Ehemalige Opfer melden sich zu Wort

kanarische inseln
FOREIGN LANGUAGE NEWS 055
Teneriffa I Ex-Nationaltrainer in Haft
Ehemalige Opfer
melden sich zu Wort
Als der 19-jährige Eduardo aus
La Laguna Ende letzten Jahres seinen Leichtathletiktrainer
und ehemaligen Nationaltrainer
Miguel Ángel Millán des sexuellen Missbrauchs bezichtigte,
brachte er eine Welle ins Rollen, dessen Ausmaß noch nicht
abgeschätzt werden kann.
Insgesamt vier Mal hat ihn
der Trainer zwischen 2011
und 2012 bei Sportreisen in
seinem Hotelzimmer sexuell
missbraucht. Damals war er
erst 14, später 15 Jahre alt. Er
entkam dem Zugriff des Trainers durch einen Schulwechsel
und dem Austritt aus dem Verein. Es dauerte allerdings Jahre,
um den Mut aufzubringen, den
Peiniger tatsächlich anzuzeigen.
Ein weiteres Opfer auf Teneriffa
meldete sich. Vermutlich gibt es
hier bis zu zehn weitere Opfer
und eine unbekannte Anzahl
in Murcía. Denn die Übergriffe
des 48-jährigen Trainers haben
eine lange Vorgeschichte. „Als
ich von der Anzeige auf Teneriffa hörte, wusste ich, dass es
nicht aufgehört hatte, sondern
was ich erlebt habe, sich danach
bei vielen anderen wiederholte“,
erzählte der Vizeweltmeister
im Zehnkampf von Barcelona
92, Antonio Peñalver, kürzlich
in einem Interview mit Radio
Marca auf Teneriffa. „Es war
für mich ein Schock. Bis heute
leide ich an den Auswirkungen
der Übergriffe von damals. Ich
habe beispielsweise in Beziehungen Schwierigkeiten zu vertrauen. Als ich von dem jungen
Sportler auf Teneriffa hörte, hatte
ich große Achtung vor dem Mut,
den dieser junge Mann mit der
Peñalver gibt zu, dass er bis heute
an den Auswirkungen der sexuellen
Übergriffe leidet.
Foto: Ralf Roletschek/Wikimedia
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1992 gewann Antonio Peñalver bei
den Olympischen Spielen in Barcelona
eine Silbermedaille.
öffentlichen Anschuldigung
bewies. Ich wollte nicht länger
schweigen, sondern ihn unterstützen. Ich weiß, wie hart das
ist und auch, dass es in Murcía
weitere Opfer gibt. Ich fordere
alle auf, aufzustehen und auszusagen“, berichtete der ehemalige Hochleistungssportler. Als
14-Jähriger, im Jahr 1983, sei
er Millán als Leichtathletiktrainer begegnet. „Er war zunächst
wie ein zweiter Vater, ein Bruder, ein Freund. Er nahm mich
mit zu Festen oder wir haben bei
ihm zu Hause zusammen Filme
angesehen. Es war eine harmo-
nische Beziehung, bis er anfing,
mich anzufassen und mit mir
„Sachen zu machen“. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mich
aber schon völlig unterworfen
und mein Leben absorbiert. Ich
weiß, dass Kameraden damals
mit der Leichtathletik aufhörten,
weil ihnen das Gleiche geschah,
aber für mich war dieser Sport
alles. Ich konnte nicht aufhören“, erzählte er im Radio weiter. Genauso berichteten es die
Jugendlichen von Teneriffa.
Auch bei ihnen hatte der Trainer
zunächst das Vertrauen erschlichen, ihnen vermittelt, sie seien
etwas Besonderes und sie erst
dann sexuell bedrängt. Wenn sie
sich weigerten, ignorierte er sie
zur Strafe beim Training oder
bei Wettkämpfen. Vor 15 Jahren, im Jahr 2002, hat Millán
versucht, sich bei Antonio Peñalver zu entschuldigen. „Aber er
hat es wieder so von oben herab
getan, als sei ich noch der kleine
Junge von damals. Ich glaube, es
war nur eine Taktik, weil er kurz
davor stand, zum Nationaltrainer
ernannt zu werden und er sich
nicht sicher war, ob ich eventuell
etwas dagegen tun würde, wenn
er in den Profisport zurückkehrt“,
meint er weiter. Er beschreibt
den ehemaligen Peiniger als perverses Monster und zollte den
mutigen Sportlern, die sich auf
Teneriffa gegen die Übergriffe
wehrten, allen Respekt. Weil
einer noch minderjährig ist, hat
die Richterin in La Laguna für
Millán am 9. Januar Untersuchungshaft ohne Kaution angeordnet. Peñalver sagte zu, vor
Gericht auszusagen und die beiden jungen Tinerfeños zu unterstützen. n
Teneriffa I Karneval
Der Countdown läuft
Bis zum 1. Februar, an dem
die ersten Kinder-Murgas (Karnevals-Gesangsgruppen) auftreten, bleibt das Messe- und
Kongresszentrum in Santa Cruz
geschlossen.
Im Inneren läuft derweil der
Aufbau der Karnevalsbühne
auf Hochtouren. Während auf
der einen Seite noch die Überreste der PIT-Kindermesse abgebaut werden, nimmt an anderer Stelle die Vorbereitung des
Karnevals Fahrt auf. Die Bühne
und das Zuschauerpodium werden installiert und nehmen langsam Gestalt an. Das Bühnenbild
wurde von Javier Caraballero kreiert. Er lässt die Karibik, das
diesjährige Karnevalsthema,
lebendig werden.
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