Die eigene Komfortzone verlassen

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Wirtschaftregional | 28. Januar 2017
Die eigene Komfortzone verlassen
Veränderung Namhafte Referenten aus der Schweizer Wirtschaft und dem Rheintal referierten gestern am Wirtschaftsforum
in Widnau. Durch den Nachmittag führte mit kritischen Fragen erneut die schlagkräftige Moderatorin Susanne Wille Fischlin.
VON MELANIE STEIGER
Ü
ber das, was Führung wirklich ausmacht, fand Reinhard
Sprenger, Führungsexperte,
am Wirtschaftsforum in Widnau klare Worte: «Führung braucht es
im Unternehmen nicht, wenn es gut
läuft, sondern erst, wenn es schwierig
wird.» Dann müsste man die Zielkonflikte so rasch wie möglich lösen und
nicht einen Schuldigen suchen. Seiner
Ansicht nach hat der Mensch die Tendenz, nur das zu sehen, was vor seinen
Augen ist. Zudem betonte er, dass auch
Misserfolg erlernt sein muss. Er appellierte an die Führungskräfte, kurzfristig
zu denken, denn Langfristiges habe in
der heutigen Zeit keine Chance. Eine
entscheidende Komponente dafür sieht
er in der Personalauswahl. Denn das Individuum gibt der Führung die Grundlage. Oft sei es aber so, dass es sich der
Institution anpasse. Diese wiederum
verlange vom Individuum, kreativ,
schneller und besser zu sein, selbst sei
es die Institution aber nicht. «Und niemand unternimmt etwas dagegen»,
brachte er das Dilemma auf den Punkt.
Bei der anschliessenden Diskussionsrunde brachte Moderatorin Susanne
Wille Fischlin vor, wie wichtig es ist, die
gewohnten Strukturen zu verlassen.
«Mit den Start-ups, die ich unterstütze,
erfinde ich mich ständig neu», erzählte
Urs Haeusler, Präsident der Swiss Startup Association. Auch die SBB steht nicht
still, denn Arbeitsgruppen beschäftigen
sich mit Fragen über die Zukunft. «Die
Mobilität ist gerade in einem ähnlichen
Umbruch wie dazumal vom Pferd auf
das Auto», informierte Monika Ribar,
Verwaltungsratspräsidentin der SBB.
Auch Jens Breu, CEO der SFS, erinnerte
sich noch zu gut daran, als er gezwungen war, seine Komfortzone zu verlassen: «Jetzt und sofort war es nötig, man
hinterfragt und überlegt sich den nächsten Schritt.»
Was alles möglich ist und was nicht,
machte André Borschberg, Ingenieur an
der ETH, deutlich. Er berichtete von den
Anfängen von Solarimpuls. Als er seine
Idee umsetzen wollte, reagierten alle
gleich: «Das ist unmöglich, ein Flugzeug
ohne Treibstoff zu fliegen». Doch schaffte er das Unmögliche und umflog die
Welt in einem Fluggerät, das keinen
Tropfen Treibstoff benötigte.
Das Rheintal erstaune Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann
immer wieder, denn eine mausarme
Bauernregion entwickelte sich zu einer
führenden Industrie. Dabei verwies er
auch auf die Wichtigkeit des Freihandels. «In der heutigen Zeit werden vermehrt lokale Gegebenheiten global beeinflusst. Darum setze ich mich für den
liberalen Handel ein, das verspreche ich
Ihnen», so der Bundesrat.
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Moderatorin Susanne Wille Fischlin fühlte bei der Diskussionsrunde Jens Breu, CEO SFS, Monika Ribar,
Verwaltungsratspräsidentin der SBB, und Urs Haeusler, Präsident der Swiss Start-up Association, auf den Zahn.
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(1) Reinhard Frei, Freicom AG, André Borschberg, Pilot, Johann
Schneider-Ammann, Bundesrat, Hans Hess, Präsident Swissmem.
(2) Lothar Ritter, NTB Interstaatliche Hochschule für Technik, Peter
Göldi, Kantonsratspräsident 2016/17 des Kantons St. Gallen, Eugen
Voit, Leica Geosystems AG, Thomas Bolt, AGV Rheintal, Nick Huber,
Huwa Finanz- und Beteiligungs AG.
(3) Jens Breu, CEO SFS Group AG, Manfred Saurer, Nellen & Partner
AG, Brigitte Lüchinger, Präsidentin AGV Rheintal.
(4) Martin Klöti, Präsident der Regierung des Kantons St. Gallen, Rolf
Künzler, Ortsgemeinde St. Margrethen.
(5) Paul Gähwiler-Wick, Katholische Kirchgemeinde Henau-Niederuzwil, Mesut Schmid, Genossenschaft Migros Ostschweiz, Àlex Cazurra
Basté, RLC Architekten AG.
(6) Thomas Gerosa, Business Development Board Coaching, Balz Eggenberger, Nick Huber, Huwa Finanz- und Beteiligungs AG, Elsbeth
Gerosa, Arthur Philipp, APM Technica AG, Albert Koller, St. Galler
Kantonalbank.
(7) Denise Heini, SwissOptic AG, Sabina Buschor, SwissOptic AG.
(8) Rico Müller, BDO AG, Urs Schmidheiny, BDO AG, Ralph Nater,
Nater Nutzfahrzeuge AG.
Bilder: Tatjana Schnalzger
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