Abgrenzung ist angesagt! Zu viel Milch

Leserbriefe
Zum Thema des Monats: „2015 wird ein Jahr der Fragen“ top agrar 1/2015, Seite 3.
Zu viel Milch
Abgrenzung ist angesagt!
❚❚Der Milchpreis hängt von Angebot und
Nachfrage ab. Zuletzt ist das Angebot
weltweit gestiegen. Weil die Preise hoch
waren, haben beispielsweise die Landwirte in Neuseeland in den dortigen
Wintermonaten 2013/14 mehr Milch als
üblich produziert. In den USA sind die
Folgen der Dürre von vor zwei Jahren
überwunden. Und auch bei uns gibt es
mehr Milch, weil die EU Jahr für Jahr 1 %
zusätzliche Quote kostenlos bereitgestellt hat und genügend Futter vorhanden ist. Inzwischen kommt die Nachfrage mit der Erzeugung nicht mehr mit!
Der Internetbörsenpreis ist gegenüber
dem Vorjahr um fast 50 % eingebrochen.
Statt nach der Politik zu rufen, wären
der Bauernverband und sein Milch­
präsident Udo Folgart besser beraten,
dem Verbraucher zu erklären, dass man
unter Erzeugungspreis nicht verkaufen
kann. Das nennt man Öffentlichkeitsarbeit. Gerd Uken,
26736 Krumhörn
❚❚Ich stimme Dr. Schulze Pals zu,
dass sich die überwiegende Mehrheit
der Landwirte von den wenigen
schwarzen Schafen abgrenzen muss.
Um diesen das landwirtschaftliche
Handwerk zu legen, ist es erforderlich, Leitlinien zu definieren, deren
finanziellen Folgen die Erfüllung der
gestellten Forderungen verursachen.
Die Landwirtschaft ist gefordert,
auf alle kritischen Punkte möglichst
frühzeitig und lösungs­orientiert zu
reagieren, keinesfalls aber so lange
zu warten, bis die Probleme in der
„Schwarzen Schafen das Handwerk legen“
wiederholter Verstoß konsequent
mit dem Ausschluss aus den berufsständischen Verbänden geahndet
werden sollte.
Gleich einen Gesellschaftsvertrag
zu fordern, wie es der neue Ratsvorsitzende der EKD tut, halte ich für
überzogen, zumal die meisten
nicht-landwirtschaftlichen Organisationen sich kein Bild machen können, was echte und was vermeintliche Probleme sind bzw. welche
„Zeit“ oder im „Spiegel“ ausgebreitet
werden.
Um Lösungen für anstehende Probleme zu erarbeiten, sollten sich
nicht nur Fachleute aus der Landwirtschaft zusammensetzen, sondern auch kompetente Vertreter
anderer Sparten, vor allem aber auch
sachlich orientierte Querdenker hinzugezogen werden.
Rainer Maché,
67069 Ludwigshafen
Zeichnung: Schnitkemper
CARTOON
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top agrar 2/2015
Zu: „Es kommt kein Hormonfleisch in die EU!“, top agrar 9/2014, Seite 50 und die aktuellen Meldungen
auf top agrar online zu diesem Thema.
❚❚Die Auswirkungen des geplanten transatlantischen
Freihandelsabkommens
(TTIP) spielt in der agrarpolitischen Debatte unseres
Berufsstandes derzeit leider
noch eine weitgehend unterbelichtete Rolle. Das ist völlig unverständlich.
Das wirtschaftsnahe IFO
Institut München, prognostizierte kürzlich ausgesprochen negative Effekte für
den Agrarsektor. Die Bauern
seien noch stärker betroffen
als die Lebensmittelindustrie, haben die Wissenschaftler festgestellt. Nach
einer Studie für das europäische Parlament sind die
deutschen Landwirte mit
Foto: Brüggemann
TTIP schadet der deutschen Landwirtschaft
Verbraucher fürchten mit dem Freihandelsabkommen Hormonfleisch und Gen-Food auf den Teller zu bekommen.
einem Wertschöpfungsverlust von 0,7 % im europäischen Maßstab sogar die
größten Verlierer.
Die Billigkonkurrenz der
marktbeherrschenden
US-Farmer mit ihren industriellen Maßstäben bringt
die, bereits jetzt unter
Druck stehende bäuerliche
Landwirtschaft, vollends
aufs Abstellgleis, obwohl
diese Betriebe doch von
unserer Gesellschaft eingefordert werden.
