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Fokus Bitcoin
In den vergangenen Wochen erregte die Krypto-Währung Bitcoin (BTC) wieder die Aufmerksamkeit der Medien und der Gesellschaft. Am 5. Januar wurde das Rekordhoch von
2013 übertroffen, zwischenzeitlich notierte die Digitalwährung über 1150 US-Dollar. Ursächlich dafür sollen unter anderem die Ausweitung von Bargeldrestriktionen in Indien
und die extreme Inflation in Venezuela sein. Gefolgt wurde der Rekord von einer für den
Bitcoin nicht untypisch starken Abwertung. Am 11. Januar ging es nach Gerüchten, die
Public Bank of China (PBOC) und weitere Regulierungsbehörden würden eine Razzia am
Sitz von BTCChina (BTCC), einer der größten Bitcoin-Börsen weltweit, durchführen, unter die 800 Dollargrenze.
Die vielfach gepriesene Hightech-Revolution Bitcoin überzeugt mit ihrer Unabhängigkeit
von Zentralbanken und Regierungen sowie einer weitgehenden Anonymität. Dem entgegen steht die Unsicherheit, ob Bitcoins sicher sind, was aus der Schwierigkeit für den
normalen Bürger resultiert, das komplexe System zu verstehen. Diese Unsicherheit wurde in der Vergangenheit von Meldungen über Hacker-Angriffe auf Bitcoin-Börsen verstärkt. Neben der Sicherheitsthematik gibt es noch eine Vielzahl von interessanten Aspekten, wie der Industrie, die hinter dem Generieren von Bitcoins steckt, und den Möglichkeiten für die Finanzindustrie.
Octavio Morales
Gast-Researcher
Wechselkurs BTC/USD lange Frist
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Quelle: Bloomberg, HSH Nordbank
Wechselkurs BTC/USD kurze Frist
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Was steckt hinter Bitcoin?
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Unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto wurde im Jahr 2008 das White Paper zu
Bitcoin publiziert. Welche Person oder Gruppe dahinter steckt, ist nach wie vor unbekannt. Anfang 2009 folgte die Software zum Betreiben des Bitcoin-Netzwerks. Das System basiert auf einer dezentral von verschiedenen Rechnern verwalteten Datenbank, in
der alle Transaktionen in einer sogenannten Blockchain aufgezeichnet werden. Innerhalb
des Netzwerks werden die anonymen Transaktionen überprüft und bestätigt. Für das zur
Verfügung stellen der Rechenleistung werden Bitcoins ausgeschüttet. Anders gesagt: Für
das Aufrechterhalten des Systems wird man mit der zugrunde liegenden Währung vergütet. Somit kann gezielt versucht werden diese zu generieren, was Mining genannt wird.
Das Mining stellt bereits einen professionalisierten Industriezweig dar, welcher beispielsweise Kosten für die genutzte Energie gegen den Wert der generierten Bitcoins abwägen muss. Des Weiteren erhalten die Dienstleister eine Transaktionsgebühr. Je nach
Höhe der Transaktionsgebühren, werden Transaktionen bevorzugt abgewickelt. In der
Regel dauert der Vorgang einige Minuten bis zu einer halben Stunde. Hinter dieser
Technik steckt ein einfaches Ziel: Das Betreiben einer Währung, die völlig unabhängig
von Regierungen ist. Diese bietet neben begrenzter Anonymität auch die Möglichkeit
Transaktionen ohne Restriktionen über Staatsgrenzen hinweg durchzuführen. Zudem
sind Bitcoins fälschungssicher und können nur schwer verboten werden, da es sich im
Grunde lediglich um einen Fluss an Informationen handelt.
Quelle: Bloomberg, HSH Nordbank
Bitcoin Handelsvolumen nach Währung
lange Frist
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Sonstige
Quelle: bitcoinity.org, HSH Nordbank
Bitcoin Handelsvolumen nach Währung
kurze Frist
100%
80%
60%
40%
20%
Wer nutzt Bitcoins?
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In den Medien hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Bitcoins hauptsächlich von spekulativ ausgerichteten Investoren aus China als Möglichkeit für schnellen Profit genutzt
werden. Dies liegt vor allem daran, dass aus den allgemein zugänglichen Daten der
Bitcoin-Börsen ein überproportional in Yuan gehandeltes Volumen ersichtlich wurde.
Ursächlich für dieses Phänomen sind allerdings nicht die chinesischen Händler an sich,
sondern die Tatsache, dass chinesische Börsen – anders als die Bitcoin-Börsen in den
anderen Ländern - lange keine Transaktionsgebühren verlangten. So handelten auch europäische und amerikanische Bitcoin-Interessenten in Yuan. Daraus folgte, dass der Kurs
des Bitcoins relativ stark auf Ereignisse aus China reagierte, insbesondere aber auf Bewegungen des Yuan. Ebenfalls großen Einfluss hatten Ereignisse, welche an der Sicherheit des Systems zweifeln ließen, sodass der Kurs bei Bekanntwerden größerer HackerAngriffe auf Bitcoin-Börsen zurückging.
