07.02.2017 Klausur „medizinische Terminologie und Epidemiologie“ 9:00 bis 11:00 Uhr im Hörsaal Rubenowstraße 2b 1 Sozialepidemiologie Maresa Buchholz Institut für Community Medicine Universitätsmedizin Greifswald 2 Sozialepidemiologie 3 Sozialepidemiologie 4 Sozialepidemiologie 5 Sozialepidemiologie 6 1 . 2 . 3 . 4 . 5 . Sozialepidemiologie 7 Soziale Schicht Bildung Berufliche Stellung Einkommen Macht Prestige Sozialepidemiologie 8 Oberschicht OM MM UM Mittelschicht Unterschicht Sozialepidemiologie 9 UK: The Registrar General's classification Class I Class II Class III-‐N Class III-‐M Class IV Class V z.B. Rechtsanwalt, Architekt, Arzt z.B. Selbständige, Landwirte, Lehrer z.B. Büro-‐Angestellte, Angestellte m Handel z.B. Handwerker, Facharbeiter z.B. Busfahrer, Hilfskräfte in der Landwirtschaft z.B. einfache Arbeiter Sozialepidemiologie 10 „The Roots of Health“ Prof. Michael Marmot Sozialepidemiologie 11 Sozialepidemiologie Lampert et al. 2007 12 Einkommens(un)gleichheit Prozent (kulmuliert) . 100 75 50 25 0 1. Fünftel 2. Fünftel 3. Fünftel 4. Fünftel 5. Fünftel Sozialepidemiologie 13 Sozialepidemiologie 14 Sozialepidemiologie 15 Sozialepidemiologie 16 Soziale Ungleichheit Gesellschaftlich hervorgebrachte, relativ dauerhaft vorgegebene Struktur ungleicher Verteilung knapper materieller und immaterieller Ressourcen. (Steinkamp 1993) Sozialepidemiologie Beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen sozialen Bedingungen und Krankheit/Gesundheit Sozialepidemiologie 17 Frankfurter Allgemeine Sozialepidemiologie 18 Sozialepidemiologie 19 Wie beeinflusst die soziale Lage die Gesundheit/ Krankheit? Soziale Lage Sozialschicht, sozio-‐ ökonomischer Status (SES) ? Sozialepidemiologie Krankheit, Mortalität 20 Geisteskrankheiten in Großbritannien 1909 nach Berufsgruppen, auf 10.000 Personen Aus: Voss, G.: Der Einfluss der sozialen Lage auf Nerven-‐ und Geisteskrankheiten, Selbstmord und Verbrechen. In: Mosse, M., Tugendreich, G. (Hrsg.) Krankheit und soziale Lage (1913: S.407) Geistliche 10,7 Juristen 16,7 Mediziner 14,2 Schriftsteller/ Gelehrte 19,4 Architekten 25,2 Bildende Künstler 25,4 Weibliche Dienstboten 31,3 Arbeiterfrauen 31,7 Arbeiter allgemein 38,8 Händler u. Hausierer 40,3 Techniker/ Ingenieure 49,8 Metall-‐u. Eisenarbeiter 51,0 Sozialepidemiologie 21 Soziale Ungleichheit Whitehall-Studie (Sir) Michael Marmot ≈ 20.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst ≈ 25 Jahre im Zeitverlauf beobachtet Sozialepidemiologie 22 höher 2 Whitehall-Studie 40 - 64 64 - 69 70 - 89 Relatives Mortalitäts-Risiko 1,8 1,6 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 Leitungsebene Qualif. Angest. Einf. Angest. Andere 0 niedriger Sozialepidemiologie 23 Häufigkeit von Lungenentzündung, Alter 5 Jahre, nach Sozialschicht Quelle: Butler & Golding 1986 Sozialepidemiologie 24 Soziale Ungleichheit in Gesundheit und Krankheit ➢Tritt über die gesamte Lebensspanne auf.. ➢ Ist in allen Ländern, die bisher untersucht wurden, zu beobachten. ➢ Manifestiert sich an fast allen Erkrankungen, sowohl körperlichen als auch psychischen. ➢ Ist in ihrem Ausmaß nicht statisch. Sozialepidemiologie 25 Wie beeinflusst die soziale Lage die Gesundheit? Soziale Lage Krankheit, Mortalität Sozialschicht, sozio-‐ ökonomischer Status (SES) Verhalten Umwelt psychosoziale Faktoren Gesundheitsversorgung Sozialepidemiologie 26 Bundes-‐Gesundheitssurvey BGS‘98 Erster gesamtdeutscher Gesundheitssurvey Durchführung Oktober 1997 -‐ März 1999 Repräsentative Stichprobe der 18 bis 79jährigen Wohnbevölkerung (N = 7.124*) Response-‐Rate 61,4 % * Sozialepidemiologie NWest = 4,705 / NOst = 2,419 27 Sozialepidemiologie 28 Sozialstatus und Rauchen Sozialepidemiologie 29 Lampert et al. 2013 Sozialstatus und Alkoholkonsum? Sozialepidemiologie 30 Sozialstatus & Übergewicht ? Sozialepidemiologie 31 Prozent Übergewicht 