Vorschlag Bergmähder Revitalisierung Mahder (ReMahd) 1. Grundidee Bergmähder waren und sind angesichts des hohen Bewirtschaftungsaufwandes bei vergleichsweise geringem Ertrag zunehmend von Auflassung bedroht, gleichzeitig jedoch ökologisch sehr wertvolle und artenreiche alpine Lebensräume. Die Artenvielfalt auf bewirtschafteten Bergmahdflächen ist sehr hoch. Bei Nutzungsaufgabe sinkt die Artenvielfalt; durch die Wiederaufnahme der Bewirtschaftung wird ein wertvoller ökologischer Lebensraum für seltene Pflanzen und Tierarten (besonders Schmetterlinge) wiederhergestellt. Um diese wertvollen Lebensräume in Zukunft zu fördern und zu erhalten, könnte die Jägerschaft durch konkrete Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag leisten. Die Wegpunkte zur Durchführung der Revitalisierung der Bergmähder sind folgende: Flächen bzw. Mähder auswählen in welchen eine Revitalisierung notwendig/sinnvoll erscheint. Grundbesitzer kontaktieren (Projektpräsentation) Terminvereinbarung Konkrete Durchführung der Maßnahmen (Entbuschungen) Entstehung von Bergmähdern Grundsätzlich stellt sich die Frage seit wann es diese Bergmähder gibt bzw. warum. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche ist und war in den Alpen begrenzt. Vor den großen Flußbegradigungen und Entsumpfungen der Talsohlen zu Zeiten Kaiserin Maria Theresias (1717-1780) waren die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen deutlich weniger als heute. Die Menschen waren gezwungen andere Flächen (oberhalb der Talsohlen) urbar zu machen. So kam es, dass durch Rodungen und laufendes Schwenden (Offenhalten) die Waldgrenze um bis zu 300 m abgesenkt wurde und diese (sub)alpinen Flächen zur Beweidung aber auch für die Mahd genutzt wurden. Diese Absenkung der Waldgrenze durch den Menschen lässt sich seit der Bronzezeit belegen. Eine der Folgen dieser Absenkung ist die Vergrößerung des Lebensraums vieler Tiere der alpinen Offenflächen (z.B. Alpenschneehuhn). Umgekehrt boten und bieten diese Offenflächen vielen Huftieren aus angrenzenden Lebensräumen (z.B. Rotwild und Gams) ein wertvolles Angebot an Äsung. Weiters wurden an topografisch günstigen Lagen darunterliegende Waldbereiche gerodet um zusätzliche Weideflächen bzw. Bergmähder zu erhalten. Dadurch entstand ein Mosaik aus offenen Flächen und Wald (man spricht von Heterogenität bzw. ökologisch „patchiness“). Vor allem die Übergangsbereiche zwischen den einzelnen Mosaikbausteinen (Wald und offene Fläche) bringen einen enorm hohen Anteil an Grenzlinien mit sich, wodurch sowohl waldbewohnende als auch alpine Tierarten beste und vielfältige Lebensraumstrukturen vorfinden. Revitalisierung von Bergmähdern Die zentrale Maßnahme zur Revitalisierung bzw. Offenhaltung der Bergmähder ist die Entbuschung. Die Entnahme von Gehölzen („Stauden“ kleiner Bäume) erfolgt mittels Motorsäge bzw. Handsägen. Um sicherzustellen, dass die Entbuschung nachhaltig ist, sollten auch Wurzelstöcke (sofern möglich) entfernt werden. Das Schnittgut kann zu Haufen aufgeschichtet werden. Diese verrottenden Haufen liefern wertvolle Nährstoffe für den Boden sowie für verschiedenste Organsimen (Mikroorganismen wie z.B. Pilze oder auch Makroorganismen wie z.B. Insekten) Das Tote ist Voraussetzung für neues Leben. Die durchgeführten Arbeiten sollen mittels Fotos dokumentiert werden (vorher/nachher Seite 1 Vorschlag Bergmähder Bilder). Diese Bilder können dann