Vorteile kann das Abkommen für Großunternehmen
bringen, die ein Klagerecht
auf geschätzten entgangenen Gewinn aufgrund von
unterschiedlichen Standards
erhalten sollen. Die einschlägigen US-amerikanischen Anwaltskanzleien
bereiten sich bereits jetzt
auf dieses lukrative
Geschäftsmodell vor.
Dr. Johannes Hartkemeyer,
49565 Bramsche
Zum Streitgespräch: „Bleibt der Familien­betrieb das Leitbild?“, top agrar 1/2015, S. 32.
In Generationen denken
❚❚ Leider werden im Streitgespräch die Themen nachhaltige
Bewirtschaftung und Erbfolge
nicht angesprochen. Die Generationenfolge im Familienbetrieb hat immer dafür gesorgt,
dass die wirtschaftende Generation darauf geachtet hat, dass die
Gesundheit der Böden und die
Tierhaltung einer Nachhaltigkeit unterliegen, die dem Hofnachfolger oder der Hofnachfolgerin bessere oder zumindest die
gleichen Bedingungen ermöglichen.
Die enge Bindung von Wohnund Arbeitsort, wie sie im Familienbetrieb praktiziert wird, ist
bei den Großbetrieben, die als
juristische Person geführt werden, nicht mehr gegeben. Es
fehlt auch die nachhaltige
Bewirtschaftung über Generationen. Im Gegensatz zu einem
• Leserbriefe geben nicht
unbedingt die Meinung von
top agrar wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
gekürzt zu veröffentlichen.
Familienbetrieb geht eine AG
oder GmbH durch den Verkauf
von Anteilen in andere Hände
oder sie erleidet den „wirtschaftlichen Tod“ durch Insolvenz.
In vielen Bundesländern regelt
die Höfeordnung auch dann die
Nachfolge, wenn der Betriebs­
eigentümer plötzlich verstirbt.
Die Agrarpolitik in den Neuen
Bundesländern hat es bisher
nicht vermocht – auch verhindert durch die dortigen Landesbauernverbände – eine vergleichbare gesetzliche Regelung im
Sinne der Nordwestdeutschen
Höfeordnung zu etablieren.
Das ist bedauerlich, weil ein
solches Gesetzesvorhaben keine
Kosten für den Staat verursacht,
aber auch in den neuen Bundesländern die Nachhaltigkeit und
Wirtschaftsfähigkeit der Familienbetriebe sichern würde.
Im Vergleich dazu bedeutet
eine Vererbung nach BGB in der
Regel das Ende des Hofes, da die
Auszahlung weichender Erben
die Leistungsfähigkeit des
Betriebes übersteigt.
Dr. Arwed Blomeyer,
33034 Brakel
Falsche Hoffnungen
❚❚In den 50er- und
60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts
zogen in Westdeutschland Agrarpolitiker übers Land und
erzählten auf Bauernversammlungen: „Wer
Bauer bleiben will,
kann Bauer bleiben“.
Die Entwicklung hat
in der Zwischenzeit
etwas anderes gezeigt.
Das hat bei einer sehr
großen Zahl von
Landwirten nur falsche Hoffnungen geweckt und bei vielen
ein schlechtes Gewissen entstehen lassen,
wenn sie dann doch
aufgeben mussten. Es
sollten deshalb nicht
immer wieder Leitbilder entwickelt werden, die unserem
Wirtschaftssystem
widersprechen.
Der weltweit
bekannte US-Wirtschaftswissenschaftler
John Kenneth Gal-
braith, ehemals Berater der US-Präsidenten Kennedy und
Johnson, schreibt in
seinem 2005 auf
Deutsch erschienenem Buch „Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs“: „Der
landwirtschaftliche
Familienbetrieb hat
keine Chance gegen
den modernen Agrarkonzern. Diese Kleinbetriebe können dem
massiven Preis- und
Kostendruck ihrer
großen Konkurrenten
nicht standhalten. Die
fortdauernde Verklärung des Mittelstandes und landwirtschaftlicher Familienbetriebe in Politik und
Gesellschaft ist somit
so etwas wie eine
fromme Lüge. Tradition und Nostalgie, die
nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben“.
Dr. W. Günnemann,
34308 Bad Emstal
top agrar 2/2015
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Leserbriefe
Zum Leserbrief: „Wir dürfen die Agrarstruktur nicht festschreiben, top agrar 12/2014, Seite 10.
