfest‘ gemacht wird, d.h. sowohl über einzelne Texte oder Artefakte/Performances als auch
historische Semantiken oder Diskurse.
Mehrsprachigkeit selbst versteht das Symposium als die Vielfalt von Verfahren zur Erzeugung von
Bedeutsamkeit, womit Mehrsprachigkeit z.B. dann gegeben wäre,
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wenn soziale Praktiken des Code-Switching stattfinden oder sich Kontaktsprachen konstituieren;
wenn in (literarischen) Texten Wörter aus unterschiedlichen Dialekten oder standardisierten
Nationalsprachen verwendet werden;
wenn in einer Performance unterschiedliche Bildsprachen oder andere Formen der symbolischen
Verständigung vermischt werden;
oder wenn historische Semantiken auf Strukturen und Elementen unterschiedlicher sprachlicher
und kultureller Provenienz aufbauen.
Als Migration wiederum gilt dem Symposium die grenzüberschreitende Bewegung sprachlicher oder
kulturell markierter Strukturen und Elemente selbst. Häufig ist diese Bewegung an die Bewegung
von Menschen gebunden, aber sie kann auch medial vermittelt sein. So können beispielsweise
literarische Texte Formen der Sprachmischung betreiben, die auf die Migration ihrer Autoren von
einem Sprachgebiet in ein anderes verweist. Solche sprachhybride Texte entziehen sich in der Regel
festen kulturell-linguistischen Zuschreibungen und verweisen damit auf die Redundanz traditioneller
sprachtaxonomischen Eingliederungen. Ebenso ist es aber denkbar, dass die Auseinandersetzung mit
einer anderssprachigen Tradition zu umfassenden Zitaten oder Formübernahmen führt, die sich dann
als Spielarten ästhetischer Migration beschreiben lassen. Insofern kann Migration unterschiedliche
Formen der Bewegung ausprägen und unterschiedliche Richtungen und Grade der Fixierung
aufweisen – die sich am empirischen Material als Pfade der Umdeutung und Transformation
Citation: Till Dembeck. CFP: Symposium "Mehrsprachigkeit als Migration", Universität Luxemburg (31.03.2017). H-Germanistik. 02-0-2017. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/165639/cfp-symposium-mehrsprachigkeit-als-migration-universit%3%A4t-luxemburg
Licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 3.0 United States License.
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nachzeichnen lassen.
Die Untersuchung der Sprachbewegungen in und durch Texte/Artefakte/Performances und
historische Semantiken lässt sich auch in Beziehung setzen zu unterschiedlichen Formen der
menschlichen Migration und zu den kulturpolitischen Konstellationen, die sich aus ihr ergeben.
Mehrsprachigkeit gerät so als ein dynamisches Geschehen in den Blick, das auf sehr unterschiedliche
Weise im Bezug zum soziokulturellen Kontext steht.
Gesucht werden einerseits Beiträge, die versuchen, aus der Beschreibung von Mehrsprachigkeit als
Migration philologischen Gewinn zu ziehen, die also eine Abschätzung der Verfahren und Effekte von
(im weitesten Sinne) künstlerischer Mehrsprachigkeit unternehmen. Andererseits wird der Einbezug
kulturwissenschaftlicher und soziolinguistischer Ansätze im weiteren Sinne angestrebt, so dass
Sprachbewegung auch auf der Ebene von historischen Semantiken und Diskursen, von Kultur(en)
und Gesellschaft(en) beschrieben werden kann. Schließlich möchte das Symposium dazu anregen, die
Verbindung zwischen diesen beiden Betrachtungsebenen zu suchen.
Interessierte Teilnehmer werden gebeten, einen kurzen Abstract mit maximal 3.000 Zeichen
(inklusive Leerzeichen) bei Till Dembeck ([email protected]) einzureichen.
Gerne übernimmt der Schwerpunktbereich „Migration und Interkulturelle Studien (MIS)“
(www.mis.lu) die Unterkunftskosten (Hotel) für die ausgewählten Redner.
Einreichungsfrist für Vortragsvorschläge: 31.3.2017
Rückmeldung seitens der Veranstalter: Mitte April 2017
Weitere Informationen: [email protected]
Einzelheiten zum Vortragsvorschlag:
Titel des Papers
max. 3.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen)
Kontaktadresse (Institut, E-Mail, Telefonnummer und Postanschrift)
4-5 Keywords
Vortragsvorschläge können in deutscher, französischer oder englischer Sprache verfasst sein.
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Eine Veranstaltung im Rahmen des Schwerpunktbereichs „Migration und Interkulturelle Studien
(MIS)“ der Fakultät für Sprachwissenschaften und Literatur, Geisteswissenschaften, Kunst und
Erziehungswissenschaften der Universität Luxemburg.
Konzept und Organisation: Till Dembeck und Jeanne E. Glesener
Citation: Till Dembeck. CFP: Symposium "Mehrsprachigkeit als Migration", Universität Luxemburg (31.03.2017). H-Germanistik. 02-0-2017. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/165639/cfp-symposium-mehrsprachigkeit-als-migration-universit%3%A4t-luxemburg
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Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – [email protected]
Citation: Till Dembeck. CFP: Symposium "Mehrsprachigkeit als Migration", Universität Luxemburg (31.03.2017). H-Germanistik. 02-0-2017. https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/165639/cfp-symposium-mehrsprachigkeit-als-migration-universit%3%A4t-luxemburg
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