HSH NORDBANK.DE
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WOCHENBAROMETER
2017
USD
CNY
EUR
Sonstige
Quelle: bitcoinity.org, HSH Nordbank
2. Februar 2017
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Die Anfänge der Digital-Währung waren weitaus schlichter. Zu Beginn waren hauptsächlich Verfechter der Idee Nakamotos mit Bitcoins vertraut, lange Zeit gab es nicht mal einen Wechselkurs. Dieser entstand zum ersten Mal in Foren untere Absprache zweier Parteien, was noch weit entfernt von einem liquiden Markt war. Bitcoins konnten mit der
Zeit mehr Leute begeistern, sodass bald auch Akzeptanzstellen existierten. Neben Hotels
und Gastronomiebetrieben sind hier auch Onlinedienste wie Expedia zu nennen.
Marktkapitalisierung Bitcoin in Mrd. USD
20
16
12
8
4
Wie sieht die Zukunft aus?
Die Krypto-Währung birgt ein enormes Potential. Der Schlüssel zum Nutzen durch die
breite Öffentlichkeit und Institutionen stellt das Vertrauen dar. Ein wichtiger Schritt zur
Steigerung des Vertrauens wurde mit der Einführung von Transaktionsgebühren in China am 24. Januar getätigt, womit spekulative Geschäfte teurer wurden und das Bild, woher die Marktteilnehmer stammen, nicht weiter verfälscht wird. Als Reaktion gingen zunächst die Handelsvolumina in China zurück. Diese Gebühren wurden unter Abstimmung mit der PBOC eingeführt. Das ist insofern ein gutes Zeichen, als dies ein Verbot
der Währung durch die PBOC unwahrscheinlicher erscheinen lässt. Die Vermutung,
Bitcoins würden in China für den illegalen Kapitalabfluss genutzt, ist sicherlich nicht
vollkommen falsch. Doch ist das Volumen, das in Yuan gehandelt wird, nur ein minimaler Bruchteil der chinesischen Kapitalabflüsse, weit unter der 1 %-Marke und dürfte keine Gefahr für die chinesische Finanzstabilität darstellen. Vielmehr rückt der Bitcoin in
den Bereich der öffentlichen Akzeptanz. Ob ihn Investmentfonds in naher Zukunft nutzen werden, um breiter diversifizieren zu können, darf weiterhin bezweifelt werden. So
sollte die relativ geringe Marktkapitalisierung von derzeit unter 15,6 Mrd. US-Dollar beachtet werden, welche beim umfangreichen Einstieg mehrerer großer Fonds zu einer
Markteinengung führen könnte. Mit steigender Kapitalisierung und sinkender Volatilität
steigt jedoch die Attraktivität von Bitcoins und damit die Präsenz der digitalen Währung
im Finanzsektor. So könnte ein institutionalisiertes Research Aspekte wie die Kosten für
das Mining beurteilen und daraus Prognosen für die Rechenleistung im gesamten System abgeben, was wiederum Einfluss auf den Preis des Bitcoins hat.
0
2013
2014
2015
2016
Glossar
Bitcoin: Digitale Währung mit einem dezentralen,
stets verteilten und kryptografisch abgesicherten
Zahlungssystem
Blockchain: Dezentrale, chronologisch aktualisierte Datenbank mit einem aus dem Netzwerk hergestellten Konsensmechanismus zur dauerhaften digitalen Verbriefung von Eigentumsrechten
Mining: Das gezielte Generieren von Bitcoins
durch zur Verfügung stellen von Rechenleistung
White Paper: Übersicht über Leistungen, Standards und Technik zu einem bestimmten Thema
Als Währung ohne dominierende Instanz kann der Bitcoin in Zeiten von potentiell negativen Zinsen ein Mittel sein, um der schleichenden Enteignung zu entkommen, da man
sein Vermögen theoretisch unter dem Kopfkissen aufbewahren kann. Durch die Entwicklung von Apps für Smartphones, wie Mobi von BTCC, rückt der Handel außerdem immer
näher an den nicht technikversierten Kunden und damit eine alltägliche Verwendung,
wie die von M-Pesa oder PayPal, in greifbare Nähe. M-Pesa ist ein auf Telekommunikation basierendes mobiles Finanztransaktionssystem, welches ohne Bankkonten auskommt
und vor allem in Afrika verwendet wird. PayPal ist ein populärer Online-Zahlungsdienst.
In der Zukunft dürfte die Frage interessant werden, wie das zur Verfügung stellen von
Bitcoins entlohnt werden soll, wenn sich die Grenze von 21 Millionen Bitcoins nähert.
Des Weiteren wird die Sicherheit bei Bitcoins weiterhin eine große Rolle spielen. So kann
ein umfangreicher Angriff auf eine Börse zu einem unmittelbaren Kursrutsch führen.
Dabei sind Angriffe in einem Umfang, der das System an sich bedroht, relativ unwahrscheinlich, da die Angreifer mit den erbeuteten Bitcoins nichts mehr anfangen könnten.
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WOCHENBAROMETER
2017
Quelle: blockchain.info, HSH Nordbank
2. Februar 2017
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