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Smart Investor
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SIW 3/2017: Chancenblindheit
Von Ralf Flierl, Ralph Malisch und Christoph Karl
Züricher Einsichten
Gestern und vorgestern fand zum inzwischen 32sten Mal die Internationale Kapitalanleger-Tagung der ZfU in
Zürich statt – genauer gesagt in Regensdorf bei Zürich. Traditionell gibt es hier zum Jahresbeginn ein Stelldichein
deutschsprachiger und internationaler Kapitalmarktgrößen. Die zeitliche Nähe zum World Economic Forum, das
seit gestern in Davos stattfindet, sorgt dafür, dass dieser Tage auch reichlich Weltprominenz in die Schweiz findet
– dieses Jahr etwa der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz als bekanntester Redner. Beherrschendes
Thema der gesamten Tagung war die Frage, ob die Zinswende bereits stattgefunden habe und welche
Konsequenzen sich daraus für die Kapitalmarktanleger ergeben. Einheitlich war das Meinungsbild allerdings nicht.
Auch die Einschätzungen zur aktuellen Lage und künftigen Entwicklung in China und Asien hätte kaum
unterschiedlicher ausfallen lassen. Während der Politikwissenschaftler und Diplomat Kishore Mahbubani aus
Singapur ein praktisch durchgängig rosiges Bild des Kontinents zeichnete, zeigte sich Außenpolitikexperte Andreas
Zumach (vgl. Smart Investor 4/2016, S. 22-23) deutlich kritischer. Überhaupt nahmen die schon jetzt absehbaren
Gefahrenlagen für Wirtschaft und Börse breiten Raum ein.
Neben der erwähnten möglichen Zinswende war dies insbesondere das europäische Superwahljahr 2017 – in den
Niederlanden, Frankreich, Deutschland und wohl auch in Italien werden die Wähler an die Urnen gebeten.
Insbesondere in den Niederlanden und Frankreich hielt man Wahlsiege der Anti-Establishment-Kandidaten für
möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich. Angekündigte Katastrophen sind an der Börse allerdings selten
tatsächliche Katastrophen. Und so sollte man trotz allem die Chancen nicht aus den Augen verlieren, wie Philipp
Vorndran von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch mahnte. Euphorie für die weitere Marktentwicklung
war auf der Tagung jedenfalls nicht zu spüren, und das ist unter sentimenttechnischen Gesichtspunkten durchaus
eine gute Nachricht. Die große Verunsicherung, die mit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der westlichen
Führungsmacht entstanden ist, war förmlich mit Händen zu greifen. Denn nicht alles, was Trump bislang von sich
gegeben hat, war – um es freundlich zu sagen – widerspruchsfrei (s.u.). Die Redner erteilten einem sich
abzeichnenden neuen Protektionismus, der in Theorie und Praxis wohlstandsvernichtend wirkt, jedenfalls eine
eindeutige Absage. Die Versuchung allerdings, sich aus einem, aus vielfältigen Gründen kleiner werdenden
Kuchen ein größeres Stück herauszuschneiden, ist – nicht nur in Amerika – gewaltig. Unseren ausführlichen
Tagungsbericht zusammen mit unseren eigenen Einschätzungen finden Sie im neuen Smart Investor2/2017, der
am letzten Januarwochenende erscheint.
