Referat G12 Datenblatt für Forschungs- und Untersuchungsvorhaben des BMVI Fachreferat: G23 Projekt-Nr.: 70.918/2015 Stand: 12/2014 Thema: "Smart Station" - Die Haltestelle als Einstieg in die multimodale Mobilität Neue Möglichkeiten in technischer Ausrüstung, Gestaltung und Marketing können Haltestellen zum wichtigsten Punkt machen, an dem die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs Kunden ansprechen Kunden vor allem auch für die Mobilitätsplattformen der Zukunft. Eine Studie soll diese Möglichkeiten erstmals systematisch erkunden Art des Forschungsvorhabens 1. politische Prioritäten Zielfelder, denen das Forschungsvorhaben/Programmschwerpunkt dient I.1. Infrastruktur I.11. Innovative Informations- und Servicedienste II. Daten, Methoden, Modelle, Verfahren, Prognosen, Szenarien Die Untersuchungsergebnisse werden benötigt für 2. konzeptionelle mittel- und langfristige Grundlagenentscheidungen Warum soll dieses Vorhaben extern vergeben werden bzw. ist keine interne Bearbeitung möglich (Notwendigkeitsbetrachtung gem. § 6 BHO) Innovationsprojekt, das nicht aus Bestandsorganisationen heraus allein entwickelt werden kann. Starke Anteile strategischer Beratung. Untersuchung technischer Möglichkeiten auch mit Kostenabschätzungen (v.a. zur IT), Entwicklung von Gestaltungsoptionen (Kreation, Marketing). Konkret sind folgende Teile nötig: * Best practice. Welche Maßnahmen wurden in Deutschland und im Ausland bereits realisiert - Effekte, Betriebskosten, Instandhaltungsbedarf. Sowohl Bildbeispiele als auch Ergebniszahlen sind hier relevant. * Basisdaten: Kategorisierung und Mengengerüste. Wieviel Haltestellen welchen Typs gibt es, welche unterschiedlichen Ausstattungen weisen sie heute auf. * Angebote und Produkte. Neue Verkehrsangebote oder Produkte der Mobilität. Darstellung ihrer Entwicklungsmöglichkeiten an Haltestellen. * Gestaltung. Welche Ausstattung könnte man sich für eine Haltestelle in Zukunft wünschen, welchen Zweck würden sie erfüllen. Welche unterschiedlichen Ausbaustufen sind erkennbar oder definierbar. * Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. Aufwand eines Ausbaus, Nutzen der damit erzielten Ausstattung, welche Kennzahlen sind dafür relevant (z.B. Fahrgastaufkommen auf einer Haltestelle). Ggf. Business case * Bewertung, Definition von Pilotprogrammen. Welche Art von Angeboten versprechen den optimalen Effekt. Kurzbeschreibung des Vorhabens; sachlicher Kontext, rechtliche Verpflichtung Der Verkehr wird sich verstärkt multimodal organisieren. Die Grenzen zwischen Öffentlichem Verkehr und Individualverkehr werden aufweichen. So beschreibt auch die Aufstellung des Forschungsprogramms Stadtverkehr 2015/2016 die Zukunft (These 1 und 2). Die Unternehmen des Öffentlichen Verkehrs sind aufgefordert, Mobilitätsplattformen zu bauen, für die Kunden Mobilitätspakete zu schnüren, alternative Bedienformen zu entwickeln und an der Virtualisierung des Mobilitätsangebots zu arbeiten (These 3 ff.). Entscheidend für den Erfolg solcher Initiativen sind letztlich immer Zugänglichkeit und Verfügbarkeit - in den Worten des Forschungsprogramms, "wie einfach und einheitlich ihre Nutzung organisiert ist". Die Haltestellen der öffentlichen Verkehrsunternehmen können eine ausgesprochen wichtige Rolle für diese Zugänglichkeit der Nutzung spielen - und damit für alle genannten Zukunftsaufgaben. Es wäre aus diesem Fokus heraus zu erforschen, wie Haltestellen optimal dafür gestaltet und ausgestattet werden sollten. Zwei Gründe sind dafür wichtig: 1. Die nötige Vermittlung stark differenzierter und multimodaler Mobilitätsangebote wird jetzt und auf Dauer ... nicht nur auf die Vermittlung über neue Kommunikationsmedien (vor allem Smartphone, mobiles Internet) setzen können. Das gilt in jedem Fall in manchen klassischen Zielgruppen des Öffentlichen Verkehrs (z.B. für Hilfsbedürftige), es gilt aber auch generell. Bei weitem nicht alle Nutzer neuer Medien und nicht alle Kunden von Mobilitätsangeboten sind willens oder in der Lage, sich laufend mit den wechselnden Informationen (Websites, Apps etc.) vertraut zu machen, die eine optimale Nutzung des Verkehrsangebots erfordern würde. Diese Aussage gilt schon für den Bedarf dieser Kunden an ihrem Heimatort, erst recht gilt es für Ortsfremde. 