über verschiedene Plattformen (z.B. Facebook, Jägerzeitung, Hubertusfeier, usw.) der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Arbeiten sollten im Frühjahr durchgeführt werden. Ob man jedes Jahr eine Fläche oder mehrere Flächen entbuscht, muss mit allen Mitgliedern geklärt werden. Über eine eventuelle Mahd dieser Flächen muss noch diskutiert werden (nicht zuletzt mit den jeweiligen Grundbesitzern). Eine Mahd führt zu einem wesentlichen Mehraufwand an Arbeit, aber auch zu einer starken Aufwertung der getätigten Maßnahmen. Weiters hat man durch die Mahd solcher Flächen die Möglichkeit die Landschaftspflegeprämien zu beziehen (siehe Punkt 5). Neben den positiven Effekten dieser Maßnahme für zahlreiche Wildtierarten (siehe Punkt 2) sowie für das gesamte Ökosystem, ist auch die Öffentlichkeitswirkung solcher Projekte nicht zu unterschätzen. Gerade in der heutigen Zeit steht die Jagd immer wieder in der Kritik. Durch derartige Projekte kann man diesen Kritikern mit sehr guten (v.a. ökologischen) Argumenten entgegentreten. Wesentlich für den Erfolg dieses Projekts ist neben der Unterstützung der gesamten Jägerschaft, auch das Einverständnis der betroffenen Grundbesitzer. 2. Wildarten die durch Revitalisierung der Bergmähder gefördert werden Gamswild nutzt saisonal Bereiche unterhalb der Waldgrenze, v.a. als Feisteinstand von älteren Böcken. Aber auch für die Waldgams sind diese Freiflächen von enorm wichtiger Bedeutung. Rotwild bevorzugt halboffene Strukturen, somit entspricht ein Mosaik aus offenen bzw. halboffenen Flächen und geschlossenen Waldflächen einem idealen Rotwildlebensraum. Zusätzlich fördern solche Freiflächen die Rudelbildung von Rotwild. Rehwild ist ein typischer Bewohner der Randzonen. Schneehuhn besiedelt baumlose Almmatten. Küken benötigen v.a. in den Sommermonaten tierische Nahrung (Insekten). Birkhuhn: Benötigt Übergangsbereiche vom Wald zu offenen Flächen (lückiger halboffener Waldbestand, Baumgrenzbereich). Diese sehr mobile Vogelart besiedelt rasch frühe Sukzessionsstadien (wird neue Freiflächen rasch annehmen). Viele Spechtarten (z.B. Dreizehenspecht) aber auch Sperlings- und Raufusskauz finden in den Übergangsbereichen gute Lebensräume. Seite 2 Vorschlag Bergmähder 3. Vorschläge Bergmähder im Revier Jaufental: Die nachfolgenden Flächen für die Revitalisierungsmaßnahmen sind nur als Vorschlag anzusehen und können natürlich noch verändert bzw. ergänzt werden. Übersicht Abbildung 1: Übersicht über vier potentielle Flächen im Jagdrevier Jaufental. Gospeneider Mahder Abbildung 2: Detailfläche Gospeneider Mahder. Seite 3 Vorschlag Bergmähder Gospeneider Berg Abbildung 3: Detailfläche Gospeneider Berg (Vis a vis Jägerhütte). Hochraste Abbildung 4: Detailfläche Hochraste. Seite 4 Vorschlag Bergmähder Sennerberg Mahder Abbildung 5: Detailfläche Sennerberg Mahder. 4. Erfolgreiche Beispiele aus Südtirol Naturns: Alminteressentschaft setzt sich für Offenhaltung der Weideflächen ein Jagdreviere Latsch, Klausen (Markus Kantioler), Kurtatsch und Luttach. 5. Zusätzliche Infos bzw. Möglichkeiten: Landschaftspflegeprämien (Bei Nutzung Mahd): Verpflichtung für fünf Jahre, Meldung bei der zuständigen Forststation, Prämien richten sich nach Kategorie (z.B. artenreiche Bergwiese außerhalb Natura 2000 350 €/ha, Bestockte Artenreiche Wiesen 660 €/ha). Waidmannsheil Josef Seite 5
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