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Beim Wort genommen
Am kommenden Freitag ist es so weit: Donald Trump wird als 45. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt
werden und seine Antrittsrede halten. Vergangene Präsidenten hatten diese Gelegenheit stets genutzt, um die
grundsätzliche Agenda ihrer Präsidentschaft darzulegen. Diversen US-Medien zufolge habe Trump seine Rede
selbst geschrieben. Man darf also gespannt sein. Denn erst am Wochenende sorgte Trump mit seinem Interview in
der deutschen Bild-Zeitung für eine Schockstarre bei der Bundeskanzlerin, diversen EU-Oberen und NatoVertretern. Denn Trump nahm – wie bereits im Wahlkampf – kein Blatt vor den Mund: So erwartet Trump den
Austritt weiterer Länder aus der Europäischen Union, bewertet den Brexit als eine positive Entwicklung, sieht die
NATO als obsolet an und drohte deutschen Automobilherstellern wie BMW mit hohen Strafzöllen, wenn sie Autos
für den amerikanischen Markt in Mexiko produzieren sollten. Die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin hält er wahlweise
für einen „katastrophalen“ oder einen „sehr schlimmen Fehler“. Überhaupt: Das Interview des President-elect ist
exakt im Wortlaut abgedruckt worden, was Trump durch diverse Wiederholungen und Fehler wie einen Deppen
aussehen lässt. Nun kann man dies auf die Gepflogenheiten in den USA schieben, wo die Freigabe eines
Interviewtextes eher unüblich ist. Dezente Umformulierungen sind aber auch in Amerika durchaus gebräuchlich.
Man könnte daher auch die pure Absicht dahinter vermuten.
Politik à la Trump
Die Kernpassagen des Interviews waren erwartungsgemäß auch eines der Top-Themen im politischen Berlin, in
Brüssel und bei der NATO. Doch wie sind The Donald und seine Positionen tatsächlich einzuordnen? Zunächst
einmal spricht Trump viele richtige Dinge an, die lediglich der Mainstream als verbale Ausfälle einordnet. Und er tut
es auf eine Art und Weise, die vollständig mit dem bisher üblichen Politikstil bricht. Gleichzeitig präsentiert er eben
auch viele allzu sehr vereinfachte Lösungsansätze, wie beispielsweise seine Zoll-Phantasien. Aber Trump ist kein
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Liberaler im europäischen Sinne und schon gar kein Libertärer. Vielmehr ist er ein Protektionist und Populist der
alten Schule. Kurzfristig lassen sich mit einer solchen Politik vielleicht durchaus Erfolge erzielen, langfristig mit
Sicherheit nicht. Außenpolitisch offenbaren die jüngsten Äußerungen dagegen durchaus eine gewisse Weitsicht,
auch wenn sich die hiesigen Politiker dies nicht eingestehen wollen. Denn natürlich steht die Europäische Union
2017 vor einer Zerreißprobe, natürlich war die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin ein katastrophaler Fehler und
natürlich ist die Annährung an Russland eine historische Chance. Wird also mit Trump alles besser? Mit Sicherheit
nicht. Wird die Welt dagegen unter dem neuen Präsidenten im Chaos enden? Wahrscheinlich ebenfalls nicht.
Warten wir also ab, was uns der 45. Präsident der USA am Freitag zu sagen hat… Mehr zur wirtschaftspolitischen
Agenda von Trump und deren Auswirkung auf die Zinsen lesen Sie im Smart Investor 2/2017.
Smart Investor goes Twitter
Lange haben wir in der Redaktion diskutiert, wie Smart Investor und Twitter zusammenpassen. Das auf 140
Buchstaben pro Beitrag begrenzte Medium erscheint nicht gerade ideal für eine differenzierte Auseinandersetzung
mit schwierigen Sachverhalten. Richtig. Andererseits hat sich die 140-Zeichen-Nachricht zu einer eigenen
Kunstform entwickelt, um die Dinge auf den Punkt zu bringen. Zudem bekommen Sie bei unserem Twitter-Auftritt
@si_magazin – ja, wir heißen wirklich so – den schnellsten Smart Investor aller Zeiten. Denn ein Problem ist uns
aus dem Redaktionsalltag nur zu vertraut: Einen Tag nachdem unser SIW-Newsletter versandt wurde, sehen wir
eine interessante Entwicklung, die wir für mitteilungsbedürftig halten und in unsere Sammlung „Was wir Ihnen
unbedingt auch noch schreiben wollen“ aufnehmen. Eine Woche später ist das Ganze aber bereits Schnee von
gestern oder die sprichwörtliche Sau wurde so intensiv durchs Dorf getrieben, dass wir zu deren totgehetztem
Kadaver nicht unbedingt auch noch unseren Senf dazugeben müssen. Das Thema ist durch. Wenn uns also etwas
auf den Nägeln brennt, dann werden wir es künftig einfach einmal „zwitschern“. Wie die Twitterer unter Ihnen
wissen, ist das Medium interaktiv. Sie können uns dort antworten, einen Tweet weiterverbreiten, kommentieren
oder liken. Und natürlich können Sie uns folgen, damit Sie keinen unserer Gedankenblitze verpassen. Schauen Sie
doch gerne einmal in unserer guten „Zwitscherstube“ vorbei: www.twitter.com/si_magazin. Und wer noch nicht bei
Twitter ist und uns trotzdem folgen möchte, kann sich innerhalb weniger Minuten ein eigenes Konto erstellen.
