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Management
USA: Nur Ställe
von der Stange
Amerikas Schweineställe gleichen sich wie ein Ei dem anderen,
das senkt die Baukosten. top agrar hat Neubauten vor Ort besichtigt.
Ü
ber deutsche Stallbaupreise können amerikanische Farmer nur
müde lächeln. Beim Besuch einer
neu gebauten Schweinemastanlage mit
5 600 Plätzen erfahren wir, dass der
Investor bei einem Flächenangebot von
0,7 m2 je Tier nur 140 € pro Mastplatz
zahlt. Die Kosten der Güllelagerung sind
darin nicht enthalten. Zum Vergleich: In
Deutschland kostet ein neuer Mastplatz
je nach Region, Größe und technischer
Ausstattung zwischen 400 und 550 €.
Muss ein Abluftfilter installiert werden,
steigen die Kosten um ca. 50 € pro Platz.
Offene Seitenwände:Der günstige
Baupreis hat mehrere Gründe. In den
USA wird fast immer nach dem gleichen Muster gebaut, das reduziert die
Entwicklungskosten deutlich. Die Amerikaner sehen auch wenig Sinn darin,
ständig neue Stallkonzepte zu entwerfen. „Warum sollen wir ein einmal
bewährtes Stallsystem ohne Not verändern?“, fragt Fritz Richards, Stallbauexperte bei der Firma Hog Slat.
In den Vereinigten Staaten sind sogenannte Wean-to-Finish-Konzepte heute
fast Standard, gut 80 % der neuen Ställe
werden mittlerweile so gebaut. Bei
Wean-to-Finish werden die Ferkel
direkt nach dem Absetzen zwischen
dem 21. und 26. Lebenstag mit etwa
6 bis 7 kg Lebendgewicht in den Maststall gebracht. Dort bleiben sie bis zur
Schlachtung mit etwa 120 bis 130 kg
Lebendgewicht. Klassische Ferkelaufzuchtställe findet man nur noch selten.
Zur Kostenreduktion trägt auch die
einfache Technik in den Ställen bei.
Anstatt auf elektronische Fütterungssysteme setzen US-Farmer auf preiswerte Trockenfutterautomaten. Nur maximal 10 % der US-Farmer nutzen elektronische Fütterungsanlagen. Das gilt für
Sauen- und Mastställe gleichermaßen.
Der Grund ist das Stallpersonal, dies
sind in der Regel ungelernte Arbeiter
aus Mexiko. Alles muss einfach zu
bedienen sein!
Bei der Gebäudehülle gibt es nur zwei
Varianten: In Bundesstaaten wie Iowa,
Michigan und Minnesota, in denen die
Temperaturen im Winter unter null
Grad Celsius sinken, sind die Wände aus
Holzständerwerk mit Dämmkern und
außenliegender Blechverkleidung gefertigt. Wo das Klima gemäßigter ist, überwiegt die offene Bauweise. Das trifft z. B.
auf North Carolina zu. In den Außenwänden stehen alle 70 cm senkrechte
Holzpfosten. Diese werden durch ein auf
Für die Fütterung der Mastschweine setzen die
Amerikaner überwiegend Trockenfutterautomaten ein.
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der Innenseite angeschraubtes Drahtgitter vor Verbiss geschützt. Außen sitzt
ein engmaschiges Drahtgitter, das Vögel
und Schadnager abhält.
Vor den Außenwänden hängen
Jalousien, die bei Bedarf automatisch
hochgezogen werden. An den Längsseiten sind zudem Coolpads in die Wand
integriert, sodass die warme Zuluft im
Sommer heruntergekühlt werden kann.
Die Stalldecke besteht aus Alublechen,
darauf liegt lose geblasene Dämmwolle.
Raumhohe Güllekeller:In neu errich-
teten Schweineställen wird überwiegend mit Wechselstauverfahren im
Güllekeller gearbeitet, nur in etwa 5 %
der Fälle werden die Güllekeller mittels
Schiebertechnik entleert. Abenteuerlich ist das Güllemanagement in älteren
Ställen: In Anlagen, die Anfang der
1990er-Jahre gebaut wurden, werden die
Kanäle auch heute noch mehrmals täglich mit Gülle gespült. Dazu wird dünne
Gülle aus den Lagunen abgesaugt, in
Vorratstanks zwischengelagert und
dann als Spülmedium benutzt.
