Niedrigwasser bleibt, Eis kommt - Bundesanstalt für Gewässerkunde

Niedrigwasser-Berichtsperiode 11.01. – 19.01.2017
Niedrigwasser bleibt, Eis kommt
Bundesanstalt für
Gewässerkunde
Am Mainzer Tor 1
56068 Koblenz
Postfach 20 02 53
56002 Koblenz
Tel.: 0261/1306-0
Fax: 0261/1306-5302
Jörg Uwe Belz
Referat M1
Hydrometrie und Gewässerkundliche Begutachtung
Peter Krahe
Silke Rademacher
Referat M2
Wasserhaushalt, Vorhersagen und Prognosen
19.01.2017
Winterliches Niedrigwasser des Rheins bei Oppenheim im Januar 2017 (Bild: A. Gleim, BfG)
Nach einer sehr kurzen Erholungsphase sinken die Wasserstände und Abflüsse
an den Bundeswasserstraßen erneut. Die niedrigen Niveaus des ersten Januardrittels sind jedoch noch nicht wieder erreicht. Die tiefen Temperaturen führen
überdies in den Gewässern der östlichen Landesteile sowie im Netz der Kanalstauhaltungen zur Bildung von Eishindernissen. Perspektivisch zeigt sich keine
Veränderung der bestehenden Situation.
Meteorologische Entwicklung
Die mit dem Jahreswechsel einsetzende Abfolge von Sturmtiefs, Hochdruckgebieten
und wiederum Tiefdruckgebieten sorgte für wechselhaftes Winterwetter über Mitteleuropa. Dies setzte sich auch in der zweiten Berichtswoche (09.01. –15.01.) fort. Insgesamt brachten die durchziehenden Tiefdruckgebiete in der zweiten Kalenderwoche
für fast alle Flusseinzugsgebiete kräftige Regen- oder Schneefälle, die im Flächenmittel Niederschlagshöhen von 15 mm bis 35 mm erreichten (Abbildung 1). Eine Ausnahme bildet das internationale Odergebiet, in dem wie auch in der Vorwoche nahezu
keine Niederschläge fielen.
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19.01.2017
Abb. 1: Flächenmittel der Wochensummen des Niederschlages (WS), beginnend mit dem 2. Januar
2017 für Flussgebiete Mitteleuropas (vorläufige Werte mit ausländischen Flussgebietsanteilen, Mittelwerte basierend auf Stationsdaten; Datenquelle der Stationsdaten: Deutscher Wetterdienst und Wetterdienste des benachbarten Auslandes)
Die seit Beginn des Jahres vorherrschende ausgeprägte winterliche Wetterlage brachte
im Berichtszeitraum nun auch im Tiefland den Winter. In den Mittelgebirgen liegt mit
bis zu 1 Meter so viel Schnee, wie seit Jahren nicht mehr (Tabelle 1). Seit dem 16.01.
hat sich wieder eine niederschlagsarme Hochdruckwetterlage eingestellt. Diese erweist sich wie auch schon im Dezember als ziemlich stabil. Mit einer Nordost drehenden Strömung gelangte nunmehr sibirische Kaltluft nach Mitteleuropa. Dabei gab es
strenge Nachtfröste. Nur im Nordwesten und äußersten Norden wurden tagsüber noch
Temperaturen über 0°C erreicht, so dass der gefallene Schnee auch im Tiefland in
weiten Teilen Mitteleuropas noch nicht geschmolzen ist.
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Tab. 1: Schneehöhen an ausgewählten Stationen in den Mittelgebirgen, Voralpen und Alpen Deutschlands am 19. Januar 2017 07:00 (Datenquelle: Deutscher Wetterdienst)
STATION
Brocken
Kahler Asten
Nürburg
Bad Marienberg
Kleiner Feldberg
Wasserkuppe
Neuhaus
Fichtelberg
Hahn‐Flh.
Hof
Lichtenhain
Zwiesel
Freudenstadt
Stötten
Feldberg/Schw.
Oberstdorf
Hohenpeißenberg
Chieming
Zugspitze
Mittelgebirge
Harz
Rothaargebirge
Eifel
Westerwald
Taunus
Rhön
Thüringer Wald
Erzgebirge
Hunsrück
Fichtelgebirge Frankenwald
Sächsische Schweiz ‐ Osterzgebirge
Bayerischer Wald
nördl. Schwarzald
fränkische Alb
südl. Schwarzwald
westl. Voralpen
zentrale Voralpen
östl. Voralpen
Alpen
HÖHE
Schneehöhe
[m ü. N.N]
[cm]
1142
103
839
60
485
12
55
23
802
26
921
65
851
52
1213
115
497
2
567
25
352
32
613
797
734
1486
806
977
553
2960
49
36
23
47
42
29
8
240
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19.01.2017
Die hydrologische Lage in
Deutschland
Geringe Grundwasservorräte und Festlegung von Wasser durch Schnee und Eis
führen in Deutschland verbreitet zu niedrigen Wasserständen und Abflüssen. In der
Pegelkarte (Abbildung 2) verweisen orange
Markierungen auf Stationen mit besonders
niedrigen Wasserständen. Wie bereits in der
Vorwoche ist der Rhein besonders von
Niedrigwasser betroffen. Hier sind die
schifffahrtsrelevanten GlW-Marken (GlW =
gleichwertiger Wasserstand) vielfach bereits
unterschritten- bzw. dort, wo das noch nicht
der Fall ist (Rheinstrecke zwischen Moselmündung und der Grenze zu den Niederlanden) zumindest in Sichtweite.