Ein weiteres, ebenfalls relativ neues „Geschäftsfeld“ ist unser wikifolio „Smart Investor – Momentum“ (WKN des
zugehörigen Zertifikats: LS9CFN), in das inzwischen mehr als 80.000 EUR investiert sind. Das Spannende an
solchen wikifolios ist, dass Interessierte nicht nur die Zusammensetzung (Reiter „Aktuelles Portfolio“), sondern
auch alle Transaktionen (Reiter „Trades“) praktisch in Echtzeit verfolgen können. Aktuell befinden wir uns weiter in
der Nähe des Allzeithochs, erwarten uns jedoch weitere Zuwächse. Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio
Financial Technologies AG (www.wikifolio.com) war übrigens ebenfalls bei der Internationalen KapitalanlegerTagung in Zürich und stand den versammelten Experten Rede und Antwort zum Thema Social Investing.
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Zu den Märkten
Trotz jüngster Irritationen an den Märkten aufgrund der Äußerungen von Donald Trump lief es beim Gold weiter
wie an der Schnur gezogen nach oben – oder gerade deswegen? Dahinter könnte schon die klassische Flucht in
Sicherheit stehen, denn bis sich die von der neuen US-Regierung tatsächlich verfolgte Politik herauskristallisiert,
dürfte es noch einiges an Unsicherheiten geben. Dagegen spricht allerdings, wie geordnet die Bewegung bislang
lief (vgl. Abb.). Die Volatilität nahm ab und von Hektik war nichts zu spüren. Man darf sich allerdings nicht
täuschen, es sind gerade solche, vergleichsweise ruhigen Kursverläufe, die oft erhebliches
Überraschungspotenzial in sich bergen – wohl gemerkt in beide Richtungen.
(Noch) kein Ende der Fahnenstange
Am 9. März feiert der laufende Aktienbullenmarkt seinen achten Geburtstag. Was eine vergleichsweise lange Zeit
ist, denn im Schnitt dauerten Haussephasen seit den 40er Jahren gerade einmal fünf Jahre. Alter ist jedoch relativ.
Und Bullenmärkte sterben eher selten an Altersschwäche, sondern an einer Blasenbildung. Lesen Sie in unserer
aktuellen Grafik der Woche, warum an den Aktienmärkten noch eine finale Aufwärtsbewegung anstehen könnte,
bevor der aktuelle Bullenmarkt ein Ende findet.
Musterdepot Aktien & Fonds
Unser Musterdepot-Titel Solutions 30 hat die Übernahme eines deutschen Konkurrenten gemeldet. Lesen Sie
mehr dazu auf unserer Website im Bereich „Highlights/Musterdepot“ auf www.smartinvestor.de. Sie können sich
dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die letzten Wochentransaktionen verschaffen.
Smart Investor 1/2017
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Titelstory: Kapitalmarktausblick 2017 – Gefährlicher Ritt
Eigenkapitalforum 2016: Zwischen den Zeilen der Powerpoints
Nachhaltiges Investieren: Viel Wind um wenig Ertrag
Interviews: Sieben Anregungen zum Jahresausklang
Fazit
Festgefahrene Meinungen verstellen den Blick auf die Realität – in der Politik und an den Märkten.
Ralph Malisch, Christoph Karl
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erscheint jeden Mittwochnachmittag.
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