16 | MM5, 30.1.2017 | MENSCHEN MENSCHEN | MM5, 30.1.2017 | 17 Eidgenössische Abstimmung Leichter zum roten Pass 3 Sie müssen eine Nieder lassungsbewilligung (C-Ausweis) besitzen. Am 12. Februar stimmen wir über die erleichterte Einbürgerung von Ausländern der dritten Generation ab. Was bedeutet das genau? Und wie steht die Schweiz im europäischen Vergleich da? Text: Andrea Freiermuth Infografik: Daniel Röttele 4 Sie dürfen nicht älter als 25 Jahre sein. Einbürgerung heute Vorschlag der Vorlage Je nach Gemeinde gelten andere Bestimmungen Diese sechs Bedingungen müssen Terzos erfüllen Umsetzung der Vorlage Neue Aufgaben für den Bund Derzeit müssen auch Ausländerinnen und Ausländer der dritten Generation ein ordentliches Einbürgerungsverfahren durchlaufen. 5 Sie müssen mindestens 5 Jahre in der Schweiz zur Schule gegangen sein. Das Verfahren gestaltet sich je nach Wohnort sehr unterschiedlich: Manche Gemeinden führen schriftliche oder mündliche Einbürgerungstests durch, andere l assen die Gemeinde versammlung abstimmen. 6 Sie müssen in der Schweiz geboren sein. Die Kosten variieren zwischen 300 und 3000 Franken. Auch die Anforderun gen sind unterschiedlich: So verlangt etwa der Kanton Uri zehn Jahre ununterbrochenen Wohnsitz auf Kantonsgebiet, im Kanton Bern sind es nur zwei Jahre. Erste Generation (Grosseltern) Zweite Generation (Eltern) 1 E in Grosselternteil muss in der 2 E in Elternteil muss den C-Ausweis Schweiz geboren worden sein oder den B-Ausweis erhalten haben. Die jungen Ausländerinnen und Ausländer müssen sechs Kriterien erfüllen, damit sie einen Antrag auf erleichterte Einbürgerung stellen können. besitzen, 10 Jahre in der Schweiz gelebt und 5 Schuljahre hier absolviert haben. Strenge Schweizer Eine Gesetzesänderung 1991 führte die erleichterte Einbürgerung von Ehegatten ein. Es ist anzunehmen, dass ausländische Ehepartner dieses Datum abwarteten (1), um sich einbürgern zu lassen. Ab 2006 wird die Einbürgerung günstiger, da festgelegt wird, dass der geforderte Betrag die tatsächlichen Verfahrenskosten nicht übersteigen darf (2). Die Grafik zeigt die total 40 689 Einbürgerungen, unterteilt nach Staatsangehörigkeit. Die Schweiz gehört zu den europäischen Ländern mit der restriktivsten Einbürgerungspraxis. Die Karte verrechnet verschiedene Faktoren miteinander: Sprachtests, Verfahrenskosten, Bestimmungen für Secondos und Terzos sowie die Aufenthaltsdauer im jeweiligen Land, bevor ein Antraggestellt werden kann. 50 000 W iedereingebürgerte, Adoptierte und Angeheiratete (bis 1991) erleichtert ordentlich total 40 000 1 10 000 1990 1995 2000 2005 2010 0 2015 1⁄3 aller Einbürgerungen 30 000 20 000 1985 2⁄3 aller Einbürgerungen 2 5436 Personen Deutsche 5205 Portugiesen 3537 Kosovaren 3121 Franzosen 2563 Türken Serben Spanier Mazedonier Bosnier 1800 1655 1482 1297 1105 mit anderer Staatsangehörigkeit 13 488 Quellen: Bundesamt für Statistik, European Union Observatory on Democracy, www.admin.ch Wer 2015 den Schweizer Pass erhalten hat Italiener Antrag für die Einbürgerung Dritte Generation (Kind) Über die Ehe zum Pass Eingebürgerte Personen in der Schweiz Die Einbürgerung von Ausländern der dritten Generation wird zur Aufgabe des Bundes. Das verkürzt das Verfahren, enthält jedoch keinen Automatismus. Der Bund kontrolliert, ob die Gesuchsteller die Kriterien erfüllen und ob sie erfolgreich integriert sind, Kantone und Gemeinden haben ein Rekursrecht. Rund 25 000 junge Ausländer erfüllen derzeit die Kriterien. Voraussichtlich werden jährlich 2300 berechtigte Kinder nachrutschen. In Irland etwa können Ausländer bereits nach vier Jahren im Land einen Einbürgerungsantrag stellen. In der Schweiz ist dies erst nach 12 Jahren möglich. Und während in der Schweiz selbst Ausländer in der dritten Generation keinen Zugang zu erleichterten Einbürgerung haben, werden in Portugal Ausländer der dritten Generation bei Geburt auto matisch portugiesische Staatsbürger. Diese Unterschiede sind ein Grund für die hohe Ausländerquote der Schweiz. Sie liegt bei rund 25 Prozent. IS N FIN EST Wie leicht es ist, sich einbürgern zu lassen IRL Die Skala geht von 0 (= sehr schwierig) bis 1 (= sehr einfach) Irland: (0.85) LT NL GB BLR NL PL D B = 0.22–0.39 = 0.40–0.54 = 0.55–0.69 = 0.70–0.84 = 0.85–0.95 L F E UA CZ SK A CH SLO HR Schweiz: 0.27 P RUS LV S DK MD H RO BIH SRB I MNE Portugal: einfachster Zugang (0.95) RKS MK AL GR M BG TR CY
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