Die aktiven Landwirte verlieren an Boden
❚❚Sehr geehrter Herr Reis, in
Ihrem Leserbrief betonen
Sie, dass Sie die Pläne von
Herrn Minister Dr. Aeikens
an planwirtschaftliche
Verhältnisse aus DDR-Zeiten erinnern. Als DiplomVolkswirt dürfte Ihnen
bekannt sein, dass Deutschland auf die soziale Marktwirtschaft setzt. Das heißt,
der Staat setzt die Rahmenbedingungen so, dass viele
an der wirtschaftlichen
Entwicklung teilhaben können und damit die Chancengerechtigkeit gewährleistet
ist.
Dies ist bei der Bodengesetzgebung offensichtlich
nicht mehr der Fall. Wel-
chen Sinn macht ein
Grundstückverkehrsgesetz,
das viele Bodenverkäufe gar
nicht erfasst, weil sie über
Anteile an landwirtschaftlichen Kapitalgesellschaften
verkauft werden. Hier
besteht Anpassungsbedarf!
Es ist nach meiner Auffassung nicht zielführend,
wenn das Bodenvermögen
immer weiter von den aktiven Landwirten abwandert.
Rendite und Wertschöpfung
bleiben dann nicht im Ländlichen Raum.
Wie soll es gelingen, die
Bevölkerung in diesen Regionen bzw. Bundesländern zu
halten? Wenn z. B. keine
Chance besteht, landwirt-
schaftlichen Boden als Haltefaktor für die Verwurzelung im Dorf zu erwerben
oder wenn nur noch anonyme und ortsfremde Kapital­
anleger zum Zuge kommen?
Wer soll die derzeitigen
Akzeptanzprobleme der
Landwirtschaft lösen, wenn
die Anliegen der Landwirtschaft nicht auch in den
Kommunalvertretungen
durch aktive Landwirte eingebracht und vertreten werden?
Nach meiner Beobachtung
stößt die derzeitige Agrarstrukturentwicklung auch
bei vielen Landwirten auf
zunehmende Skepsis bis hin
zur Ablehnung.
Natürlich macht der
Wettlauf um die Kostenführerschaft z. B. mit landwirtschaftlichen Produzenten
aus Südamerika oder Osteuropa das Vorhaben von
Minister Dr. Aeikens nicht
einfacher. Wir müssen deshalb Rahmenbedingungen
schaffen, die den vielfältigen
Ansprüchen des ländlichen
Raumes als Produktions­
standort für die Landwirtschaft entsprechen und im
Einklang mit den gesamtgesellschaftlichen Ansprüchen
der Bevölkerung stehen.
Dr. Hans-Heinrich Kasten,
Ministerium für
­Landwirtschaft und Umwelt,
39112 Magdeburg
ST REIT PU NK T!
Foto: DIE ZEIT
Sie sitzen zwischen den Stühlen!
Der Blick von außen
Andreas
Sentker,
Leiter der
Redaktion
Wissen der
Wochen­
zeitung
„DIE ZEIT“
W
ir haben sie zwischen die Stühle
gesetzt. Wir, die Gesellschaft.
Wir, die Medien.
Da sitzen sie nun, die Landwirte.
Manche zornig, manche hilflos zwischen widersprüchlichen Erwartungen
gefangen. Soll Landwirtschaft effizient
und ökonomisch unabhängig sein,
wettbewerbsfähig und innovativ? Oder
soll der Landwirt zuerst Klima-,
Umwelt-, Landschafts- und Tierschützer sein? Einer, der „Land“ größer als
„Wirtschaft“ schreibt?
In der Gesellschaft werden lautstark
beide Forderungen gestellt, die nach
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top agrar 2/2015
konkurrenzfähigen Nahrungsmitteln
und die nach ökologischen Idealen.
Immer schwingt dabei – wie zuletzt
auf der Grünen Woche – der Vorwurf
mit, die Landwirte verschleierten die
Wirklichkeit.
Aber auch die Medien zeichnen nur
selten ein realistisches Bild. Sie malen
schwarz-weiß. Hier der Skandal: Überdüngung, Monokulturen, Schadstoffe
im Futter, Antibiotika in der Mast, verstörende Bilder aus immer größeren
Ställen. Dort die Idylle: Landlust und
Co. zelebrieren millionenfach auf
ihren Magazintiteln das schöne Leben
auf dem Land, garantiert ohne Bauer.
Der darf dafür im Fernsehen auftreten,
bevorzugt als brünstiger Dorftrottel
auf der Suche nach einer Frau.
Der Alltag der Landwirtschaft war
früher der Alltag vieler Menschen.