In den Bundesstaaten, in denen Lagunen verboten sind, baut man raumhohe
Lagerbecken mit bis zu 2,50 m Tiefe
unter den Spalten. Der komplette Gül-
Typisch USA: Offene Seitenwände
mit Jalousien.
Einfache Betonmulden im
Boden dienen als Futtertrog.
In neuen Sauenställen „tasten“ sich die ersten Farmer an die Gruppenhaltung von tragenden Sauen heran.
lekeller besteht dann aus einem Raum.
Die Gülle wird beim Absaugen zwar
aufgerührt, dennoch bleibt ein großer
Teil der Dickfraktion zurück und so
baut sich mit den Jahren im Kanal ein
phosphorreicher „Gülleteppich“ auf.
Wahre Schwergewichte sind die
Spaltenböden. In Mastställen liegen
Elemente von 1 m Breite, die Länge wird
individuell angepasst, die Schlitzweite
beträgt 25 mm. Auf diesen Spalten stehen später 6 kg leichte Ferkel! Wer
glaubt, 25 
mm breite Schlitze sind
bereits das Maximum, der irrt. Im
Sauenstall wird mit bis zu 38 mm breiten Schlitzen gearbeitet, entsprechend
sauber ist der Boden.
Die Verarbeitungsqualität der Spalten
ist top, bei der Produktion werden alle
Schlitzkanten mit einem Schleifstein
gebrochen. Scharfe Grate findet man
jedenfalls nicht. Die Oberfläche wird
leicht angeraut, sodass die Tiere besser
Halt finden.
Fronttüren am Kastenstand für Sauen
gehören zur Standardausrüstung.
Die Oberflächen der Betonspalten sind in der Regel leicht angeraut,
sodass die Tiere besser Halt finden.
Luftaustausch in 45 Sekunden:Wäh-
Fotos: Arden
rend in Europa immer kompliziertere
Lüftungstechnik Einzug in die Ställe
hält, machen es sich die Amerikaner
einfach. Die Zuluft strömt seitlich
sowie an einer Giebelseite in den Stall
ein und wird an der anderen Giebelseite
mithilfe großer Ventilatoren waagerecht wieder abgesaugt. Das Konzept
heißt Tunnelventilation. Bei einer Luftgeschwindigkeit von durchschnittlich
2,5 m pro Sekunde wird die gesamte
Stallluft in einem 1 400er-Mastabteil
innerhalb von 45 Sekunden einmal komplett ausgetauscht. Zugluft entsteht
dabei übrigens nicht, da die Zuluft über
die gesamte Stalllänge einströmt.
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Tunnellüftung: Die Zuluft strömt seitlich in den Stall ein
und wird an der Stirnseite durch Ventilatoren abgesaugt.
Auch bei der Haltungs- und Fütterungstechnik verfolgt die amerikanische Stallbauindustrie nur ein Ziel:
Alles muss einfach zu bedienen sein. In
der Mast wird ausschließlich mit Tro-
Fast 20 Jahre hat dieser Ferkelschutzkorb aus Volleisen auf dem Buckel.
ckenfutterautomaten gearbeitet, die
über Rohrkettenförderer oder Spiralen
automatisch befüllt werden. Das TierFressplatzverhältnis liegt bei etwa 6 : 1.
Niedertragende Sauen fressen in älte-
In älteren Sauenställen liegen
Spalten mit 40 mm-Schlitzen.
ren Stallanlagen aus in den Betonboden
eingearbeiteten länglichen Mulden, die
als Tröge dienen. In neuen Ställen setzt
man überwiegend auf Edelstahltröge.
Wird auf Tröge verzichtet, nehmen die
Amis setzen auf
Kontrakte
Im Gegensatz zu Europa favorisieren die meisten US-Mäster die
Kontraktproduktion. Sie ist eine
Form der Auftrags- bzw. Bestellproduktion. Der sogenannte Integrator
beauftragt den Farmer mit der Mast
seiner Schweine. In Amerika werden
rund 75 % der Mastschweine nach
diesem Muster gemästet.
Die Rollenverteilung ist klar geregelt: Der Farmer baut den Stall, richtet diesen komplett ein und führt
Reparaturarbeiten durch. Außerdem
stellt er Wasser, Strom und das
Betreuungspersonal. Der Integrator
liefert die Tiere und das Futter. Je
nach Vertrag bezahlt er auch die
Medikamente und beauftragt den
Tierarzt. Zudem kontrolliert ein
Manager regelmäßig den Mastverlauf.