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 BGS’98 Gesamt 14 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 Body Mass Index Sozialepidemiologie 32 Prozent Unterschicht 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 27,5 14 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 12 Body Mass Index Mittelschicht Prozent 10 8 26,6 6 4 2 0 14 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 Body Mass Index 14 12 Oberschicht Prozent 10 25,9 8 6 4 2 0 14 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 Body Mass Index Sozialepidemiologie 33 Mensink et al. 2013 Sozialepidemiologie 34 Sozialepidemiologie 35 Wie beeinflusst die soziale Lage die Gesundheit? Soziale Lage Krankheit, Mortalität Sozialschicht, sozio-‐ ökonomischer Status (SES) Verhalten Umwelt psychosoziale Faktoren Gesundheitsversorgung Sozialepidemiologie 36 BGS‘98 Anstrengende Arbeit 70 Stress 61,5 60 50 43,4 40 30 20 57,4 60 Prozent Prozent 50 65,7 70 16,9 46,1 40 30 20 10 10 0 0 Unterschicht Mittelschicht Oberschicht Sozialepidemiologie Unterschicht Mittelschicht Oberschicht 37 Faktoren der Arbeitsbelastung ➢ materiell physische Belastung, Zeitdruck, Schichtarbeit, ... ➢ sozial Organisation, Unterstützung, „Betriebsklima“, ... ➢ Kontext Arbeitsplatzsicherheit, Aufstiegschancen, ... ➢ finanziell Sozialepidemiologie 38 • Anforderungs-‐Kontrollmodell (Demand-‐Control-‐ Modell) Karasek/Theorell 1990 • Modell beruflicher Gratifikationskrisen, Siegrist 1996 Sozialepidemiologie 39 Modell beruflicher Gratifikationskrisen • Ungleichgewicht zwischen Verausgabung und Belohnung • Drei Ebenen leistungsbezogener Belohnung bzw. Quellen beruflicher Gratifikationskrisen: – Ökonomische Ebene – Lohn/Gehalt – Sozio-‐emotionale Ebene – Achtung/ Wertschöpfung – Ebene der Status-‐Kontrolle – berufl. Aufstieg/ Arbeitsplatzsicherheit Sozialepidemiologie 40 Modell beruflicher Gratifikationskrisen -‐ -‐ -‐ Anforderungen/ Verpflichtungen Belohnung Veraus-‐ gabung Erwartung Lohn/ Gehalt Wertschätzung Aufstieg, Sicherheit Erwartung Gratifikationskrise à Sozialepidemiologie Disstress 41 Modell beruflicher Gratifikationskrisen • Stressreaktionen: hohe „Kosten“ bei niedrigem „Gewinn“ • Relevante Gratifikationen: vor allem Lohn und Gehalt, Wertschätzung durch Kollegen, Aufstiegsmöglichkeiten sowie Arbeitsplatzsicherheit • Entstehung von Gratifikationskrisen: Missverhältnis zwischen Anforderung und der in Aussicht gestellten Gratifikation • Gratifikationskrisen können auch intrinsischer Natur sein: übersteigerte Verausgabungsneigung • Grundlegendes Postulat: ungünstige Relation zwischen hoher Verausgabung und niedriger Belohnung à gesundheitsschädigener Stress à Erkrankungsrisiken steigen Sozialepidemiologie 42 Modell beruflicher Gratifikationskrisen • Erhöhte Erkrankungsrisiken in einer Vielzahl von Studien belegt (Übersichten in Siegrist 2008, Dragano 2007) • Unabhängig vom Geschlecht steigt mit dem Vorliegen von Gratifikationskrisen Wahrscheinlichkeit für Depressionen, Angststörungen, Funktionseinschränkungen und schlechtes gesundheitliches Befinden • Signifikante Risikoerhöhung für koronare Herzkrankheiten, T2DM, Alkoholabhängigkeit vor allem bei Männern Sozialepidemiologie 43 Sozialepidemiologie 44 Wie beeinflusst die soziale Lage die Gesundheit? Soziale Lage Krankheit, Mortalität Sozialschicht, sozio-‐ ökonomischer Status (SES) Verhalten Umwelt psychosoziale Faktoren Gesundheitsversorgung Sozialepidemiologie 45 Sozialepidemiologie 46 Sozialepidemiologie 47 Sozialepidemiologie 48 Wie beeinflusst die soziale Lage die Gesundheit? Soziale Lage Krankheit, Mortalität Sozialschicht, sozio-‐ ökonomischer Status (SES) Verhalten Umwelt psychosoziale Faktoren Gesundheitsversorgung Sozialepidemiologie 49 (z.B. Lebensstil, Ernährung, Rauchen, Compliance) Sozialepidemiologie 50
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