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Abb. 2: Pegelkarte für Deutschland am 19. Januar
2017 Quelle: WSV/PEGELONLINE
Ähnliches gilt für die Pegelstände an Donau, Weser und oberer Elbe: Auch hier ist es
nicht mehr weit bis zur Unterschreitung der einschlägigen Niedrigwassermarken GlW
und (an der Donau) RNW.
Abbildung 3 zeigt die Entwicklung dieser Situation anhand repräsentativer Pegel an
den Bundeswasserstraßen. Dabei wird auch deutlich, dass die niedrigen Niveaus des
ersten Januardrittels nach der kurzen Erholung der vergangenen Tage noch nicht ganz
wieder erreicht sind.
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19.01.2017
Abb. 3: Ganglinie der täglichen Wasserstände (W) an repräsentativen Bundeswasserstraßenpegeln (Magdeburg/Elbe, Vlotho/Weser, Hofkirchen/Donau, Maxau/(Ober-)Rhein sowie
Ruhrort /(Nieder-)Rhein) vor dem Hintergrund der Unterschreitung der jeweiligen schifffahrtsrelevanten GlW- bzw. RNW-Schwellenwerte (Stand 19.01.2017)
Eislage
Die teilweise aufgetretenen zweistelligen Minustemperaturen der letzten Woche haben vornehmlich im Netz der deutschen Kanalstauhaltungen zur Eisbildung geführt.
Es kommt vielfach zu Behinderungen und Sperrungen von Streckenabschnitten und
Häfen. Hierbei sind insbesondere die östlichen Landesteile betroffen. Darüber hinaus
weist auch die freifließende Oder eine geschlossene Eisdecke auf und ist für den
Schiffsverkehr gesperrt. Ebenso gibt es an der oberen Elbe Behinderungen durch Eis
(vgl. www.elwis.de).
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Ausblick
Das kalte, trockene Wetter wird weiter anhalten. Nur für den Norden und Osten von
Deutschland werden vom Deutschen Wetterdienst und vom Europäischen Zentrum
für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) für die nächste Woche leichte Regenund Schneefälle vorhergesagt. Somit werden die Wasserstände in allen Flussgebieten
zunächst weiter fallen. Auch werden die Behinderungen durch Eis weiter anhalten.
Abbildung 4 zeigt die heutige 4-Tages-Vorhersage für den Pegel Duisburg-Ruhrort /
(Nieder-)Rhein der BfG, die im Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice
ELWIS veröffentlicht wurde.
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19.01.2017
Abb. 4: Pegel Ruhrort / Rhein: Wasserstandsvorhersage vom 19. Januar 2017
Erst am Ende der nächsten Woche geben steigende Temperaturen die Hoffnung auf
Zuflüsse zu den Flüssen aus Tauwasser. Abbildung 5 zeigt für den Pegel Ruhrort/Rhein einen Blick bis Ende Januar.
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19.01.2017
Abb. 5: Probabilistische Vorhersage für den Pegel Ruhrort/Rhein vom 18.01.2017
Dargestellt ist hier das Ergebnis, das auf der Auswertung einer sogenannten meteorologischen Ensemblevorhersage beruht. Diese ermöglicht es, etwas über die Vertrauenswürdigkeit der Vorhersage zu erfahren. Meteorologische Vorhersagen sind, wie
auch hydrologische Vorhersagen, immer mit Unsicherheiten behaftet. Daher stützen
sich heutige Methoden nicht nur auf eine einzige Vorhersage, sondern auf ein ganzes
„Ensemble“ von Vorhersagen, die eine Bandbreite der möglichen Wetterentwicklung
aufzeigen. In diesem Beispiel wurden die 51 Ensemblemitglieder der globalen Wettervorhersage des ECMWF vom 18.01.2016 0:00 Uhr genutzt, um ein hydrologisches
Vorhersagemodell anzutreiben. Im Anschluss wurden die 51 Wasserstandsvorhersagen statistisch ausgewertet, um etwas über die Wahrscheinlichkeit der möglichen
Entwicklung aussagen zu können (probabilistische Vorhersage). Es zeigt sich, dass die
Chance auf zumindest einen kleinen Anstieg Ende Januar besteht.
Die aktuellen Wasserstände und Vorhersagen sowie Informationen zur Eislage finden
Sie im Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS (www.elwis.de) unter „Gewässerkundliche Information“ – „Wasserstände“.
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