Deutsches Ärzteblatt 1977: A-2750

Zur Fortbildung
Aktuelle Medizin
Maligne Skelett Tumoren
FÜR SIE GELESEN
graphische Untersuchungen entdeckt werden. Es bestehen zahlreiche Hinweise, daß es tumorspezifische Antigene bei menschlichen
Sarkomen gibt, und man kann annehmen, daß die immunologische
Abwehrlage eines Patienten gegenüber seinem Knochensarkom mitentscheidend für die weitere Prognose ist. Mit tumorspezifischen Zytotoxizitätstesten kann die immunologische Reaktion des Patienten
überprüft werden. Dabei hat sich
herausgestellt, daß Patienten mit einem Abfall ihrer immunologischen
Reaktion nach der Operation nur geringe Überlebenschancen haben.
Die Lactatdehydrogenase (LDH) ist
wahrscheinlich ein Parameter mit
prognostischem Aussagewert beim
Ewing-Sarkom.
Neonatale Hypoglykämie
bei Hyperinsulinismus
-
Zusammenfassend ist festzustellen,
daß bei den bösartigen Tumoren des
Skeletts während der letzten Jahre
in Grundlagenforschung, Diagnose
und Therapie neue Erkenntnisse erreicht worden sind und daß man bezüglich der bisherigen ungünstigen
Prognose einiger dieser Geschwülste jetzt etwas zuversichtlicher sein
darf. Weiterer Fortschritt ist aber nur
dadurch zu erreichen, daß solche
Geschwülste an Zentren diagnostiziert, behandelt und registriert werden. An den Zentren selbst ist interdisziplinäre Zusammenarbeit auf
breitester Basis erforderlich.
Literatur
(1) Grundmann, E.: Malignant Bone Tumors,
Springer, Berlin-Heidelberg-New York (1976) —
(2) Hoeffken, W.. Schmidt, C. G.: Dtsch. med.
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Pieper, M., Ott, G., Becker. W., Willert, H.-G.:
Chirurg 45 (1974) 54-62 — (4) Willert, H.-G.,
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(1975) — (6) Front. Radiat. Ther. Onc. 10 (Karger, Basel, 1975), Primary Bone Cancer: The
Multidiscipline Disease — (7) J. Bone Jt. Surg.
57-A u. 57-B (1975) — (8) J. Bone Jt. Surg. 58-A
(1976) — (9) Orthopäde 5 (1976) — (10) Orthop.
Praxis 10/XII (1976) — Weitere Literatur bei den
Verfassern
Anschrift der Verfasser:
Professor
Dr. med. Hans-Georg Willert
Dr. med. Alfred Enderle
Facharzt für Orthopädie
Orthopädische Universitätsklinik
Friedrichsheim, Marienburgstraße 2
6 Frankfurt am Main 71 (Niederrad)
2750 Heft 46 vom 17. November 1977
Die persistierende Hypoglykämie
des Neugeborenen und jungen
Säuglings sind meist Folgen einer
inadäquaten Insulinsekretion oder
Folge eines angeborenen Enzymdefektes im Glukosestoffwechsel. Eine
rasche Diagnose und eventuell ein
aggressives therapeutisches Vorgehen sind angezeigt, um eine Schädigung des Zentralnervensystems
durch Substratmangel zu verhindern.
Die Autoren berichten über sechs
eigene Patienten mit schwerer persistierender Hypoglykämie, die sich in
den ersten sechs Lebensmonaten
manifestierten und Folge eines Hyperinsulinismus waren. Sie geben
weiterhin unter Berücksichtigung
der Literatur eine Übersicht über
Diagnostik und Therapie des durch
Nesidioblastose, Inselzellhyperplasie oder Inselzelladenom bedingten
Hyperinsulinismus. Zunächst sollte
die Therapie mit häufigen kohlenhydratreichen Mahlzeiten begonnen
werden, unter Umständen ergänzt
durch intravenöse Gaben von Zukker. Die Gabe von Glukagon, Glukokortikoiden, Epinephrin und Diazoxiden ist oft ineffektiv, so daß wiederholt schwere Hypoglykämien mit
Krampfanfällen und einer Schädigung des Zentralnervensystems auftreten können.
Die subtotale oder totale Pankreatektomie scheint die einzige Methode
zu sein, eine Normalisierung des
Blutzuckerspiegels zu erreichen,
doch etwa die Hälfte der Patienten
zeigt schon zu diesem Zeitpunkt eine irreversible mentale Schädigung.
Dies mag zum Teil durch eine verspätet durchgeführte Operation bedingt sein. Dieses operative Vorgehen wurde bei den sechs Patienten
der Autoren gewählt und erwies sich
als effektiv, eine Normalisierung des
Blutzuckerspiegels konnte bei allen
Patienten erreicht werden. Hinweise
auf eine Zerebralschädigung ergaben sich bei diesen nicht. Die Autoren empfehlen, die Milz bei der Operation in situ zu belassen wegen ih-
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rer Bedeutung für das immunologische Abwehrsystem.
Dck
Thomas, Jr., Colin G., Underwood, Louis E.,
Carney. Charles N.. Dolcourt, John L., Whitt,
John J., Ann. Surg. 185, (1977), 505-517 Colin
G. Thomas. Jr., M. D., Department of Surgery,
UNC School of Medicine, 136 Clinical Sciences
Building 229-H, Chapel Hill, NC 27514
Reaktive Hypoglykämie
nach Cocktails
Eine alkoholinduzierte reaktive Hypoglykämie spielt möglicherweise
bei einer Reihe von Verkehrsunfällen
eine Rolle, und zwar dann, wenn die
Blutalkoholspiegel deutlich unterder
erlaubten Höchstgrenze liegen.
In einem Versuch mit Freiwilligen erhielten die Probanden nach einem
normalen Frühstück zwischen 7.30
und 8.00 Uhr gegen 13.00 Uhr entweder drei Gin-Tonic (50 g Alkohol
und 60 g Zucker), Gin und SlimlineTonic (50 g Alkohol und 0.5 g Zukker) oder nur Tonic (60 g Zucker).
Während der folgenden fünf Stunden wurde ihr Reaktionsvermögen,
die klinische Symptomatik, Blutzukker und Seruminsulin analysiert. Der
alkoholhaltige Drink führte erwartungsgemäß zu einer geringgradigen bis mäßigen Trunkenheit. Gin
und Slimline-Tonic zeigten keinen
Effekt auf Blutzucker oder Insulinspiegel. Gin-Tonic bewirkte eine signifikant höhere lnsulinämie gefolgt
von einer ausgeprägten reaktiven
Hypoglykämie im Vergleich zur reinen Tonic-Lösung; drei der zehn
Probanden zeigten deutliche Symptome einer Neuroglykopenie. Bei
vier Probanden fiel der Blutzucker
innerhalb von drei bis vier Stunden
auf Werte unter 2,5 mmol/l ab. (45
mg/dl)
Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen die Beobachtung, daß
Drinks auf nüchternen Magen das
Reaktionsvermögen nachhaltig,
auch noch nach Stunden, zu beeinträchtigen vermögen.
O'Keefe. St. J. D., und Marks, V,: Lunchtime gin
and tonic a cause of reactive hypoglycemia
Lancet 1 (1977) 1286-1288
Departements of Clinical Biochemistry and
Medicine, St. Luke's Hospital, Guildford,
Surrey