Rede Bezirksobfrau Martina Entner

Neujahrsempfang SCHWAZ
REDE BO Vizepräsidentin Martina Entner
Bilder sprechen für sich. Für diesen Film haben wir keine Special Effects gebraucht und keine gestellten
Szenen. Unser Bezirk ist so. Wir können stolz auf unseren Bezirk Schwaz sein und auf die Unternehmer/innen,
die gemeinsam mit ihren Mitarbeitern und Familien unseren Bezirk zu dem machen, was er ist.
Stolz können wir auch auf das Miteinander sein.
Das Miteinander zwischen (Unternehmer/Mitarbeiter), das Miteinander mit den Behörden und Sozialpartnern.
Denn die Stimmung ist gut in unserem Bezirk. Wir können miteinander reden und wie heißt es so schön "beim
Reden kommen die Leit' zusammen"!
Nachdenklich macht mich aber die Entwicklung, die schon länger zu erkennen ist: Unternehmer bekommen
nicht die Wertschätzung, die sie verdienen.
Das beginnt mit einem Wahrnehmungsproblem und damit, dass die Verhältnisse völlig verzerrt dargestellt
werden. Zwei kurze Beispiele – dann seht ihr gleich, was ich meine:
Könnt ihr euch vorstellen, dass ein Produkt, bei dem es nur 0,03 Prozent Reklamationen gibt, als unzuverlässig
bezeichnet wird?
Oder könnt ihr euch vorstellen, dass ein Hotel, das nur zu 0,03 Prozent schlechte Bewertungen bekommt,
ernsthaft als schlecht abqualifiziert wird?
Stimmt: Das kann sich keiner vorstellen.
Doch diese Schlagzeilen haben vor einigen Wochen mehrfach die Zeitungen gefüllt. Lediglich 0,03 Prozent der
Lohnsumme, die nicht korrekt ausbezahlt wurde, werden als riesen Sauerei, als Angriff auf die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter dargestellt.
Meine Damen und Herren, die Schwazer Unternehmer zahlen 1,5 Milliarden Euro an Lohnsumme pro Jahr - das
ist eine Zahl mit 8 Nullen! Und bei 400.000 Euro, also lächerlichen 0,03 Prozent wurden Fehler gefunden.
Wäre es nicht einmal an der Zeit, es endlich richtig zu sagen: Nämlich danke, liebe Unternehmer, ihr habt eure
Verpflichtungen zu 99,97 Prozent erfüllt!
Und das ist es, was ich meine: Da fehlt jede Verhältnismäßigkeit. Man könnte auch sagen: Das Augenmaß oder
ganz einfach der Hausverstand. Und diese verzerrten Verhältnisse haben nicht theoretische Auswirkungen,
sondern ganz handfeste, praktische Folgen.
Ich habe vor Weihnachten einen Kollegen getroffen, der mir einen seiner Tage geschildert hat und ich bin
sicher, dass sich die meisten hier im Saal so wie auch ich mich darin wiederfinden. Es geht uns allen gleich,
egal in welcher Branche - wir kämpfen alle mit denselben Herausforderungen:
Es war kurz vor Weihnachten, wieder kein Schnee und zu wenig Buchungen - sogar über Weihnachten und
Silvester freie Zimmer. Gleich in der Früh bekommt er die Nachricht, dass einer seiner Mitarbeiter 3 Monate
komplett ausfällt - ein Freizeitunfall: das bedeutet wie wir wissen: 6 Wochen Kosten voll, 4 Wochen Kosten zur
Hälfte. Ein neuer Mitarbeiter der anfangen soll kommt gleich gar nicht, er hat per Email kurz und bündig
abgesagt. Es sind hier nicht die Kosten allein, denn es fehlen sowieso noch 2 weitere Mitarbeiter, die man
einfach nicht findet weil es am Markt keine gibt. Fachkräftemangel.
Es bleibt ihm also nur, sein Team zu motivieren und irgendwie zu improvisieren – sogar bis hin zur
Einschränkung des Angebotes, weil es ohne bzw mit zu wenigen Mitarbeitern einfach nicht machbar ist.
Gleichzeitig kommt ein Anruf, dass der Arbeitsinspektor da ist und den Betrieb besichtigen will. Aber das nicht
erst nach einem Kaffee, den darf er nämlich nicht mehr trinken (Bestechung), sondern nach höchstens 10
Minuten Wartezeit lässt er ausrichten, so ist es im Gesetz festgeschrieben. Der Betrieb, ich kenne ihn, ist ein
Topbetrieb und in sehr gutem Zustand, aber der Arbeitsinspektor (er macht auch nur seine Arbeit) findet
natürlich einige mangelhafte Punkte.
Vieles davon war zwar immer so - aber ab diesem Besuch ist es halt nimma so!