Heute kennen immer weniger von uns
die bäuerliche Arbeit aus eigener
Anschauung. Der Landwirt ist zur Projektionsfläche geworden – als bodenständiger Bewahrer traditioneller
Werte. Dass Landwirtschaft Fortschritt braucht und Fortschritt sucht,
haben die Landwirte bisher ebenso
wenig vermitteln können wie die
­Tatsache, dass Innovation und Öko­
logie keine Gegensätze sein müssen.
Wo ist der Ausweg? Folkhard
­Isermeyer, als Präsident des ThünenInstituts einer von Deutschlands einflussreichsten Agrarwissenschaftlern,
fordert Wirtschaft, Wissenschaft
und Politik auf, endlich gemeinsam
zu handeln, eine „nationale Nutztierstrategie“ zu entwickeln.
Am Anfang muss dabei eine gesellschaftliche Verständigung darüber
stehen, unter welchen Bedingungen
unsere Lebensmittel entstehen
­sollen – und was wir dafür zu zahlen
bereit sind.
Zu lange haben wir Landwirtschaft
als etwas Selbstverständliches wahrgenommen und uns wohlversorgt
erregt, wenn sie Fehler machte: Wir
müssen über ihre Zukunft reden.
Sonst lassen wir die Landwirte zwischen den Stühlen sitzen.
Ihre Meinung ist gefragt: Der Streitpunkt zeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist
nicht die Meinung der Redaktion. Wie
stehen Sie dazu? Schreiben, faxen oder
mailen Sie uns: Redak­tion top agrar,
Postfach 78 47, D-48042 Münster, Fax:
0 25 01/8 01-6 54, [email protected]
oder unter www.topagrar.com/streitpunkt
Zum Streitpunkt: „Es fehlt ein Vertrag für die Zukunft!“,
top agrar 1/2015, Seite 10.
Zu: „Testen Sie das papierlose Büro“,
top agrar 12/2014, Seite 51.
Auch die Verbraucher
sind gefordert!
Papierloses Büro
selbst gemacht
❚❚Die Idee und die Argumentation des neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen
Kirsche, Landesbischof Prof.
Dr. Heinrich Bedford-Strohm
ist gut. Für mich fehlt aber
der wichtigste Punkt: die
Wertschätzung für unsere Lebensmittel und die Arbeit der
Bauern!
Das Verhalten und die Verantwortung des Verbrauchers
endet nicht an der Supermarktkasse! Wer so wenig
Geld wie nie zuvor für Nahrungsmittel ausgibt (nur noch
ca. 12 % des verfügbaren Einkommens), um anschließend
vielleicht gerade deshalb 30
bis 40 % der Produkte wegzuwerfen, handelt nicht verant-
❚❚Bereits seit 15 Jahren
scanne und archiviere
ich alle privaten und betrieblichen Daten nach
genau dem gleichen System – allerdings völlig
kostenfrei! Grundlage ist
ganz einfach das
Windows Betriebssystem. Hier habe ich verschiedene „Verästelungen“ angelegt, für den
betrieblichen Ordner
sehen sie z. B. wie folgt
aus: Ackerbau, Tierhaltung, Betriebswirtschaft,
Dokumente, Ausbildung,
Finanzamt, Versicherung usw.
Im Bereich Ackerbau
habe ich dann weitere
wortlich, selbst wenn er die
Produkte über die Biotonne
entsorgt.
Es ist gut, dass bei uns
immer mehr Menschen
umdenken und über unsere
zukünftige Landwirtschaft
mitbestimmen wollen. Wir
müssen uns von der
Anspruchs- und Wegwerfgesellschaft zu einer Wertschätzungsgesellschaft entwickeln
Außerdem müssen wir für
Lebensmittel einen fairen und
gerechten Preis zahlen.
Neben uns Landwirten
haben auch die Kirchen die
Aufgabe, dies im Gesellschaftsvertrag einzufordern.
Silvia Pfeufer,
96110 Schesslitz
Unterordner und Verzeichnisse angelegt.
Über die Jahre habe ich
die Ordnerstruktur
immer weiter verfeinert.
Voraussetzung für dieses System ist Disziplin
beim Scannen und
Zuordnen der Daten –
man muss schon 30 bis
45 Minuten pro Tag einrechnen, um alles aktuell
zu halten.
Um verlorene Dateien
wiederzufinden, nutze
ich die Windows-Suchmaschine, was aber nach
meiner Erfahrung kaum
nötig ist.
Ralf Potthoff,
32139 Spenge