2. Es wird in Zukunft nicht nur neue Anbieter für neue Verkehrsangebote geben, es wird auch zusätzliche Anbieter zur multimodalen Bündelung der Angebote geben. Alle Anbieter werden sich in unterschiedlichen Allianzen bemühen, ihre eigenen Angebote zur Befriedigung des Mobilitätsbedarfs zu vermarkten. Die Erfahrung zeigt (man vergleiche nur die Lage bei Flugpreisvergleichen), dass diese Situation zumindest in einer ersten Phase nicht zu Klarheit und Übersichtlichkeit für den Konsumenten beiträgt. An diesem Punkt kommt die Haltestelle ins Spiel. Die Haltestelle lässt sich als wichtigster täglicher Kundenkontaktpunkt der Unternehmen des Öffentlichen Verkehrs ansehen. Sie erlaubt buchstäblich den Einstieg in Mobilität. Sie etabliert das Verkehrsangebot im öffentlichen Raum. Haltestellen prägen Stadtbilder. Sie sind als geografische Konstanten und Informationspunkte gelernt bei allen Straßenbenutzern - und das keineswegs nur bei den Kunden von Bus und Bahn, sondern wohl bei allen Verkehrsteilnehmern. Für den ÖV ist die Haltestelle traditionell bloß eine betriebliche Einrichtung. Der Blick wandelt sich aber grundlegend, wenn man in der Haltestelle den Vertriebs- und Einstiegspunkt für Mobilitätsplattformen erkennt, die viele Anbieter und Angebotsformen zusammenbringen. Aus einer unvermeidlichen, vielleicht sogar mühsamen Infrastruktur wird dann ein starker Aktivposten der Verkehrsunternehmen. Eine Haltestelle neuen Typs müsste mehr und mehr das Nutzungsversprechen erfüllen, den Kunden in jedem Fall auf vernünftige Weise mobil zu machen, mit einem Angebot des Öffentlichen Verkehrs oder mit allen verfügbaren Alternativen. Die Unternehmen des Öffentlichen Verkehrs erhielten daraus neue Aufgaben und Chancen, die ihre traditionelle Aufgabe, Mobilität für alle sicherzustellen, nahtlos fortschreiben. Zugleich könnten sie gerade in den Zeiten der Konkurrenz durch neue Verkehrsangebote diese einzigartige öffentliche Präsenz der Haltestellen nutzen, um nicht nur bestehende Kunden zu halten, sondern auch zusätzliche Kunden zu gewinnen, sogar vorher schwer zugängliche Zielgruppen zu erschließen. Die veränderte Sicht böte auch einen Ansatz, noch weiter über die Art neuer Mobilitätsangebote und alternativer Bedienformen nachzudenken. Die Haltestelle soll als strategisches Mittel dienen, neue Angebote zu bewerben und zugänglich zu machen. Manche neuen Angebote werden vielleicht überhaupt erst praktisch realisierbar, wenn sie in einem bestehenden Haltestellennetz agieren dürfen. Der Ansatz bringt eine große Anzahl von Forschungsfragen hervor, hier eine Auswahl: * Welche grundsätzlichen Herausforderungen zeigen sich in der Haltestellengestaltung, wenn mehr als ein Mobilitätsangebot dort verankert werden, wenn etwa Bedarfsverkehr dort abgewickelt wird? * Welche neuen Mobilitätsangebote/Produktformen können durch die Bindung an Haltestellen in welcher Form gewinnen (z.B. Verabredepunkt für Mitnahmeverkehr)? Welche Angebote sind also etwa für Mobilitätsplattformen als Partner besonders interessant? * Wie können alternative Bedienformen an der Haltestelle am besten dargestellt oder unterstützt werden? * Welche Ausstattung ist für welche Angebotsart nötig? Welche der Funktionen sind auch ohne Strom und Internet-Anschluss zu erfüllen, welche bedingen eine Ausstattung mit interaktiven Diensten? Für welche Angebote etwa muss die Haltestelle merken und melden, dass ein Mitnahme- oder Haltewunsch besteht? * Interaktionsformen: Für welche und wieviele Kunden wird in Zukunft eine interaktive Haltestelle neuen Typs attraktiv sein (weil sie kein Smartphone besitzen oder die nötigen Dienste nicht suchen wollen oder nicht in Anspruch nehmen)? Welche Vorteile bieten fest installierte interaktive Angebote (große E-Paper-Displays, große Bildschirme, Gestensteuerung o.