Open Doors Nachrichten

20. Januar 2017
Ägypten: Christlicher Familienvater getötet
Bereits der vierte Mord an Kopten seit Beginn des Jahres
(Open Doors, Kelkheim) – Eine Woche nach dem Mord an einem christlichen Ehepaar im Norden
Ägyptens wurde ein weiterer koptischer Christ getötet. Der 35-jährige Chirurg Bassam Safwat Atta
lebte mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern in der Stadt Dairut im Gouvernement Asyut und
wurde am 13. Januar erstochen in seiner Wohnung aufgefunden. Damit ist er bereits der vierte
Christ, der in diesem Monat in Ägypten ermordet wurde.
Bild: Dr. Bassam Safwat Atta, der am 13. Januar in seiner Wohnung ermordet wurde.
Ein professionell geplantes Verbrechen
Dr. Attas Ehefrau, Reda Nehal, die ebenfalls Ärztin ist, arbeitete an diesem Tag in einem Krankenhaus
in der Stadt Manfalut mehr als 30 Kilometer entfernt und war deshalb nicht zu Hause. Nachdem sie
mehrmals erfolglos versucht hatte, ihren Mann telefonisch zu erreichen, rief sie bei einem Kollegen
ihres Mannes an, doch auch dieser hatte nichts von Bassam gehört und konnte auch nichts in
Erfahrung bringen. Also kontaktierte sie ihren Nachbarn, Mokhles Nageh, worauf dieser sich,
nachdem auf sein Klopfen hin niemand geöffnet hatte, auf Anweisung Reda Nehals gewaltsam Zutritt
zur Wohnung verschaffte und den Ermordeten fand. Nageh ist sich sicher, dass es sich bei dem
Verbrechen um eine professionell geplante Tat handelt; der Mörder müsse gewusst haben, dass
Bassam an diesem Tag allein gewesen sei. Reda Nehal hatte ihre beiden Kinder mit nach Manfalut
genommen.
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„Der Arzt der Armen“
Freunde und Bekannte Dr. Attas äußerten sich äußerst schockiert: „Wir haben einen sehr guten
Mann verloren“, sagte einer seiner Kollegen, Dr. Michael Ramsey, gegenüber World Watch Monitor.
„Er hatte zu jedem im Krankenhaus eine gute Beziehung und lehrte uns durch seine Art Güte und
Demut. Er wurde ‚der Arzt der Armen‘ genannt, weil er viele arme Menschen in seiner Privatklinik
kostenfrei behandelte. Alle – Muslime genauso wie Christen – liebten ihn. Stets strebte er danach,
Gutes zu tun, und war sehr angesehen.“ Der Priester des Ortes, Abraam Tharwat, bestätigte diese
Würdigung Dr. Attas.
Gezielte Angriffe auf koptische Christen?
Die Umstände der Ermordung Dr. Attas ähneln sehr denen bei dem Doppelmord an einem
christlichen Ehepaar eine Woche zuvor; nicht nur, weil er ebenfalls mit einem Messer getötet wurde.
„Es gab keine Anzeichen für einen gewaltsamen Kampf in der Wohnung. Alles war an seinem Platz
und nichts fehlte, einschließlich des Geldes und des Schmucks von Bassams Ehefrau“, berichtete
Mokhles Nageh gegenüber World Watch Monitor. Das lässt darauf schließen, dass es sich auch in
diesem Fall nicht um einen Raubmord handelt, sondern dem Verbrechen andere, möglicherweise
religiöse Motive zugrunde liegen.
Die Häufung der Gewalttaten gegen Kopten in den vergangenen Wochen hat die ägyptischen
Christen in Angst und Schrecken versetzt. Obwohl sie immer wieder mit Diskriminierung konfrontiert
sind, wurden sie als Mitglieder einer traditionellen Kirche von den Behörden und dem muslimischen
Teil der Bevölkerung bisher weitgehend toleriert. Erst in den letzten Jahren kam es vermehrt zu
Angriffen auf sie vonseiten islamistischer Gruppen. Ägypten nimmt auf dem neuen
Weltverfolgungsindex von Open Doors Platz 21 unter den Ländern ein, in denen Christen am
stärksten verfolgt werden.
Quellen: World Watch Monitor, Open Doors
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