Im Auftrag von
Murphy Family Farms
mästen
zahlreiche
amerikanische Farmer
Schweine.
die Integratoren zwischen 25 und 30 €
Grundbeitrag pro Platz und Jahr an den
Farmer. Hinzu kommen Prämien, z. B.
für die Einhaltung von Gewichtsklassen, besonders gute Qualitäten oder
geringe Tierverluste. Die Laufzeit der
Verträge richtet sich meistens nach
der Abschreibungsdauer des Stalles.
Andere Vertragsformen sehen vor,
dass der Mäster die Ferkel vom Integrator kauft, mästet und dann wieder an den Vertragsnehmer verkauft.
kanische Farmer sehen in dem Modell
Vorteile, weil sie dadurch finanziell
besser abgesichert sind. Auch die Banken stehen dem offen gegenüber.
Denn sie wissen, dass der Farmer
immer einen garantierten Mindestbetrag pro Tier erhält. Das senkt das Kreditausfallrisiko. In der Regel bezahlen
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Fotos: Arden
Abrechnung pro Platz:Viele ameri-
Große amerikanische Integratoren wie Prestage Farms stellen das Futter selbst her
und liefern dieses mit einer eigenen Truckflotte an die Farmer aus.
Vor dem
Absetzen
der Ferkel
werden alle
Buchtenwände
hochgezogen. Die
Ferkel treibt
man dann
quer zu den
Buchten aus
dem Stall.
Sauen das Futter direkt vom Boden auf.
Flüssigfutteranlagen findet man überhaupt nicht. Zu kompliziert und störanfällig, heißt es in Amerika.
Ferkelschutzkorb aus Volleisen:Rela-
tiv umfangreich ist die Palette an Ferkelschutzkörben. Vor allem bei der
Troggestaltung und der hinteren Türe
am Ferkelschutzkorb gibt es immer wieder Sonderwünsche. Anders als in Europa favorisieren amerikanische Farmer
Ferkelschutzkörbe aus 20 mm-Volleisen.
Volleisen ist langlebig und stabil, erklären uns die Farmer. Weiterer Vorteil: Da
keine offenen Rohre vorhanden sind,
können sich auch keine Schädlinge in
den Rohren einnisten.
Die Oberfläche ist meistens pulverbeschichtet, verzinktes Material ist
US-Farmern zu teuer. Buchtenabtrennungen sind ebenfalls aus Volleisen
geschweißt und pulverbeschichtet.
Kunststofftrennwände findet man in
Mast- und Sauenställen eher selten.
Baugenehmigung ein Klacks:Wer in
Deutschland bauen will, braucht gute
Nerven. Bauämter prüfen die Anträge
sehr genau, und oft bekommt man die
Genehmigung nur, wenn zusätzliche
Auflagen erfüllt werden.
In Amerika ist das ganz anders. Beispiel North Carolina: Im ersten Schritt
sucht sich der Farmer einen Standort
mit vorhandener Güllelagune. Im zweiten Schritt entscheidet er, ob er in
Weitere Infos über die US-amerika­
nische Schweinehaltung finden Sie in
top agrar 1/2015 ab Seite S 14.
Eigenregie produzieren will, oder er
wählt die Kontraktproduktion. In diesem Fall liefern große Integratoren wie
z. B. Prestage Farms die Ferkel und das
Futter, der Farmer selbst stellt den Stall
zur Verfügung und betreut die Schweine. Im dritten Schritt meldet er den
Behörden die Anzahl der Tiere. Das
Amt prüft dann, ob Tierzahl und Lagerkapazität der Gülle zueinander passen.
Im vierten und letzten Schritt wird
kontrolliert, ob der Stromanschluss
richtig verlegt wurde. Das war’s!
Wie viele Gebäude errichtet werden
und ob der Stall Wind und Wetter
standhält, dafür ist die Baufirma verantwortlich, die den Stall verkauft hat.
Eine Baustatik wie wir sie in Deutschland kennen, muss in Amerika nicht
vorgelegt werden. Marcus Arden
Schnell gelesen
• In den USA dominieren
einfache Stallsysteme
ohne elektronische
Spielereien.
• Elektronische Fütte-
rungen setzen nur 10 %
der Farmer ein.
• Belüftet wird mithilfe der
Tunnellüftung. Die Luft
strömt seitlich ein und wird
am Giebel abgesogen.
• Die einfache Bauweise
senkt die Baukosten. Ein
neuer Mastplatz kostet
ca. 140 €.
• Über 80 % der neuen Ställe
werden im Wean-to-FinishKonzept gebaut.