Am Schluss gibt es eine Liste, die es möglichst zeitnah oder besser noch umgehend abzuarbeiten gilt.
Und zum Schluss meldet sich kurzfristig noch eine Firma mit 25 Personen für ein spätes Abendessen an. Die
Mitarbeiter sind bereit – aber es geht sich mit der Tageshöchstarbeitszeit und der vorgeschriebenen
Nachtruhezeit knapp nicht aus. Er muss sich entscheiden: Saftige Strafen riskieren oder das sichere Geschäft
sausen lassen. Oder wieder irgendwie improvisieren. So geht es übrigens auch dem Zimmerer der bei
Schlechtwettereinbruch noch das Dach zumachen muss. Es betrifft uns alle.
2017 muss es endlich zu flexibleren Arbeitszeiten kommen, der Präsident hat es auch schon angesprochen. Das
starre Arbeitszeitregime erweist sich immer mehr als Wachstumshemmer.
Ich führe das jetzt gar nicht weiter fort, denn wir alle kennen diese oder ähnliche Beispiele. Was ich damit
sagen möchte: Es fehlen einfach das Augenmaß und die Bodenhaftung: Anstatt dass sich der Unternehmer ums
Unternehmen kümmern kann, muss er sich mit Vorschriften, Kontrollen und Auflagen herumschlagen.
Und wir nähern uns damit gefährlich einer roten Linie.
Liebe Politiker: Hinter dieser roten Linie wird es für den Standort düster.
Es gibt Unternehmer, die sagen: "Ich kann und will nicht mehr". Und es gibt Nachfolger die sagen: "Das tu ich
mir sicher nicht an!"
Daher – bitte praxisnahe und vor allem praxistaugliche Gesetze, am besten mit Ablaufdatum, damit sie immer
wieder neu evaluiert und hinterfragt werden.
Es braucht eine Trendwende, die den Unternehmern wieder Zuversicht, wieder mehr Wertschätzung
vermittelt.
Liebe Behörden: Hinter dieser roten Linie wird es auch für euch bitter – die Steuerzahler finanzieren die
Verwaltung. Daher - bitte mehr beraten und begleiten als bestrafen.
Die Wirtschaft wartet auf einen kräftigen Rückschnitt der absurden Prüf-, Droh- und Strafkultur und einen
Bürokratieabbau im betrieblichen Alltag.
Liebe Sozialpartner - Gewerkschaft und AK: Hinter dieser roten Linie wird es auch für eure Mitglieder dunkel.
Daher – bitte auch von euch mehr Wertschätzung.
Dieses pauschale Verurteilen und an den Pranger stellen von ganzen Branchen bringt nichts – außer schlechte
Stimmung, die letztlich auch den Mitarbeitern auf den Kopf fällt.
Wer die Wertschätzung über Bord kippt, wer lieber polarisiert und polemisiert und sich im Klassenkampf übt,
der entzieht einer Region unternehmerische Kraft und letztlich Wertschöpfung.
Wir sitzen alle im selben Boot und wir Unternehmer haben schon lange erkannt, dass es nur gemeinsam mit
unserem Team von Mitarbeitern geht. Wir brauchen niemanden, der Löcher in die Bootswand bohrt. Denn wenn
ein Standort erst einmal im Sinken ist, hilft kein Schöpfen mehr!
Und dabei wäre es so einfach: Wir Unternehmer lieben unseren Beruf, wir brennen für die Sache. Wir
Unternehmer schaffen gemeinsam mit unseren Familien und Mitarbeitern Wohlstand in unseren Regionen.
Liebe Politik, Behörden und Sozialpartner: Baut's auf unseren Enthusiasmus und wertschätzt die Leistungen
unserer Unternehmer. Dass die Schwazer Unternehmen das können und die Power dazu haben, sehen wir Jahr
für Jahr an den spitzen Ergebnissen.
In diesem Sinne: mach ma gemeinsam unser Land, unseren Bezirk, unseren Standort Schwaz für 2017 und für
die Zukunft stark!
Ich möchte aber nicht nur über "Wertschätzung" reden – sondern auch danach handeln. Ich freue mich, eine
besondere Person auf die Bühne holen zu dürfen: Wir sind stolz solche junge Menschen in unserem Bezirk und
in unseren Betrieben zu haben: Manuela Wechselberger, die Vize-Europameisterin der Köche
Du hast die Silbermedaille bei den Europameisterschaften im vergangen Herbst geholt, ich freue mich dir
anstelle vieler motivierter Mitarbeiter – die wie wir für den Beruf brennen – dir hier in diesem Rahmen ganz
herzlich zu gratulieren. Ich darf auch stellvertretend für viele Unternehmer deinem Chef und deinem
Ausbildner danken.