ä.)? Welche Möglichkeiten wiederum gibt es für die Interaktion mobiler Geräte von Fahrgästen mit einer Haltestelle (z.B. über NFC-Module)? Welche Funktionen wären auch bloß mit Informationstafeln oder Kennzeichnungen zu erfüllen (QR-Code, Mastennummer etc.)? * Welche Auswirkungen entstehen in den Verkehrsunternehmen, z.B. für die Kundenbetreuung? * Welche Rückwirkungen entstehen auf die Präsenz von Haltestellen in der öffentlichen Wahrnehmung? Sind andere Arten der Darstellung von Haltestellen in Informationsdiensten geboten (z.B. in Kartendiensten oder auch nur den Softwareangeboten der Verkehrsunternehmen selbst)? * Welche erweiterten Angebote sind an technisch aufgerüsteten (vor allem vernetzten) Haltestellen denkbar (z.B. (Mehrwert-)Dienste, W-Lan an der Haltestelle)? Welche Daten entstehen und welche können zum Beispiel zur laufenden Messung oder Prognose des Fahrgastaufkommens beitragen - welche Chancen und ... Herausforderungen entstehen dadurch? Diese einzelnen Entwicklungen müssen jeweils auch datenschutzrechtlich und auf ihre Wirtschaftlichkeit hin betrachtet werden. Die Risiken im Zusammenhang mit einer praktischen Umsetzung (Wirtschaftlichkeit, Vandalismusgefahr,….) sind zu evaluieren. Zu erreichendes Ziel; was ist als Ergebnis zu erwarten und wie soll das Ergebnis verwertet werden? Leitfaden für die Akteure im städtischen und regionalen Raum mit folgenden Einzelzielen: * Information und Diskussionsgrundlage mittels der Bestandserhebung * Aufzeigen konkreter Handlungsmöglichkeiten in Gestaltung von Kundenkontakten und der Kooperation mit neuen Teilnehmern im Verkehrsmarkt * Entwicklung strategischer Leitlinien für solche Angebote, Definition möglicher Pilotvorhaben für neue Produkte des Öffentlichen Verkehrs * Generell: Verbesserte Positionierung der Unternehmen des Öffentlichen Verkehrs angesichts des wachsenden Wettbewerbs in der zunehmenden Multimodalität ... -4Forschungsnetzwerk (Verknüpfung mit anderen Untersuchungen) Zu suchen ist der Bezug zu allen Forschungsvorhaben, die auf Verknüpfung unterschiedlicher und neuartiger Mobilitätsangebote oder auf eine Verbesserung der Kundeninformation und des Ticketings zielen. Interessant kann etwa die Verbindung zu folgenden FoPS-Projekten sein: Projekt-Nr. 77.0506 Einführung von DAB/TPEG-Diensten Projekt-Nr. 70.0886 DELFI-Echtzeit Projekt-Nr. 70.0879 Integrierte Mobilitätskonzepte Projekt-Nr. 70.0878 Wirtschaftlichkeit alternativer Bedienungsformen im ÖPNV Folgen, wenn das Forschungsvorhaben/der Programmschwerpunkt in diesem Haushaltsjahr nicht durchgeführt wird. Eine Zuordnung zu einem bestimmten Haushaltsjahr ist nicht gegeben. Allerdings entwickelt sich der Verkehrsmarkt über mehrere Einflussfaktoren inzwischen sehr dynamisch (Liberalisierung des Fernbusverkehrs, Wettbewerb im Carsharing, stark steigende Durchdringung mit mobilen Kommunikationsgeräten, Förderung der E-Mobilität, Änderung im Nutzungsverhalten etc.). Insofern steht jede Erforschung der Optionen für eine Weiterentwicklung der klassischen Stärken und Angebote des Öffentlichen Verkehrs auch unter Zeitdruck. Haushaltsstelle/Finanzierungsstelle Kapitel 1218 Titel 544 01 Vsl. Bearbeitungszeit: von: 1. Vj. 2015 Vsl. Gesamtkosten: Forschungsmittel BMVI: T€ T€ Mittel Dritter: Vsl. Aufteilung auf Haushaltsjahre 2015: 2016: 2017: 2018: Vergabeart: Preis-/Leistungsanfrage mit Wettbewerb Preis-/Leistungsanfrage ohne Wettbewerb bis: 2. Vj. 2016
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